Was ist eine Alteration?

Tom

Re: Was ist eine Alteration?

Beitragvon Tom » Di 21. Mai 2013, 16:49

Du hast mit allem vollkommen recht, Matt, und ja: ich finde das diatonische Skalensystem ist die Grundlage.
Ich versuche ja genauso auf dieser Grundlage zu erklären, wenn ich mal gefragt werde.

Und ja: Fly me to the moon ist sehr diatonisch, besonders dieses Stück, oder auch All of me uva.

Was mich in diesem Zusammenhang am Jazz immer gereizt hat ist weniger die Rhythmik, sondern das möglichst weite Weggehen von der Diatonik. Also man ist zwar noch mit dem Mutterschiff verbunden, aber die Leine ist möglichst viele Lichtjahre lang.
Das ist das was mich am Jazz reizt.
Also das Re-re-reharmonisieren, das Umdeuten, Ghostchanges etc. pp.
As outside as possible.

Aber im didaktischen Sinn ist es natürlich viel sinnvoller, erstmal diatonisch zu bleiben.

tortitch

Re: Was ist eine Alteration?

Beitragvon tortitch » Di 21. Mai 2013, 18:56

Meinst du so etwas (0:50 bis 3:00)
http://www.youtube.com/watch?v=PyU9WBlhckI

Tschuldigung, hab meine Bensontage.

Tom

Re: Was ist eine Alteration?

Beitragvon Tom » Di 21. Mai 2013, 19:28

Nein, das ist klassische BeBop Schule von einem Weltmeister dargelegt. :worship:

Ich meine eher so was (an 0:40) http://www.youtube.com/watch?v=GSLdcEaUOJ0
Hör mal was er da über eine ganz simple Mollkadenz spielt
bzw. über diesen ganz simplen, diatonisch gemeinten Standard :worship:
Zuletzt geändert von Tom am Mi 22. Mai 2013, 10:18, insgesamt 1-mal geändert.

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Reinhardt
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Re: Was ist eine Alteration?

Beitragvon Reinhardt » Mi 22. Mai 2013, 10:05

Tom hat geschrieben:Nein, das ist klassische BeBop Schule von einem Weltmeister dargelegt. :worship:

Ich meine eher so was (an 0:40)http://www.youtube.com/watch?v=GSLdcEaUOJ0
Hör mal was er da über eine ganz simple Mollkadenz spielt
bzw. über diesen ganz simplen, diatonisch gemeinten Standard :worship:


Das ist in der Tat so weit draußen wie möglich. Aber das dürfen nur Saxophonisten. Und eigentlich nicht mal die.

Tom

Re: Was ist eine Alteration?

Beitragvon Tom » Mi 22. Mai 2013, 10:17

Ich arbeite daran, mich davon inspirieren zu lassen für meinen eigenen Kram.
:tongue2: aber auch :wallbash:

Nicknack

Re: Was ist eine Alteration?

Beitragvon Nicknack » Mi 22. Mai 2013, 10:24

tortitch hat geschrieben:Meinst du so etwas (0:50 bis 3:00)
http://www.youtube.com/watch?v=PyU9WBlhckI

Tschuldigung, hab meine Bensontage.


Ja, leck mich am Arsch, wie geil ist denn das Video?!

"[The] learning from the blues is that almost anything works."
There you go.

Hecky

Re: Was ist eine Alteration?

Beitragvon Hecky » Mi 22. Mai 2013, 10:30

Nun, ist etwa gemeint dass - wie ich es als völlig musiktheoriebefreiter Musikpirat ausdrücken würde - im Kontext bestimmter Tonkombinationen jeder Ton möglich ist?

Tom

Re: Was ist eine Alteration?

Beitragvon Tom » Mi 22. Mai 2013, 11:13

m.E. nach ja.
Nur was der Kontext, von dem du sprichst dann war, ist und sein wird: :aah:

Hecky

Re: Was ist eine Alteration?

Beitragvon Hecky » Mi 22. Mai 2013, 11:15

Tom hat geschrieben:m.E. nach ja.
Nur was der Kontext, von dem du sprichst dann war, ist und sein wird: :aah:


Kreativität ... ?

Tom

Re: Was ist eine Alteration?

Beitragvon Tom » Mi 22. Mai 2013, 11:18

Sowieso.
Ich meinte die Theoriebildung, die sich mit den Tonkombinationen und ihren Kontexten befasst.

Wie gesagt, es lohnt auch immer eine Schau der mathematischen Möglichkeiten (wenngleich diese wie auch immer vom Verfasser gefiltert dargebracht wird), z.B. der slonimski nick.

Hecky

Re: Was ist eine Alteration?

Beitragvon Hecky » Mi 22. Mai 2013, 11:21

Nun, das hört sich nach Arbeit an, da halte ich dann lieber Abstand ....

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Zakk
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Re: Was ist eine Alteration?

Beitragvon Zakk » Fr 24. Mai 2013, 00:30

03:40

Da wird alles gesagt. Mehr muss man nicht sagen.

http://www.youtube.com/watch?v=3tb2UOpfEE4

Tom

Re: Was ist eine Alteration?

Beitragvon Tom » Fr 24. Mai 2013, 08:20

Das ist natürlich wunderbar einfach erklärt von diesem wunderbaren Mann.

Und natürlich macht es Sinn alles zu vereinfachen, weil es ja auch einfach ist!
In der Dominantsituation zählt für mich bei Alterationen nur, ob die Sexte neben allen anderen Alterationen auch alteriert ist (b13 oder #5), dann spiel ich die alterierte Skala drüber (oder versuche Lines aus der alterierten Skala zu entwickeln)
oder ob die Sexte grade ist (13) und der Rest trotzdem alteriert ist. Dann nämlich klingt für mich die HalbtonGanzton Skala am besten, und ich mach mit der rum.

Das wars.
Der Rest ist Geschmack.

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Reinhardt
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Re: Was ist eine Alteration?

Beitragvon Reinhardt » Fr 24. Mai 2013, 09:49

Zakk hat geschrieben:03:40

Da wird alles gesagt. Mehr muss man nicht sagen.

http://www.youtube.com/watch?v=3tb2UOpfEE4


das beruhigt mich. So halte ich's nämlich auch. Vielleicht habe ich auch irgendwann damals das Video gesehen und vergessen, weil ich damals einfach überfordert war, und mache das seither unbewusst.
Meine Methode bei komplexen Akkorden ist, wenn das nicht funktionieren sollte, die Akkordtöne selbst auszuspielen. Nicht originell. Aber: Das kann ja nie falsch sein. Früher haben die ersten Rock'n'Roller dauernd so soliert. Und das hat selbst in dem einfachen Rahmen gut geklungen. Als Jugendlicher habe ich als Skalenfetischist die Old-Schooler diesbezüglich belächelt. Das ist aber sehr sehr lange her und ich habe die Seiten gewechselt ...
Außerdem sind die meisten Stücke mit komplexen Akkorden so schnell, dass eh kaum mehr Zeit als für 2-3 Töne bleibt. Da fällt das nicht auf. :mrgreen:

Tom

Re: Was ist eine Alteration?

Beitragvon Tom » Fr 24. Mai 2013, 11:22

Multitone hat geschrieben:Außerdem sind die meisten Stücke mit komplexen Akkorden so schnell, dass eh kaum mehr Zeit als für 2-3 Töne bleibt. Da fällt das nicht auf.

Es ist so, daß man hier erstmal zusammenfasst.
Bei der Suche danach, was zusammenfassbar ist bemerkt man die Dominantsituation: hier, bei den Dominantseptakkorden (und allen ihren Spielarten, Substituten etc.) "verändert sich" am meisten.

Also schaut man sich halt diese Dominantsituationen intensiver an, weil man ja drauf eingehen muss im Jazz.

Und BeBop ist im Grunde nichts anderes als der Spaß, möglichst viele Dominanten in ein Stück einzubauen, auch da, wo sie vom Song her gar nicht stehen. Und diese Dominanten mit möglichst viel chromatischer Raffinesse auszuspielen.

Das nennt man dann Zwischendominanten oder in bestimmten Situationen auch Sekundärdominanten.
Man muss dabei eigentlich hier nur wissen, daß Dominanten auch Stellvertreter für die eigentliche Dominante sein können.
(Tritonussubstitution, die bVII aus der Mollsubdominantkadenz und die Ganzverminderten)

Ein einfacher Blues wird dann ein komplexeres Gewebe aus schnell wechselnden Dominantsituationen.

Und: Hey genau das macht der Benson Schorschi auch. Wobei seine Lines halt auch noch so oft wie's geht bluesig gestaltet sind.

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Reinhardt
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Re: Was ist eine Alteration?

Beitragvon Reinhardt » Fr 24. Mai 2013, 11:46

Tom hat geschrieben:
Multitone hat geschrieben:Außerdem sind die meisten Stücke mit komplexen Akkorden so schnell, dass eh kaum mehr Zeit als für 2-3 Töne bleibt. Da fällt das nicht auf.

Es ist so, daß man hier erstmal zusammenfasst.
Bei der Suche danach, was zusammenfassbar ist bemerkt man die Dominantsituation: hier, bei den Dominantseptakkorden (und allen ihren Spielarten, Substituten etc.) "verändert sich" am meisten.

Also schaut man sich halt diese Dominantsituationen intensiver an, weil man ja drauf eingehen muss im Jazz.

Und BeBop ist im Grunde nichts anderes als der Spaß, möglichst viele Dominanten in ein Stück einzubauen, auch da, wo sie vom Song her gar nicht stehen. Und diese Dominanten mit möglichst viel chromatischer Raffinesse auszuspielen.

Das nennt man dann Zwischendominanten oder in bestimmten Situationen auch Sekundärdominanten.
Man muss dabei eigentlich hier nur wissen, daß Dominanten auch Stellvertreter für die eigentliche Dominante sein können.
(Tritonussubstitution, die bVII aus der Mollsubdominantkadenz und die Ganzverminderten)

Ein einfacher Blues wird dann ein komplexeres Gewebe aus schnell wechselnden Dominantsituationen.

Und: Hey genau das macht der Benson Schorschi auch. Wobei seine Lines halt auch noch so oft wie's geht bluesig gestaltet sind.


Ich sehe ein, dass wenn man Reharmonisierungen nicht ausspielt, der Witz derer natürlich irgendwo weg ist. Die Frage ist nur, wie viel Reharm sein muss ...


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