Warum Konkurrenz die Qualität nicht steigert

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Mr Knowitall
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Warum Konkurrenz die Qualität nicht steigert

Beitragvon Mr Knowitall » Mi 11. Mai 2016, 17:27

http://www.studis-online.de/StudInfo/uni_angst.php

Es wird ja gern beklagt, dass die heutige Jugend und Studentenschaft vor allem ultrakonformistisch und zu keinem eigenen Gedanken fähig ist.
Nicht verwunderlich, aber verlogen, wenn man nicht sagt, warum das so kommen muss.

Han Solo

Re: Warum Konkurrenz die Qualität nicht steigert

Beitragvon Han Solo » Mi 11. Mai 2016, 18:21

Klar, man kann immer alles auf das System schieben. Aber vielleicht werden die Studierenden immer jünger (mangels Bund/Zivi, G8), damit unreifer, unselbständiger und unsicherer. Hinzu kommt eine oft festzustellende "Nichts-leisten-aber-alles-in-Anspruch-nehmen-wollen"-Mentalität. Und diese Angst vor Kritik und sich etwas nicht trauen wollen: Mal ehrlich, das hatte ich im Studium auch, war introvertiert, hab mich so gut wie nie gemeldet aus Angst, was Falsches zu sagen. Hab trotzdem alles gelernt und meinen ABschluss gemacht. Wer sich dadurch das Studium vermiesen lässt, der sollte sich vielleicht wirklich was anderes suchen. Das Ausbleiben wissenschaftlichen Fortschritts kann man nun in Deutschland auch wahrlich nicht feststellen. Es mag immer wieder Leute geben, die mit dem System nicht zu recht kommen. Die müssen dann halt versuchen an ihren "wunden Punkten" gegenzusteuern oder sich was anderers suchen. Das System wird sich wegen ihnen sicher nicht ändern.

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Mr Knowitall
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Re: Warum Konkurrenz die Qualität nicht steigert

Beitragvon Mr Knowitall » Mi 11. Mai 2016, 18:37

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass deine Einlassung die Thesen im Text bestätigt.
Auf Textverständnis kommt es im Studium nicht so an, solange man das nachplappern kann, was der Prof gern hört. In Naturwissenschaften geht das freilich etwas weniger.
Dass es vielen Abiturienten an allem mangelt, was in der Kaiserzeit Voraussetzung für ein Studium gewesen sein mag, hilft sicher auch wenig.

http://www.wz.de/home/politik/inland/st ... -1.2163173

Die Zahl der Abiturienten steigen, die Notendurchschnitte im Abitur werden immer besser, die Anmelde-Zahlen an den Universitäten explodieren – das alles klingt gut und deutet auf eine funktionierende Bildungsnation Deutschland. Die Realität aber ist laut einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung über Bildungsstandards von Schulabgängern in Deutschland eine andere. Tenor: Die Noten werden immer besser, die Bildung immer schlechter. Vielen Schulabgängern fehlen der Studie nach in Ausbildung oder Studium wichtige Grundlagenkenntnisse.


Paradoxerweise führen die Angst der Eltern um die Existenz ihrer Kinder und das Streben nach einer besseren Ausbildung ALLER zu keinem höheren Bildungsniveau, sondern einfach zu Anpassung und einem Verfall der Hochschulbildung. Vom Gymnasium will ich gar nicht reden.


Han Solo

Re: Warum Konkurrenz die Qualität nicht steigert

Beitragvon Han Solo » Mi 11. Mai 2016, 19:03

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass deine Einlassung die Thesen im Text bestätigt.


Ich glaube nicht, dass der Autor für die Mehrzahl von Hochschulangehörigen spricht.

Auf Textverständnis kommt es im Studium nicht so an, solange man das nachplappern kann, was der Prof gern hört.


Das kommt auch auf den Studiengang und das Fach an. In manchen Fächern kommt man mit stupidem Auswendiglernen vielleicht noch halbwegs durch. Bei Verständnisfächern ist dann aber spätestens Schluss mit lustig. Es gibt keinen Studiengang, der allein mit Auswendiglernen zu bestehen ist. Und wenn's da hapert, macht es keinen Spaß mehr. Aber dann sollte man das halt nicht verbissen durchziehen, wenn es nicht passt, sondern frühzeitig sich was anderes überlegen, wenn die eigenen Neigungen woanders liegen (ist ja nicht schlimm). Man muss sich halt nur halbwegs realistisch einschätzen können.

Und an den Hochschulen wird schon auch ausgesiebt. Es ist ja nicht so, dass nur weil die Leute schlechter werden, das Niveau der Lehrveranstaltungen künstlich gesenkt würde. Da würden die Hochschulen ihren Ruf aufs Spiel setzen.

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Re: Warum Konkurrenz die Qualität nicht steigert

Beitragvon Mr Knowitall » Mi 11. Mai 2016, 19:19

Ich will mich ja nicht um des Kaisers Bart streiten, aber du wirst dich schwer tun, das, was du behauptest, mit Fakten zu untermauern.
Die Hochschullehrer sagen was anderes.
Vor 10 Jahren hat ein Dozent beim Sport an der Uni schon darüber geklagt, dass er nun in einer Chemieklausur auf Geheiß des Profs die Mindestpunktzahl noch weiter nach unten setzen muss, da sonst 80% Prozent durchfallen, damit wiederholen müssen, und er und seine Kollegen dann fast doppelt so viele Klausuren im nächsten Semester korrigieren müssen, wo dann wieder viele durchfallen, was einen dementsprechenden Rattenschwanz nach sich zieht.

Es gibt mittlerweile Studenten und auch Lehrer, die kaum lesen und schreiben können. Nicht dass das in der heutigen Schullandschaft noch eine Rolle spielen würde, aber das wäre vor 30 Jahren undenkbar gewesen.

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Re: Warum Konkurrenz die Qualität nicht steigert

Beitragvon Cat Carlo » Mi 11. Mai 2016, 19:38

Naja, selbst anno 68 waren die aktiven Linken keine 10% der Jugend. Und auch die wollten auch nur von den anderen was haben und nix selber geben. Und bei Arbeitslosenraten unter 3% konnte man das Maul schon eher aufreissen. Der Druck hinsichtlich der eigenen Lebensplanung ist heute auch erheblich stärker. Dazu kommen mehr Einzelkinder, insgesamt weniger Kinder in einer erwachsene Welt. Dazu eine gerade technisch erheblich kompliziertere Welt, durch die auch Jugendliche immer weniger durch sehen.Und auch damit verbunden immer größere Lerninhalte. Irgendwas muss dann auch hinten runter fallen.

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Re: Warum Konkurrenz die Qualität nicht steigert

Beitragvon Zakk » Mi 11. Mai 2016, 21:09

Um es mal auf mich zu beziehen. Ich habe zwar formal studiert. Aber eigentlich war es eine Art Berufsausbildung ohne spezifischen Abschluss. Vorbereitung auf das Richteramt. Die Reformansätze der 70er und 80er Jahre wurden Mitte der 90er beerdigt. Und man war wieder da, wo man vor 400 Jahren auch schon war. Scheine bestehen und dann ab zum Repetitor.

Die Keule Arbeitslosigkeit und Bologna dürften den allermeisten den Rest geben…. Ich könnte es verstehen. ….

Die Bologna-Reform wieder ja immer wieder als Vereinheitlichung von Abschlüssen (Bc. und Master) verkürzt. Dabei handelt es sich um die Privatisierung des Hochschulwesens (Stichwort: McDonald´s Universität, wobei deren Kandidaten angeblich nach Durchlaufen sehr gute Chancen haben sollen).

Wer will bei soviel Kraut-und-Rüben-Hochschul-Allerlei noch Qualität kontrollieren...

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Re: Warum Konkurrenz die Qualität nicht steigert

Beitragvon Mr Knowitall » Do 12. Mai 2016, 09:23

Es gibt halt mehr.
Mehr Abiturienten, Studenten, Credit Points, die man runterreißen muss.
Mehr Angst, den Schnitt für den Master nicht zu schaffen und einem BA in die Welt entlassen zu werden.
Ich sehe nicht, dass sich da für die Beteiligten viel gebessert hätte.

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Re: Warum Konkurrenz die Qualität nicht steigert

Beitragvon Reinhardt » Do 12. Mai 2016, 10:30

Han Solo hat geschrieben: In manchen Fächern kommt man mit stupidem Auswendiglernen vielleicht noch halbwegs durch. Bei Verständnisfächern ist dann aber spätestens Schluss mit lustig. Es gibt keinen Studiengang, der allein mit Auswendiglernen zu bestehen ist.


Doch, doch, die gibt es.
Ich will mal so sagen: Ich bin Naturwissenschaftler und das auch von Beruf. Und alles, was mir heute weiterhilft, ist weder das, was ich in der Schule lernte, noch das, was ich an der Uni (das war natürlich noch 20-30 Jahre vor Bologna) in mich reintrichterte.
Sondern das, was ich mir zuvor an Grundzusammenhängen selber in meiner Freizeit aus eigenem Antrieb erschloss, schlicht, weil es mich interessierte und meine Leidenschaft war.
Der Eintritt ins Studium und die ersten Semester waren mit die frustrierendste und demotivierendste Zeit meines Lebens.

Fazit: Meine berufliche Kompetenz besteht aus dem, was ich zwischen meinem sagen wir 8. und 18. Lebensjahr mit meinem Gehirn angestellt habe. Was zeigt, auf welches Level schlicht ein motiviertes Kind kommen kann. Und ich bin da bestimmt kein Sonderfall, das dürfte für alle gelten.
Kinder sind nämlich zu Unglaublichem fähig, wenn sie für etwas begeistert sind, wie auch die Links von Tom nahelegen.
(Teils verschrobene) Extrembeispiele zeigt ab und zu die Familienshow "Groß gegen Klein".

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Re: Warum Konkurrenz die Qualität nicht steigert

Beitragvon Spanish Tony » Do 12. Mai 2016, 16:42

@knowi
:thumbup:

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Re: Warum Konkurrenz die Qualität nicht steigert

Beitragvon Spanish Tony » Do 12. Mai 2016, 16:52

@multi und Han
Also ich hab ja seinerzeit an der FH in Madrid Rauschgifthandel studiert. Da bin ich mit auswendig lernen gut durchgekommen.
Die Praxis auf der Strasse sieht aber dann doch ganz anders aus. Da konnte ich nur wenig von meinem Studium profitieren

Schnabelrock

Re: Warum Konkurrenz die Qualität nicht steigert

Beitragvon Schnabelrock » Do 12. Mai 2016, 19:01

Das ist völlig richtig, wobei wir ja heute schon den Bachelor of Kleindealing haben. Jeder einfache Jointsachbearbeiter, der zwei Tüten im Erdbunker hortet, hat doch mittlerweile mindestens FH-Abschluss. Wobei die Abschlüsse auch nicht mehr sind, was sie früher waren. :mag:

Han Solo

Re: Warum Konkurrenz die Qualität nicht steigert

Beitragvon Han Solo » Do 12. Mai 2016, 22:16

Zakk hat geschrieben:Die Bologna-Reform wieder ja immer wieder als Vereinheitlichung von Abschlüssen (Bc. und Master) verkürzt. Dabei handelt es sich um die Privatisierung des Hochschulwesens


Was meinst Du damit konkret?

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Re: Warum Konkurrenz die Qualität nicht steigert

Beitragvon Mr Knowitall » Fr 13. Mai 2016, 10:08


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Re: Warum Konkurrenz die Qualität nicht steigert

Beitragvon Matt 66 » Fr 13. Mai 2016, 10:28

Ich hab`s doch schon vor Jahren gesagt: es gibt zu viele Abiturienten!

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Re: Warum Konkurrenz die Qualität nicht steigert

Beitragvon Mr Knowitall » Fr 13. Mai 2016, 10:30

Ein Akzent ist kein Apostroph, gell!

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Re: Warum Konkurrenz die Qualität nicht steigert

Beitragvon Mr Knowitall » Fr 13. Mai 2016, 10:33


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Re: Warum Konkurrenz die Qualität nicht steigert

Beitragvon Reinhardt » Fr 13. Mai 2016, 10:37

Und das war bereits vor 7 Jahren, wenn ich das richtig sehe ...

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Re: Warum Konkurrenz die Qualität nicht steigert

Beitragvon Mr Knowitall » Fr 13. Mai 2016, 10:42

Jep, uralt. Da war ich selbst grad aus der Uni raus. Ein einsamer Rufer...


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