„Ohnmächtige und gefesselte Wesen, einzig zu unserer Lust bestimmt, ihr bildet euch hoffentlich nicht ein, daß die ebenso lächerlichen als übertriebenen Rechte, die man euch in der Welt einräumt, euch auch an diesem Orte zugestanden werden. Nein! Tausendmal geknechteter als Sklavinnen, habt ihr nichts zu erwarten als Demütigung, und Gehorsam soll die einzige Tugend sein, deren Übung ich euch rate, es ist die einzige, die dem Zustand angemessen ist, in, dem ihr euch befindet. Glaubt auch nicht, daß ihr uns mit euren Reizen bestricken könnet, wir sind für solche Verlockung zu blasiert, ihr denkt es euch wohl, daß bei uns ein solcher Köder nicht verfängt. Denkt stets daran, daß wir uns euer aller bedienen werden, daß aber keine einzige sich schmeicheln darf, in uns auch nur das Gefühl des Mitleids zu erwecken. Kann auch ein Altar uns etliche Körnchen Weihrauch entlocken, unser Stolz und unsere Ausschweifung zerstört das Gefühl, sobald die Sinne durch diese Illusion befriedigt sind. Was gebt ihr uns denn, das wir nicht schon genau kennen, was gebt ihr uns, das wir nicht oft genug sogar im Augenblick des Sinnentaumels mit Füßen treten würden? Es ist nutzlos, es euch zu verhehlen: euer Dienst wird hart sein, er wird peinlich und streng sein, und die geringsten Fehler werden augenblicklich mit körperlichen und seelischen Foltern bestraft. Ich empfehle euch also Genauigkeit, Unterwürfigkeit und totale Selbstverleugnung, damit ihr nur mehr auf unsere Wünsche hört, die eure einzigen Gesetze sein sollen. Flieget ihnen voraus, sehet sie vorher, machet sie wachsen! Nicht, als ob ihr durch solche Aufführung viel zu gewinnen hättet, sondern nur, weil ihr viel zu verlieren habt, wenn ihr es picht tut. Prüft eure Lage: was seid ihr und was sind wir! Möge dieser Gedanke euch erzittern machen!(...)"
(Marquis de Sade, Donatien-Alphonse-François: Die 120 Tage von Sodom)
Es ist die Verwirklichung eines alten Traums.
Merke: Wer sich treten lässt, der wird solange getreten werden bis nichts mehr von ihm übrig ist!
