Merchandising - Was verkauft sich gut?

Col-Chi

Merchandising - Was verkauft sich gut?

Beitragvon Col-Chi » Mo 15. Jun 2015, 22:03

Was für Merchandising-Artikel verkaufen sich heutzutage gut?
Sind es immernoch T-Shirts und Poster?
Oder werden Exoten wie z.B. USB-Sticks und Kühltaschen immer beliebter?

Hintergrund ist: ich suche nach kreativen Rewards für eine geplante Crowdfunding-Kampagne.

Nicknack

Re: Merchandising - Was verkauft sich gut?

Beitragvon Nicknack » Di 16. Jun 2015, 09:46

Ich halte es für einen kapitalen Irrtum, dass Dinge, die als Merchandising "funktionieren", auch gute Give-aways für Crowd-funding sind.
Merchandise sind reine Handelsartikel, die kauft, wer sie haben möchte.
Und was da funktioniert, hängt ja auch stark vom Branding, also der Zielgruppe ab (AC/DC-Bier sollte funktionieren, ein AC/DC-Schnuller vermutlich nicht).

Beim CF gebe ich Geld, damit etwas Bestimmtes realisiert werden kann. Im Crowd-funding wird zudem mit einem Zeitfenster gearbeitet, welches meist nicht so groß ist, dass die Aktion vom Werbeeffekt der Give-aways profitieren könnte.

Bei einem Crowd-funding würde es mich zudem stören, wenn Teile des offenbar knappen und daher auf diese Weise zu beschaffenden Geldes für Give-aways ausgegeben würde.


Col-Chi

Re: Merchandising - Was verkauft sich gut?

Beitragvon Col-Chi » Di 16. Jun 2015, 21:17

Nicknack hat geschrieben:Ich halte es für einen kapitalen Irrtum, dass Dinge, die als Merchandising "funktionieren", auch gute Give-aways für Crowd-funding sind.
Merchandise sind reine Handelsartikel, die kauft, wer sie haben möchte.
Und was da funktioniert, hängt ja auch stark vom Branding, also der Zielgruppe ab (AC/DC-Bier sollte funktionieren, ein AC/DC-Schnuller vermutlich nicht).

Beim CF gebe ich Geld, damit etwas Bestimmtes realisiert werden kann. Im Crowd-funding wird zudem mit einem Zeitfenster gearbeitet, welches meist nicht so groß ist, dass die Aktion vom Werbeeffekt der Give-aways profitieren könnte.

Bei einem Crowd-funding würde es mich zudem stören, wenn Teile des offenbar knappen und daher auf diese Weise zu beschaffenden Geldes für Give-aways ausgegeben würde.


Das ist ein sehr guter Punkt, den Du ansprichst. Klingt plausibel. Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht, dass Rewards nicht mit Merch vergluchen werden sollte, weil sie andere Ziele verfolgen.
Ich wundere mich darüber, dass es viele trotzdem tun (Fan-Pakete etc.)
Wie steht es mit Dingen wie die Noten von den musikstücken und Originalskizzen von der Konzepterstellung?

@orben: Danke für den hinweis auf den Artikel. Aber am besten finde ich den obersten Kommentar: "You sound angry for no reason at all. You don't want to support bands financially? Then don't and shut up." :-D

Nicknack

Re: Merchandising - Was verkauft sich gut?

Beitragvon Nicknack » Mi 17. Jun 2015, 14:29

Col-Chi,
es ist theoretisch doch kaum zu entscheiden, was für Deinen Fall Sinne macht.
Wir wissen ja noch nicht mal, was Du crowd-funden willst und warum.
Die Einwände, die im geposteten Artikel gegen CF genannt werden, würde ich nicht so leichtfertig wegwischen - warum sollen andere Menschen Dir Deinen persönlichen Ego-Trip finanzieren?

Für mich als Spender wäre Unikate wie beispielsweise "Requisiten" oder Material sicherlich interessanter als ein T- shirt ider ein Poster, ich laufe aber ohnehin nur in Ausnahmefällen "beschriftet" herum.

Ansonsten würde ich Dir raten, je nach Projekt mal über Subskriptionen nachzudenken.

Cheers,
Nick

Col-Chi

Re: Merchandising - Was verkauft sich gut?

Beitragvon Col-Chi » Mi 17. Jun 2015, 23:46

Nicknack hat geschrieben:Col-Chi,
es ist theoretisch doch kaum zu entscheiden, was für Deinen Fall Sinne macht.
Wir wissen ja noch nicht mal, was Du crowd-funden willst und warum.
Die Einwände, die im geposteten Artikel gegen CF genannt werden, würde ich nicht so leichtfertig wegwischen - warum sollen andere Menschen Dir Deinen persönlichen Ego-Trip finanzieren?

Für mich als Spender wäre Unikate wie beispielsweise "Requisiten" oder Material sicherlich interessanter als ein T- shirt ider ein Poster, ich laufe aber ohnehin nur in Ausnahmefällen "beschriftet" herum.

Ansonsten würde ich Dir raten, je nach Projekt mal über Subskriptionen nachzudenken.

Cheers,
Nick


Danke für den Tipp, Nick. Subskriptionen klingen ja wie die Vorreiter des Crowdfundings. Auch cool.
Also folgender ist mein Gedanke dahinter, warum Leute Geld zahlen sollten, damit ich meinen "Ego-Trip" verwirkliche. Sie sollten es nur tun, wenn sie die Idee hinter dem Konzeptalbum spannend finden und ihnen die Musik gefällt, die ich teilweise bereits als Demo-Stücke geuploaded habe.

Demo-Stücke von "Space Escapism Opera" auf Soundcloud: http://www.soundcloud.com/progshot
Das Album-Konzept und die Entwicklung: http://www.progshot.de

orben

Re: Merchandising - Was verkauft sich gut?

Beitragvon orben » Do 18. Jun 2015, 09:46

nur ganz kurz:

ich halte crowdfunding für private/erwerbsorientierte projekte für eine absolute frechheit. das einzige, wofür ich das anerkenne, sind soziale/ökologische/gemeinwohlorientierte projekte. für alles andere soll mensch gefälligst seinen arsch und sein schicksal selbst in die hand nehmen und nicht rumjammern, sondern einfach machen. wenn es leute interessiert, wird es sich schon gegenfinanzieren. wenn es die leute nicht interessiert, ist es dein problem. wer zur hölle würde denn bitte geld geben, damit ich mich z.b. selbständig machen kann? zu recht niemand. alternative wäre, das so aufzuziehen, dass die leute für die beteiligung in höhe von prozentsatz x an den kosten eine gewinnbeteiligung in höhe von prozentsatz y oder fixen betrag bekommen. aber das wird ja wieder keiner wollen. es ist schön das alte beispiel von der sozialisation von verlusten und privatisierung der gewinne. ich bin definitiv kein fan.

buttrock

Re: Merchandising - Was verkauft sich gut?

Beitragvon buttrock » Do 18. Jun 2015, 10:40

Na ja, grade da wo Crowdfunding fuer Kultur (Filme, Alben, Buecher etc) eingesetzt wird, ist ja die Idee, dass man grade Dinge,die sich eventuell nicht auf dem Markt als lukrative erweisen und Rendite erwirtschaften, die man dann zurueck bekommen kann ( wie wenn ich ein Dax-Unternehmen investiere) privat subventioniert weil man sie halt cool findet und die anderes niemals realisiert werden wuerden. Wenn man die Kulturproduktion nicht den Marktgesetzen ueberlasse will, kann sowas schon gut finden. Schliesslich ist es Crowd"funding" und nicht Crowd"investment". Die ganzen Indielabels die letztlich ohne Profit und durch Dayjobs der Betreiber quer finanziert sind, sind ja prinzipiell nichts anderes. Das man schon drauf kucken sollte, dass man nicht zum Beispiel Mariah Carey crowdfunded ist ja nochmal was anderes, aber die Argumentation im Allgemeinen find ich nicht schluessig, zumal ja wirklich alles freiwillig ist.

tortitch

Re: Merchandising - Was verkauft sich gut?

Beitragvon tortitch » Do 18. Jun 2015, 16:20

@Butt
Die Idee ist sicher reizvoll: Man gibt Geld (oder Engagement), damit etwas entsteht, das "marktregelmäßig" nicht entstünde, und man darf als "Gegenleistung" an dem teilnehmen, was da entstanden ist (sagen wir eine Theaterinszenierung). Das ist eine Art Subkultur, die sich wohl schon seit einigen Jahren ausbreitet (und natürlich nicht nur auf dem Kulturgebiet).
Auf der anderen Seite ist damit vielleicht auch eine Umsemantisierung des Verständnisses von Staat oder Gesellschaft verbunden. Denn die Förderung von Kultur und Sozialleistungen ist - zumindest in der BRD - eine genuin staatliche Aufgabe. Den Staat quasi vorauseilend aus seinen Pflichten zu entlassen, ist Wasser auf den Mühlen des Neoliberalismus. :mag:

buttrock

Re: Merchandising - Was verkauft sich gut?

Beitragvon buttrock » Do 18. Jun 2015, 16:45

Man entlaesst doch nicht den Staat aus irgendwas. Da wo der Staat grade nicht foerdert, kann das Konzept greifen. Wobei da auch nur ein vorbeiwurschteln am Markt ist. Und gegen den Neoliberalismus hilft ueberhaubt gar kein Staat, den ohne die Staaten gaeb es den gar nicht. Aber das fuehrt jetzt zuweit.

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Re: Merchandising - Was verkauft sich gut?

Beitragvon Bassfuss » Do 18. Jun 2015, 16:54

...Problem kann aber sein, daß sich Plattenfirmen und Label zurücknehmen und die Künstler und Crowd-Funder erst einmal machen lassen, um dann bei Erfolg der Sache auf den fahrenden Zug aufzuspringen. Vermutlich wird man das aber hinnehmen müssen. Merkwürdigerweise hat sogar Benny Greb seine neue Schulungs-DVD über Crowd-Funding finanziert. In der Klasse, hatte ich vermutet, ist so etwas nicht nötig, denn Benny spielt ja erste Liga. Aber da habe ich mich wohl getäuscht.

Jedenfalls ist es viel besser, als gar nichts zu machen. Ich hoffe nur, daß der Mainstream nicht so groß wird, daß irgendwann alles, was ein wenig experimentell ist, komplett hinten runter fällt.

Grüße, Frank

Tom

Re: Merchandising - Was verkauft sich gut?

Beitragvon Tom » Do 18. Jun 2015, 18:42

Neoliberalismus als Reaktion auf Staatlichkeit ist ein denkbares Erklärungsmodell.

Ich kann zum einen orben recht geben, zum anderen erscheint mit buttrocks Antwort plausibel.

Was ich persönlich nicht mag ist, daß manche Künstler, die sich genau bei der Vergabe von Subventionen auskennen, durch ständiges Einreichen von Konzepten im Grunde die Subventionsidee a la longe am abwürgen sind.
Trotzdem denke ich ist es eine berechtigte Frage einer Gemeinschaft/Gesellschaft: "Was wollen wir uns leisten? Wollen wir einen Theaterbetrieb/Konzerte/Performances abseits vom Maistream?"
Wobei auch hochsubventionierte Häuser wie hier in Salzburg prinzipiell knapp am wirtschaften sind und im Grunde die Balance zwischen Mainstream und Anspruch irgendwie mehr oder weniger hinkriegen müssen.

Schwieriges Thema, bei dem ich nicht so klar sehe.

Tom

Re: Merchandising - Was verkauft sich gut?

Beitragvon Tom » Do 18. Jun 2015, 18:43

Bassfuss hat geschrieben:Merkwürdigerweise hat sogar Benny Greb seine neue Schulungs-DVD über Crowd-Funding finanziert. In der Klasse, hatte ich vermutet, ist so etwas nicht nötig, denn Benny spielt ja erste Liga. Aber da habe ich mich wohl getäuscht.


Vielleicht wollte er einfach das machen können, auf was er Lust hat ohne Kompromisse mit Verlagen etc. eingehen zu müssen?

buttrock

Re: Merchandising - Was verkauft sich gut?

Beitragvon buttrock » Do 18. Jun 2015, 19:33

Ich seh den Neoliberlismus nicht als Reaktion auf Staatlichkeit, sondern ein Mittel mit dem manche Staaten in Konkurrenz zueinander Interessen durchsetzen. Den Staat sich sozusagen als Schutzschild für seine Einwohner, gegen die Zumtungen der Ökonomie vorzustellen, halte ich für bürgerliche Ideologie.

Ansonsten kann man sein Geld für dümmeres ausgeben als für nen Künstler der einem taugt. Zu staatlichen Kultursubventionen sag ich lieber nichts.

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Re: Merchandising - Was verkauft sich gut?

Beitragvon Cat Carlo » Do 18. Jun 2015, 20:28

Ich sehe das wie orben. Da gängige Prinzip ist eine Beteiligung (AG). Damit habe ich das volle Risiko, wenn die Sache den Bach runtergeht aber andereseits bin ich anteilig an den Gewinnen beteiligt, wenn die Sache Erfolg hat. Chance und Risiko. Das ist der böse Kapitalismus.

Über Crowdfounding bin ich voll am Risiko beteiligt, bekomme aber im Erfolgsfall nur eine kleine Belohnung (Reward). Das ist sozialistsche Gerechtigkeit. :fyou:

Nee, is ein bissel übertrieben, klar, aber ungefähr in der Richtung sieht es so aus. Crowdfounding mag in manchen Fällen sinnvoll sein, aber die oben angesprochenen Gedankengänge sollte man immer im Hinterkopf haben.

buttrock

Re: Merchandising - Was verkauft sich gut?

Beitragvon buttrock » Do 18. Jun 2015, 21:04

Nochmal: Crowdfunding als Invetition zu sehen halte ich für vollkommen verfehlt. Wer Rendite will soll sich Aktien von Daimler oder so kaufen. Wenn ich möchte das eine Platte, ein Buch oder ein Film etc erscheint und mir scheissegal ist ob das Zeug 5 oder 500000 mal gekauft wird, Hauptsache es wird gemacht, dann ist Crowdfunding ne spitzen Sachen.

tortitch

Re: Merchandising - Was verkauft sich gut?

Beitragvon tortitch » Do 18. Jun 2015, 21:39

buttrock hat geschrieben: Den Staat sich sozusagen als Schutzschild für seine Einwohner, gegen die Zumtungen der Ökonomie vorzustellen, halte ich für bürgerliche Ideologie.


Dieser Schutzschild heißt Sozialstaatlichkeit und die ist im Grundgesetz festgeschrieben. Nun kann man das Grundgesetz natürlich als bürgerliche Ideologie ausweisen (was es in gewisser Weise ja auch ist), aber der Staat ist keine res aeterna, keine transzendente Entität, die irgendwie unberührbar neben oder über der Ideologie, der politischen Auseinandersetzung besteht.

Han Solo

Re: Merchandising - Was verkauft sich gut?

Beitragvon Han Solo » Do 18. Jun 2015, 22:24

Um große Kunst zu erschaffen, braucht es oft keiner großen finanziellen Investition.

buttrock

Re: Merchandising - Was verkauft sich gut?

Beitragvon buttrock » Do 18. Jun 2015, 22:53

tortitch hat geschrieben:
buttrock hat geschrieben: Den Staat sich sozusagen als Schutzschild für seine Einwohner, gegen die Zumtungen der Ökonomie vorzustellen, halte ich für bürgerliche Ideologie.


Dieser Schutzschild heißt Sozialstaatlichkeit und die ist im Grundgesetz festgeschrieben. Nun kann man das Grundgesetz natürlich als bürgerliche Ideologie ausweisen (was es in gewisser Weise ja auch ist), aber der Staat ist keine res aeterna, keine transzendente Entität, die irgendwie unberührbar neben oder über der Ideologie, der politischen Auseinandersetzung besteht.

Die Sozialstaatlichkeit ist doch immer das erste was geopfert wird, wenns nen "Sachzwang" gibt und es um den "Standort" geht. Und dass der Staat eine transzendente Entität habe ich damit auch bestimmt nciht gemeint, sondern dass man dem Staat zuviele gute Absichten unterstellt.

orben

Re: Merchandising - Was verkauft sich gut?

Beitragvon orben » Do 18. Jun 2015, 22:54

scheiße, grad nen ellenlangen text (na gut, pamphlet) verfasst und dann akku alle...daher nur noch mal kurz:
- "Kunst" ist für mich nicht von "risiko' zu trennen. wer kein vertrauen in sich selber und seine Arbeit hat, soll es doch bitte lassen.
-"kunst" ist a priori nicht auf marktwirtschaftliche verwendbarkeit ausgerichtet. wer trotzdem darauf hofft und ein entsprechendes gut produziert, soll gefälligst selbst sehen, wie er/sie/es das gebacken kriegt. aber nicht jammern, dass es ja Geld kostet.
-crowdfunding für marktfähige güter hat mit antikapitalismus aber auch gar nichts zu tun, sondern ist im gegenteil das kapitalistischste, was ich mir vorstellen kann. Risiken auf andere abwälzen, aber Ergebnisse privatisieren.


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