Gesangs-Recording

Supermatzi

Gesangs-Recording

Beitragvon Supermatzi » Do 3. Apr 2014, 20:33

Hallo!

Da ich eine Menge unfertiger Songs habe, bei denen noch die Vocals fehlen, muss ich mich mal ernsthaft mit dem Aufnehmen derselben beschäftigen. Bis jetzt hats für Demos gereicht, aber die Ansprüche steigen ja mit der Zeit.

Ich will auch keine professionelle Produktion zu Hause starten, aber es soll zumindest annehmbar klingen.
Mein Equipment: Mikrofon ist ein Rode NT-1, dann ART Studio V3 Preamp und Focusrite Scarlett 2i4...das Ganze geht dann in Cubase6.
Mein Problem mangels Fachwissen: wie stell ich was ein und wie verwende ich Effekte (Compressor, Hall etc..) bei Gesang?
Ich habe meist mit den Pegeln zu kämpfen.....wenn es bei leisen Passagen gut klingt, übersteuert es bei lauteren. Wenn ich alles so einstelle, dass die lauten Momente nicht übersteuern, klingen die leisen matt bzw. hört man sie im Mix kaum mehr.
Ich habe in einer Recording-Zeitschrift gelesen, dass man den Compressor bei Vocals gar nicht so "hart" einstellen muss....aber wie bekomme ich dann die Pegelspitzen in den Griff?
Habt ihr "Brot und Butter"-Einstellungen für Gesang, mit denen man gleich arbeiten kann? Wie stellt ihr Ratio und Treshold ein? Muss ich mich einfach mehr vor dem Mikrofon bewegen, sprich, mich vom Mic entfernen, wenn ich lauter singe und näher rangehen, wenn ich leise singe? Welche Auswirkung haben beim Preamp (und auch beim Compressor in Cubase) die Regler "Input" und "Output" auf das Ergebnis?
Bei Gitarren ist mir ja alles klar, aber beim Gesang stoße ich als Nicht-Sänger echt an meine Grenzen, was die Technik angeht. :scratch:
Bin gespannt auf Anregungen, Empfehlungen und blöde Kommentare! ;)

LG, Matzi

KennyXXL

Re: Gesangs-Recording

Beitragvon KennyXXL » Do 3. Apr 2014, 22:00

Hi Matzi,
ich habe vor einigen Monaten in irgendeiner Musikantenpostille gelesen, dass es genau aus den von dir genannten Gründen nach wie vor eine bedenkenswerte Option sei, einen moderat eingestellten analogen Kompressor vor dem Audiointerface zu nutzen. Habe es selbst auch schon so in Studios erlebt. Und alle Tonis haben bisher geschimpft, wenn sich unsere Sängerin viel vor dem Mikro bewegte; daraus schliesse ich, dass Du auch lieber in einer Position verharren solltest... :-)

Tom

Re: Gesangs-Recording

Beitragvon Tom » Do 3. Apr 2014, 22:32

Mikrotechnik - also laut: etwas weiter weg vom Mikro, leise: Lippen berühren das Mikro quasi.

Dann: Lautstärke Automatisation mittels Hyper Draw oder ähnl. Also graphisch im Rec Programm die leisen und lauten Stellen im Mix (!) angleichen.
Compressor sehr wichtig auf der Stimme>>>ausprobieren!

erstmal lange Attack zeit, lange Releasezeit, Threshold und Ratio erstmal leicht einstellen - dann experimentieren.

Das schaffst du!

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blueelement
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Re: Gesangs-Recording

Beitragvon blueelement » Do 3. Apr 2014, 23:42

Hallo Matzi,
ja, der Gesang ist eines der schwierigsten Dinge beim Recorden. ( neben den Drums ) Prinzipiell sollte man als eher Unerfahrener ohne Dynamiktools wie Comp. oder EQ, die Stimme aufnehmen. Das können eigentlich nur Tonprofis die genau wissen wie man damit schon beim Recording die richtigen Einstellungen macht und sein Equipment sehr genau kennt. Aber es gibt auch noch sehr viele Profis die Vocals pur aufnehmen und nachher bearbeiten, wie schon erwähnt empfehlenswert für dich.
Das wichtigste ist aber ( wie bei allen Aufnahmen) eine gute Performance abzuliefern und bei Gesang ist es durchaus üblich bei lauteren Passagen etwas weiter und bei leiseren etwas näher die Entfernungen zu variieren. Bringt den Vorteil das man nachher mit dem Comp nicht so heftig reinfahren muss. Allerdings erfordert das natürlich viel Übung, ist aber schon die halbe Miete. Ganz wichtig: richtig einpegeln ! Die lauteste Passage sollte nicht clippen, also in den roten Bereich gehen ! Mach dir keine Sorgen wenn leise Passagen einen höheren Abstand zu den normalen bzw. lauten Passagen haben, ist gut für die Dynamik und wie schon erwähnt, wenn man näher ans Micro rangeht gleicht sich das etwas aus. Nach der Aufnahme die Pegel kontrollieren und Ausreißer händisch etwas absenken, sonst muss man den Compressor so hoch einstellen, dass er zu pumpen anfängt, klingt Sch..sse und das hört man sofort. Wenn man mit der Kontrolle der Pegel fertig ist kommen EQ bzw. Compressor zum Einsatz. Prinzipiell: es gibt keine "Brot und Butter" Einstellungen :nono:
Es hängt immer vom ganzen Song ab und noch vielen anderen Faktoren und das ist einfach zu unterschiedlich und auch nebenbei Geschmacksache. Und jetzt kommt der übliche Oberlehrerspruch: "Übung……. braucht man ja nicht mehr dazu sagen. Es hilft auch seine Lieblings-CD's mit den eigenen Mixes zu vergleichen, gut für's Gehöhr.
Zum Compressor: um so ruhiger/gleichmäßiger der Gesang ist um so länger kann die Attakzeit eingestellt werden damit auch die Transienten nicht zu sehr abgeschnitten werden. Ratio nach Geschmack und Release kann ruhig etwas länger/höher sein, probieren. Typisch für solche Anwendungen ist der LA-2A Comp, also die eher langsameren Kompressoren. ( Optokompressoren )
Um so lauter/agressiver die Stimme um so kürzer werden in der Regel die Attak-bzw. Release Einstellungen, wie gesagt alles eine Frage des Geschmackes. ( schnelle Kompressoren wie der 1176 Universal Audio )
Es ist auch nicht unüblich 2 oder sogar 3 Kompressoren zu verwenden, braucht allerdings Erfahrung und die Comps werden meistens wohldosiert eingesetzt. Ob ein Comp vor oder nach dem EQ in der Kette verwendet wird ist Geschmacksache, erlaubt ist was gefällt. Und zum Schluss der Dynamiktools kommt in der Regel immer ein Limiter um die Spitzen abzufangen, sollte so eingestellt sein um die Dynamik der Stimme nicht zu sehr einzugrenzen.
So, war jetzt viel, aber hoffe es hilft dir ein wenig weiter. Ansonsten mal einen Schnipsel hochladen.

Gruß b.e.

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Re: Gesangs-Recording

Beitragvon Reinhardt » Fr 4. Apr 2014, 10:07

Ich finde durchaus, dass sehr lauter Gesang clippen darf. Das hat Charme und Intensität, man höre sich nur mal die guten alten Soul-Sängerinnen an. Die hatten so einen Dynamikumfang, dass damaliges Studioequipment das nicht immer in den Griff bekam. Und es klang halt gut, weil die übersteuerten Pulte und Vorverstärker analog bzw. röhrig übersteuerten. Das gibt es ja heute aber alles als Plug-In und dürfte daher kein Problem sein.
Ich würde mich erstmal zu 100 % auf die Gesangstechnik und die Intonation konzentrieren. Das ist nämlich viel größerer Shit-In im größten Teil der Fälle als ein überclippter Shout. Im Zweifelsfall würde ich immer den besser eingesungenen Track nehmen, auch wenn er clippt, als mit Melodyne am Pitch jedes zweiten gesungenen Tones herumwürgen. Organisch klingen ist anders.

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Re: Gesangs-Recording

Beitragvon blueelement » Fr 4. Apr 2014, 11:18

da stimme ich dir zu, aber mit analogen (Röhren)-Equipment klingen Übersteuerungen schön harmonisch, digital ist das clippen aber alles andere als schön, sehr hart und teilweise sogar mit Artefakten verbunden, daher im digitalen Bereich einfach vermeiden.
Wie du auch richtig erwähnt hast, die Gesangstechnik und richtige Intonation ist einfach das wichtigste, alles was sich vor dem Micro abspielt ist die Grundlage für den Rest. Melodyne ist Fluch und Segen zugleich, bin aber kein Freund davon.

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Re: Gesangs-Recording

Beitragvon Reinhardt » Fr 4. Apr 2014, 13:08

der digitale Bereich ist insgesamt zu meiden. ;-)

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Re: Gesangs-Recording

Beitragvon blueelement » Fr 4. Apr 2014, 16:12

wie wahr, lässt sich aber nur mit dem "reichen Onkel aus Amiland" verwirklichen ;)

Josef K

Re: Gesangs-Recording

Beitragvon Josef K » Sa 5. Apr 2014, 09:07

Multitone hat geschrieben:
der digitale Bereich ist insgesamt zu meiden. ;-)


Stereo ist Mist - Mono muß wieder her!



:out:

Supermatzi

Re: Gesangs-Recording

Beitragvon Supermatzi » So 6. Apr 2014, 17:50

Hallo an alle!

Erstmal Danke für Eure Ansichten zu diesem Thema! Ich sehe schon, es gibt nicht "die eine" Anleitung, sondern es ist eine Kombination aus Wissen und Ausprobieren.
Ich werde mal so einiges ausprobieren....vor allem der Gedanke, leise Passagen im Nachhinein einfach ein wenig im Pegel anzuheben ist mir noch gar nicht gekommen. :roll:
Naja, Gottseidank bin ich nicht Produzent.... ;)

LG, Matzi


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