Wie spielt man Jazzimprovisation?

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Mr Knowitall
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Re: Wie spielt man Jazzimprovisation?

Beitragvon Mr Knowitall » Di 4. Okt 2016, 17:56


Zakk_Wylde
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Re: Wie spielt man Jazzimprovisation?

Beitragvon Zakk_Wylde » Di 4. Okt 2016, 18:08

Ja gut, setzt voraus, dass man schon mal Stoff hat zum Üben. Torte stellt sich ja den Kram erst zusammen.....

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Mr Knowitall
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Re: Wie spielt man Jazzimprovisation?

Beitragvon Mr Knowitall » Di 4. Okt 2016, 18:17

Ok. Ich fand das nur gut, weil der Anfang vom Lick einfach durch die Skala dudelt, aber dann eben auf dem h und nicht auf dem B landet, soweit ich mich erinnere. Das ist wohl das woran man meist scheitert. Man dudelt über die Dominante annehmbar schräg in einer Jazzskala rum und verpasst dann den richtigen Ton am Ende, wenn man das nicht geübt hat.
Kann man in jedem II-V-I brauchen.

tortitch

Re: Wie spielt man Jazzimprovisation?

Beitragvon tortitch » Di 4. Okt 2016, 19:21

Markus hat geschrieben:Mal ein anderer Vorschlag zur Annäherung an die jazzige Improvisation: Gerade bei Gesangsstücken bekommt der Zuhörer ja die Melodie vom Gesangspart ins Ohr "gepflanzt". Auf dieser Basis lässt sich fast immer auch die Improvisation aufbauen. Kann man zum Beispiel mit dem von Tom ja schon genannten "Lullaby of Birdland" trainieren. Das Phrasieren um die Gesangslinie herum führt fast immer zu coolen Solos und man muss auch gar nicht soooo viel Hirnschmalz auf die theoretischen Zusammenhänge verwenden. Sich am Jazz-Feeling von Ella Fitzgerald oder Sarah Vaughan zu orientieren, hat noch niemand geschadet!


Ja, von der Gesangslinie auszugehen, hab ich auch für mich als ersten Schritt gewählt. Und dazu - wie erwähnt - gucken, welche Skalen über bestimmte Akkordfolgen gehen, um weiteres Tonmaterial zum Rumprobieren zu haben.
Und wenn das gut klappt, dann eines Tages die Sache noch mit Arpeggien upspicen. Und d a n n n n irgendwann vielleicht sogar chromatische Einsprenksel.
Dazu habe ich Lust, weil - wie Markus schreibt - das schnell zu hübschen Ergebnissen führt.

Tom

Re: Wie spielt man Jazzimprovisation?

Beitragvon Tom » Di 4. Okt 2016, 19:51

Jerry Bergonzi:

"Time and rhythm are king! Number one! We are constantly aware of this fact when we are playing or listening to improvised music. All notes seem to sound good when they are played with good time. Even melodies that use wrong notes sound good when played with good time. What often packages a good time feel are the rhythms a particular artist chooses to use."

https://www.youtube.com/watch?v=1Ju53NOn8os

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Reinhardt
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Re: Wie spielt man Jazzimprovisation?

Beitragvon Reinhardt » Mi 5. Okt 2016, 08:10

Danke für die Präzisierung.
Ich meinte bei Annäherung über die Melodielinie auch und insbesondere deren Phrasierung.
Es ist nämlich erstaunlich, wie auch ein "normaler" Nichtmusikerhörer die Melodielinie in einem Solo wahrnimmt, wenn die Rhythmisierungscharakteristika auftauchen, auch wenn VÖLLIG andere Töne gespielt werden.
Was natürlich voraussetzt, dass die Line Charakteristika hat. ;-)

Zakk_Wylde
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Re: Wie spielt man Jazzimprovisation?

Beitragvon Zakk_Wylde » Mi 5. Okt 2016, 11:20

Wo wir beim Thema Jazz sind....

Ich habe gerade was von Pat Metheny im Player.... Habe den seit Jahren nicht mehr gehört.

Ich wollte mal fragen, wir Ihr so zu dem steht?


Bitte um Meinungen....

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Re: Wie spielt man Jazzimprovisation?

Beitragvon Mr Knowitall » Mi 5. Okt 2016, 11:49

Anscheinend ein Unsympath, aber die Musik ist meist gut.

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Reinhardt
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Re: Wie spielt man Jazzimprovisation?

Beitragvon Reinhardt » Mi 5. Okt 2016, 12:01

Manchmal finde ich ihn überirdisch wie keinen anderen, manchmal ekelt es mich.
Ich kenne sonst keinen Künstler, der bei mir eine solche Bandbreite an Gefühlen auslösen kann.

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Re: Wie spielt man Jazzimprovisation?

Beitragvon Markus » Mi 5. Okt 2016, 13:03

Multitone hat geschrieben:Manchmal finde ich ihn überirdisch wie keinen anderen, manchmal ekelt es mich.
Ich kenne sonst keinen Künstler, der bei mir eine solche Bandbreite an Gefühlen auslösen kann.


Dolly Buster? Gina Wild? Theresa Orlowski?

Tom

Re: Wie spielt man Jazzimprovisation?

Beitragvon Tom » Mi 5. Okt 2016, 13:19

Zakk_Wylde hat geschrieben:Ich wollte mal fragen, wir Ihr so zu dem steht?

Mein Einstieg war Offramp.
Immer noch absolut magisch für mich. Bei Travels geht es mir ähnlich.
Am Pat Metheny Group Sound hab ich mich dennoch ziemlich abgehört.

Für mich steht Metheny wie kein anderer dafür , daß es (ausser in krassen Fällen) eigentlich egal ist, ob du eine Super saubere Technik hast oder nicht - wenn es darum geht, deine Stimme zu emanzipieren.
Metheny erkennt man beim ersten Ton. Sein Phrasing ist einzigartig.
Für mich ist er ein ganz großer Musiker, bei dem ich vergesse, daß er seine Musik auf demselben Instrument macht, welches auch ich spiel.
Auch eine Analyse von dem, was er da so macht (seine spezielle Art der chromatik, den Hals rauf und runterschieben, sein motorisch aufwändiges Phrasing u.a.) erklärt nur einen eher kleinen Teil von dem, was seine Magie ausmacht.
Und einer der wenigen, bei dem ich den grauenhaften Handschuhsound aushalte, um wieder mal arrogant zu sein :flower:
Ein großer, großer Jazzmusiker, vorallem wenn es um Changes geht, und auch sonst.
Wie der persönlich tickt :dontknow:
Hatte ich zwar schon gepostet, aber eine seiner Glanzstunden:
https://www.youtube.com/watch?v=0CPJIh1eq-k


…..aber wenns um Jazz geht sollte man eigentlich nicht Gitarristen hören……. :-)

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Re: Wie spielt man Jazzimprovisation?

Beitragvon Reinhardt » Mi 5. Okt 2016, 14:00

Ein Klavier, ein Klavier!

Tom

Re: Wie spielt man Jazzimprovisation?

Beitragvon Tom » Mi 5. Okt 2016, 14:09

ergänzend zu Knowis posting diese tröstenden Worte eines der Oberchefs:
https://www.youtube.com/watch?v=YEHWaGuurUk

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Re: Wie spielt man Jazzimprovisation?

Beitragvon Zakk_Wylde » Mi 5. Okt 2016, 14:28

Naja, ich höre den jetzt nur so halb freiwillig.

Unser Basser hat seit 30 Jahren ein Pat-Metheny-Trauma. Das möchte er mittels Phase Dance kurieren. Viva la Jugendzentrum!!
Muss mich jetzt durch Phase Dance wühlen...

Finde aber die frühen Alben schon mächtig...

Die späteren gehen m.E. eher in Richtung Weltmusik.

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Re: Wie spielt man Jazzimprovisation?

Beitragvon Zakk_Wylde » Mi 5. Okt 2016, 15:48

Übrigens will ich damit nicht sagen, dass ich Phase Dance auf ein Hörer-taugliches Level bekomme.. Jedenfalls nicht nach eigenen Maßstäben. Ich hab da ungefähr so viel Bock drauf, als würde mich jemand bitten den Weihnachtsmann zu spielen.... :dizzy: :dizzy:

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Re: Wie spielt man Jazzimprovisation?

Beitragvon Mr Knowitall » Mi 5. Okt 2016, 16:20

Tom hat geschrieben:ergänzend zu Knowis posting diese tröstenden Worte eines der Oberchefs:
https://www.youtube.com/watch?v=YEHWaGuurUk


Da is leider viel Wahres dran. Es ist leichter etwas irgendwie ähnliches zu dudeln/faken, das mal gut und mal weniger gut klingt, ohne zu wissen, was man genau tut, als sich erst mühsam die Grundlagen zu erarbeiten. Nur auf Letzteres kann man halt aufbauen...

Bill Evans is saying: When learning, for instance- to improv over the framework of a particular piece of music, often times musicians tend to approximate the product. Meaning, for the example used above, musicians tend to try to learn to learn a fancy/advanced sounding improvation over the framework(imitating Top/Best Players but not knowing principles), instead of learning the rudimentry fundamentals of improving over that particular framework(..even if it means sounding "simple").


:closed:

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Re: Wie spielt man Jazzimprovisation?

Beitragvon Reinhardt » Mi 5. Okt 2016, 20:01

:ontopic:
;)
Ich glaube, darum geht es vielleicht gar nicht so sehr. Es geht um Plausibilität. Es gibt Leute, die spielen eine avoid note und man zuckt zusammen, auch als Normalbürger und Nichtmusiker, und denkt: Ui, verhauen. Und es war verhauen. Andere schaffen es aber, die unmöglichsten jazzevangeliumsblasphemischen Noten in einen Kontext einzubetten, quasi den Hörer zu diesem Dissonanten behutsam zu verführen, ihn auch als "Laie" bei der Hand zu nehmen. Das kann für Jazzungewohnte immer noch merkwürdig klingen, aber für ihn ist plausibel, das ist gewollt und ergibt im Gespielten einen musikalischen Sinn.
Zu rein provokativer Kunst in einem Gesamtwerk müsste man hierzu getrennt diskutieren, also über Methenys Krachplatten und so. Das meine ich nicht. Sondern ums Draußen-Solieren.

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Re: Wie spielt man Jazzimprovisation?

Beitragvon Mr Knowitall » Di 11. Okt 2016, 20:00

2-5-1c-minor.pdf

Mir hilft es, in einer Lage die Fingersätze für die jeweiligen Akkorde zu kennen.
Den für II und I kennt man eh und so hat man gleich vor Augen, was man über die Dominante anders machen kann oder muss.

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Re: Wie spielt man Jazzimprovisation?

Beitragvon Reinhardt » Mi 12. Okt 2016, 10:24

Ich kann weder das Spamprogramm, das ich wohl mit heruntergeladen habe, lesen, noch verstehe ich, wie man die Tabelle benutzt. Die Diskussion wird mir zu excellastig!
Erkläre er sich. Oder vielleicht auch nicht, ich werde es eh nicht durchsteigen, fürchte ich. Ich habe beim Spielen einen etwas anderen Ansatz. ;-)
Also autistischer eben.
Zuletzt geändert von Reinhardt am Mi 12. Okt 2016, 12:22, insgesamt 1-mal geändert.

Tom

Re: Wie spielt man Jazzimprovisation?

Beitragvon Tom » Mi 12. Okt 2016, 10:33

Mr Knowitall hat geschrieben:2-5-1c-minor.pdf

Mir hilft es, in einer Lage die Fingersätze für die jeweiligen Akkorde zu kennen.
Den für II und I kennt man eh und so hat man gleich vor Augen, was man über die Dominante anders machen kann oder muss.



HÖR


DIE


INTERVALLE.

Bewerte sie in deinem Geschmackskontext. Wie soll denn Entwicklung stattfinden, wenn man erstmal alles "richtig" machen will?


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