Betablocker in der Musik?

Han Solo

Re: Betablocker in der Musik?

Beitragvon Han Solo » So 29. Mär 2015, 18:43

buttrock hat geschrieben:Mir gings um die Frage wie chemische oder genetische "Optimierungen" in die Bewertung von Musik einfliessen sollen.


Dem Publikum kann es egal sein, denn das geht es nichts an. Ist eine persönliche Sache. Alles andere ist die Moralkeule rausholen, auch wenn ich selbst sowas nie machen würde. Muss halt jeder selbst wissen, was er mit seiner Gesundheit anstellt. Würde ich die Musik anders bewerten, wenn ich wüsste, dass Künstler xy sich was eingeschmissen hätte? Wahrscheinlich nicht. Aus dem eben genannten Grund. Es betrifft mich als Hörer ja nicht, es sei denn der Künstler ist so voll mit Drogen, dass seine Leistung massiv darunter leidet.

Aber zurück zum Thema: Ich bin ein Fußmensch, zumindest vom Geruch her.

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Aldaron
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Re: Betablocker in der Musik?

Beitragvon Aldaron » So 29. Mär 2015, 20:03

:dizzy:

Über was man sich so den Kopf zerbrechen kann ...

An dieser Stelle ne Buchempfehlung: Julia Cameron - Der Weg des Künstlers.

Kreativität kann man nicht verstandesgemäß angehen und um nichts anderes geht es doch im Grunde. Ein Kreativer hat einfach zu machen, Riffs zu spielen, zu schreiben, zu malen ... Von 100 Sachen sind 99 scheiße und 1 ist super. So läufts. Da gibt's kein Kreativitätsgen. Und wenn, dann haben wir es alle. Es gibt nur Unterschiede in den persönlichen Blockaden. Was man ja hier immer wieder beobachten kann.

Ich bin Herzmensch. Und jetzt ist die Suppe fertig.

Nicknack

Re: Betablocker in der Musik?

Beitragvon Nicknack » So 29. Mär 2015, 20:24

Jeden Tag ziehen sich Millionen Menschen Medikamente oder Drogen rein, um auf ihrem Arbeitsplatz das bringen zu können, was sie oder ihre Vorgesetzten für eine ausreichende oder gute Leistung halten.
Wenn es sich um Freunde, Bekannte, KollegInnen oder Vorgesetzte handelt, kommentiere ich sowas mittlerweile nur noch einmal und dann nur noch auf Nachfrage.
Die Leute sind erwachsen, müssen also selbst veratworten, was sie da tun.
Angenehmer Nebeneffekt für mich: Meist arbeiten die Leute gedopt schlechter als sie es normalerweise könnten.
Ich muss also nur 80% bringen, die im Vergleich dann wie 120 % aussehen.

Handelt es sich um Untergebene oder Lehrlinge, kriegen die sofort die rote Karte, sprich:
"Geh' zum Arzt, lass' Dich arbeitsunfähig schreiben,
kurier' Dich aus und dann kommst Du wieder.
Aber keine Minute früher."

Zur Eingangsfrage:
Betrogen fühle ich mich, wenn ein Musiker unter Substanzeinfluss schlechter performt als ich es von Aufnahmen kenne.
Wesentlich häufiger jedoch begegnet mir Betrug, der darin besteht, das Publikum für ein ganzes Konzert bezahlen zu lassen, aber nur ein halbes zu spielen.
Zuletzt "Los Straightjackets feat. Deke Dickerson" im Stage Club Hamburg.
Gute Musik, schöne Performance, aber EUR 15 für nicht mal 80 Minuten Musik - und für so'n Kinderkram fliegen die aus Kalifornien nach Europa?
Lächerlich.

Josef K

Re: Betablocker in der Musik?

Beitragvon Josef K » So 29. Mär 2015, 21:19

tortitch hat geschrieben:Mit Verlaub, aber das sind Sonntagsschnörkel, leere Abstraktionen aus dem Idealistenhimmel, aber ohne Weltbezug.
Natürlich gibt es besser und schlechter. Auf Youtube findet man z.B. sicher Bands oder Musiker, die einhellig als schlecht gelten. Und Herr Kater, wie kommt das Wort "best" in deine Signatur, wenn es in der Musik nichts zu suchen hat? Und gibt es nicht auch hier im Forum Leute, die die Sentenz gern zitieren, es gebe nur zwei Arten von Musik, gute und schlechte?
Und das buttsche Argument gegen das Musikergen verfängt auch nicht: Ganz offensichtlich gibt es doch Leute, die sehr musikalisch sind, und solche, die eher unmusikalisch sind. Dass es verschiedene Gründe gibt, Musik gut zu finden, hat damit gar nichts zu tun. Die Erfahrung musikalischen Talents ist eine Alltagserfahrung, die man doch nicht ernsthaft leugnen kann. Ob dieses Talent so plump auf ein bestimmtes Gen zurückgeführt werden kann, mag natürlich fraglich sein. Das ist bloßes Gedankenexperiment, dessen unrealistischen Charakter festzustellen höchstens heißt, sich nicht darauf einzulassen.





"Dunkel blieb der Rede Sinn" Schopenhauer über Hegel

buttrock

Re: Betablocker in der Musik?

Beitragvon buttrock » So 29. Mär 2015, 21:24

Wenn man sich ein wenig konzentriert, kann man das schon verstehen.

Josef K

Re: Betablocker in der Musik?

Beitragvon Josef K » Mo 30. Mär 2015, 20:15

Ja, das Gehirn sucht nach Sinn......

Herigo

Re: Betablocker in der Musik?

Beitragvon Herigo » Mi 1. Apr 2015, 03:20

Persönliche Erfahrung mit Betablocker.

seit 20 jahren muss ich täglich dieses medikament zur blutdrucksenkung nehmen. vorgeschichte, bis zu diesem zeitpunkt hatte ich ohne größere beschwerden hohen blutdruck, davon wissend aber unbehandelt.
es gab temporär erhöhten stress (habe ich heute auch immer wieder), bekam infolge dessen eine netzhautthrombose und bin seither auf dem rechten auge im bereich des scharfen sehens blind, auf dem linken auge ist diese stelle gottseidank nicht betroffen.

betablocker senken den ausstoß von adrenalin, das hat einfluss auf die herzfrequenz, hoher puls - hoher blutdruck. kurzfristig eine überlebensnotwendige sache, dauerhaft zerstörend. ein auftritt ist eine stresssituation die zu erhöhtem adrenalin ausstoß führt. das anwenden in stresssituationen von betablockern kann also auch gesundheitlich notwendig sein. je nach persönlicher disposition. zitternde hände, verändertes hören und sehen sind ebenfalls folgen zu hohen adrenalinausstoßes. blackouts sind ebenfalls ein symptom.

betablocker sind keine psychopharmaka. sie wirken auf die nebennierenrinde.
nachteile: haarausfall, reduzierung der libido, konzentrationstörungen, wasseransammlung (ödeme), etc....

meine beoabachtung speziell beim musikmachen:
hände sind tatsächlich ruhiger, hören ist weniger verändert, keine zu feuchten hände, eher trocken, jedoch auch sehr trockene mundschleimhaut bei stress. schlecht für sänger. größestes problem: plötzliche drop-outs beim spielen (nicht vergleichbar mit blackouts bei stress), die nur bruchteile einer sekunde dauern aber verunsichern können. in einer bandsituation ist das völlig unbedeutend, wenn man aber wie ich versucht auch akustische sologitarre zu spielen kann das problematisch sein, das ist nicht wegzuüben sondern zusätzlich abhängig von der tagesform.
durch ödembildung bei regelmäßiger einnahme kann es zu schwellungen der nervenkanäle und der sehnenscheiden kommen. das führt bei mir nicht zu schmerzen aber unter umständen zu taubheitsgefühlen in den händen (und füßen) und verschlechterung der mikrosensorischen sensibilität. natürlich kann ein anschwellen der betroffenen nervenbahnen und sehnenscheiden zu einer einengung und doch schmerzhaften reizung der nerven und sehnen führen. tennisellenbogen, etc., das ensteht aber auch durch überbeanspruchung.

persönliches fazit:
hätte ich damals die infomationen von heute gewusst, wäre mit einem kurzfristigen situationsbedingtem einsatz von betablockern die heutige dauerhafte einnahme mit all ihren nebenwirkungen und meine sehbehinderung vielleicht vermeidbar gewesen. das kann ich aber nur für mich anhand meiner persönlichen disposition sagen. der selbstzerstörerischen auswirkungen der körpereigenen reaktion entgegenzuwirken ist das ziel, besser musikmachen kann man damit nicht.

diese arznei sollte man nur über ein ärztliches rezept beziehen, ein gespräch mit dem arzt ist unabdingbar. wenn es nicht nötig ist sollte man es nicht nehmen. und noch mal deutlich, betablocker sind keine beruhigungsmittel.

Tom

Re: Betablocker in der Musik?

Beitragvon Tom » Mi 1. Apr 2015, 09:34

Danke für die Infos!!!

Josef K

Re: Betablocker in der Musik?

Beitragvon Josef K » Mi 1. Apr 2015, 22:30

Interessant ist evtl. auch zu sehen, dass der Wert, der Bluthochdruck definiert, über die letzten 2 Jahrzehnte koninuierlich gesunken ist. Das liegt natürlich nicht daran, dass in dem Gremium, das darüber entscheidet, zwei Ärzte und acht Lobbyisten der Pharmaindustrie sitzen......... :think:

Herigo

Re: Betablocker in der Musik?

Beitragvon Herigo » Mi 1. Apr 2015, 23:47

Josef K hat geschrieben:Interessant ist evtl. auch zu sehen, dass der Wert, der Bluthochdruck definiert, über die letzten 2 Jahrzehnte koninuierlich gesunken ist. Das liegt natürlich nicht daran, dass in dem Gremium, das darüber entscheidet, zwei Ärzte und acht Lobbyisten der Pharmaindustrie sitzen......... :think:


das kann man so sehen... wenn man selbst nicht betroffen ist oder noch nicht unter den folgeerkrankungen zu leiden hat.

Josef K

Re: Betablocker in der Musik?

Beitragvon Josef K » Fr 3. Apr 2015, 21:17

Ersteres trifft auf mich vermutlich zu.

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Bassfuss
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Re: Betablocker in der Musik?

Beitragvon Bassfuss » Di 7. Apr 2015, 09:49

...Leute, die so etwas einnehmen, können meine Ration gerne freiwillig haben. Ich kann darauf verzichten, muß aber diese Dinger einnehmen. Ich begreife jederzeit eine Abhängigkeit von einem Medikament, Alkohol, Drogen u.s.w. aber eine freiwillige Einnahme von Medikamenten, die man nicht braucht, von der man sich aber eine Verschlimmbesserung seiner Bühnenperformance verspricht, ist einfach nur schlimm.

Grüße, Frank


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