Live wie auf CD

[Tom]

Aus aktuellem Anlass.

Multi: "Fakt ist, dass heute alle großen Showacts auch und gerade im Pop PERFEKT sind oder zumindest über Programming, Sequenzing, Clicking oder gleich über Playbacks dazu gemacht werden. "
Zakk: "Man muss/sollte nicht wie ne CD klingen wollen. Geht gar nicht."

DIES wäre der Ausgangspunkt.

Nun folgendes Beispiel:
http://www.youtube.com/watch?v=i16deO9QW-M

K.D. Lang - constant Craving. Klingt streckenweise wie auf CD, streckenweise besser als die CD.

Gibt klarerweise noch viele andere Beispiele; ich denke an Led Zep in gewissen früheren Phasen und so weiter.

Wie kommt das? Woran liegt das? Wie kann das sein?

Ich bitte um zahlreiche Zuschriften

[Aldaron]

Ich denke, die Sache ist eine Frage der verwendeten Technik. Wenn da viel Aufwand betrieben wird... Ist halt ein wenig Glückssache. Live hat man nur den einen Take. Ich stell mir aber auch immer vor, dass solche Sounds wie in deinem Video leichter zu realisieren sind als Musik, die wirklich FETT klingen soll. Wenn die Gitarrenspur aus 8 Aufnahmen besteht, machts das Live leichter. Wenn der Sound mit einer einzigen Gitarre so gemacht werden kann, hätte man sich de Aufwand auf der Platte ja sparen können.

Was mir bei Rock/Metl-Liveaufnahmen sehr gefällt, ist der oftmals rauere Sound als auf der Platte. Das mag ich. Das soll Live gar nicht so klingen. Ich mags auch, wenn der Song live nicht exakt das gleiche Tempo hat. Wenn man merkt, wie die Band selbst unter Adrenalin steht und den Song "eigentlich" zu schnell macht. Und wenn man mal Fehler hört und damit merkt, dass die Musiker auch nur Menschen sind.

Das mag ich! Wobei man bei wirklich guten Musikern die Fehler schon suchen muss. Und dafür bin ich aber nicht auf dem Konzert.

Meine doofen 2 Cent.

grüße!

[Matt 66]

Wasch hattn desch mit Theorie und Unterricht zu tun?

[Aldaron]

Theorie muss ja nicht immer Harmonielehre sein.

[exaja]

Naja,

- Du hörst nicht nur, Du erlebst auch, ergo, subjektive Wahrnehmung spielt eine Rolle
- Die Musik klingt nicht so "produziert" wie auf CD, weil die Studioumgebung fehlt.
- Die Musiker spielen "zusammen", nicht wie bei vielen Produktionen nacheinander
-"Live"- Mixer mixen anders, als "Produktions"-Mixer, ergo anderer Sound, Rythmussektion meistens präsenter, Gesang oft nicht ganz so weit vorne.
- Wenn Titel von den Musikern auf Tour x-mal gespielt weren, werden Schwächen im Original manchmal erkannt, und verändert.
-Das Tempo ist manchmal nicht wie auf CD. Kann allerdings auch nach hinten losgehen. Stimmt natürlich nicht mehr, wenn Samples verwandt werden.

Hab schon von einigen Gigs, die ich als "Brett" empfunden habe, die Mitschnitte vom Pult gehört. Brrrr. Ist mir allerdings schnuppe. Bei W.A.S.P. in Wacken war definitiv nicht alles live gesungen, die Musik nicht ganz wie auf CD gespielt, trotzdem stimmte das Gesamtpaket, und ich bin mit glücklichem Grinsen zum Bierstand marschiert. "Alkohol" hab ich oben jetzt mal nicht erwähnt.
Ich gebe aber zu, wenn ich einen Song richtig geil finde, und der wird live dann verändert, zB. durch ewig lange Solo-, oder Improvisationsteile, dann zieht mich das etwas runter.

[Zakk_Wylde]

Was mir aufgefallen ist ist, dass ich bei Live ganz mächtig den Faktor Das-Auge-isst-mit spüre. Dh. die Intensität der Musik wird durch das Sehen und Miterleben. Die Mimik ist wichtig. Die Bewegungen der Greif- u. Spielhand usw. Ich meine nicht die Performance, sondern Musik-machen als körperliche Sache (wie Tanz usw.)

[Mr Knowitall]

http://youtu.be/LZrBerQFQeY (für mich die beste Live-Darbietung eines Rocksongs überhaupt: alles ausgereizt bis zum Letzen und trotzdem nicht vergeigt)

http://www.youtube.com/watch?v=duyhqn-blUU

Geht mir aber nur selten so. Diese Energie hört man nicht immer.
Ist eine Gratwanderung zwischen grottig oder aber freier und besser als auf CD.

[Mr Knowitall]

Wie kommt das? Woran liegt das? Wie kann das sein?

Adrenalin! Endorphine! Drogen! Flow-Erleben!

[Mr Knowitall]

http://www.youtube.com/watch?v=bI5jKol4 ... er&list=UL

[Matt 66]

Irgendwie kapiere ich die Fragestellung nicht.
Es ist doch offensichtlich, dass im Studio mehr getrickst werden kann. Weisst Du doch selbst am besten.
Reden wir jetzt über Klang im Sinne von... äh... Klang? Also Frequenzen und Lautstärken und so, oder reden wir darüber wie etwas beim Hörer ankommt (live: anderer Groove, meist sparsamere Instrumentierung, andere Atmosphäre, etc.) auf der rein emotionalen Ebene?

Huch, habe ich etwa gerade das Wort Emotion in den Mund genommen...?

Warum spielen manche im Studio alles live ein, und korrigieren nachträglich höchstens sporadisch?
Weil`s besser ist, wenn man`s kann. Es klingt organischer und lebendiger vom Groove her.
Andererseits gibt es Musik, die nur Spur für Spur im Studio entstehen kann, die live gar nicht umzusetzen wäre.

Wie gesagt, ich verstehe das Problem nicht...

[Tom]

Anders ausgedrückt:
O.K., manche beweisen daß es live genauso gut klingen kann wie auf "CD".
Wie machen die das dann?

Besser gefragt?

[Aldaron]

Ich behaupte jetzt einfach ganz frech, dass eure Hoheit so viel Live-Erfahrung hat wie alle hier im Forum zusammen.

Ich denke, es liegt ganz viel an den Sounds. Live-CDs im Rock und Metal Genre klingen ganz selten wie die Studioaufnahmen. Ich behaupte einfach mal, dass klare Sounds leichter zu realisieren sind. Wenn du verstehst, was ich mein.

[exaja]

Anders ausgedrückt:
O.K., manche beweisen daß es live genauso gut klingen kann wie auf "CD".
Wie machen die das dann?

Besser gefragt?

Also, so gefragt hätte ich DICH gefragt.
Aber ich versuch's mal.
- Erfahrung, Spielpraxis, und ein gewisses Mass an Können. Anschlag und Phrasierung reproduzieren können etwa.
- Bewusstes Auseinandersetzen, wie ein Sound zustande kommt, nicht nur im Studio sagen: " Mach ma halliger, und nich so schrill".
- Eine ordentliche Anlage, mit kompetentem Volk an den Reglern, die die Musik kennen, und vorher abgesprochen haben, was wo wichtig ist.
- Nicht mit einer Gitarre den ganzen Gig, wenn im Studio 15 verwendet wurden.
- Den richtigen Raum, Saal, usw. für den Gig wählen
- Hatte ich Erfahrung schon erwähnt?

So, irgendwas dabei, was Du uns nicht besser hättest sagen können?
Aber, eine Frage bleibt für mich: geht's Dir auch so? Also, Du kannst machen, was Du willst, es klingt live nicht?

[Josef K]

Ich behaupte jetzt einfach ganz frech, dass eure Hoheit so viel Live-Erfahrung hat wie alle hier im Forum zusammen. .

Ich muß doch sehr bitten......

[Schnabelrock]

boah, ey ...

Live ist der Schlüssel zu "besser als auf Platte" sicher
- die Interaktion,
- die Möglichkeit, Grooves, Songparts etc. zu variieren und
- das Plus an Energie, das allein (aber nicht nur) wegen der Lautstärke geht.

Das können aber nur wenige. Den dokumentierten Sternstunden wie MADE IN JAPAN, COMES ALIVE, THE DEEPEST END, LIVE AND DANGEROUS, WHERE THE LIGHT IS ... stehen jeden Tag weltweit ein paar tausend Reinfälle gegenüber.

Überdehnte Soli und anderer Egomist, schlechter Sound, schlechte Stimmung, sehr viel kann schiefgehen und tut es auch.

Deswegen sind die meisten Zuschauer ja froh, wenn es wie auf Platte klingt - das wäre schon ein hohes Niveau. Aber wenn man es richtig hinbekommt - s. o. - geht es besser als auf Platte.

[Reinhardt]

Sehr interessant!
Mir fällt das Phänomen bei bestimmten groovelastigen Acts auf:
Vieles aus dem Funk-Bereich (Brown, Watson, Parker) über bestimmte Old-School-Sintiswingcombos bis hin zu den Doobie Brothers. Mir ist nicht klar, wie es sein kann, dass diese Band mit gefühlten 25 Leuten auf der Bühne (darunter noch mehr gefühlte vier Schlagzeuger) transparenter und pulsierender klingt als auf Platte.
Irgendein Synergieeffekt, aber wenn ich ihn benennen könnte und wodurch er sich ergibt, würde ich nur noch daran arbeiten wollen.

[Basslümmel]

Keine Ahnung

Ich weiss nur das ich live besser spiele als im Probenraum. Nicht grossartiger, eher minimaler aber nach meinem Gefühl besser.

[docL]

Ich habe eine Live DVD von Shania Twain von der "UP" tour (ja ja ist schon gut... ich weiß... wie kann man nur... ) und ich war beim Hören der Scheibe sehr beeindruckt von der Qualität. Glasklarer, lupenreiner HiFi Sound, alles war da, wo es hingehört und wie man es von CD kannte. vor allen Dingen die Vocals klangen wie auf CD!
Gut , die Gitarren waren schon ein Tacken dreckiger und die Rhythm-Section hatte etwas mehr "Pfund", aber ansonsten war Alles so wie man es auf Paltte hören konnte.

Für mich war da die Sachlage klar: Heftigste Nachbearbeitung im Studio wurde da betrieben!
So faszinierend ich dieses "perfekte" Klangbild anfänglich auch empfunden habe, so sehr langweilte es mich nach einer gewissen Zeit.

Ich konnte in einem Magazin einen Bericht über die Live Band der "UP" Tour und dem entsprechendem Equipment lesen und konnte dort erfahren, dass es tatsächlich ein großes Anliegen sowohl der Künstlerin selber, als auch der Produktionsregie gewesen ist, den Kram tatsächlich live so klingen zu lassen wie auf CD.
Der technische Aufwand der Show ist gigantisch! Jede Gesangslinie wurde penibelst ausgearbeitet und mit zig Effekten belegt und verfärbt, dass es schön "dicht" und "breit" klingt. Auch live! Die Racks für den Gesang der gesamten Band hatten wahrscheionlich einen Gesamtwert von mehreren Hunderttausend Dollar!
Noch heftiger war es bei den Gitarren!
Gleiches Equipment wie im Studio war Pflicht! Entweder wurde analog versucht das Studio Set Up für den Live-Gebrauch so zu reproduzieren, dass es live Sinn macht und klingt oder aber, die Gitarrensounds wurden via POD und CO so penibel gemodelt, dass sie, so wie sie waren dirket ins Pult gegangen sind.
Der Zeitraum, um diese Produktion überhaupt bühnenfertig zu bekommen war wohl sehr lange und bedurfte vielr kleiner Arbeitsschritte....

Ich persönlich finde jedoch, dass man einen Unterschied zwischen Live- und Studio hören darf, sogar muss!
Es gibt doch eigentlich nichts langweiligeres, als wenn eine Band live exakt wie auf CD klingt!

[Schnabelrock]

Chart-Publikum (Shania Twain, Pink, Rosenstolz etc.) dürfte weit überwiegend genau diese Erwartung haben!

Aber auch die Eagles machen es traditionell wie auf Platte, AC/DC, Slayer, Peter Frampton ironischerweise wie auf "Comes Alive".

Andere Bands und mit ihnen deren Publikum wollen live anders, besser sein - vor allem die Jamrockbands wie Gov´t Mule, Black Crowes, Phish sind da zu nennen, aber auch Leute wie Joss Stone oder John Mayer.

Die schaffen das auch, aber auf jeden dieser Könner gibt es 10, die daran scheitern.

[Großmutter]

Wie kommt das? Woran liegt das? Wie kann das sein?

Adrenalin! Endorphine! Drogen! Flow-Erleben!

...das bringt es auf den Punkt...