Tony
Du sprichst mir da aus der Seele: ich muß mich regelmäßig vor Technikern rechtfertigen, warum ich in einer Cover-Band noch Röhren-Amps spiele, da diese doch "nicht vielseitig, anfällig, geräuschintensiv" etc. wären.
Kommt es dann zum Soundcheck, herrscht plötzlich Sprachlosigkeit, da alle hörbaren Nebengeräusche vom Keyboarder bzw. Line6 spielenden Kollegen kommen...
Und gerade wg. dieser Suche nach Verkleinerung und weniger Schleppen, habe ich so ziemlich alles durchgespielt, was es als Kompaktlösung gibt - nix, aber gar nix davon hat mich je in den Zustand versetzt, den ein clean gespielter Akkord über einen Fender-Amp in mir auslöst: da fehlen die Frequenzen, der Druck, der Bauch - einfach alles !
Und das ist interessant: höre ich andere Gitarristen über diese Kisten, denke ich jedesmal, das es doch gut klingt.
Spiele ich darüber, empfinde ich diesen Klang als absolut eindimensional, undynamisch und somit abtörnend !
Weil meine Amps mir für die "Arbeits-Musik" zu schwer/zu laut wurden, legte ich mir vor einiger Zeit für diese Zwecke ein Fender Supersonic 60 Topteil zu, welches ich nach Internet-Recherche niemals hätte kaufen dürfen, da "anfällig, Rauschen" etc.
Was soll ich sagen: nach 1,5 Jahren arbeiten mit dem Amp, keinerlei Ausfälle, guter Grundsound, verträgt sich toll mit meinen Bodentretern - und das Grundrauschen höre ich zu Hause, wenn ich nicht (!) spiele, so what ?!?
Allenfalls den leblosen Klang des Vibrolux-Settings fand ich enttäuschend, ja, bis vor zwei Tagen hier jemand das GregKoch-Demo einstellte: dort hielt er einen Workshop mithilfe eines Supersonic 60 und pries den Vibrolux-Sound, was ich bis dato überhaupt nicht verstand
Und was sehe ich, als die Kamera kurz auf den Amp hält: im clean-Kanal ist das Volume auf 4,5

Dazu muß man wissen, das der Amp auf 2,5 meine Gig-Lautstärke darstellt (wobei es sehr laut ist, mir jedoch der "Bauch" der klassischen Fender-Amps fehlt).
D.h. die Methode der "alten" Amps, das Amp-Volume hochzudrehen, an der Gitarre runter für einen schönen, druckvollen Clean-Sound funktioniert hier auch bei einem "neumodischen" Amp
Und somit ist das Teil noch vielseitiger als ich dachte !!
Und um zu Tonys Beitrag zurückzukommen: natürlich ist das Schlepperei (Top 15kg, 2x12er mit 15kg - dank Celestion Century Vintage Neodym), es funktioniert auch nicht auf Zimmerlautstärke (dieses tolle Wort "Bedroom Level"), es rauscht auch, wenn man im heimischen Zimmer sitzt - aber es klingt, hat Tiefe, befriedigt dynamisch und akustisch und gibt einem zusätzlich das gute Gefühl, nicht nach ein paar Jahren mit grünem Punkt versehen in der gelben Tonne zu enden
Und an die deutschen Röhren-Amp-Hersteller, die glauben, das Fender/Marshall/Vox-Sounds in einem Amp herzustellen "überhaupt kein Problem" wäre - was habe ich gelacht, als ich die Ergebnisse hörte
Und Blugs Amp1 orientiert sich an Marshalls, was er recht gut hinbekommt. Aber bei dem Preis für 3 recht ähnliche Kanäle, da sieht das Teil schon bei der Geburt steinalt aus (im Vergleich zu Line6/Fender/Boss etc.).
Und die Illusion Strat u. LesPaul in einer Gitarre vereint zu haben, hat ja schon der gute Paul Reed Smith gehabt. Er hat damit immerhin einen eigenen Sound geschaffen, der nur von Gehörlosen als "Zahnarzt-Sound" tituliert wird
