Also, am Sonntag bestellt, eben hat der Postler geklingelt (nur einmal). Erstmal war ich etwas verunsichert ob der Größe des Paketes - die werden mir doch nicht etwa einen Bulldozer geschickt haben

Also, den Fame aus der Plastikhülle geschält, an eine open-Back-1*12er angeschlossen, alle Regler erstmal von Vollanschlag (so kam er an) auf null gedreht, Gitarre rein, Stand-bye raus, Gain raus, EQ 12 Uhr, Master 10 Uhr - Mann, klingt das erbärmlich und dünn. Aber Entwarnung, sobald man den Gain auch nur ein wenig aufreisst und die Höhen und die Presencen etwas zurücknimmt, klingt es schon sehr angenehm. Das hat (clean) in der Tat schon Marshall-Ähnlichkeit. Aber wer spielt schon clean?! Pah, aufreissen, mal schauen was geht! Uih, jetzt geht die Post ab, sehr schön rotzig, unverkennbar britische Ausrichtung, aber ein wenig süßlicher als ein JCM 800 - vielleicht durch die EL84 geschuldet? Egal, mir gefällt's. Die Gainreserven langen locker für Classic-Rock, für Metal muss man dann aber schon einen Treter bemühen und davorschalten. Der Amp reagiert angenehm dynamisch und der Sound atmet - gut.
Zum Thema Lautstärke: 15 Watt können RICHTIG laut sein, das meint man gar nicht. Also in einer gemäßigten Band, bzw. wenn der Drummer sein Temperament nur halbwegs im Griff hat, sicher überhaupt kein Thema. Clean ist der Headroom natürlich nicht so riesig, aber dafür kann man die Zerre schön mit dem Volumen-Poti an der Klampfe regeln. Der Amp reagiert angenehm gutmütig auf vorgeschaltete Treter, das mag ich

Einschleifweg: Nur mal kurz einen 19-Zoll-Multi reingehängt für ein bisserl Hall, das funktioniert problemlos.
Verarbeitung: Nun ja, das ist der Punkt. Das Top macht von außen einen ordentlichen Eindruck, Tolex sauber verklebt, nichts zu beanstanden. Aber von innen: Das Amp-Chassis lässt sich nur mit sanfter Gewalt aus dem Gehäuse hebeln, für die Befestigung der Lochblechverkleidung auf der Rückseite wurden seitlich zwei Leisten ins Gehäuse geklebt, an der einen passt der Ausgangsübertrager leider nur saugend vorbei (entsprechend schief war er auch eingebaut. Klar, das lässt sich mit wenig Aufwand beheben, aber das kann ja eigentlich nicht Sinn der Sache sein bei einem neuen Amp, oder?! Ich werde nachher mal ein wenig Holz dort weg nehmen, dann ist's wohl gut. Vielleicht betreibe ich ihn aber auch offen, sieht eh besser aus

Eine der Käfigmuttern am Chassis hat sich direkt verabschiedet, davon habe ich aus Rack-Zeiten aber noch genug hier, flott getauscht und gut ist.
Röhren: Warum man die ohnehin hitzegefährdeten EL84 noch mal in Blechhülsen (Abschirmung?) packt, entzieht sich meines Verständnisses. Ich habe sie jedenfalls alle (Endröhren und auf 2 der 3 12AX7) abgezogen, die saßen mächtig stramm. Ich konnte bzgl.der Nebengeräuschentwicklung keinen Unterschied feststellen, die Kappe auf V1 habe ich gelassen.
Die Endröhren waren anscheinend eingemessen, auf beiden klebte ein Zettel "28mA" der auf Dauer wahrscheinlich auch für Geruchsbelästigung sorgen wird. Die Röhren kommen -wie könnte es anders sein- aus China, klingen aber ordentlich. Vielleicht werde ich mittelfristig mal mit anderen experimentieren, momentan ist das aber ohne Not.
Das eben schon mal angesprochene Lochblechgitter auf der Rückseite ist ziemlich mies lackiert, beim Enfernen der Schrauben blätterte gleich ein Teil des Lacks mit ab - Pulverbeschichtet ist anders

Also, Fazit: Ein ordentlich klingendes, britisch angehauchtes Top mit leichten Verarbeitungsmängeln, dafür aber unschlagbar günstig. Mir macht's Spaß, deshalb wird's erstmal bleiben


Gruß Alex.