Akkorde und Skalen

tortitch

Akkorde und Skalen

Beitragvon tortitch » So 30. Okt 2011, 22:21

Irgendwie hab ich mich ja immer gewundert, warum über einen Dur-Akkord die Moll-Penta "passt". Dahinter steckt offenbar die Idee von einer "richtigen" Skala (Dur) und einer eigentlich "falschen" (Moll). Aber was ist denn zum Beispiel an C-Dur richtiger (bei eine C-Dur-Akkord) als an C-Moll? Und dann dachte ich mir so: Im Grunde gibt doch der Akkord nur drei Töne vor (z.B. c - e - g). Wenn man die über den Akkord spielt, dann ist das "harmonisch" (so nenn ich das jetzt mal). Und wenn man einen abweichenden Ton spielt ist das ein "Spannungston" (das nenn ich jetzt mal so). Und dann ist es im Grund doch egal, ob ich ein a oder ein as spiel, sind beides Spannungstöne (vielleicht einer spannungsreicher als der andere, aber das sind quantitative Unterschied, die ignoriere ich hier). Also könnte ich zum Dur-Akkord statt der Durtonleiter auch spielen: c es e f g a b. Wenn ich nun ein paar Töne wieder streiche, lande ich bei der Moll-Penta. Ich muss halt nur ab und zu auf einen Akkordton auflösen und dann "passt" das halt. Na ja, die Terz ist in der Moll-Penta verloren gegangen. Aber das es bendet man dann ja eh gern mal ein bisschen hoch.
Mein Fazit also: Nicht mehr in Skalen denken! Anweisungen der Art: "Über einen Septakkord spiele mixolydisch" sind Unsinn! Über einen Septakkord kann man alles spielen. Man muss nur an passenden Stellen "harmonische" Töne einstreuen.
Man nehme zum Beispiel einen Vamp aus nur einem C-Dur-Akkord. Nun benutze ich das Tonmaterial: c d e fis g a h. Genau, jetzt wird es lydisch. Ich könnte auch nehmen: c des e fis g a h. Oder sonstwas. Egal. Nun gut, das eine wird ungewohnter klingen als das andere. Hörgewohnheiten halt. Ein einzelner Akkord gibt halt nur die Akkordtöne vor, keine Skala.
Freilich wird es komplizierter, wenn der Vamp aus zwei oder mehr Akkorden besteht. Z.B. : C und F. Dann ist die lydische Skala zum Beispiel ungünstig, weil da das f fehlt für den F-Dur-Akkord.
Das ist alles nicht neu. Aber irgendwie hatte ich heute ein Erleuchtungserlebnis, als ich mir das alles überlegt hab.
Akkorde determinieren keine Skalen, sondern nur die "harmonischen" Töne. Das war heute meine Erkenntnis.
Und wie man sieht, gelangt man auf dem Weg auch zwanglos zu den Modes, die ich bisher auch nie so GANZ verstanden hatte.
So, das musste ich einfach mitteilen.

Tom

Re: Akkorde und Skalen

Beitragvon Tom » So 30. Okt 2011, 22:23

genau.

raana3800+

Re: Akkorde und Skalen

Beitragvon raana3800+ » Mo 31. Okt 2011, 08:34

Wie kommt man zwanglos zu den modes?

Tom

Re: Akkorde und Skalen

Beitragvon Tom » Mo 31. Okt 2011, 08:42

unter Umständen wie von tortitch beschrieben.

die Moll Penta hört sich für die meisten von uns über einen Durakkord passend an, weil wir den Blues kennen.
Dort, und nicht nur dort ist die Mollterz im Durzusammenhang auch eine Farbe und nicht unbedingt ausschliesslich ein Funktionston.
König Matt weiß das als system. Musiwiss. aber genauer zu dechiffrieren.

Also fragen wir ihn.
Da hinten sitzt er, in der trüben Ecke seines kleinen verschlafenen Italieners in einer der grauen, namenlosen Einkaufsmeilen der abgezockten Münchner Vorstädte. Gerade stiert er auf den wohligen Ausschnitt der Bedienung, gleich geht sein Blick wieder zum Rührei vor seiner Nase.
Er erkennt einen Zusammenhang.

Also den der Mollterz im Duruniversum.

Matt! Huhu! Hier drüben! Wie erklärst du das deinem Forum?
Zuletzt geändert von Tom am Mo 31. Okt 2011, 08:49, insgesamt 1-mal geändert.

raana3800+

Re: Akkorde und Skalen

Beitragvon raana3800+ » Mo 31. Okt 2011, 08:46

:scratch:

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lady starlight
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Re: Akkorde und Skalen

Beitragvon lady starlight » Mo 31. Okt 2011, 09:26

Tom hat geschrieben:...gleich geht sein Blick wieder zum Rührei vor seiner Nase...



...der Hias isst Rührei beim Italiener? :dontknow:

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Re: Akkorde und Skalen

Beitragvon Matt 66 » Mo 31. Okt 2011, 09:41

...tut er nicht! :nono:

tortitch

Re: Akkorde und Skalen

Beitragvon tortitch » Mo 31. Okt 2011, 19:19

raana3800+ hat geschrieben:Wie kommt man zwanglos zu den modes?


Zum Beispiel so: Ich denk mir: ach, heute spiele ich über den C-Dur-Vamp mal mit dem Tonmaterial: c d e f g a bb.
Und ups, ach, das sieht ja ganz mixo aus. Oder gelange halt zufällig zum Lydischen. Oder zu etwas Exotischem.
Ich hab gestern zum Beispiel ein bisschen rumprobiert und bin auf diese Skala gekommen: c des es f g as bb.
Klang ganz interessant. Ist vielleicht etwas Phrygisches.

raana3800+

Re: Akkorde und Skalen

Beitragvon raana3800+ » Mo 31. Okt 2011, 22:46

Ach, so im modalen Zusammenhang meinst du.

tortitch

Re: Akkorde und Skalen

Beitragvon tortitch » Mo 31. Okt 2011, 23:17

Matt 66 hat geschrieben:...tut er nicht! :nono:


Ja, was denn? Rührei essen oder den Zusammenhang erklären?
:violin:

Schnabelrock

Re: Akkorde und Skalen

Beitragvon Schnabelrock » Mo 31. Okt 2011, 23:34

tortitch hat geschrieben:Irgendwie hab ich mich ja immer gewundert, warum über einen Dur-Akkord die Moll-Penta "passt". Dahinter steckt offenbar ...


Dahinter stecken imo nichts weiter als die Hörgewohnheiten, mit denen wir aufwachsen.

gorch

Re: Akkorde und Skalen

Beitragvon gorch » Do 3. Nov 2011, 13:36

So was ähnliches hat mir mal ein Musiker erzählt.

Basierend auf einer Grundtonart ließe sich die Skala für das Solieren durchaus verschieben, z.B. um die Intervalle 3,5,7,9,11,13,...

Je weiter man vom Grundton weg geht, um so höher wird die Spannung im Solo, ohne jetzt wirklich schräg zu klingen. Tatsächlich klingt ein Solo auf Basis der 13 zum Grundton richtig gut.

Das habe ich denn mal in einem anderen Forum gepoustet, als jemand Langeweile beim Solieren beklagte. Die Antworten waren nicht wirklich erhellend, eher konservativ und missverständlich. Darauf hin habe ich die Skalen gemäß obiger Auflistung mal in Excel nebeneinander gezeichnet. Das Auge isst ja mit. Die "Fehltöne" gegenüber der Grundtonart waren wirklich überschaubar und decken sich mit der Erkenntnis von tortich. Dabei war es egal, ob Dur oder Moll betrachtet wurde. Über die Intervallschritte hinweg transponiert man eh durch Dur und Moll hindurch.
Wenn ihr versteht was ich meine.

Tom

Re: Akkorde und Skalen

Beitragvon Tom » Do 3. Nov 2011, 14:01

Es gibt ein derartiges Konzept schon, z.B. von Adelhard Roidinger (ja, DEM Adelhard Roidinger ;) ).
Er macht es über den Quinten bzw. Quartenzirkel.
Verschiebt man eine Tonleiter (denn dieses durch und durch musiktheoretische Konstrukt ist ja euer Ausgangspunkt, ihr Helden)
um eine Quart nach unten ODER um eine Quint nach oben erhält man immer genau EINEN neuen Ton während ein anderer wegfällt.

Immer im Bezug auf einen fest verankerten gleichbleibenden Grundton freilich!

C Dur Tonleiter über C Dur zum Henker.
Eine Quint höher (bzw. eine Quart tiefer ist ein und dasselbe) steht der Startton G, also geschwind die G Dur Tonleiter ÜBER CDUR anspielen.
Welcher Ton kommt neu dazu? Hm? Na? DAS FIS, NE? Also: G Dur Skala bringt vom C aus gerechnet einen neuen Ton, das fis. Menschen aus der Oldschool-Ära würden jetzt lydisch dazu sagen. Jessas. Wird sogar durch das eine Vorzeichen mehr nach dem Notenschlüssel angezeigt. Spei! Ich bin ja schon fast Musiktheoretiker! Mein Feeeeling droht mir davonzugleiten :aah:

Weiter. Vom G gehts wieder eine Quint auffi zum D. Neuer Ton neben dem mitgeschleppten Fis: EIN CIS!
Von C aus gesehen schon eine recht prickelnde b9, Simmer phrygisch? Ne weil#s soll ja zu C Dur passen . . . äh

usw.

Das gleiche Spiel geht auch, wenn der Verschiebe-Intervall eine Quart ist, da kommt auch immer ein Ton dazu, aber mit b-Vorzeichen.

Roidinger geht also im Quinten oder Quartenzirkel auf oder abwärts mit allen möglichen Skalen (PENTATONIK KLINGT HIERBEI RECHT GUT, WEIL SO EIN SCHOCK WIE DIE b9 OBEN NICHT SO SCHNELL DAHER KOMMT - der Grund . . . pssst: die Pentatonik hat keine halbtonschritte in sich).

Ich als euer Forumskönig, der so Zeug alles schon mal geübt hat kann euch aber versichern: Es bleibt am übersichtlichsten, wenn man bei den BEZEICHNUNGEN der ganz normalen Harmonielehre bleibt. Die Skalen in div Intervallen (denkbar auch kleine Terzen, großen Terzen (das ist der Giant Steps-Schmäh; auch genannt: Medianten) rumzuschieben ist allerdings ein sehr kreatives Tool!!

Also: ich brauch garnicht soviel nachdenken ich brauch bloß mein Gefingere auf dem Griffbrett rauf und runterschieben ist im ersten Moment richtig und wichtig. Auf wirklich neue Ideen kommt man dabei aber nicht; man spielt ja trotzdem nur seinen alten Scheiß in einer etwas "anderen Farbe".
Kreativer wirds, wenn man z:b. zwei oder drei verschobene Skalen IN EINER LAGE übt - da geht was! :Geheimtipp:

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Markus
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Re: Akkorde und Skalen

Beitragvon Markus » Do 3. Nov 2011, 14:06

Hm, wie sagte doch Kaiser Franz mal so treffend: Geht´s raus und spielt Fußball!!! :football:

raana3800+

Re: Akkorde und Skalen

Beitragvon raana3800+ » Do 3. Nov 2011, 15:55

Tom hat geschrieben:Es gibt ein derartiges Konzept schon, z.B. von Adelhard Roidinger (ja, DEM Adelhard Roidinger ;) ).
Er macht es über den Quinten bzw. Quartenzirkel.
Verschiebt man eine Tonleiter (denn dieses durch und durch musiktheoretische Konstrukt ist ja euer Ausgangspunkt, ihr Helden)
um eine Quart nach unten ODER um eine Quint nach oben erhält man immer genau EINEN neuen Ton während ein anderer wegfällt.

Immer im Bezug auf einen fest verankerten gleichbleibenden Grundton freilich!

C Dur Tonleiter über C Dur zum Henker.
Eine Quint höher (bzw. eine Quart tiefer ist ein und dasselbe) steht der Startton G, also geschwind die G Dur Tonleiter ÜBER CDUR anspielen.
Welcher Ton kommt neu dazu? Hm? Na? DAS FIS, NE? Also: G Dur Skala bringt vom C aus gerechnet einen neuen Ton, das fis. Menschen aus der Oldschool-Ära würden jetzt lydisch dazu sagen. Jessas. Wird sogar durch das eine Vorzeichen mehr nach dem Notenschlüssel angezeigt. Spei! Ich bin ja schon fast Musiktheoretiker! Mein Feeeeling droht mir davonzugleiten :aah:

Weiter. Vom G gehts wieder eine Quint auffi zum D. Neuer Ton neben dem mitgeschleppten Fis: EIN CIS!
Von C aus gesehen schon eine recht prickelnde b9, Simmer phrygisch? Ne weil#s soll ja zu C Dur passen . . . äh

usw.

Das gleiche Spiel geht auch, wenn der Verschiebe-Intervall eine Quart ist, da kommt auch immer ein Ton dazu, aber mit b-Vorzeichen.

Roidinger geht also im Quinten oder Quartenzirkel auf oder abwärts mit allen möglichen Skalen (PENTATONIK KLINGT HIERBEI RECHT GUT, WEIL SO EIN SCHOCK WIE DIE b9 OBEN NICHT SO SCHNELL DAHER KOMMT - der Grund . . . pssst: die Pentatonik hat keine halbtonschritte in sich).

Ich als euer Forumskönig, der so Zeug alles schon mal geübt hat kann euch aber versichern: Es bleibt am übersichtlichsten, wenn man bei den BEZEICHNUNGEN der ganz normalen Harmonielehre bleibt. Die Skalen in div Intervallen (denkbar auch kleine Terzen, großen Terzen (das ist der Giant Steps-Schmäh; auch genannt: Medianten) rumzuschieben ist allerdings ein sehr kreatives Tool!!

Also: ich brauch garnicht soviel nachdenken ich brauch bloß mein Gefingere auf dem Griffbrett rauf und runterschieben ist im ersten Moment richtig und wichtig. Auf wirklich neue Ideen kommt man dabei aber nicht; man spielt ja trotzdem nur seinen alten Scheiß in einer etwas "anderen Farbe".
Kreativer wirds, wenn man z:b. zwei oder drei verschobene Skalen IN EINER LAGE übt - da geht was! :Geheimtipp:


Ach, du warst schneller. Das wollte ich auch gerade schreiben :wave:

Tom

Re: Akkorde und Skalen

Beitragvon Tom » Do 3. Nov 2011, 16:42

raana3800+ hat geschrieben:Ach, du warst schneller. Das wollte ich auch gerade schreiben :wave:

Ich weiß.


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