Chase It Solo von Kotzen

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Reinhardt
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Chase It Solo von Kotzen

Beitragvon Reinhardt » Do 14. Apr 2011, 10:29

Hallo,
nicht zum Kotzen, sondern vom Kotzen habe ich ein Solo über die Dm-Bridge von "Chase It"; bei ca. 2:50 min geht's los, was für Tonmaterial benutzt der kotzende Richie denn da? Mir ist das Arrangement zu dicht, ich höre es einfach nicht auf Anhieb, es geht mir zu schnell ... über Meinungen der gnadenlosen Transkripteure hier wäre ich sehr dankbar!
Merci udn Gruß,
Peter
Hier der Link:
http://soundcloud.com/multitone-1/07-chase-it-1

Tom

Re: Chase It Solo von Kotzen

Beitragvon Tom » Do 14. Apr 2011, 10:52

1) Fmaj Arpeggio mit chromatik über Dm (womit die von Dm aus gesehene "9" besonders betont wird - auf diese welche er auch sich meist chromatisch tummelt an dieser Stelle) - die sexte lässt er ohne Aussage links liegen. Am Pentatonik über Dm wirkt ähnlich. . .
2) Am Arpeggio über F(maj) -mit vom Blues beseelten Artefakten - + Cdur dreiklangs arp über F (ergibt klanglich Fmaj7/9)
3) Dm Bluestonleiter
4) poppige Oktaven hin zum Ref führend - normal Mixo

also der upper structure "Schmäh" insgesamt

Hoffe es half . . .

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Matt 66
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Re: Chase It Solo von Kotzen

Beitragvon Matt 66 » Do 14. Apr 2011, 11:07

Ich denke mal, dass der Herr sich eher pentatonisch orientiert hat, ohne auf ein paar bluesig-chromatische Töne zu verzichten. Eigentlich ist es also nur so ne typische Mischung aus A-Moll-Pentatonik und D-Moll-Pentatonik mit nem Schuß Blueschromatik.

Dat i song... :dontknow:

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Reinhardt
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Re: Chase It Solo von Kotzen

Beitragvon Reinhardt » Do 14. Apr 2011, 11:34

Tom hat geschrieben:1) Fmaj Arpeggio mit chromatik über Dm (womit die von Dm aus gesehene "9" besonders betont wird - auf diese welche er auch sich meist chromatisch tummelt an dieser Stelle) - die sexte lässt er ohne Aussage links liegen. Am Pentatonik über Dm wirkt ähnlich. . .
2) Am Arpeggio über F(maj) -mit vom Blues beseelten Artefakten - + Cdur dreiklangs arp über F (ergibt klanglich Fmaj7/9)
3) Dm Bluestonleiter
4) poppige Oktaven hin zum Ref führend - normal Mixo

also der upper structure "Schmäh" insgesamt

Hoffe es half . . .


Tod und Teufel, seid Ihr schnell, Herrschaften! Der Matt und der Agathentom natürlich wieder! Respekt!
Und danke schön! Das bestärkt mich in meinen bisherigen Ahnungen, Kotzen verwendet öfters solche Konzepte, seine Songs sind funktionsharmonisch und solistisch diesbezüglich interessant zu "lesen" finde ich, da immer irgendwie ein nicht so wie üblich abgedroschenes Tonraumklischee bedient wird. Fast analog geht er nämlich z.B. auch bei "Faith" vor über ein D-Am-C-G-Klischee.

Tom

Re: Chase It Solo von Kotzen

Beitragvon Tom » Do 14. Apr 2011, 11:48

Matt 66 hat geschrieben:Ich denke mal, dass der Herr sich eher pentatonisch orientiert hat, ohne auf ein paar bluesig-chromatische Töne zu verzichten. Eigentlich ist es also nur so ne typische Mischung aus A-Moll-Pentatonik und D-Moll-Pentatonik mit nem Schuß Blueschromatik.

Dat i song... :dontknow:


Ich hör da schon noch eine speziellere Auswahl aus 7 stufigen Tonleitern als nur Pentatonik . . . wenn dus mal schnell nachspielst, merkst du wie Kotzen auf die Sachen kommt, die liegen halt eher nicht in den Pentatonik Fingersätzen . . . sondern eher inden 4 Klangsarpeggien über 2 Oktaven und so . . gell?

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Matt 66
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Re: Chase It Solo von Kotzen

Beitragvon Matt 66 » Do 14. Apr 2011, 12:10

Naja... aber wo will man da die Grenze ziehen?
Ist die Mollpentatonik nicht einfach auch ein Moll7/11-Arpeggio?
Wenn einer zur Mollpentatonik eine 6 spielt, ist es dann gleich Dorisch? Denkt er dann 7-stufig, läßt aber einen Ton zufällig (???) aus (die nur noch fehlende 2), oder denkt er pentatonisch und spielt zufällig (???) einen Ton mehr (nämlich die 6)?

Ich finde halt vom spontanen Höreindruck her, mit den vielen Bendings und der allgemeinen Phrasierung, dass das ein eher bluesig-pentatonischer Ansatz ist, wobei der Gute sicher ein so gutes Gehör hat, dass er zusätzliche Farbtöne beliebig einstreuen kann und sich v.a. keine großen Gedanken darüber macht (machen muss), ob er jetzt heptatonisch unterwegs ist oder ein Arpeggio ausspielt usw. Irgendwann schmeißt man all diese Dinge doch über Bord und spielt frei nach Gehör.

Dat i moana... :roll:

Tom

Re: Chase It Solo von Kotzen

Beitragvon Tom » Do 14. Apr 2011, 12:24

Matt 66 hat geschrieben:Naja... aber wo will man da die Grenze ziehen?

Die Grenze zieh ich persönlich wie gesagt da, wo sich aus Lagen und spieltechnischen Gegebenheiten das jeweilige Tonmaterial aufdrängt. So a la: "Ah hier spielt er das so, da wird er das Arpeggio/die Pentatonik usw. im Sinn gehabt haben bzw. seine Licks aus diesem Fingering wohl entwickelt haben. Eigentlich ganz einfach.
Ist die Mollpentatonik nicht einfach auch ein Moll7/11-Arpeggio?

Ja klar, aber so wird es in diesem Fall nicht benutzt. Und die Frage war ja die nach der Nutzung- warum klingt Kotzen an dieser Stelle gerade so und so - und nicht nach allgemeinen Austauschbarkeiten.
Wenn einer zur Mollpentatonik eine 6 spielt, ist es dann gleich Dorisch?

Dorisch liegt für mich in deinem Beispiel schon sehr nahe, zumal ja MMA wegen der sept in der Mollpenta eher nicht so in Frage kommt. Also ich höre bei b3 - 7 - 13 schon als erstes dorisch. Du nicht?
Denkt er dann 7-stufig, läßt aber einen Ton zufällig (???) aus (die nur noch fehlende 2), oder denkt er pentatonisch und spielt zufällig (???) einen Ton mehr (nämlich die 6)?

Zufall ist vieles. Die Frage war ja nach dem nicht Beliebigen, nicht Zufälligen, nicht theoretisch Allgemeinen. Nach einem Standpunkt.
Ich finde halt vom spontanen Höreindruck her, mit den vielen Bendings und der allgemeinen Phrasierung, dass das ein eher bluesig-pentatonischer Ansatz ist, wobei der Gute sicher ein so gutes Gehör hat, dass er zusätzliche Farbtöne beliebig einstreuen kann und sich v.a. keine großen Gedanken darüber macht (machen muss), ob er jetzt heptatonisch unterwegs ist oder ein Arpeggio ausspielt usw. Irgendwann schmeißt man all diese Dinge doch über Bord und spielt frei nach Gehör.

Das mag ja alles so sein, beantwortet aber Multis Frage nicht. Die Frage nach dem Tonmaterial ist ja auch: wie kommt man in die Lage, mal alles über Bord werfen zu können und nicht mehr an Theoretisches zu denken etc. Und da vermag ich doch den einen oder anderen Senf aufs Marmeladebrot aufzutragen. Zu Verallgemeinern finde ich bei der Frage etwas . . zersetzend. Vielleicht solltest du jetzt mal zum Frühstücken gehn? :laughter:

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Re: Chase It Solo von Kotzen

Beitragvon lady starlight » Do 14. Apr 2011, 12:28

Tom hat geschrieben:Vielleicht solltest du jetzt mal zum Frühstücken gehn? :laughter:



:laughter: :laughter: :laughter:

lgls

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Re: Chase It Solo von Kotzen

Beitragvon Reinhardt » Do 14. Apr 2011, 12:45

Tom hat geschrieben:
Matt 66 hat geschrieben:Ich denke mal, dass der Herr sich eher pentatonisch orientiert hat, ohne auf ein paar bluesig-chromatische Töne zu verzichten. Eigentlich ist es also nur so ne typische Mischung aus A-Moll-Pentatonik und D-Moll-Pentatonik mit nem Schuß Blueschromatik.

Dat i song... :dontknow:


Ich hör da schon noch eine speziellere Auswahl aus 7 stufigen Tonleitern als nur Pentatonik . . . wenn dus mal schnell nachspielst, merkst du wie Kotzen auf die Sachen kommt, die liegen halt eher nicht in den Pentatonik Fingersätzen . . . sondern eher inden 4 Klangsarpeggien über 2 Oktaven und so . . gell?


liegt vielleicht auch in seinen etwas unkonventionellen Griffbildern begründet, wenn man ihn mal spielen sieht.

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Re: Chase It Solo von Kotzen

Beitragvon Reinhardt » Do 14. Apr 2011, 13:02

Tom hat geschrieben:Das mag ja alles so sein, beantwortet aber Multis Frage nicht. Die Frage nach dem Tonmaterial ist ja auch: wie kommt man in die Lage, mal alles über Bord werfen zu können und nicht mehr an Theoretisches zu denken etc. Und da vermag ich doch den einen oder anderen Senf aufs Marmeladebrot aufzutragen. Zu Verallgemeinern finde ich bei der Frage etwas . . zersetzend. Vielleicht solltest du jetzt mal zum Frühstücken gehn? :laughter:


Das ist der Punkt, es geht ja u.a. darum, dass ich mal davon ausgehe, dass Kotzen insgesamt eine Grundidee von Höreindruck hat, den er an einer bestimmten Stelle über einen bestimmten Akkord erzeugen will, dazu hat er auch eine Idee vom harmonisch-melodischen Bezug an diesem Punkt und geht, selbst wenn er auf seinem Niveau das wahrsch. rein instinktiv bedient, von dort aus, er denkt dort dann "Fmaj-Arpeggio", woanders dann aber Dm-Blues. Wenn es nur um Effektivität von Tönen und allgemeinen Pentatoniken gehen würde, dann würde er nicht auf die Idee kommen, über die beiden Dm-Akkorde unterschiedliche Färbungen durch die beiden verschiedenen Grundideen zu spielen. Wie bei den meisten Gitarristen eben.
Es ist eigentlich eine interessante Frage der Könnensevolution von Gitarristen, dass sie solistisch die Phasen "Anfänger/akkordeigene Töne" - "leicht Fortgeschrittener bis stark Fortgeschrittener/eine bis mehrere Leitern über fast alle Akkorde" durchlaufen, bis sie dann eventuell wieder dort landen, wo sie sozusagen angefangen haben, nur auf viel höherem Niveau, nämlich das "eine Pentatonik passt über den gesamten Song" hinter sich lassend.
Wobei ich ein großer Fan der Pentatonik bin, das ist eine vor allem für leicht Fortgeschrittene verführerisch gut einsetzbare tolle Allzweckwaffe und die ist auch im Jazz eine feine Sache. Wenn man mehr als eine benutzt. ;-) Hierzu fand ich vor Jahren mal ein Buch von Mario Neunkirchen sehr interessant, das zum großen Teil auf diesem Ansatz beruht, es hieß glaube ich "Fusion Guitar Workbook" oder so ähnlich. Das vermittelte damit eine sehr große Effektivität in komplexen Situationen.
Aber darum ging es mir bei Kotzen nicht und Kotzen selbst wohl auch nicht, ich möchte seinen Ansatz verstehen, und so langsam wird ein Schuh draus. Denn Kotzen-Songs sind meistens so geschrieben, dass man denkt: Eine Durtonleiter zum Solo reicht, perfekt. Aber so recht zünden will der Funke nicht. Hört man Kotzen dann selbst solieren, denkt man, öhm, das klingt origineller, jetzt wieso, obwohl er FAST genau dieselben Töne spielt. Aber der Kontext ist anders, und das ist dann vielleicht auch der psychoakustische Trick.


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