Homerecording und der liebe Hall

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Matt 66
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Homerecording und der liebe Hall

Beitragvon Matt 66 » Di 14. Aug 2012, 16:04

Liebe Gemeinde,

wir reden hier schon seit Jahren, was rede ich... Jahrzehnten über Sounds. Dünne Strats, fette Paulas, TS Mittenhupe, Marshall Kratzen, Fender Silbrigkeit, Kompression hier, Limiter da, bla bla... alles schön und gut... es geht also in erster Linie um Frequenzen, ab und zu auch um Dynamik, aber so gut wie nie um den Raumklang einer Aufnahme.

Und das ist eigentlich auch das, wo ich am wenigsten Ahnung habe - wenn ich denn irgendwann mal recorden würde... :roll:
Rein frequenzmäßig traue ich mir einen Hobby-Niveau-Mix schon zu, aber ich weiss nie was ich mit dem Reverb machen soll. Ich weiss nur, staubtrocken mag ich nicht, genauso wenig WC-Sound oder Tunnel. Aber was sind die Standards? Gibt`s da nicht irgendwelche Faustregeln? Die meisten Plug ins haben ja Presets für bestimmte Anwendungen. Snare, Vocal, Akustikklampfe, etc. Soll man die einfach mal nehmen und nur noch den Mix nach Geschmack wählen? Wie ist es mit dem Verhältnis von Early Reflections zur Hallfahne und zum Mixlevel?

Ich finde ja immer gut, wenn man den Hall auf einer Aufnahme gar nicht vordergründig wahrnimmt. Wenn ich CDs höre, fällt mir nie irgend ein Hall auf (außer bei manchen 60s Aufnahmen, damals halt...), aber er muss ja da sein, denn ganz ohne klingt`s ja total beschissen. Ist das also wie beim Comp? Man merkt ihn am besten nur, wenn man ihn ausschaltet?

Bei einer Band stelle ich mir vor, dass der Reverb in seinen Grundparametern für alle Instrumente gleich bleibt, weil ja quasi alle "im gleichen Raum" spielen. Lediglich im Mix-Verhältnis würde ich differenzieren.

Oder wie läuft das ab? Kriegt der Bass einen ganz anderen Reverb als die Keyboards? Also vom Ambiente her. Dass der Bass insgesamt weniger Hall braucht/hat, leuchtet ein.

Und letztlich: So ein Reverb beeinflusst ja auch irgendwie die frequenzmäßige Wahrnehmung. Es wird ja etwas "dumpfer", also fängt man wieder an, am EQ zu drehen... und dann dreht man sich irgendwann im Kreis... mit was also anfangen? Erst mal staubtrocken mixen und dann den Reverb? Oder erst mal den Reverb und dann am EQ schrauben? Oder immer abwechselnd...?

So, Tom, jetzt bist Du dran... ;-)

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Mr Knowitall
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Re: Homerecording und der liebe Hall

Beitragvon Mr Knowitall » Di 14. Aug 2012, 17:50

Ich verwende Hall eigtl. nur beim Bass. -30 db oder so. Dadurch wird er besser ortbar.
Wenn man Raummikros für die drums hat, kann man auf zusätzlichen Hall auch verzichten, meine ich.
http://www.youtube.com/watch?v=98eLnRRg7Hk

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Magg
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Re: Homerecording und der liebe Hall

Beitragvon Magg » Di 14. Aug 2012, 18:56

Hall auf jeder/vielen Spur/en bringt gibt ne Phasenverschiebungen un unterm Strich Matsch!


Frage:
Welche Software benutzt du?

- Hall mische ich bei der Gitte und Bass in der Summe (ein wenig )zu
- Gesang, je nach Track, in der entsprechenden Spur (auch) ein wenig
- (MIDI)Schlachwerk wird bei mir direkt per MIDI in den Rechner gespielt und mit Drumkit from Hell, bzw. Metal Heads (gibts aber auch für jede Musikrichtung ein entsprechendes Schlachwerk von Toontrack) bearbeitet. Das spart die ganze Mikrofonaustellausmessunddanndochnachscheissekling Aktion. Die einzelnen Trömmelche kann man(n) dann entsprechend mit allem versehen was das Herz begehrt.

Mittlerweile dopple ich die meisten meiner Spuren (jede für sich aber neu einspielen und lege sie mir dann PAN Reguliert auf verschiedene Positionen. Macht "Räumlicher" und spart den Reverb!

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Magg
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Re: Homerecording und der liebe Hall

Beitragvon Magg » Di 14. Aug 2012, 18:58

by the way:

Um Compresor und EQ wirste beim Mixing nicht drum kommen!!! Ohne klingt leider net! :dontknow:

Gamma

Re: Homerecording und der liebe Hall

Beitragvon Gamma » Di 14. Aug 2012, 20:33

@ Matt
Also beim Mixen mache ich das Equalizing, die grobe Lautstärke der einzelnen Spuren und die Plazierung im Stereo-Panorama immer erst "furztrocken" ! Der Schlüssel zur erfolgreichen Hallbearbeitung ist imho das Pre-Delay, also der Parameter, der bestimmt, ab welchem Zeitpunkt der Hall einsetzt. Damit macht man sozusagen den "vorne/hinten"-Mix! Alle Signale tragen zur Hallsumme bei, aber diejenigen mit längerem Pre-Delay erscheinen "trockener", und weiter vorne!

Tom

Re: Homerecording und der liebe Hall

Beitragvon Tom » Di 14. Aug 2012, 21:16

Matt 66 hat geschrieben:Die meisten Plug ins haben ja Presets für bestimmte Anwendungen. Snare, Vocal, Akustikklampfe, etc. Soll man die einfach mal nehmen und nur noch den Mix nach Geschmack wählen?


Ja.

Gamma

Re: Homerecording und der liebe Hall

Beitragvon Gamma » Di 14. Aug 2012, 21:19

Hallo Tom! Der Peter Fox-Song hat mir sehr gefallen, but the message was rather grim! (at first)

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Matt 66
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Re: Homerecording und der liebe Hall

Beitragvon Matt 66 » Di 14. Aug 2012, 21:51

Ist halt merkwürdig, dass hier inzwischen über alles mögliche diskutiert wird, aber nie über den Hall beim Mixen. Ich finde das am schwierigsten von allem. Soll ich den NY Studio oder den L.A. Studio nehmen? Wie lang darf das Pre-Delay sein? Wie lang sollte es mindestens sein? Irgendwelche Anhaltspunkte bzw. Standardwerte...? Ich verlauf mich da gerade in den unzähligen Möglichkeiten...

Gamma

Re: Homerecording und der liebe Hall

Beitragvon Gamma » Di 14. Aug 2012, 22:05

Das ist das was ich meinte! Wenn Du den Grundmix "trocken" erstellst, und der schon gut klingt, hast Du sozusagen die Rechts/Links-Ebene! Mit der Zugabe von Hall geht es in die 3D-Ebene! Das Instrument, was Du prägnant im Vordergrund haben möchtest, darfst Du nicht im Hall "ersäufen"! Auch wenn Du da viel Hall drauf haben möchtest, kannst Du das machen, aber das Pre-Delay auf einen langen Wert stellen. Wenn Du etwas eher als "Fläche" haben willst, die von z.b. rechts hinten kommen soll, kurzes Pre-Delay, Länge des Halls nach Gusto!

raana3800+

Re: Homerecording und der liebe Hall

Beitragvon raana3800+ » Mi 15. Aug 2012, 02:31

Ich habe da auch keine Ahnung. Wenn ich mich alleine recorde, dann später Hall drauflege, klinge ich immer nach 80ern.

Wenn ich meine aktuelle Combo (E/A-Guit., Bass, Gesang, E-drum) bei mir im Wohnzimmer mit 2 Kondensatormics (ja, die vom T),aufnehme, klingt es genau nach meinem Wohnzimmer. Das finde ich gut.

Und gerne würde ich wissen, warum ein Faltungshall so geil ist. Ich weiss aber auch gar nicht genau, was das ist :oops:

Tom

Re: Homerecording und der liebe Hall

Beitragvon Tom » Mi 15. Aug 2012, 07:33

Gamma hat geschrieben:Hallo Tom! Der Peter Fox-Song hat mir sehr gefallen, but the message was rather grim! (at first)

Das ist eine sehr gute Platte finde ich (hab sie erst seit kurzem). Irgendwie zeitlos.
Und ich Steine, du Steine ist nicht der einzig gute Song drauf.

Tom

Re: Homerecording und der liebe Hall

Beitragvon Tom » Mi 15. Aug 2012, 07:36

Matt 66 hat geschrieben:Ist halt merkwürdig, dass hier inzwischen über alles mögliche diskutiert wird, aber nie über den Hall beim Mixen. Ich finde das am schwierigsten von allem. Soll ich den NY Studio oder den L.A. Studio nehmen? Wie lang darf das Pre-Delay sein? Wie lang sollte es mindestens sein? Irgendwelche Anhaltspunkte bzw. Standardwerte...? Ich verlauf mich da gerade in den unzähligen Möglichkeiten...


Der Standard ist dein Ohr/dein Geschmack.
Ich pers. mag Pre Delay neda.

Mach einfach mit den Presets bei den Plug ins rum, mach ich auch so.
Ach ja: mit Anteil direct Signal und Raum oder Hallsignal rumexperimentieren, bringt auch viel Unterschied.
Räume nehmen, Early Reflections make the mamas bounce.

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Matt 66
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Re: Homerecording und der liebe Hall

Beitragvon Matt 66 » Mi 15. Aug 2012, 09:09

Ja super, einfach ausprobieren, rumexperimentieren, Deine Ohren...

Die Zeit habe ich nicht mehr, um alles selbst auszuchecken. Muss ich mir halt ein Buch kaufen...
:closed:

Tom

Re: Homerecording und der liebe Hall

Beitragvon Tom » Mi 15. Aug 2012, 09:17

Matt 66 hat geschrieben:Ja super, einfach ausprobieren, rumexperimentieren, Deine Ohren...

Die Zeit habe ich nicht mehr, um alles selbst auszuchecken. Muss ich mir halt ein Buch kaufen...
:closed:

Es geht aber nur so. Vergiss das mit den Büchern, Zeitverschwendung. Anregungen ja, aber ausprobieren musst du's selber.
Und dafür musst du dir Zeit nehmen. Du hast die Zeit, schau mal nach.

Isch wie beim Sex, woisch Kerle?

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Re: Homerecording und der liebe Hall

Beitragvon Matt 66 » Mi 15. Aug 2012, 09:33

Ich dachte halt an evtl. etablierte Faustregeln... was weiß ich, z.B. "Gesang Pre-Delay zwischen x und y, weil die Stimme sonst unnatürlich klingt." oder "schnelle Rhythmusgitarren Pre-Delay ganz rausnehmen, weil`s sonst verwaschen klingt." oder "erst die Hallfahne wählen und dann das Mischungsverhältnis (oder umgekehrt?)."

Egal...

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Re: Homerecording und der liebe Hall

Beitragvon Mr Knowitall » Mi 15. Aug 2012, 09:40

Diese ganzen Foren sind einfach fast komplett unnütz... :laughter:

KennyXXL

Re: Homerecording und der liebe Hall

Beitragvon KennyXXL » Mi 15. Aug 2012, 13:12

Worauf ich beim Hall zu achten versuche:

- gesamtes Hallsignal alleine anhören und mit einem Hochpass vor dem Hall tieffrequentes Zeug beschneiden, gerade soweit, dass sich der Hall noch natürlich anhört.
- Die trockene Summe hören, dann den Hall dazuregeln, bis er hörbar wird. Dann wieder ein Stück zurückdrehen, bis Du ihn gerade nicht mehr hörst!
- Manchmal setze ich zwei Hallbusse ein, einen mit einem kurzen Hall mit vielen ER für Perkussives und nahe Signale, und eine schön sahnige Fahne für Flächigeres wie Synthies.
- Bei hart L/R-gepannten Gitarren (z.B. gedoppelte Zerrbretter) fahre ich die trockenen Signale manchmal mit umgekehrtem Panorama in den Hallbus. Dann bleibt der breite Eindruck des harten Pannings erhalten, aber der Gesamtsound wirkt weniger zusammenhangslos.

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Re: Homerecording und der liebe Hall

Beitragvon Mr Knowitall » Mi 15. Aug 2012, 13:26

Du legst den Hall der rechten Gitarre nach links?

Interessant!
Ich wäre nie auf die Idee gekommen auf eine Bratgitarre Hall zu legen. Das klang bei mir grausam.

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Matt 66
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Re: Homerecording und der liebe Hall

Beitragvon Matt 66 » Mi 15. Aug 2012, 13:28

Aaaaah! Wird ja langsam... ;-) :up:

KennyXXL

Re: Homerecording und der liebe Hall

Beitragvon KennyXXL » Mi 15. Aug 2012, 13:36

Mr Knowitall hat geschrieben:Du legst den Hall der rechten Gitarre nach links?

Interessant!
Ich wäre nie auf die Idee gekommen auf eine Bratgitarre Hall zu legen. Das klang bei mir grausam.


Jo, ist natürlich auch Geschmackssache. Ich steh bei Metal eher auf räumlichen Sound wie bei Slayers Seasons in the Abyss als auf furztrockenes In your face-Brett.... Es darf natürlich nicht zu viel werden ;-)


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