Tom hat geschrieben:Die Gleichsetzung von Antiamerikanismus mit Antisemitismus, so hab ich durch dich gelernt hat Adorno formuliert.
Du hast weiter unten Respekt gegenüber deinen Gefühle gefordert.
Mir persönlich sind in diesem Zusammenhang deine Gefühle überhaupt nicht klar, weil du sie m. E. nicht äusserst. Ich nehme das, was du vorbringst eher auf der intellektuellen Ebene wahr-soweit ich dir folgen kann.
Was mich interessiert ist: warum regst du dich über meine Spitze auf, was genau macht den Witz in deinen Augen "geschmacklos"(??), und wo verletzt dich das Ganze in deinen Gefühlen?
Das Zitat bei Adorno war wohl sowas wie "Holz von selben Stamm", was er damit meint und was in dem Umfeld mit dem ich politisch sympathisiere darunter Verstanden wird, ist dass sich beide Vorurteile besonders aus deutscher Sicht strukturell und ihrer Funktion sehr nahe sind, so dass Überschneidungen und Anschlussmöglichkeiten zwischen beiden nicht zufällig sind. Aber da wir uns ja in der Begriffsbestimmung von Antisemitismus nicht einig waren, ist es müssig darüber zu debattieren, da ich die Bestimmung eben 'intellektuell' vornehmen will.
Das mit den Gefuehlen ist so eine Sache. In der Tat ärgert mich, dass du diesen Automatismus unterstellst. Denn es dürfte ja nicht entgangen sein, welche Position in ich so im Allgemeinen vertrete und da nicht gerade viele Mitstreiter habe. Da nehm ich so was schon mal auf mich bezogen wahr und dann will ich auch klar stellen, was ich den nun wirklich gemeint hab.
Andererseits ist es jenseits meiner unmittelbaren Befindlichkeit so, dass mit du mit diesem unterstellten Automatismus, denn Kern einer Kritik des Antiamerikanismus lächerlich machst, da es jedem und insbesondere mir, schon klar ist, dass jemand der zB die Fed bescheuert findet, nicht automatisch Vernichtungslager will. Wenn einer Kritik des Antiamerikanismus dieser Kurzschluss unterstellt wird, dann will man diese Kritik als hysterisch und unzulässig blamieren. Ich halte sie aber für notwendig, da sich jede Menge eigentlich als kritisch und emanzipatorisch angetretene Leute, an so nem Zeug abarbeiten und damit den falschen Adressaten und die falsche Methode gewählt haben. Dass man damit nebenbei in schöner Regelmäßigkeit, in argumentativer Nähe zu Reichsbürgern oder anderen Typen landet, ist gar nicht mein Kritikpunkt. Aber es sollte einen schon stutzig machen, wenn das, was sich erstmal so richtig 'anfühlt', von Leuten geteilt wird, die man selbst zurecht für ganz schöne Unsympathen hält. Man könnte das zum Anlass nehmen, von sich selbst zurückzutreten und zu Fragen, woher kommen da meine Eindrücke und Gefühle, dass ich die Welt so und so wahrnehme und dieses Innenleben nicht immer gleich als etwas was per se verteidigt werden muss, setze. Ich argumentiere ja absichtlich so wie ich es tue, dass das Zeug angreifbar ist und ich mich nicht auf die Ebene, jetzt ist das innerste Subjekt 'Buttrock' in seiner psychischen, metaphysischen oder gar transzendenten Totalität angegriffen, zurückziehen kann. Wenn ich Mist erzähl und mir erklärt einer warum das Mist ist, dann nehm ich das gerne an und manchmal muss man auch innehalten und sagen hier gibts nen Widerspruch der sich nicht auflösen lässt.
Das liegt aber vielleicht alles daran, das ich den ganzen Kram über den wir streiten als etwas betrachte, dass ausserhalb von mir stattfindet und das ich darüber etwas wissen kann wenn ich mich um entsprechende Erkenntnis bemühe.
Die 'Verletzung' käme, um in deiner Sprache zubleiben, daher, dass ich mich ärgere, das hier manchmal nicht-viables Wissen verbreitet wird, dass dem emanzipatorischen Zweck den es vorgibt zu haben und vor allem dem, den den ich verfolge, zuwiderläuft.