Beitragvon Herigo » Mi 1. Apr 2015, 03:20
Persönliche Erfahrung mit Betablocker.
seit 20 jahren muss ich täglich dieses medikament zur blutdrucksenkung nehmen. vorgeschichte, bis zu diesem zeitpunkt hatte ich ohne größere beschwerden hohen blutdruck, davon wissend aber unbehandelt.
es gab temporär erhöhten stress (habe ich heute auch immer wieder), bekam infolge dessen eine netzhautthrombose und bin seither auf dem rechten auge im bereich des scharfen sehens blind, auf dem linken auge ist diese stelle gottseidank nicht betroffen.
betablocker senken den ausstoß von adrenalin, das hat einfluss auf die herzfrequenz, hoher puls - hoher blutdruck. kurzfristig eine überlebensnotwendige sache, dauerhaft zerstörend. ein auftritt ist eine stresssituation die zu erhöhtem adrenalin ausstoß führt. das anwenden in stresssituationen von betablockern kann also auch gesundheitlich notwendig sein. je nach persönlicher disposition. zitternde hände, verändertes hören und sehen sind ebenfalls folgen zu hohen adrenalinausstoßes. blackouts sind ebenfalls ein symptom.
betablocker sind keine psychopharmaka. sie wirken auf die nebennierenrinde.
nachteile: haarausfall, reduzierung der libido, konzentrationstörungen, wasseransammlung (ödeme), etc....
meine beoabachtung speziell beim musikmachen:
hände sind tatsächlich ruhiger, hören ist weniger verändert, keine zu feuchten hände, eher trocken, jedoch auch sehr trockene mundschleimhaut bei stress. schlecht für sänger. größestes problem: plötzliche drop-outs beim spielen (nicht vergleichbar mit blackouts bei stress), die nur bruchteile einer sekunde dauern aber verunsichern können. in einer bandsituation ist das völlig unbedeutend, wenn man aber wie ich versucht auch akustische sologitarre zu spielen kann das problematisch sein, das ist nicht wegzuüben sondern zusätzlich abhängig von der tagesform.
durch ödembildung bei regelmäßiger einnahme kann es zu schwellungen der nervenkanäle und der sehnenscheiden kommen. das führt bei mir nicht zu schmerzen aber unter umständen zu taubheitsgefühlen in den händen (und füßen) und verschlechterung der mikrosensorischen sensibilität. natürlich kann ein anschwellen der betroffenen nervenbahnen und sehnenscheiden zu einer einengung und doch schmerzhaften reizung der nerven und sehnen führen. tennisellenbogen, etc., das ensteht aber auch durch überbeanspruchung.
persönliches fazit:
hätte ich damals die infomationen von heute gewusst, wäre mit einem kurzfristigen situationsbedingtem einsatz von betablockern die heutige dauerhafte einnahme mit all ihren nebenwirkungen und meine sehbehinderung vielleicht vermeidbar gewesen. das kann ich aber nur für mich anhand meiner persönlichen disposition sagen. der selbstzerstörerischen auswirkungen der körpereigenen reaktion entgegenzuwirken ist das ziel, besser musikmachen kann man damit nicht.
diese arznei sollte man nur über ein ärztliches rezept beziehen, ein gespräch mit dem arzt ist unabdingbar. wenn es nicht nötig ist sollte man es nicht nehmen. und noch mal deutlich, betablocker sind keine beruhigungsmittel.