
Die Eckdaten:
Ceriatone-Bausatz des Overtone Special 50 (Replika eines 80er-Dumble ohne HRM-/Robben-Ford-Mod o.Ä.), Preis 2089 EUR. Bestückt mit 6L6, alle Röhren JJ, gemodded mit Mercury-Trafos, Evidence-Audio-Kabelage und Sozo-Caps. Eingesteckter Effektbuffer-Dumbleator-Klon (Ceriatone C-Lator, Preis 289 EUR), aber nicht aktiv. Getestet über EV-Thiele-12er-Box mit 60er-Strat (Texas Special), Ahorn-50er-Mexiko-Strat und Minerva-FGN-LP-Kopie sowie Epiphone Sheraton. FET-Eingang nicht getestet, nur Normaleingang. Gemäßigte Proberaumlautstärke.
Hier jetzt Schritt für Schritt zu beschreiben, ist schwierig.
Vielleicht eher als Gesamtergebnisse:
1. Entgegen meinen Erwartungen ergab sich gerade mit den Strats v.a. im Overdrive ein sehr eigener Ton, was aber vielleicht auch daran liegen kann, dass in der Eile keine Top-Geräte mit Humbuckern zur Verfügung standen.
2. Der Amp selbst ist von seinen Arbeitspunkten und seiner seltsamen gewöhnungsbedürftigen Bedienung her sehr eigen. Man muss schon drehen und stöpseln, um alles auszuloten und das Optimale aus der Gitarre und dem Amp herauszuholen.
3. WENN man dies schafft, wird man zusätzlich zu einer sagenhaften Impulstreue und Dynamik mit einem ganz eigenen typischen Ton belohnt.
4. Die Offenheit und 1:1-Übertragung (auch von Fehlern) ist Oberklasse. Einschränkend sei erwähnt, dass ich Dumbles zwar von Nahem kenne, aber nur hörend, nicht spielend.
5. Insgesamt ist über diese Box der Sound alles andere als süß oder smooth, sondern erwartungsgemäß eher hart, analytisch-breitbandig, durchsetzungsfähig, groß und im Overdrive rauh.
6. Im Jazz-Modus erschien mir der Amp seine wahren Qualitäten nicht recht ausspielen zu wollen, v.a. im Clean-Kanal war er etwas flach. Der Rockmodus im Overdrive-Kanal mit mittleren Gain ist so in etwa das, was man vom zeitgenössischen Robben Ford her kennt und vielleicht auch hören will heutzutage.
7. Der Amp ist somit auch nichts für Glitzer-Höhen-Fender-Clean-Spieler. Das ist auch ein Dumble nicht. Nicht umsonst haben Verheyen, Ford und Co. für solche Zwecke immer ihren Fender Twin zusätzlich dabei.
Fazit: Kein Amp für jeden, entspricht aber deshalb bzw. trotzdem auch nicht den Klischees, die dauernd über Dumbles, Two Rocks, Füchse etc. kolportiert werden. Das ist ein unfassbar dynamischer Rock-Amp. Aber sehr eigen und kein Universalverstärker. Aber das wird wohl auch nicht erwartet. Ich werde wohl keinen bauen lassen. Ich bin eher der Vibrolux- und Twin-Reverb-Typ.
Wer einen sehr guten Dumble-Klon haben will, braucht keine Two Rock oder Fuchs. Beeindruckend, wie der Amp durch die Trafos aufgewertet wird, denn selbst in Soundclipvergleichen von Fuchs-Overdrives und Ceriatones-OTS hört man einen Unterschied zugunsten des Fuchs, den habe ich mit der Mercury-Mod-Version hier im Livespiel nicht fühlen und hören können. Den letzten Fuchs spielte ich vor ca. 5 Jahren, aber deutlich leiser. Ich habe ihn nicht als kultivierter in Erinnerung.
Ich spielte danach noch einen 60er-Original-Bassman mit Mercury-AÜs, der Amp war phänomenal, und ich habe schon einige Bassmans gespielt, auch alte. Das war der beste bisher. Das war Tweed-Rotze pur. Das überzeugte mich dann endgültig von diesen Trafos.
Das war's mal so halbwegs unkonkret. Wer mehr wissen will, nachfragen.
Ach ja: Irving von Tonehenge: sehr anständiger Typ mit einer guten Philosophie. Kennt Hinz und Kunz, ist aber trotzdem nicht abgehoben.