Pain Of Salvation - Road Salt One

Kwyjibo

Pain Of Salvation - Road Salt One

Beitragvon Kwyjibo » Do 4. Nov 2010, 16:47

M! hat ja schon den Anfang gemacht, da will ich nicht zurückstehen und versuchen zumindest diese Unterkategorie auch mal mit etwas eher Sinnvollem zu füllen, deswegen mein erstes CD-Review: Pain Of Salvation - Road Salt One

Konnte man die Schweden mit ihren ersten Platten noch in die grobe Richtung Progressive Rock/Progressive Metal einordnen, wurde die Kategorisierung spätestens mit "BE" schon schwieriger. Ich würde es eher in die Kategorie Modernes Musical/Hörspiel einordnen, wo auf Albumlänge mal eben (über-)ambitioniert versucht wird, das Leben, das Universum und den ganzen Rest zu erklären. Der Nachfolger "Scarsick" hatte dann eher Alternative Rock und Crossover Charakter.
Nun gibt's seit einiger Zeit "Road Salt One". "One" deswegen, weil obwohl ursprünglich als Doppelalbum geplant, jetzt zwei separate CDs veröffentlicht werden. "Two" soll Anfang 2011 erscheinen. Zudem hat sich die Veröffentlichung weiter verzögert, weil die Band nach der Pleite des Labels SPV erst mal ohne Plattenvertrag dastand. Ende letzten Jahres gab es dann als Appetithäppchen bereits die EP "Linoleum", die einen Ausblick auf die kommenden Alben vermitteln sollte.

Dazu zunächst ein Eigenzitat aus dem Inzest :nono: äh alten Stammtischforum:

Kwyjibo hat geschrieben:Pain Of Salvation - Linoleum EP

Wasn das? (mal wieder) ganz anders als erwartet. Rau, düster, dreckige 70s Hardrock-Gitarren, leidenschaftlicher (oder übertrieben pathetischer) Gesang.
Linoleum, Mortar Grind und Gone kicken gewaltig, das Scorpions Cover (Yellow Raven) ist nett, If You Wait lässt mich (noch) kalt. Wenn das für 2010 angekündigte Album in die Richtung der oben genannten drei Stücke geht, steht das Album des Jahres 2010 für mich schon fest!



Von der EP ist nur Linoleum auch auf Road Salt One vertreten, wobei die dort eingeschlagene Richtung durchaus beibehalten wird. Hier wird größtenteils (Hard-/Blues-)Rock mit stark psychedelischem Einschlag geboten. Die Produktion klingt entsprechend nach 60s/70s inklusive absichtlichem Clipping bei lauten Gesangspassagen (Linoleum), Fender Rhodes, Mellotron und passt meines Erachtens hervorragend zur Grundstimmung des Albums.

Die Songs im Einzelnen:

1. What She Means To Me: Ein kurzes Acapella-Stück (okay, am Schluss gibt's ein paar Gitarrenakkorde) mit mehrstimmigem Gesang. Als eigenständiger Song zu kurz, aber als Intro für "No Way" sehr passend.

2. No Way: Coole Bluesrock Nummer, starke Gesangsleistung. Am Ende ein nicht ganz passender Stop and Go Part, trotzdem erster Höhepunkt.

3. She Likes To Hide: Ruhigere Nummer, wieder bluesbeeinflusst, leicht psychedelisch. Gefällt.

4. Sisters: Sehr intensive, emotionale Ballade über das Thema "I'd like to fuck the sister of my wife" Bild

5. Of Dust: Fast schon gospelmäßige Nummer. Man schmeckt förmlich den Staub eines einsamen amerikanischen Highways. Würde wahrscheinlich auch auf den Soundtrack von "Oh Brother, where art thou" passen.

6. Tell Me You Don't Know: Country-Blues, nett aber unspektakulär.

7. Sleeping Under The Stars: Schräger Psycho-Kirmes-Walzer, ungewöhnlich, je nach Stimmung mal großartig, mal eher nervig.

8. Darkness Of Mine: Psychedelisches Gitarrengeblubber in den Strophen und Uptempo Refrain, überzeugt nicht so ganz. Schwächste Nummer auf der Platte.

9. Linoleum: 70s Hardrock gepaart mit Psychedelic-Part. War auf der EP schon großartig und ist es hier immer noch.

10. Curiosity: Schnelle , eher konventionelle Rocknummer, gut.

11. Where It Hurts: Mal wieder eher psychedelisch mit exaltierter Gesangsleistung, ganz groß.

12. Road Salt: Ballade, nur Stimme und Fender Rhodes (oder Mellotron?). Hiermit haben die Schweden sogar an der Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest teilgenommen :aah: . Schöne Nummer.

13. Innocence: Der proggigste Song auf dem Album. Leider auch der zweitschlechteste. Bluesiges, simples, aber cooles Gitarrenriff, dass mich immer ein wenig an Led Zeppelin erinnert. Der Refrain verkackt aber und das Ende ist recht wirr und durcheinander. Überzeugt mich leider nicht. Schlechter Schlusspunkt.

Fazit:

Ist das noch Metal? Nein, definitiv nicht.
Ist das noch Progressive? Nein, auch nicht, höchstens noch bezogen auf den musikalischen Werdegang der Band, mal wieder etwas völlig anderes zu machen.

Diese Platte spaltet die Fanfraktion (mal wieder). Wer eher etwas wie "The Perfect Element" oder "Remedy Lane" erwartet/erhofft hat, wird wahrscheinlich enttäuscht sein. Der Rest, oder zumindest ich, kann hier eine Platte entdecken, die eine sehr intensive und trotz aller Anleihen eigenständige Atmosphäre hat. Das Ding ist rauh, düster, dreckig, emotional, melancholisch.
Großen Anteil daran hat aus meiner Sicht die Gesangsdarbietung von Mastermind Daniel Gildenlöw, der es einfach schafft jede Zeile absolut leidenschaftlich rüberzubringen und damit an sich schon gute Songs auf ein neues Level zu heben. Für manche (viele?) ist das zu viel Pathos und er neigt auch teilweise zum "Overacting", ich persönlich kenne aber niemanden, der mir eine ähnliche Gänsehaut verschaffen kann.
Obwohl die Schweden, allen voran die Gitarrenfraktion, auf Teufel komm raus shredden kann, findet man hier keine Wanker-Passagen. Alles ist songdienlich, die Soli, so sie den vorkommen sind nett und passend. Highspeed- und Frickelorgien sucht man vergeblich, sie wären hier auch fehl am Platz.

Bewertung: Ist zwar wahrscheinlich nicht ganz das Album des Jahres 2010 für mich geworden, dennoch vier von fünf möglichen verstaubten Salzstreuern.

Grüße

Kwyjibo

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