Absolutes Gehör angeboren?

fn2

Re: Absolutes Gehör angeboren?

Beitragvon fn2 » So 23. Jan 2011, 11:37

ok, da hätten wir drei Aspekte:

1. absolutes Gehör ist angeboren
2. wird im Alter von 0-3 Jahren erlernt
3. ist auch erlernbar in einem Alter ab 3 Jahren

?

Dann:
1. muss man nicht trainieren, jederzeit abrufbar, auch wenn man unmusikalisch ist
2. muss trainiert werden, sonst verlernt man es

?

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Re: Absolutes Gehör angeboren?

Beitragvon Mr Knowitall » So 23. Jan 2011, 11:41

Es können auch mehrere Varianten zutreffen!

Han Solo

Re: Absolutes Gehör angeboren?

Beitragvon Han Solo » So 23. Jan 2011, 12:33

Außerdem kann man es durch zu viel Onanieren wieder verlieren.

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Re: Absolutes Gehör angeboren?

Beitragvon Mr Knowitall » So 23. Jan 2011, 13:33

Zum Glück bin ich impotent (kommt vom vielen Skalenüben).

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Re: Absolutes Gehör angeboren?

Beitragvon Matt 66 » So 23. Jan 2011, 14:50

fn2 hat geschrieben:ok, da hätten wir drei Aspekte:

1. absolutes Gehör ist angeboren
2. wird im Alter von 0-3 Jahren erlernt
3. ist auch erlernbar in einem Alter ab 3 Jahren

?

Dann:
1. muss man nicht trainieren, jederzeit abrufbar, auch wenn man unmusikalisch ist
2. muss trainiert werden, sonst verlernt man es

?


Also ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Bekannter sich nie hingesetzt hat, um ganz gezielt das AG zu trainieren. Weil er aber jeden Tag Musik macht, wird er die Fähigkeit wohl auch nicht so schnell verlieren...

Ein Problem dürfte auch sein, einen 6 Monate alten Säugling zu fragen, ob er ein AG hat... :roll:

Tom

Re: Absolutes Gehör angeboren?

Beitragvon Tom » So 23. Jan 2011, 18:07

Han Solo hat geschrieben:Außerdem kann man es durch zu viel Onanieren wieder verlieren.

Ach drum funktioniert das bei mir nicht . . . :shock:

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Re: Absolutes Gehör angeboren?

Beitragvon Reinhardt » Mo 24. Jan 2011, 14:12

Tom hat geschrieben:Warum soll ein centgenaues absloutes Gehör nicht antrainiert sein, wenn sich doch der hier gemeinte "Pitch" also etwa ein Kammerton von 440 Hz eurozentristisch erst über Jahrhunderte entwickelt hat und über die Zeit mal höher, mal tiefer war??

Und die eigentliche Frage dahinter ist doch:
Sind Menschen mit absolutem Gehör musikalischer als Menschen ohne absolutes Gehör?

Natürlich nicht!

Gleiches gilt für Synästhesisten.

Interessanterweise behauptet ein Musikerkollege von mir, der ein absolutes Gehör hat (beängstigend, wenn man so was mal live miterlebt), dass das bei ihm so etwas wie synästhetisch sei; er vergleicht sein Talent jedenfalls immer mit Farbempfinden, die Töne hätten alle einen unterschiedlichen "Klang", so wie ein Hemd halt eher einen grasgrünen oder einen blaugrünen Stich hat.
Ich höre kein rotes Cis, aber ich bin schon froh, dass ich auch ohne Stimmgerät im Wald meine Klampfe halbwegs auf ein A stimmen könnte. Ich vergleiche dazu aber intern immer mit Referenzliedern, die im meinem Kopf stabil auf einer Tonart laufen. ;-)

fn2

Re: Absolutes Gehör angeboren?

Beitragvon fn2 » Mo 24. Jan 2011, 23:20

Multitone hat geschrieben:Interessanterweise behauptet ein Musikerkollege von mir, der ein absolutes Gehör hat (beängstigend, wenn man so was mal live miterlebt), dass das bei ihm so etwas wie synästhetisch sei; er vergleicht sein Talent jedenfalls immer mit Farbempfinden, die Töne hätten alle einen unterschiedlichen "Klang", so wie ein Hemd halt eher einen grasgrünen oder einen blaugrünen Stich hat.
Richtig. Wie schon weiter oben beschrieben, besitze ich ein im hohen Alter angelerntes, absolutes Gehör. Das funktioniert aber nur bei Gitarren und vielleicht noch beim Klavier mit Glück. Dabei achte ich ausschließlich auf die Klangfarbe des Instrumentes. Stimme ich eine Gitarre ohne Stimmgabel nach Gehör, stimmt sie nach Stimmgerät hinterher um ±1 cent. Wenn eine Gitarre um 1/2 ton oder 1/4 ton tiefer gestimmt ist, höre ich das sofort. Das Stimmen der Gitarren meiner Gitarrenschüler funktioniert ohne Stimmgabel.

Dieses angelernte Gehör ist laut Wikipedia absolut, meiner Meinung nach aber nur relativ. Ein echtes absolutes Gehör ist angeboren.

Imij

Re: Absolutes Gehör angeboren?

Beitragvon Imij » Di 25. Jan 2011, 01:30

Also ich kapiere nicht, was ein Absolutes Gehör überhaupt sein soll.

Das was hier mittlerweile zur Debatte geworden ist, handelt doch immer von zwei verschiedenen Dingen:

1) Die Sinneswahrnehmung Hören
2) Die Einordnung in Relationen, in vorgegebene Verhältnisse, in intelektuelle Konstrukte

Dabei ist das erste angeboren, wenn nicht gerade Taubheit vorliegt.
Das Zweite ist doch dann etwas, was erst gelernt werden muss, sprich Konditionierung.

Was also ist ein absolutes Gehör?

Ist es das, zu hören, wenn ein Mehrklang rund klingt, wenn die Vibes sich gegenseitig zum ekstatischen kosmischen Orgasmus hochschaukeln,
oder ist es die exakte Bestimmung eines einzelnen Tons in einem Diagramm, der dann die Bezeichnung Aminuszweikommadreigestrichen durch vier zugewiesen bekommt?

Ist das wissenschaftlich oder gar physikalisch zu beweisen?

Was ist dann mit dem Phänomen dass C-0 Dur nicht zusammen mit C-8 Dur klingt?
Wer will das Hören Können?

Immer wieder muss ich die Pythagoreische Wolfsquinten-Keule herausholen :twisted:

Ich behaupte: Das „Absolute Gehör” ist nur eine Erfindung der Römisch Katholischen Kirche zwecks dem „Schlechten Gewissen”
zur Verdammung der Sünder, der Onanierer, der Gehörnten und der Humohrlosen, siehe auch

fn2

Re: Absolutes Gehör angeboren?

Beitragvon fn2 » Di 25. Jan 2011, 02:59

Stimmt!

Da der Mensch Intervalle ja immer rein hört, wieso sollte ein Absoluthörer Intervalle temperiert hören? Also du kannst es drehen und wenden wie du Lust hast, ein musikalischer Absoluthörer muss Höllenqualen leiden. :shock:

Daraus folgt: ein fiktiver Absoluthörer ist in jedem Fall unmusikalisch, denn niemand würde sich freiwillig dieser Folter aussetzen.

Wenn du mal auf einen Absoluthörer triffst, dann frag ihn unbedingt, ob seine im Ohr eingebaute Stimmung mitteltönig oder pythagoreisch ist. Temperiert kann sie jedenfalls nicht sein.

Tom

Re: Absolutes Gehör angeboren?

Beitragvon Tom » Di 25. Jan 2011, 08:09

fn2 hat geschrieben:Wie schon weiter oben beschrieben, besitze ich ein im hohen Alter angelerntes, absolutes Gehör. Das funktioniert aber nur bei Gitarren und vielleicht noch beim Klavier mit Glück. Dabei achte ich ausschließlich auf die Klangfarbe des Instrumentes. Stimme ich eine Gitarre ohne Stimmgabel nach Gehör, stimmt sie nach Stimmgerät hinterher um ±1 cent. Wenn eine Gitarre um 1/2 ton oder 1/4 ton tiefer gestimmt ist, höre ich das sofort. Das Stimmen der Gitarren meiner Gitarrenschüler funktioniert ohne Stimmgabel.

Dieses angelernte Gehör ist laut Wikipedia absolut, meiner Meinung nach aber nur relativ. Ein echtes absolutes Gehör ist angeboren.


Wenn ich Saiten aufziehe und die "nach Gefühl" :roll: am Schluß nach dem Dehnen stimme,
liege ich auch meistens ziemlich genau (in cent hab ichs noch nicht nachgemessen).
Was mich immer recht wundert.
Bei BigBandproben kann ich im Satz falsche Mittelstimmen identifizieren.
Beim Spielen denke ich wenn ich an Töne denke nicht "ein cis, ein fis "etc. sondern immer nur "die Quart, die Bluenote, die kleine Terz" etc.
Das habe ich zum Teil bewusst geübt, zum Teil konnte ich es, nachdem ich die Bezeichnungen der Intervalle gelernt habe.
Ich bin ein lausiger vom-Blatt-spieler, kann aber gut Noten schreiben (raushören funktioniert fast immer ohne Instrument)
Unterschiedliche Stimmungen höre ich auch gut raus (temperierte, reine Stimmung etc.)
Also alles in allem ein relatives Gehör. Und das kann man üben.

Was ich nicht höre ist, wenn eine Gitarre in sich richtig tiefer gestimmt ist oder höher, bei einer Aufnahme z.B.
Meine Aufmerksamkeit gilt dann allein der Musik. Und das ist für mich das Spiel und die Bezogenheit der Noten ZUEINANDER und nicht zur Pitch eines Kammertones.

Deshalb gehört ein angeborenes absolutes Gehör für mich zu den musikalischen Behinderungen. :-)

Han Solo

Re: Absolutes Gehör angeboren?

Beitragvon Han Solo » Di 25. Jan 2011, 12:45

fn2 hat geschrieben:
Multitone hat geschrieben:Interessanterweise behauptet ein Musikerkollege von mir, der ein absolutes Gehör hat (beängstigend, wenn man so was mal live miterlebt), dass das bei ihm so etwas wie synästhetisch sei; er vergleicht sein Talent jedenfalls immer mit Farbempfinden, die Töne hätten alle einen unterschiedlichen "Klang", so wie ein Hemd halt eher einen grasgrünen oder einen blaugrünen Stich hat.
Richtig. Wie schon weiter oben beschrieben, besitze ich ein im hohen Alter angelerntes, absolutes Gehör. Das funktioniert aber nur bei Gitarren und vielleicht noch beim Klavier mit Glück. Dabei achte ich ausschließlich auf die Klangfarbe des Instrumentes. Stimme ich eine Gitarre ohne Stimmgabel nach Gehör, stimmt sie nach Stimmgerät hinterher um ±1 cent. Wenn eine Gitarre um 1/2 ton oder 1/4 ton tiefer gestimmt ist, höre ich das sofort. Das Stimmen der Gitarren meiner Gitarrenschüler funktioniert ohne Stimmgabel.

Dieses angelernte Gehör ist laut Wikipedia absolut, meiner Meinung nach aber nur relativ. Ein echtes absolutes Gehör ist angeboren.


Nee Dein's ist schon absolut im wikipedia Sinn. Bei der Frage absolut/relativ geht's erstmal nicht darum, woher Du es hast (Geburt/erworben), sondern ob Du von Dir aus einen Ton richtig bestimmen kannst ohne Referenzgröße (absolut) oder ob Du bei Vergleichstönen das richtige Intervall triffst (relativ). Letzteres sollte jeder können, der ein bischen musikalisch ist und Musik macht.

Bei Dir ist nur die Frage: Ist es nicht doch relativ (nicht im Hinblick auf Intervalle, sondern abhängig von der Klangfarbe eines Tons)? Denn von Dir aus ohne Hilfe eines Instruments könntest Du nicht auf Anhieb einen bestimmten Ton bestimmen, oder? Das hängt also von der Klangfarbe eines bestimmten Tons eines bestimmten Instruments ab. Dann ist es sicher antrainiert aber auch nicht das, was man gemeinhin unter absolutem Gehör versteht. Es ist schon relativ in Bezug auf die Klangfarbe, aber nicht relativ im obigen Sinn (in Bezug auf Intervalle, wobei Du sicher auch diesbezüglich relativ richtig hörst).

Man sieht: Die Unterscheidung absolut/relativ ist ungenau, da man bei "relativ" erst festlegen muss, was denn der Bezugspunkt ist.


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