Kreativität

tortitch

Kreativität

Beitragvon tortitch » Sa 17. Okt 2015, 10:12

ja ja, für manche ein Unwort irgendwo aus der bürgerlichen Waschküche links-alternativer Psychoesoterik.
Egal.
Beschäftigt mich trotzdem seit einiger Zeit:
Was ist K.?
Wie kommen kreative Momente zustande?
Was ist ihnen günstig, was nicht?
Was zeichnet kreative Menschen aus?
Gibt es Tricks und Methoden, die K. fördern?

Und ich meine jetzt nicht das Grundwissen und die Techniken, die in einschlägiger Literatur mit Titeln wie "Kreativitätstechniken für Schule und Beruf" hinreichend zugänglich sind.
Vielen Dank
Tortitch

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Aldaron
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Re: Kreativität

Beitragvon Aldaron » Sa 17. Okt 2015, 10:53

Kreativ sind alle, die etwas erschaffen. Meine ich.

Ich find das hier klasse, auch wenn der Titel nach Eso klingt und so manchen abschrecken mag. Der ist dann halt selbst schuld:

http://www.amazon.de/K%C3%BCnstlers-spi ... rs+cameron

Da geht es z.B. darum, seine "Morgenseiten" zu schreiben: Das erste was du nach dem aufstehen tun sollst, ist drei Seiten in einem Notizbuch oder sonst wo mit allem vollzuschreiben, was dir in den Kopf kommt. Das strukturiert ungemein. Ich finds geil. Das umschreibt aber nur 5% des Buches.

Weiß nicht, ob du das jetzt mit Grundwissen meinst.

Achja: Das eigene Kind in einem muss gefüttert werden. Deswegen spielen wir ja alle so gern Gitarre.

tortitch

Re: Kreativität

Beitragvon tortitch » Sa 17. Okt 2015, 11:05

Was die Autorin schreibt, scheint ja auf eigene Erfahrungen zurückzugehen. Insofern geht es über das Wiederholen des "Grundwissens" hinaus.
Mit dem Kind und dem Füttern kann ich allerdings keinen klaren Sinn verbinden.

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Cat Carlo
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Re: Kreativität

Beitragvon Cat Carlo » Sa 17. Okt 2015, 11:11

Kreativität ist ein Unwort irgendwo aus der bürgerlichen Waschküche links-alternativer Psychoesoterik

Kreativität ist wahrscheinlich nicht lernbar. Sie ist uns angeboren. Genauso wenig, wie man mit Kreuzworträtzeln die allgemeine Geistige Fitness trainieren kann, ist hier wohl ein gezieltes Training nicht möglich. (Das mit den Kreuzworträtzeln ist nachgewiesen!)

Wir dürfen vermuten und spekulieren. Weil: Ich habe mich in den 90ern ein bisschen für Psychologie und Hirnfunktionen interessiert. Die 90er wahren ja von Clinton zum Jahrzehnt des Gehirns ausgerufen worden und die Forschung wurde entsprechend gefördert. Hat auch einiges gebracht, aber: So etwa voriges Jahr im Herbst (2014) gab es dazu ein Interview mit einem Neurologen aus Bremen im DLF. Die mir in Erinnerung bleibende Aussage ist folgende: Wie das Gehirn im gesamten funktioniert, ist uns heute selbst im Ansatz noch völlig schleierhaft. (Im Wortsinn etwa.) Eine schöne Voraussetzung für einen ausgedehnten Streit. Ich mach die Gegenseite.

Kreativität würd ich mal bezeichnen als die Fähigkeit des Auffindens von neuen geistigen Modellen, Lösungswegen und sonstigen Abläufen. Sie steht nicht im Widerspruch zu angelernten Verhaltensweisen, sondern nutzt sie quasi als Werkzeug. Ich kann mir tatsächlich ohne die Fähigkeit, ein Instrument zu spielen, ein geiles Solo ausdenken. Aber ohne die angelernten Fähigkeiten spielen, singen oder Noten schreiben wird es meinen Bregen nie verlassen. Mist auch.

Der Kreativität förderlich ist ein gewisser psychischer Druck. Das ist womöglich auch der Zweck der Kreativität, in scheinbar ausweglosen Situationen einen Lösungsweg zu finden. Allerdings nicht für aktuelle, kurzfristige Probleme. Dazu unten mehr. Die Lösungsfindung findet wohl im Unterbewusstsein statt (Spekulation!); vor allem auch nachts im Schlaf. Es gibt ja in der modernen Hirnforschung auch den Ansatz, das unser Bewusstsein nur vorgetäuscht ist, die eigentlichen Handlungen bestimmt "jemand anderes" im Unterbewusstsein. Is ein spannendes Thema.

Zu den ausweglosen Situationen: Wenn ich in Situationen bin, in denen Adrenalin ausgeschüttet wird, ist kreatives Denken ausgeschlossen. Das Adrenalin selbst hindert die Synapsen am feuern. Es sind nur noch antrainierte Handlungen möglich. Vermuteter Sinn: Wenn der Säbelzahntiger hinter dem Busch lauert, kann ich nicht am Flipchart länge Lösungswege diskutieren, dann gibt's nur eins: rennen, rennen, rennen. Praktische Beispiele aus dem täglichen Leben: Prüfungsangst, Lampenfieber. Adrenalin schnell abbauen kann man mit Bewegung, möglichst sportlich. Jetzt hab' ich mal wieder das Thema verlassen, sorry, aber für manchen vielleicht interessant.

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Aldaron
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Re: Kreativität

Beitragvon Aldaron » Sa 17. Okt 2015, 11:16

Das führt sie in dem Buch näher aus und ich kann's grad nicht wirklich in aller Ausführlichkeit wiedergeben. Sie sagt zum Beispiel, man soll sich einmal die Woche zum Künstlertreff ausführen um dieses "Kind" in sich zu füttern. Ich kann das kaum wiedergeben, ohne jetzt ganze Kapitel aus dem Buch abzuschreiben. ;)

Das Buch ist quasi ein Kurs, der Woche für Woche ein neues Kapitel mit unterschiedlichen Aufgaben hat. Zum Beispiel ist eine Woche Leseentzug enthalten: Heißt: Sobald es sich vermeiden lässt, darfst du gar nichts lesen. Keine SMS, keine E-Mail, kein Buch, keine Zeitung - nichts! Nur deine Aufgaben in dem Buch natürlich. Meine Frau hat das schon durchziehen können, ich noch nicht. Aber das muss es ziemlich bringen, weil dieser dauernde Fluss von Information mal unterbrochen wird.

tortitch

Re: Kreativität

Beitragvon tortitch » Sa 17. Okt 2015, 11:17

@Kater
Auch wenn es jetzt unfreundlich klingen mag. Aber das ist so ungefähr das, was man schnell zusammenliest, wenn man anfängt, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Insofern "Grundwissen", das ich nicht besonders hilfreich finde.

Tom

Re: Kreativität

Beitragvon Tom » Sa 17. Okt 2015, 11:26

tortitch hat geschrieben:ja ja, für manche ein Unwort irgendwo aus der bürgerlichen Waschküche links-alternativer Psychoesoterik.
:dizzy: wofür entschuldigst du dich?

Was ist K.?
Der grundlegende Zustand des Menschen in seiner Kommunikation mit seinem Innen und dem Aussen.
Wie kommen kreative Momente zustande?
In einer angstfreien möglicherweise geschützten und gelassenen Umgebung.
Was ist ihnen günstig, was nicht?
Günstig ist es sich seinen Glaubensmustern und Ängsten auseinander zu setzen. Ungünstig ist es eigene oder erworbene Erwartungen glauben erfüllen zu müssen.
Was zeichnet kreative Menschen aus?
Lebensfreude, Humor, Gelassenheit, Einfachheit.
Gibt es Tricks und Methoden, die K. fördern?
Erhöhe deinen Output und höre (zunächst) auf ihn zu bewerten. Entkopple die Bewertung deiner Ergebnisse von den schöpferischen Phasen.

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Cat Carlo
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Re: Kreativität

Beitragvon Cat Carlo » Sa 17. Okt 2015, 12:43

Hallo Tortich, ich wollte doch nur Deine Fragen beantworten. Also hier noch mal kurz und direkt:

Was ist K.? Neues finden,
Wie kommen kreative Momente zustande? Weiß man nicht
Was ist ihnen günstig, was nicht? Kein Adrenalin, Schlaf, trotzdem psychische Druck etwas fertig zu bekommen
Was zeichnet kreative Menschen aus? Gibt es nicht, wir unterscheiden uns da alle nur marginal.
Gibt es Tricks und Methoden, die K. fördern? Ziele setzen, Erfahrungen sammeln (Stücke üben), Einfälle aufschreiben/aufnehmen

Sobald das Wort Kreativität fällt, genauso wie Talent, werde ich hellhörig. Diese Vokabeln werden von Menschen gebraucht, die nicht wahr haben wollen, wie viel Arbeit in einer künstlerischen Tätigkeit liegt. Wer sich über Jahre täglich 5 h auf den Arsch setzt und alles mögliche übt, wird keine Probleme mit der Kreativität haben. Wobei Gitarre ja noch eine Vorteil hat: man kann auch im Stehen üben. :flower:

tortitch

Re: Kreativität

Beitragvon tortitch » Sa 17. Okt 2015, 12:45

Cat Carlo hat geschrieben:Hallo Tortich, ich wollte doch nur Deine Fragen beantworten.


Ja, ich weiß. :flower:

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Aldaron
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Re: Kreativität

Beitragvon Aldaron » Sa 17. Okt 2015, 13:02

Ich geh es so an: was inspiriert mich und was macht mich glücklicher? Da gehört vernünftiges Essen dazu, da gehört aber auch meine Kreative Startphase hinzu. Und da war ich sehr jung, sprich: mir macht's einen tierischen Spaß, Szenen für meine Schreiberei mit Lego nachzubauen um auch ein visuelles Hilfsmittel zu haben.
Die richtige Musik und Stimmung.
Reisen
Tee und Kaffee
Spaziergänge
Dinge, die generell auch mal kein Geld kosten müssen.

Die Liste kann lang werden. Und man kommt kaum ums Esogewäsch rum. ;) sollen die die Nase rümpfen, die sich selbst in ihrer Kreativität damit blockieren. Ich sehe das nämlich wie der Kater.

tortitch

Re: Kreativität

Beitragvon tortitch » Sa 17. Okt 2015, 13:07

Tom hat geschrieben:Erhöhe deinen Output und höre (zunächst) auf ihn zu bewerten. Entkopple die Bewertung deiner Ergebnisse von den schöpferischen Phasen.


Ja, das hab ich auch schon mehrfach so gelesen und da ist sicher auch was dran. Auf der anderen Seite: Wenn ich gerade was schreibe, dann bin ich immer dabei, zu entwerfen und zu verwerfen. Ich nenn das: Denken in Alternativen. Nu ja, wenn ich mir das jetzt so angucke, dann ist das wohl auch eine Form von "Output erhöhen".

Tom

Re: Kreativität

Beitragvon Tom » Sa 17. Okt 2015, 13:28

Für mich persönlich (und das war ja deine Fragestellung) ist es wie beschrieben.
Eben im kreativen und schöpferischen Machen Bewertung und reflektierenden Intellekt
möglichst auszublenden. Und genau das ist das "Übbare" daran.

Gib dem Prozeß Struktur. Die von David erwähnten Morgenseiten sind so etwas.
Die vorgegebene Struktur könnte hier sein. 10 min. drauflosschreiben.

Übertragen auf Songwriting etwa: schreibe jeden Tag einen Song mit mindestens einer Strophe und einem Refrain oder mehr wenns daherkommt. Nimm das erstbeste was daherkommt. überbewerte das Material nicht.

Basslümmel

Re: Kreativität

Beitragvon Basslümmel » Sa 17. Okt 2015, 14:34

Jeder atmende, lebende Mensch ist auf irgendeine Art Kreativ. Ob sich das in Resultaten zeigt, oder nicht, es gibt nur kreative Menschen.

Die Trennung in Künstler und Nicht-Künstler ist eine künstliche Trennung. Eine Grenze, die erfunden wurde, um zu idealisieren und zu romantisieren, und um Kreativität zu Kommerzialisieren. Wenn alle Menschen kreativ sind, besteht wenig Grund Künstler auf einen Sockel zu heben. Sie machen ihr Ding, wie alle Arbeiter oder Mütter dieser Welt.

Es geht herzlich wenig darum, die perfekte Melodie, das perfekte Bild, die perfekte Bewegung, die perfekte Skulptur, den perfekten Film zu schaffen. Das ist nicht möglich. Perfektion von Menschenhand ist unmöglich und unnötig.

Einfältigkeit ist näher an wahrer Größe, als Perfektionismus.

Nicknack

Re: Kreativität

Beitragvon Nicknack » Sa 17. Okt 2015, 14:40

Kreativität als Begrff stammt aus den 40/50er Jahren des letzten Jahrhunderts, als die Streitkräfte der USA alle möglichen Menschen darauf angesetzt haben, neue und machbare Methoden zu erfinden, wie man das machen kann, was Streitkräfte eben so machen (wollen).

In diesem Zusammenhang haben sie sich gefragt, was für Menschen man da am besten rekrutiert, was die können bzw. lernen müssen. Dabei sind sie auf "Kreativität" gestoßen. Gegeben hat es die natürlich immer schon, aber der Begirff stammt daher.

Kreativität bezeichnet insofern die Fähigkeit, in einer gegegeben Situation mit gegebenen Mitteln eine neue Lösung für ein gegebenes Problem zu entwickeln.

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Zakk
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Re: Kreativität

Beitragvon Zakk » Sa 17. Okt 2015, 16:48

Alle senfen… dann will auch mal….

Karlo hat einiges gesagt, was mit meinen popolärwissenschaftlichen Kenntnissen mehr oder weniger übereinstimmt. Das Abstellen auf die Ontologie des Kreativitätsbegriffes ist zwar toll, aber da war der Torte wohl nicht ganz so interessiert an. Da Neurowissenschaftler u.a. den Begriff benutzen, ist er wohl noch zu verwenden ohne die große Grundsatzerklärung.

M. Spitzer hat darauf hingewiesen, dass Angst und Kreativität nicht zusammenpassen. Wer Angst bei der Matheprüfung hat, ist nicht in der Lage kreative Lösungen zu finden. Der Gedanke, dass ein gewisser Druck erforderlich ist, stimmt m.E. auch wieder.

Ich stelle fest, dass es auch immer wieder einen Grundantrieb im Sinne eine PRAKTISCHEN Erfordernisses geben muss. D.h. es muss eine Situation vorliegen, in der ganz konkret und praktisch etwas verlangt wird. D.h. erst in der Situation besteht der Bedarf und das ist häufig Auslöser für eine kreative Leistung (Wie wäre es, wenn wir den Schrank hierüber stellen und dadurch Platz für .. schaffen usw.) Ich finde es z.B. sinnlos Songs auf Halde zu produzieren und ich kann ihn nicht zu Gehör bringen. Will ich aber am Rechner einen "Song" fertig stellen, muss ich mir überlegen, wie ich harmonisch von Teil B wieder elegant zu Teil A gelange.


Just my 50 Cts.

Tom

Re: Kreativität

Beitragvon Tom » Sa 17. Okt 2015, 17:15

Ich bin raus, wenn es um Kreativität im Bezug auf Problemlösungen geht; das ist nicht meine Baustelle.

Tom

Re: Kreativität

Beitragvon Tom » Sa 17. Okt 2015, 17:20

Zakk hat geschrieben:Ich finde es z.B. sinnlos Songs auf Halde zu produzieren und ich kann ihn nicht zu Gehör bringen. Will ich aber am Rechner einen "Song" fertig stellen, muss ich mir überlegen, wie ich harmonisch von Teil B wieder elegant zu Teil A gelange.

Letzteres ist m. E. keine kreative Leistung in meinem Sinn, sondern Handwerk.
Für mich gehts bei Kreativität immer um die Bereiche NEULAND und ENTWICKLUNG/EVOLUTION. Also Kreativität im Sinne einer Befreiung.

Hüther verbindet Kreativität mit Begeisterung.

tortitch

Re: Kreativität

Beitragvon tortitch » Sa 17. Okt 2015, 17:26

Diese beiden Bedeutungsvarianten von Kreativität (Problemlösung und schöpferisches Tun) würde ich nicht so strikt trennen. Ich seh das so wie Zakki: Es ist gut, wenn ein Anlass vorliegt, z.B. das Bedürfnis einen Song zu schreiben oder auch der Auftrag, das zu tun. Und da liegt eben auch die Verwandtschaft zum problemlösenden Denken. Das "Problem" lautet dann eben: Ich brauch einen neuen Song.

tortitch

Re: Kreativität

Beitragvon tortitch » Sa 17. Okt 2015, 17:32

Und sicher hängen Kreativität und Begeisterung zusammen. Weil es beglückend ist, kreativ zu sein. Es ist immer auch eine Form von Selbstdarstellung, Selbstentwurf, Selbstfindung und Selbstentfaltung. Da steht doch jeder irgendwie drauf.

KennyXXL

Re: Kreativität

Beitragvon KennyXXL » Sa 17. Okt 2015, 17:44

Beruflich bedingt bin ich dem Dilemma ausgeliefert, dass ich an meinem kreativen Output gemessen werde, Leistungsdruck aber dem schöpferischen Geist im Wege steht. Ich glaube, dass dies unter anderem auch dazu führt, dass viele Technologiekonzerne sich schwer tun, etwas wirklich Neues auf den Markt zu werfen. Ein Bekannter, der an einer Arbeit zum Thema Kreativitätsförderung schreibt, berichtete mir, dass sich die Personalbeurteilungsmethodik in anderen Firmen deshalb im Moment auch im Wandel befindet.


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