Betreuungsgeld

[Mr Knowitall]

Das kann ich dir nicht sagen. Ich gehe jedoch nicht davon aus.

Was hat sich denn versiebenkommadreifacht?

[Darthie]

Was hat sich denn versiebenkommadreifacht?

Die persönlichen Ansprüche?

Nehmen wir mal an, ich wäre in meiner ersten "großen" Wohnung wohnen geblieben.
Einzug 1989. 2,5 Zimmer, 70 m² (glaube ich). Seinerzeit rd. 780,- DM warm. Bei Auszug 2001 rd. 450,- €.
Glücksfall damals, zugegeben. Heute würde ich vermutlich (!) dort ca. 550,- € bezahlen.
Ich bin aber von dort in eine 2-Zimmer-Wohnung mit 62 m² für 525,- € warm gezogen.
Von dort wiederum 2 Jahre später in eine 3,5-Zimmer-Wohnung, 95 m² für 850,- €, zuletzt 890,- €.
40,- € Mietsteigerung über 10 Jahre in dieser Wohnung. Verkraftbar, wie ich finde.
Aber im Vergleich zu den möglich gewesenen 550,- € (s.o.) dennoch ja fast das Doppelte...
Und jetzt zahle ich monatlich ja ca. das 3-fache dessen.

OK, das alles ist mein persönliches Problem und meinen persönlichen Umständen geschuldet.
Aber wie ist das denn in München? Gibt's da (k)einen Mietspiegel?

[Mr Knowitall]

Natürlich gibt es den.

Ich verstehe dennoch nicht, was du mir sagen willst.

[Darthie]

Ich verstehe dennoch nicht, was du mir sagen willst.

Du schrubest, einigermaßen zutreffend:

Die Dinge, die man zum täglich Leben benötigt (Strom, Wasser, Gas, Lebensmittel, Miete, Krankenversicherung) werden teurer, während irgendwelche blöden Fernseher billiger werden. Was langfristig mehr Kosten verursacht, ist doch klar.

Während ich diese Aussage zu relativieren versuche, weil sie - wie ich finde - nur relativ zutrifft.
Denn nach meinen Beobachtungen wird das zwar teurer, aber nicht so sehr viel teurer, dass man es sich insgesamt nicht mehr leisten könnte. Der Benzinpreis ist ja momentan vglw. absurd. Hast Du aber unlängst von massenhaften Verkaufsspektakeln von Gebraucht-Pkw gehört, die sich ihre momentanen Besitzer nicht mehr leisten können?
Abschaffungswellen von Smartphones mit Internet-Tarifen?
Dem Zusammenbruch der Deutschen Touristikindustrie wegen mangelnder Sommerurlaubs-Buchungen?

Wir jammern auf ziemlich mittlerem Niveau, wie ich finde.

[Mr Knowitall]

Es kommt natürlich immer auf den Bezugspunkt an.

Das zu erörtern kostet aber zu viel Lebenszeit!

[Darthie]

Das zu erörtern kostet aber zu viel Lebenszeit!

Nicht zwingend, wenn man es so kurz gefasst wie in Deiner Signatur formuliert:

Armut muss wieder als lebensspendende und sinnstiftende Askese verstanden werden, die den schlaffen Körper und den trägen Geist neu belebt.

[Mr Knowitall]

Diese Sentenz fasst lediglich das Parteiprogramm, mit dem ich bei der übernächsten Bundestagswahl antreten möchte, in knappe Worte.
Da man die Welt nicht ändern kann, muss die Mehrheit der Bevölkerung wieder lernen, in ihrer jeweiligen Lage zu leben, ohne ständig wehzuklagen und zu fordern, dass noch etwas und noch etwas für sie getan werden müsse. Die Menschen müssen wieder frohlocken und die herrschende Ordnung als gottgewollt anerkennen. Ich werde versuchen, diese alte und sehr weise Erkenntnis behutsam in die leeren Schädel des Prekariats und insbesondere der Privatdozenten und promovierten Aushilfskräfte an Universitäten zu prügeln, die mit halben Stellen am Existenzminimum herumkrebsen und trotz ihrer ganzen erhabenen Bildung immer so weinerliche Gesicht machen! Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sage ich!
Ich werde gebraucht, um den einfachen Menschen wieder zu vermitteln, wo ihr Platz ist: nicht da, wo ich Porsche fahren will!
Ihre Durchlaucht, die Fürstin von Thurn und Taxis, die ich meine Freundin und Schwester im Geiste nennen darf, wird mich bei diesem edlen und gottgefälligem Werk tatkräftig unterstützen.

[Darthie]

die Fürstin von Thurn und Taxis, (...), wird mich bei diesem edlen und gottgefälligem Werk tatkräftig unterstützen.

Und ich!

[Mr Knowitall]

Das finde ich löblich.

Ich bin mir sicher, dass die Menschen zu diesem Zeitpunkt für die einzige und ewige Wahrheit bereit sein werden. Noch ist es nicht so weit, obgleich schon jetzt die Ermüdungserscheinungen der Demokratie zu bemerken sind. Immer mehr Menschen haben das Gefühl, von Politikern aller Couleur belogen zu werden und gehen daher nicht mehr zur Wahl. Dieses Umdenken hat sie in ihren Grundfesten erschüttert und viel Kraft und Überwindung gekostet. Ein paar Idealisten bäumen sich ein letztes Mal auf und wählen beim nächsten Mal eine Partei, von der sie glauben, sie wäre anders. Erst die Ernüchterung darüber, dass auch die Wahl dieser Partei keine Besserung gebracht hat, wird den Untertanen endlich wieder die Erkenntnis ermöglichen, dass man ihnen nie das Gefühl hätte geben dürfen, sie hätten etwas mitzuentscheiden, da sie dazu einfach zu dämlich sind. Wie sonst hätte man sie sonst immer wieder hinters Licht führen können? Am Anfang wird der aufgedeckte Betrug sie wütend machen, denn die Frustration darüber, dass trotz anderslautender Proklamationen, keine Besserung ihrer eingebildeten Armut eintrat, verleitete sie häufig zu Protesten, die sie sehr viel Energie kosteten, aber sich letzlich als sinn- und fruchtlos erwiesen. Es wird bei den meisten kaum mehr Kraft übrig sein. Die Eröffnung, ihnen das Mitspracherecht, das sie nie wirklich besaßen, wieder zu nehmen, wird den Massen jedoch bald ein grandioses Gefühl von Freiheit wiedergeben, das nur jemand verspüren kann, der unfrei ist und daher nicht durch die Last der Verantwortung für das eigene Schicksal niedergedrückt wird. Sie werden sehen, dass die Erlösung nicht durch die Erhebung gegen die Ordnung, sondern durch die Kapitulation zu ihnen kommt.

Ich werde ihnen sagen: Klaget nicht und seid genügsam, stattdessen freut euch zu dienen und frohlocket. Es ist alles genau so, wie es sein muss! Und Frieden wird einkehren in die Gemüter. Demut wird sich breitmachen, die Hysterie und die übersteigerte Ichbezogenheit verschwinden. Brüste werden hängen, Kinder werden wieder dumm sein dürfen, Familien werden trauern, aber nicht mehr an einem Todesfall zerbrechen. Niemand wird Schuldige suchen. Alles wird seine Ordnung haben.

[Cat Carlo]

EDIT: Oder willst Du tatsächlich nahelegen, dass Familien gegenüber Kinderlosen zu stark gefördert sind, weil aufgrund der Bevölkerungsdichte und limitierter Ressourcen (kann sich in diesem Zusammenhang ja nur auf Agrarprodukte und Bodenschätze beziehen) die Bevölkerung schrumpfen sollte?????

Danke für den Link, ich hatte nur eine Karte in Erinnerung.

Ich hatte ja geschrieben, dass ich gar nichts ändern will, sondern ich dass so ok finde, wie es sich entwickelt. Ich finde auch die steuermäßige Aufteilung gerecht, aber wenn dann einer immer noch mehr haben will, halte ich dagegen. Das war mein Anliegen.

Und natürlich auch weiter: Wenn dann gesagt wird, wir brauchen mehr Kinder, dann macht sich fast niemand Gedanken über die Konsequenzen im Staatshaushalt.

Und dann möchte ich noch mal ganz sachlich über die Forderungen nach mehr Förderung der Familien aufgreifen: Sicher verständlich, aber bitte mal realisieren: Der große Onkel Gesellschaft sind wir! Also alles, was ausbezahlt wird, muß ein anderer einzahlen. Besser gsagt, müßte. Die Schuldenbilanz dieses Staates zeigt die Konsequenzen. Und nein, es war nicht nur die Bankenrettung. Das geht seit 40 Jahren so.

Und noch was dazu: Auf meinen ersten Lohnabrechnungen mitte der 70er Jahre (ich hab' die noch!) steht 5% Krankenversicherung und 10% Rentenversicherung. Und damals gab es Kuren, Brillen umsonst, Zahnersatz, es wurde geworben mit "Mutti muß mal Kurlaub machen" etc. Was ist da schiefgegangen? Wo bleibt das Geld?

Und weiter: In einem Forum hat jemand geschrieben, er macht eine Diplomarbeit über die Arbeitsaufteilung. 70% der anfallenden Arbeiten heute sind nicht direkt produktiv, sondern dienen der Planung, Überwachung und Kontrolle und dem Einhalten von Vorschriften. Eigentlich haben wir kaum noch Arbeit, wir machen uns nur welche.

Soll alles kein Vorwurf an Familien mit und ohne Kinder sein, aber Forderungen zu stellen ist zu wenig. Wir müssen Lösungen finden. Wir als Gesellschaft.

Gruß vom Kater

[Mr Knowitall]

Wir müssen Lösungen finden. Wir als Gesellschaft.

[Josef K]

In einem Forum hat jemand geschrieben, er macht eine Diplomarbeit über die Arbeitsaufteilung. 70% der anfallenden Arbeiten heute sind nicht direkt produktiv, sondern dienen der Planung, Überwachung und Kontrolle und dem Einhalten von Vorschriften. Eigentlich haben wir kaum noch Arbeit, wir machen uns nur welche.

Ein Trend, der sich in den nächsten 20-30 Jahren noch deutlich zuspitzen wird. Manche gehen davon aus, dass dann vier von fünf Arbeitsplätzen wegfallen werden! "Freizeitbewältigung" wird Aufgabe der Sozialarbeit sein......

[Großmutter]

...dann sind wir aber schon hinreichend mit Wasser-, Hunger- und Verteilungskriegen beschäftigt ....

[Josef K]

Wenn wir sie nicht enteignen und entwaffen auf jeden Fall......

[Mr Knowitall]

Die Hungerleider?

[Bassfuss]

Ihre Durchlaucht, die Fürstin von Thurn und Taxis, die ich meine Freundin und Schwester im Geiste nennen darf,.....

....wieso, schnaxelst Du gerne?

[Bassfuss]

In einem Forum hat jemand geschrieben, er macht eine Diplomarbeit über die Arbeitsaufteilung. 70% der anfallenden Arbeiten heute sind nicht direkt produktiv, sondern dienen der Planung, Überwachung und Kontrolle und dem Einhalten von Vorschriften. Eigentlich haben wir kaum noch Arbeit, wir machen uns nur welche.

Ein Trend, der sich in den nächsten 20-30 Jahren noch deutlich zuspitzen wird. Manche gehen davon aus, dass dann vier von fünf Arbeitsplätzen wegfallen werden! "Freizeitbewältigung" wird Aufgabe der Sozialarbeit sein......

...ich halte das in der Tat auch für ein Riesenproblem. Gerade in letzter Zeit - nehmen wir die letzten fünf Jahre einma - haben sich alle möglichen Vorschriften sehr verschärft (viele davon haben in der Tat mit 9/11 zu tun). Das sogenannte Zertifizieren von Betrieben und das Einhalten dieser ganzen sogenannten Quality Management-Aspekte lähmt ja jetzt schon fast alles. Wenn sich diese Welle noch einmal verschärft, werden kleine und mittlere Betriebe schlicht und ergreifend daran kaputtgehen.

D. h. dann, daß es nur noch große Konzerne gibt, die aber jetzt nicht mehr auf die Flexibilität der kleinen und mittleren Betriebe zählen können. Und dann platzt eine sowas von große Bombe.....vielleicht etwas zu schwarz gemalt, aber.....nun ja, der Satz "ich würde ja gerne, aber ich kann/darf ja nicht" wird immer mehr Bedeutung erhalten - der direkte Weg ins tiefe Tal.

Grüße,

Frank

[Mr Knowitall]

Ihre Durchlaucht, die Fürstin von Thurn und Taxis, die ich meine Freundin und Schwester im Geiste nennen darf,.....

....wieso, schnaxelst Du gerne?

In der Tat!

[Läster Paul]

Das sogenannte Zertifizieren von Betrieben und das Einhalten dieser ganzen sogenannten Quality Management-Aspekte lähmt ja jetzt schon fast alles. Wenn sich diese Welle noch einmal verschärft, werden kleine und mittlere Betriebe schlicht und ergreifend daran kaputtgehen.

Genau, die ganzen Ignoranten werden verschwinden. Ich wüsste nicht, was daran schlimm sein soll.

[pipilotta]

Mal kurz nochmal eine Bemerkung meinerseits:

In der politischen Elite hat es sich, insbesondere seit der "Ära" Schröder etabliert, Leute, die Missstände und die Angst vor der eigenen finanziellen Not anprangern, des "Jammerns" zu bezichtigen.

Ich jammere weder auf mittlerem , hohem noch niedrigen Niveau, sondern thematisiere simple Tatsachen und Lebenserfahrungen und fordere über meine eigenen Erfahrungen Veränderungen ein.

Ich könnte hier viel schreiben, was Kinder im Leben bedeuten und das es sehr wohl so ist, dass man als "Familie" mit mittleren Einkommen benachteiligt ist. Das spare ich mir, weil ich nicht in Scharette Manier hier 2500 Zeichen schreiben möchte.
Nur soviel sei gesagt:
Die oftmals gepriesene steuerliche Erleichterung ist ein Witz und fast nicht existent. Dafür müssten Kinder den gleichen Steuerfreibetrag eingeräumt bekommen, wie ein Erwachsener...
Das, was an eventuellen steuerlichen Erleichterungen, gewährleistet wird, wird von den Betreuungskosten locker wieder aufgefressen, so dass der generierte angebliche Vorteil gänzlich verschwindet.

Wenn man das Pech hat, Kinder zu haben, welche medizinisch eine besondere Betreuung erfordern, wird es richtig interessant, weil die gesetzliche Kasse bei Brillen beispielweise kaum etwas dazu bezahlt.
Meine beiden Jungs brauchen beide ein Brille. Mein Kleinster sogar mit Spezialgläsern, die immens teuer sind.
Bei Vierjährigen Jungs sind die Brillen nach 12 Monaten durch. Und so ein Teil kostet mal locker 400 Euro.

Wie ich schon schrob: Meine Jungs sind aufgrund der Tatsache dass sie Frühchen sind, extrem anfällig und müssen oft in medizinische Betreuung. Dabei muss ein Elternteil oft ins Krankenhaus und/oder zum Arzt fahren. Die vom Gesetzgeber gewährleisteten Krankheitstage, die man für die Kinder nehmen kann/darf reichen da auch vorne und hinten nicht aus. So geht dann auch der ein oder andere Urlaubstag dahin, den man unnfreiwilligerweise nehmen muss.

Ich könnte hier ewig so weiterschreiben... aber na ja , will ja nicht "jammern"....

Und DAS mein ich ernst, ich empfinde nämlich eine große Demut gegenüber Familien, deren Kindern es richtig scheiße geht und die ihren Alltag dann trotzdem auf die Reihe kriegen.
DA merke ich dann wieder, wie gut es mir/und geht und ich empfinde große Dankbarkeit! Das heißt aber noch lange nicht, dass nicht auch meine/unsere Situation so in Ordnung ist und ich nicht das Gefühl haben darf, vom Staat (gelinde gesagt) nach Strich und Faden verarscht zu werden....