Statt Workshops

Tom

Re: Statt Workshops

Beitragvon Tom » Di 15. Nov 2011, 16:46

Ich hab das so verstanden, daß die Bezeichnungen der Farbtöne bei den Akkorden oder die Skalen bezeichnungen, die upper structures etc. auf der Basis der Funktionsharmonik entstanden sind.

II - V - I ist doch nur ein simpler Fall.

Zakk_Wylde
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Re: Statt Workshops

Beitragvon Zakk_Wylde » Di 15. Nov 2011, 17:21

Du weißt ohnehin wesentlich mehr.

Ich muss mich da bescheiden geben. Aber: Natürlich geht es um Funktion. Also einen harmonischen Zusammenhang. Aber man kann ja zB. einen Dominant-Sept-Akkord als Klangfarbe sehen. Mir ist der Bebop und dessen Weiterentwicklung und/oder der ganze Modern Swing einfach zu sehr auf Auflösung bedacht. Ich bin da eher bei Klängen, bei hybriden Akkorden usw. Quartschichtungen usw. Sowas liebe ich.

Tom

Re: Statt Workshops

Beitragvon Tom » Di 15. Nov 2011, 19:16

Schon. ist alles schön und gut und wichtig.
ich möchte nur anmerken, daß du so auch das Pferd gewissermaßen von hinten aufzäumst.

Du kaufst dir sozusagen gleich Leinwand und Ölfarben. Geht ja auch.
Man kann aber auch immer noch was rausholen, wenn man dazu auch ab und zu den Bleistift spitzt und (weibliche :tongue2: ) Anatomie studiert . . . sozusagen.

Mir gehts überhaupt nicht um Besserwisserei oder so. Es geht tatsächlich nur darum, von gewissen "Fehler", (weil Hindernisse) die ich jetzt rückblickend glaube gemacht zu haben zu berichten, damit ich vielleicht und hoffentlich einen Beitrag zum besseren Selbstverständnis liefern könnte . .

Bei mir wars so: klar hab ich mit dem angefangen, was mich angemacht hat.
Das war aber eigentlich rückblickend zu schwierig für mich. Aber irgendwo muss man ja den Fuß in die Tür kriegen.
Am Anfang konnte ich zwar Donna Lee spielen, hatte aber keine Ahnung, wie die Linien zu den Akkorden funktionierten. Verstehst du?
Oder das Solo von "James" (Pat Metheny, Offramp) hab ich versucht rauszuhören, das hat mir gefallen. Da gabs aber eine Stelle mit viel Chromatik, da hab ich mir die Zähne ausgebissen. Ein befreundeter Saxer hat mir geholfen. Ich hatt aber dann nur die Noten und wusste erst nicht, daß sich die chromatischen Terzverschiebungen, die dort teilweise vorkommen einfach aus dem nach-unten-rutschen einer gleichen Bewegung ergaben. Ich habs erstmal in einer Lage probiert. :shock: Klang halt shice!
Oder die Outside lines von Scofield: mir hat das alles wahnsinnig gut gefallen, und ich merkte, daß dahinter irgendein gestalterischen Prinzip lauerte, daß von mir zu entdecken war; aber ich wusste nicht welches.
Also hab ich wieder rumgefragt. Natürlich hat sich keiner mit mir hingesetzt und mir das geduldig erklärt. Einen Gitarrenlehrer der das konnte - den gabs damals nicht in meiner Reichweite.
Man empfahl mir den staubtrockenen Jungbluth - den hab ich dann durchgeackert und rumprobiert. Aber natürlich dauerte es ewig, bis ich das, was mich vom Hören her bei Brecker, Scofield, Hancock, Coltrane, Adderley, Bill Evans etc. so angemacht hat mit der Theorie dahinter einigermaßen verbinden konnte.
Und natürlich dauert dieser Prozeß noch an, ich mein: jetzt geht's ja erst los! Zudem hat sich über all die Jahre mein Geschmack ein bisschen verändert. Zeit zum Üben hab ich eigentlich auch schon längst nicht mehr . . .
Und so weiter und so fort - man könnte jetzt noch ewig weitererzählen.

Was bleibt drückt vielleicht der von mir schon ein wenig strapazierte Satz von Stockhausen aus: "Du bist was du singst und du wirst was du hörst"

Aber zur Funktionsharmonik zurück: ich hab das Pferd auch von hinten aufgezäumt und bin Quereinsteiger. Ich glaub das sind fast alle ausser die in Berklee von der Sekretärin gestillt wurden)
Trotzdem sind die Begrifflichkeit in modalen Gefielden UND AUCH die Hörgewohnheiten von der Funktionsharmonik geprägt und entwickeln sich AN IHR. Die Dur-Moll Tonalität kann ein schweres Erbe sein, wenn man sie exemplarisch verfolgt, sie zu meiden, auszutricksen und schelmisch zu umspielen macht aber einen Heidenspaß.
Dennoch funktioniert dieses lustige Spiel nur, weil es Regeln gibt. Auch wenn es gilt sie zu brechen: die Regeln sind da.

Dregen

Re: Statt Workshops

Beitragvon Dregen » Di 15. Nov 2011, 19:25

Aldaron hat geschrieben:Ich darf wieder meinem gelernten Beruf frönen und hab dabei mehr mit heavy metal zu tun als vorher!


Stahlbauer? Schmied? Schweisser? ;)

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Re: Statt Workshops

Beitragvon Aldaron » Di 15. Nov 2011, 19:34

Jaaa nich ganz! Mit sowas arbeite ich:

http://www.engelglobal.com/engel_web/global/de/218.htm

Einiges an Heavy Metal, durch die blinkende Bedienung ein wenig Glam dabei, und der Maschinenhersteller heißt auch noch Eng(e)l!

Darthie

Re: Statt Workshops

Beitragvon Darthie » Mi 16. Nov 2011, 08:08

Aldaron hat geschrieben:Mit sowas arbeite ich:


Sehr steifes System
(...)
Eng gestuftes Programm an Spritzeinheiten


:shock: :roll:

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Re: Statt Workshops

Beitragvon Matt 66 » Mi 16. Nov 2011, 12:00

Zakk_Wylde hat geschrieben:At Matt:

Beim ersten Drüberschauen würde ich sagen: Auch nur wieder Funktionsharmonik. Ähh-ja.

Eines von Jungbluth habe ich schon in den 80ern gelesen. Vorschläge für Reharmonisationskonzepte. Keine Ahnung wie das hieß. Fand ich eher grenzwertig. Rein subjektiv.



Vom Jungbluth gab`s ursprünglich zwei Bände. Die haben sie seit einiger Zeit in ein Buch gepackt. Der Reharmonisierungsteil ist der zweite Teil! Der erste ist der entscheidende! (In den zweiten habe ich auch nur grob reingeschaut, habe aber beide "Originale" hier.)

Zum Thema:
es ist im Grunde ganz einfach: es gibt (bei uns) nun mal nur 12 Tonorte pro Oktave. Die Inder lachen sich bis heute schlapp darüber...
Alles was es braucht, ist ein System, das sowohl die vertikalen als auch die horizontalen Kombinationsmöglichkeiten dieser Tonorte in einen "sinnvollen Zusammenhang" bringt. Ob man das jetzt Funktionsharmonik oder Stufentheorie nennt, ob man etwas "modal" nennt oder nicht, ist eher zweitrangig. Denn in dem Moment, wo man das "normale" System verstanden hat, geht`s eh nur noch über die Ohren. Ob man dann etwas "hybrid" nennt (H-Moll über C-Dur oder sowas meinst Du vermutlich) oder einfach nur die KLINGENDEN TÖNE in Bezug zum Grundton setzt, ist doch wurscht! Wir haben ja nur die 12 Tonorte...

By the way, auch mit der Grund, warum wir in der westlichen, abendländischen Musiktradition überhaupt sowas wie Akkorde haben. Gibt`s ja nur bei uns...

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Re: Statt Workshops

Beitragvon lady starlight » Mi 16. Nov 2011, 12:12

Tom hat geschrieben:Am Anfang konnte ich zwar Donna Lee spielen, hatte aber keine Ahnung, wie die Linien zu den Akkorden funktionierten.



:haha: ...das hab ich erst jetzt gelesen (ich kann auch Donna Lee... :oops: )...es gibt also noch Hoffnung für mich :flower:


lgls

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Re: Statt Workshops

Beitragvon Zakk_Wylde » Mi 16. Nov 2011, 20:05

Tom hat geschrieben:Schon. ist alles schön und gut und wichtig.
ich möchte nur anmerken, daß du so auch das Pferd gewissermaßen von hinten aufzäumst.

Du kaufst dir sozusagen gleich Leinwand und Ölfarben. Geht ja auch.
Man kann aber auch immer noch was rausholen, wenn man dazu auch ab und zu den Bleistift spitzt und (weibliche :tongue2: ) Anatomie studiert . . . sozusagen.

Mir gehts überhaupt nicht um Besserwisserei oder so. Es geht tatsächlich nur darum, von gewissen "Fehler", (weil Hindernisse) die ich jetzt rückblickend glaube gemacht zu haben zu berichten, damit ich vielleicht und hoffentlich einen Beitrag zum besseren Selbstverständnis liefern könnte . .

Bei mir wars so: klar hab ich mit dem angefangen, was mich angemacht hat.
Das war aber eigentlich rückblickend zu schwierig für mich. Aber irgendwo muss man ja den Fuß in die Tür kriegen.
Am Anfang konnte ich zwar Donna Lee spielen, hatte aber keine Ahnung, wie die Linien zu den Akkorden funktionierten. Verstehst du?
Oder das Solo von "James" (Pat Metheny, Offramp) hab ich versucht rauszuhören, das hat mir gefallen. Da gabs aber eine Stelle mit viel Chromatik, da hab ich mir die Zähne ausgebissen. Ein befreundeter Saxer hat mir geholfen. Ich hatt aber dann nur die Noten und wusste erst nicht, daß sich die chromatischen Terzverschiebungen, die dort teilweise vorkommen einfach aus dem nach-unten-rutschen einer gleichen Bewegung ergaben. Ich habs erstmal in einer Lage probiert. :shock: Klang halt shice!
Oder die Outside lines von Scofield: mir hat das alles wahnsinnig gut gefallen, und ich merkte, daß dahinter irgendein gestalterischen Prinzip lauerte, daß von mir zu entdecken war; aber ich wusste nicht welches.
Also hab ich wieder rumgefragt. Natürlich hat sich keiner mit mir hingesetzt und mir das geduldig erklärt. Einen Gitarrenlehrer der das konnte - den gabs damals nicht in meiner Reichweite.
Man empfahl mir den staubtrockenen Jungbluth - den hab ich dann durchgeackert und rumprobiert. Aber natürlich dauerte es ewig, bis ich das, was mich vom Hören her bei Brecker, Scofield, Hancock, Coltrane, Adderley, Bill Evans etc. so angemacht hat mit der Theorie dahinter einigermaßen verbinden konnte.
Und natürlich dauert dieser Prozeß noch an, ich mein: jetzt geht's ja erst los! Zudem hat sich über all die Jahre mein Geschmack ein bisschen verändert. Zeit zum Üben hab ich eigentlich auch schon längst nicht mehr . . .
Und so weiter und so fort - man könnte jetzt noch ewig weitererzählen.

Was bleibt drückt vielleicht der von mir schon ein wenig strapazierte Satz von Stockhausen aus: "Du bist was du singst und du wirst was du hörst"

Aber zur Funktionsharmonik zurück: ich hab das Pferd auch von hinten aufgezäumt und bin Quereinsteiger. Ich glaub das sind fast alle ausser die in Berklee von der Sekretärin gestillt wurden)
Trotzdem sind die Begrifflichkeit in modalen Gefielden UND AUCH die Hörgewohnheiten von der Funktionsharmonik geprägt und entwickeln sich AN IHR. Die Dur-Moll Tonalität kann ein schweres Erbe sein, wenn man sie exemplarisch verfolgt, sie zu meiden, auszutricksen und schelmisch zu umspielen macht aber einen Heidenspaß.
Dennoch funktioniert dieses lustige Spiel nur, weil es Regeln gibt. Auch wenn es gilt sie zu brechen: die Regeln sind da.


Mein Dilemma:

Mich kickt nicht
- permanentes Swing-Feel (ab und zu? ja, aber nur ab und zu)--> Ich liebe das binäre Feeling
- die Standard-Changes (II-V-I, I-VI-V-I usw. -->Standards), Charlie Parker ist klasse (nur nicht für mich). Coltrane ist großartig (es stellt sich bei mir nichts ein)

By the way. Ich habe mich lange mit diesem Jazz-Kram zu einem gewissen Grad auseinandergesetzt. Ich habe nen ganzen Hefter mit II-V-I-Licks, die ich irgendwann mal aufgeschrieben habe und die ich sowieso nicht spiele.

Für mich gilt: follow your heart! (neudeutsch für es muss einen anmachen)

Was mich kickt:
- Rock, Rock, Rock, Rock, Rock
- Sphärische Akkorde, Wendungen, die aus zu anderen tonalen Zentren führen (Modulationen, Rückungen..) Aufbrechungen im Sinne des modal Interchange-"Konzepts" (macht man sowieso schon oft intuitiv).... Also vieles, was man vom Fusion her kennt (aber mit nem Rocker-Herzen gespielt).

Ich mag aber keine Dominanten. Nein, Dominanten mag ich nicht!!!


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