Odd-Meters

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Odd-Meters

Beitragvon tortitch » So 25. Nov 2012, 14:45

Nach einer überaus langweiligen G&B-Lektüre (z.B. Led Zepplin, Tabaluga) stieß ich doch noch auf etwas, das mir dann gefallen hat. In dem Artikel über das Pink-Floyd-Stück "Money" schreibt Mathias v. Hulst:
"So gehen gute "odd measures" = "ungerade Taktzahlen" - sie ergeben sich nämlich fast schon zwingend aus dem Fluss der Komposition. Viel mehr als aus dem bewussten Vorsatz, nun mal was "ganz anderes" zu machen. Dafür gibt es nämlich reichlich Beispiele, etwa aus dem Fusion-Genre, die echt schwierig zu spielen sind. Weil: Genau, weil sie kompositorisch unrund sind und am musikalischen Reißbrett konstruiert wurden. Ein lustiger Gedanke um schwächliches Ausgangsmaterial aufzupeppen; der funktioniert aber nicht, wie man beim Nachspielen selber merkt. Wenn man alle paar Takte "Hää, warum jetzt das?" denkt, dann ist das ein Beispiel für eine solche Nummer."

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Matt 66
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Re: Odd-Meters

Beitragvon Matt 66 » So 25. Nov 2012, 15:01

Mein Reden seit 1945!

Ungerade um der Ungeradheitwillen geht eigentlich fast immer schief. (Haha...! Dieses Wortspiel war jetzt eigentlich gar nicht beabsichtigt...)
Panzerballett sind da so ein Fall. An sich mag ich die ja, aber Odd-Meter zum Selbstzweck... nö!

Bestes Beispiel (neben Money u.v.a.): Take 5! Da kann sogar der Laie dazu tanzen, ohne dass es ihm auffällt.
Oder Solsbury Hill...

siehe auch:
viewtopic.php?f=8&t=737

tortitch

Re: Odd-Meters

Beitragvon tortitch » So 25. Nov 2012, 17:12

Hübsch finde ich es vor allem wegen der Konsequenz, die gezogen wird und die nicht lautet: Ich kann es nicht spielen, na ja, ich bin ja auch kein Fusion-Crack, sondern: ich kann es nicht spielen, na dann ist wohl die Komposition Mist.

Tom

Re: Odd-Meters

Beitragvon Tom » So 25. Nov 2012, 18:16

Lasst uns doch mal ganz objektiv festhalten:

Odd Meters sind für jeden Menschen leicht erlernbar und anthropologisch seit dem Präkambrium eingeführt.

Man muss überhaupt kein Oddmeter-Fan sein. Man wird auch ohne Oddmeterchef zu sein Musik in der ganzen vollständigen Tiefe erfahren können.

ICH PERSÖNLICH EMPFEHLE:

stiftendes Element ist entweder ein Riff/eine wiederholende Figur (wie bei Money), daß man beim Improvisieren vom
freundlichen Bassknecht in stoischer Weise zu vernehmen hat, oder diese Figur gar innerlich zu hören vermag und sich dann lustig drüberhaut.

Oder aber man geht z.B. auf eine 4tel Ebene, wenn die 8tel zu hektisch sind.
z.B. der 5er bei Stingens "seven days". Herr Colaiuta spielt einen ganz normalen Backbeat drüber, weil er in der "großen" Fünf denkt.

Hirnmäßig konstruiertes kann zu guter Musik führen, muss es aber nicht.
Rein aus dem Bauch raus dahinkomponiert kann zu guter Musik führen, muss es aber nicht.

Locker bleiben und weitermachen.

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Aldaron
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Re: Odd-Meters

Beitragvon Aldaron » So 25. Nov 2012, 18:21

:up:

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Re: Odd-Meters

Beitragvon Matt 66 » So 25. Nov 2012, 18:26

Hat da einer "objektiv" gesagt?

Nunja... was machen wir mit Musik, die "rein aus dem Bauch" komponiert wurde, aber TROTZDEM "hirnmäßig konstruiert" beim Hörer ankommt?

Was ich meine: Ich entscheide doch aufgrund meiner eigenen Parameter und Herangehensweise, ob mir etwas zu konstruiert, oder besser: gewollt klingt.

Tom

Re: Odd-Meters

Beitragvon Tom » So 25. Nov 2012, 18:52

Nur zu.

Wenns aus dem Bauch gemacht ist und beim Hörer hirnmäßig ankommt - na dann passt es halt nicht.

Aber deswegen ist weder was an der Musik falsch noch beim Hörer.

tortitch

Re: Odd-Meters

Beitragvon tortitch » So 25. Nov 2012, 19:55

Tom hat geschrieben:
Oder aber man geht z.B. auf eine 4tel Ebene, wenn die 8tel zu hektisch sind.
z.B. der 5er bei Stingens "seven days". Herr Colaiuta spielt einen ganz normalen Backbeat drüber, weil er in der "großen" Fünf denkt.


Meinst du so?
Er spielt 5 ("große Fünf") Takte 4/4 während 4 Takte 5/4 laufen?

P.S. Diese Kopf-Bauch-Dichotomie geht mir auf den Sack.

tortitch

Re: Odd-Meters

Beitragvon tortitch » So 25. Nov 2012, 20:11

Ne, habs mir angehört, das macht er nicht. Dann weiß ich nicht, was du meinst.

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Re: Odd-Meters

Beitragvon Aldaron » So 25. Nov 2012, 21:06

Es gibt da so Songs, da fällt der krumme Takt gar nicht auf. Solsbury Hill wurde da ja schon genannt. Ist übrigens sehr geil zu spielen.

Dann gibts so Songs wie Lateralus von Tool. Da fällt das Krumme einfach auf. Und es ist geil (auch zu spielen). Ich finde, dieser Song hat Groove ohne Ende.

Und dann gibts Songs von Bands wie Pain of Salvation. Die haben alle obigen Attribute und manchmal noch die dritte Eigenschaft: Es IST konstruiert. Dann ist es eher was zum hinhören und mitdenken, oder was auch immer. Ich finds toll und in mir bringt es etwas zum Klingen.

Ich find krumme Takte super. Es bietet ganz neue Möglichkeiten einen Song zu schreiben und nicht wenige Bands, welche sich dieser betätigen, klingen dadurch neu und frisch.

Grüße!

Han Solo

Re: Odd-Meters

Beitragvon Han Solo » So 25. Nov 2012, 21:10


Josef K

Re: Odd-Meters

Beitragvon Josef K » So 25. Nov 2012, 22:27

Miles Davis hat sich letztlich zu den geraden Rhythmen bekannt........

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Re: Odd-Meters

Beitragvon Matt 66 » So 25. Nov 2012, 23:40

Und die Inder lachen sich tot über solche Probleme...

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Re: Odd-Meters

Beitragvon Mr Knowitall » Mo 26. Nov 2012, 14:35

Ich mache schon ab und an mal was ungerades. Hab auch schon mal was gepostet. Das klingt mMn überhaupt nicht unnatürlich oder verkopft. Manchmal macht man ein Riff vielmehr kaputt, wenn man es in einen 4/4 pressen will.
Was ich schwierig finde, ist das Improvisieren über ungerade Taktarten. Ich habe ja schon Jahre gebraucht, um über einen 4/4 Takt frei spielen zu können.

seppomadre

Re: Odd-Meters

Beitragvon seppomadre » Fr 21. Dez 2012, 21:46

Moin,

bin gerade am Mastern eines aktuellen Songs meiner Combo und dachte mir, dass dieser ein Paradebeispiel für konstruierte odd meters zum Selbstdarstellungszweck ist :mrgreen: :
https://soundcloud.com/seppomadre/kuru-master6-mp3

Für den Zuhörer klingt sowas halt schon grenzwertig, meine Frau kommt darauf z.B. gar nicht klar. Es macht aber einfach Spaß sowas zu spielen, da man mit recht simplen Gitarrenparts eine beachtliche Wirkung erzeugen kann. Finde ich...
Der Song wurde übrigens von unserem Bassisten in Guitar Pro 4 "konstruiert" :-)

KennyXXL

Re: Odd-Meters

Beitragvon KennyXXL » Sa 22. Dez 2012, 00:20

Zu diesem Thema fällt mir eine Nummer der neuen Platte meines Lieblingssongwriters ein. Total eingängiger und mitwippbarer Indiepop, schöner Drumgroove:

http://youtu.be/ZUR109m0QuI

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Reinhardt
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Re: Odd-Meters

Beitragvon Reinhardt » Sa 22. Dez 2012, 10:39

ah, wir reden über Dream Theater!

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Spanish Tony
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Re: Odd-Meters

Beitragvon Spanish Tony » Sa 22. Dez 2012, 12:45

seppomadre hat geschrieben:Moin,

bin gerade am Mastern eines aktuellen Songs meiner Combo und dachte mir, dass dieser ein Paradebeispiel für konstruierte odd meters zum Selbstdarstellungszweck ist :mrgreen: :
https://soundcloud.com/seppomadre/kuru-master6-mp3

Für den Zuhörer klingt sowas halt schon grenzwertig, meine Frau kommt darauf z.B. gar nicht klar. Es macht aber einfach Spaß sowas zu spielen, da man mit recht simplen Gitarrenparts eine beachtliche Wirkung erzeugen kann. Finde ich...
Der Song wurde übrigens von unserem Bassisten in Guitar Pro 4 "konstruiert" :-)

COOL!!!

seppomadre

Re: Odd-Meters

Beitragvon seppomadre » Sa 22. Dez 2012, 22:23

Spanish Tony hat geschrieben:COOL!!!


Danke fürs Lob, Tony. :wave: Dream Theater finde ich gar nicht mal so schlimm in Sachen plakativer odd meters (solange James LaBrie nicht dazu singt :dizzy: ), da gehen mir Meshuggah und Periphery mehr auf den Sack.

Greetz vom Sepp


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