Jazz und so

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Mr Knowitall
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Jazz und so

Beitragvon Mr Knowitall » Mi 2. Mär 2016, 16:41

https://www.youtube.com/watch?v=6sr7BXinJMw

Warum klingen meine Soli so scheiße und nicht so?

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Markus
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Re: Jazz und so

Beitragvon Markus » Mi 2. Mär 2016, 17:52

Och komm, der Gitarrensound ist doch richtig kacke. Wer will schon wie ein Saxofon klingen, zu dem ein Kontrabass schiefe Töne dengelt?!

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Cat Carlo
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Re: Jazz und so

Beitragvon Cat Carlo » Mi 2. Mär 2016, 18:30

Also auch schiefe Töne muß man(n) können. :fyou:

Ich erinnere mich an den Saxophonisten des Coco Schuhmann Quartetts. In einer Pause spielte er solo, also ohne jedes andere Instrument und ohne jede Technik (Mikro, Halle, etc.). Kneipenzimmer mit ca. 40/50 qm. Der Sound war umwerfend, voll, geschlossen (es fehlte zur "Musik" nichts), lebendig und ergreifend. Hier ein Link zur Info, ich weiß natürlich nicht, ob das in dem Clip Deine Musik ist:

https://www.youtube.com/watch?v=bw0q3DYYZ5s

Ein "ähnliches" Erlebnis hatte ich mit folgendem Herren (Lead-Gitarre) bei einem Live-Auftritt:

https://www.youtube.com/watch?v=OF8fzihrzks

https://www.youtube.com/watch?v=acbnVRZXfhQ

Der Gesang ist unterirdisch, die Gitarre aber, in meinem Gehörgang, perfekt. Auch hier natürlich eine Frage des Genres bzw. des persönlichen Musikgeschmackes.

Han Solo

Re: Jazz und so

Beitragvon Han Solo » Mi 2. Mär 2016, 18:49

Mr Knowitall hat geschrieben:Warum klingen meine Soli so scheiße und nicht so?

Vielleicht liegt es nicht am Pickup, sondern am Amp. :nick:

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Mr Knowitall
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Re: Jazz und so

Beitragvon Mr Knowitall » Mi 2. Mär 2016, 19:10

Wahrscheinlich! ;-)

Bei mir klingt das so, als würde ein Erstklässler Buchstaben zusammenlesen. Das Saxofonsolo klingt frei.

KennyXXL

Re: Jazz und so

Beitragvon KennyXXL » Mi 2. Mär 2016, 19:36

Markus hat geschrieben:Och komm, der Gitarrensound ist doch richtig kacke. Wer will schon wie ein Saxofon klingen, zu dem ein Kontrabass schiefe Töne dengelt?!


Also Carlos, Vernon und ich wollen es schon. Ich klinge aber leider auch auf dem Saxophon nicht so......

Zakk_Wylde
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Re: Jazz und so

Beitragvon Zakk_Wylde » Mi 2. Mär 2016, 19:37

O.K große Schuhe zum Reinschlüpfen .... :mrgreen: einerseits toller Ton und sehr geschmackvoll, andererseits sehr geschmackvoll ----> Easy Listening? Ich komm mir jedenfalls automatisch vor wie in einem film noir .. Zu viel Werbung geschaut....

Schnabelrock

Re: Jazz und so

Beitragvon Schnabelrock » Mi 2. Mär 2016, 19:41

Ich würde das so erklären: Wer klingen will wie ein Jazz-Saxonfonist muss Saxofon im Jazz spielen. Nicht Gitarre Im Internet. Kommen Sie vertrauensvoll auf mich zurück.

Han Solo

Re: Jazz und so

Beitragvon Han Solo » Mi 2. Mär 2016, 20:45

Mr Knowitall hat geschrieben:Wahrscheinlich! ;-)

Bei mir klingt das so, als würde ein Erstklässler Buchstaben zusammenlesen. Das Saxofonsolo klingt frei.


Dann kauf Dir einen Zweitklässler-Amp. Vorzugsweise einen Engl Screamer.

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Re: Jazz und so

Beitragvon Mr Knowitall » Do 3. Mär 2016, 08:20

Schnabelrock hat geschrieben:Ich würde das so erklären: Wer klingen will wie ein Jazz-Saxonfonist muss Saxofon im Jazz spielen. Nicht Gitarre Im Internet. Kommen Sie vertrauensvoll auf mich zurück.


Da wird schon was dran sein. Die meisten Jazzgitarristen klingen auch langweiliger als Saxofonisten. Und das wird nicht nur daran liegen, dass alle Saxofonisten talentierter sind.

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Re: Jazz und so

Beitragvon Mr Knowitall » Do 3. Mär 2016, 08:23

Cat Carlo hat geschrieben:Also auch schiefe Töne muß man(n) können. :fyou:

Ich erinnere mich an den Saxophonisten des Coco Schuhmann Quartetts. In einer Pause spielte er solo, also ohne jedes andere Instrument und ohne jede Technik (Mikro, Halle, etc.). Kneipenzimmer mit ca. 40/50 qm. Der Sound war umwerfend, voll, geschlossen (es fehlte zur "Musik" nichts), lebendig und ergreifend. Hier ein Link zur Info, ich weiß natürlich nicht, ob das in dem Clip Deine Musik ist:

https://www.youtube.com/watch?v=bw0q3DYYZ5s

Ein "ähnliches" Erlebnis hatte ich mit folgendem Herren (Lead-Gitarre) bei einem Live-Auftritt:

https://www.youtube.com/watch?v=OF8fzihrzks

https://www.youtube.com/watch?v=acbnVRZXfhQ

Der Gesang ist unterirdisch, die Gitarre aber, in meinem Gehörgang, perfekt. Auch hier natürlich eine Frage des Genres bzw. des persönlichen Musikgeschmackes.



Querflöte ist schon ziemlich homoerotisch angehaucht.

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Re: Jazz und so

Beitragvon Mr Knowitall » Do 3. Mär 2016, 08:25

Was ich an Dexter Gordon's Solo gut finde, dass er sich nicht ständig wiederholt, obwohl die Akkordfolge simpel ist.

Schnabelrock

Re: Jazz und so

Beitragvon Schnabelrock » Do 3. Mär 2016, 09:13

Du alter Zausel denkst schon wieder in Akkordfolgen, statt das musikalische Leben als einen langen, geschwungenen Fluss und Reigen von Melodeien und Emotionen zu verstehen.

Tom

Re: Jazz und so

Beitragvon Tom » Do 3. Mär 2016, 11:00

Mr Knowitall hat geschrieben:Wahrscheinlich! ;-)

Bei mir klingt das so, als würde ein Erstklässler Buchstaben zusammenlesen. Das Saxofonsolo klingt frei.


Versuch mal, "frei" in diesem Zusammenhang so zu konkretisieren, daß du im besten Fall Parameter bekommst die du auf dein Spiel anwenden kannst.
Ists die Time, dieses hinter den beat spielen?
Das Vibrato?
…?

Und transkribiere oder lerne zur Platte einen Chorus, oder einen Abschnitt und spiel den zur Platte dazu - versuch dabei so genau wie möglich wie das Sax zu klingen, Phrasing, Sound, leichte Distortion oder what ever.

Leidenschaft! Mut! Auf zu neuen Ufern!
Zuletzt geändert von Tom am Sa 12. Mär 2016, 18:23, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Jazz und so

Beitragvon Mr Knowitall » Do 3. Mär 2016, 11:27

Time is natürlich krass bei dem. Mir ist nicht klar, wie man das Thema so verschleppen kann, ohne dass es komisch klingt.
Aber so weit bin ich noch gar nicht.

Mir geht es darum: natürlich kann ich relativ flüssig über die Akkordfolge spielen, wenn ich über die Akkordfolge nicht nachdenke, aber es kann ja nicht Ziel sein, immer das zu dudeln, was man eh immer dudelt.

Doch wenn ich wirklich versuche die Leittöne chromatisch zu umspielen und den ganzen Jazzersums, dann klingt das unglaublich unkreativ, mechanisch und hölzern. Und im Kopf bin ich auch zu langsam.

Man muss die Akkordtöne überall sofort auf dem Griffbrett finden und spielen können, aber gleichzeitig nicht an sie gebunden sein, und dennoch auch nicht den Faden verlieren. Ich finde das sehr schwierig. Muss man halt jeden Tag 5 Stunden spielen oder so.

Tom

Re: Jazz und so

Beitragvon Tom » Do 3. Mär 2016, 12:26

Du sagst präzise, was du nicht willst:
Dein Ziel soll nicht sein, immer dasselbe zu spielen.
Nach deinem Empfinden spielst du also immer dasselbe.

Wenn du das, wie dein Anfangspost vermuten lässt ändern willst folgt daraus zwangsweise
genau hinzuschauen, was an deinem Spiel immer dasselbe ist.
Aus dieser Erkenntnis kannst du sofort Gegenmaßnahmen ergreifen.
Indem du immer dasselbe einfach nicht mehr tust. Daraus kann eine Menge Stille entstehen.
Zweitens kannst du versuchen den Moment oder die Umstände zu erwischen in dem
immer dasselbe entsteht. Bei mir ist das die Lust an bestimmten Fingerbewegungen.
Drittens kannst du aus der genauen Analyse immer desselben das entgegengesetzte Handeln entwickeln. Wenn du immer nach oben spielst, spiel nach unten.
Wenn deine Motive immer auf der eins anfangen oder dort hinführen, nimm die 3 oder die 4.
Wenn deine Motive immer auf dem Grundton oder der Quint basieren,
Versuche es mit der Terz oder der None.

Oder: zapfe andere Quellen an. Sing die Solos und versuche auf der Gitarre zu folgen.
Du wirst anders klingen.

Oder: lerne dein Handwerkszeug anzuwenden. Was man mit Skalen anstellen kann habe ich an anderer Stelle beschrieben. Aus diesen eher mechanisch-deterministischn Abläufen kannst du eigene Ideen entwickeln, in dem du z.B rhythmisch ungewöhlich damit umgehst.

Oder: schreibe Solos auf, erfinde sie nicht in Realtime sondern komponiere sie in Ruhe.
Auch auf einem anderen Instrument, z. B. Einem Klavier.

Wichtig ist:
Tempo rausnehmen.
Nett zu sich sein.
Nicht aufgeben.
Sich dessen bewusst werden, welche Möglichkeiten in dir schlummern.

Tom

Re: Jazz und so

Beitragvon Tom » Do 3. Mär 2016, 12:31

Und: lass dich von den Meistern inspirieren.
Wenn du "es" einfach "haben" willst jetzt gleich und "endlich"
siehst du nicht welche enorme Entwicklung hinter der Meisterschaft steht
- hinter der des Meisters und deiner eigenen Meisterschaft.
Geduld.

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Re: Jazz und so

Beitragvon Mr Knowitall » Do 3. Mär 2016, 16:21

Tom hat geschrieben:Du sagst präzise, was du nicht willst:
Dein Ziel soll nicht sein, immer dasselbe zu spielen.
Nach deinem Empfinden spielst du also immer dasselbe.



Danke für die Tips.
Ich muss es noch eingrenzen.
Wenn ich nur nach Gehör spiele, ist das schon einigermaßen ok. Dann weiß ich überhaupt nicht, ob ich nun die Sept oder die Terz oder was auch immer spiele. Ich spiele dann nur eine Melodie und oft natürlich auch das, was die Finger gern greifen und was sich irgendwie ok anhört. Ich könnte aber im Nachhinein nicht sagen, welche Akkordtöne ich da zufällig erwischt habe.

Wenn ich versuche, die Akkordtöne zu spielen, spiele ich keine Melodien, sondern drücke eine Saite auf einem bestimmten Bund in einem bestimmten Takt runter.
Das mag eine gute Übung sein, um Töne auf dem Griffbrett zu finden, die zur Akkordfolge passen. Und wenn man das bis zur Ohmacht durchexerziert hat, finden die Finger wahrscheinlich irgendwann diese Töne, ohne dass man drüber nachdenken muss, sodass man (wie oben beschrieben) spielen kann, ohne viel zu denken.
Dann hat man überhaupt die Möglichkeit, diese passenden Leittöne zu spielen, wenn es einem passt, ohne sie mechanisch als geometrisches Schema auf dem Griffbrett abzuklappern.

Solange man die Töne suchen muss und die Finger sie nicht automatisch finden, ist man ja viel zu langsam. Der Akkord ist vorbei, bevor man dessen Terz gefunden hat (das Griffbrett ist groß...). Musik kann da nicht rauskommen.

Daher GLAUBE ich, dass man wohl eh nie frei spielen kann, sondern einfach neue Fingerbewegungen, welche die Leittöne der Akkorde beinhalten, üben muss, bis sie nicht mehr mühselig sind.

Ich persönlich könnte niemals so schnell denken, dass ich die Akkordtöne des nächsten Akkordes im Kopf habe und sie dann auf dem Griffbrett suche und gleichzeitig daraus eine Melodie baue, die ich im selben Moment spiele.

Es ist der Widerspruch zwischen dem, was man gerade spielt und sich spielen hört und dem, was geometrisch auf dem Griffbrett in 0,56 Sekunden zu passieren hat, wenn man die Akkordtöne erwischen will. Das widerspricht sich halt.
Man kann sich nur auf eine Sache konzentrieren: entweder das Griffbrett oder die Melodie/Ohr. Beides zusammen geht bei mir in die Hose.

Ich hoffe, dass das irgendwie verständlich ist und auch andere sich darin wiederfinden.

Wenn man versucht, es theoretisch richtig zu machen, kommt erstmal ein schlechteres Ergebnis raus, als wenn man einfach so nach Gefühl drüberdudelt und sich nur an den Tonarten orientiert, aber die einzelnen Akkorde großzügig ignoriert. ;-)
Das ist das Doofe. Und deshalb bin ich ein Dudler.
Zuletzt geändert von Mr Knowitall am Do 3. Mär 2016, 16:37, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Jazz und so

Beitragvon Reinhardt » Do 3. Mär 2016, 16:37

Aber wieso muss man das denn?
Wes Montgomery tat das auch nicht. ;-)
Es geht Dir ja weniger drum, "richtige" Töne zu zertifizieren, sondern eher darum, keine motorischen Automatismen das Kommando übernehmen zu lassen, oder?
Und dagegen hilft ja z.B. ein einfaches Mittel: Die Gitarre umstimmen in irgendein abgefahrenes Tunig, jedenfalls eines, das man nicht oder sehr schlecht kennt.
Dann sind (zumindest im Anfangsstadium) die Töne "weg". Auch ihre Namen. Und die Motorik und die Patterns sowieso. Und plötzlich spielst Du im Blindflug nur nach Gehör. Und da kommen zumindest bei erfahrenen Gitarristen dann sehr interessante neue Denkmuster, Fingersätze und letztendlich Töne raus!
Zuletzt geändert von Reinhardt am Mo 7. Mär 2016, 11:30, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Jazz und so

Beitragvon Mr Knowitall » Do 3. Mär 2016, 16:38

Bei mir sind die Tonnamen ohnehin weg. Das ist ja mein Problem. ;-) Ich kenne das Griffbrett, aber zu langsam und nicht innerhalb einer 100stel Sekunde.

Ich spiele, was ich im Kopf höre. Und ich höre im Kopf, was ich schon oft gespielt habe. ;-)
Man kann nichts spielen, was man nicht schon irgendwie im Kopf hört, es sei denn durch Zufall oder weil man ein Pattern motorisch gelernt hat, ohne den genauen Klang über die Begleitung zu kennen.
Oder weil einen Notennamen zwingen, die von ihnen bezeichneten Töne zu spielen. Dann hört man aber nicht voraus, wie das klingen wird und das haut raus, weil es den natürlich Fluß des Spielens völlig verhindert.


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