Urheberrecht im 21. Jh. - Rick Beato ist angepisst

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Matt 66
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Urheberrecht im 21. Jh. - Rick Beato ist angepisst

Beitragvon Matt 66 » So 7. Feb 2021, 11:47

https://www.youtube.com/watch?v=E5lY_DbUsok

Ich finde den Typ eigentlich gar nicht mal so toll, aber er hat sich quasi selbst eine Art Bildungsauftrag erteilt, was ich grundsätzlich begrüße, und steht nun kurz vor dem Aus, weil Universal ihn offiziell angeklagt hat und bei insgesamt drei Klagen sämtlicher Content bei YT gelöscht wird.

Bin gespannt, wie das weitergeht.

Han Solo

Re: Urheberrecht im 21. Jh. - Rick Beato ist angepisst

Beitragvon Han Solo » So 7. Feb 2021, 19:19

Dann muss er sich halt ein anderes Geschäftsmodell suchen, das nicht auf Urheberrechtsverletzungen basiert, auch wenn ein Haufen Internetkinder wieder Zensur schreien. Aber klar, schuld sind immer die anderen.

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Reinhardt
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Re: Urheberrecht im 21. Jh. - Rick Beato ist angepisst

Beitragvon Reinhardt » Mo 8. Feb 2021, 20:05

Tja, selbst wenn man Werbung für jemanden macht mit seinem Geschäftmodell, sollte man das nicht ungefragt tun, wonach es ja aussieht in den meisten Fällen ...

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Matt 66
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Re: Urheberrecht im 21. Jh. - Rick Beato ist angepisst

Beitragvon Matt 66 » Mo 8. Feb 2021, 21:13

Der Witz ist doch, dass man gefühlt 75 bis 90 Prozent aller YT Inhalte, die nicht sowieso schon von offizieller Seite kommen (Vevo, die Labels direkt, etc.), eigentlich löschen müßte. Und wie Joseph Pumplhuber aus Mettmann seine Katze mit einer Salatgurke irritiert, interessiert doch sowieso niemanden. Das Internet ist an sich eine tolle Erfindung, aber was Musik allgemein angeht (damit meine ich Trends, Stilbildung, Künstleraufbau, Vermarktung, Kreativität, Ideenreichtum uvm.), ist das Ende der Fahnenstange bald erreicht. Auch der Letzte, der noch halbwegs Ahnung vom Musikmachen hat, wird irgendwann keine Lust mehr dazu haben, weil es den Aufwand einfach nicht mehr lohnt. Hobbyisten, die mit Livekonzerten Leute erreichen, die eben genau solche Livekonzerte zu schätzen wissen, werden übrig bleiben. Und es wird die Zeit kommen, in der sich die Masse wehmütig an "Schnappi, das kleine Krokodil" zurück erinnert.

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Reinhardt
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Re: Urheberrecht im 21. Jh. - Rick Beato ist angepisst

Beitragvon Reinhardt » Mo 8. Feb 2021, 21:44

DAS war ein geiles Debüt-Album!

Han Solo

Re: Urheberrecht im 21. Jh. - Rick Beato ist angepisst

Beitragvon Han Solo » Di 9. Feb 2021, 15:19

Matt 66 hat geschrieben:Der Witz ist doch, dass man gefühlt 75 bis 90 Prozent aller YT Inhalte, die nicht sowieso schon von offizieller Seite kommen (Vevo, die Labels direkt, etc.), eigentlich löschen müßte. Und wie Joseph Pumplhuber aus Mettmann seine Katze mit einer Salatgurke irritiert, interessiert doch sowieso niemanden. Das Internet ist an sich eine tolle Erfindung, aber was Musik allgemein angeht (damit meine ich Trends, Stilbildung, Künstleraufbau, Vermarktung, Kreativität, Ideenreichtum uvm.), ist das Ende der Fahnenstange bald erreicht. Auch der Letzte, der noch halbwegs Ahnung vom Musikmachen hat, wird irgendwann keine Lust mehr dazu haben, weil es den Aufwand einfach nicht mehr lohnt. Hobbyisten, die mit Livekonzerten Leute erreichen, die eben genau solche Livekonzerte zu schätzen wissen, werden übrig bleiben. Und es wird die Zeit kommen, in der sich die Masse wehmütig an "Schnappi, das kleine Krokodil" zurück erinnert.

Das Traurige ist, dass die großen sozialen Medien die breite Masse dahin konditioniert haben, dass geistiges Eigentum quasi wertlos und Rechtsverletzungen ja nicht so schlimm seien. Und der Pöbel hat bereitwillig mitgemacht, weil Geiz ja geil ist. Da braucht man sich dann auch nicht wundern, wenn Musik nicht nur ihre kommerzielle sondern auch ihre gesellschaftliche Relevanz verliert. Ich finde es schon erstaunlich, wenn große Instrumenten- oder Verstärkerhersteller nicht nur mit alteingesessenen Rockstars Endorsementverträge abschließen, sondern auch mit Youtubeinfluencern, die ich erst mal googeln muss. Das zeigt dann auch, wie kaputt das alles ist. Naja, Rom ist auch an seiner eigenen Dekadenz zugrunde gegangen.

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Re: Urheberrecht im 21. Jh. - Rick Beato ist angepisst

Beitragvon Matt 66 » Di 9. Feb 2021, 15:58

So sieht's aus.
Was uns übrigens auch zu Spotify und Co bringt. Ich führe da seit Monaten mit einem meiner besten und längsten Kumpel immer wieder eine Diskussion. Er ist totaler Spotify Fan, ich lehne es prinzipiell ab. Seine Frau war lange Zeit auch dagegen, wird aber wohl langsam weich (gekocht). Und daran sieht man eben schön die Entwicklung. Irgendwann wird auch der Letzte nachgeben (müssen).
Mir geht es bei der ganzen Sache gar nicht mal so sehr um die Rechtslage (aber auch!), sondern um die Qualität und den damit verbundenen Stellenwert von Musik als solcher. Die Leute produzieren keine längeren Songs mehr, nicht nur weil die jungen Hörer damit heute meistens überfordert sind, sondern weil die Spotify Abrechnung so angelegt ist, dass Du mit bspw. 2 Songs à 3:30 Minuten mehr Geld bekommst als mit einem Song über 7:00 Minuten. D.h. hier hat es ja ganz direkte Konsequenzen für die Songproduktion. Der Komponist wird sich das gut überlegen, ob er ein großes Opus raushaut oder lieber doch zwei Stücke draus macht. Und das ist eine Entwicklung, die mich in eine düstere Zukunft blicken lässt. Die "old school Garde", der das alles eher wurscht sein kann, weil sie vorher schon wahrlich genug verdient hat, stirbt ja früher oder später aus (Springsteen, Metallica, whatever...). Die nachfolgenden Generationen kennen es dann ja irgendwann nicht mehr anders. Was soll denn da noch an Kreativität und Originalität bei rumkommen?

Kann es eigentlich sein, dass letztes Weihnachten gar kein "neues" Beatles Album rausgekommen ist...? Hab gar nichts mitbekommen. :twisted:

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Re: Urheberrecht im 21. Jh. - Rick Beato ist angepisst

Beitragvon Reinhardt » Di 9. Feb 2021, 19:38

Ich finde ja Eigentum geil.
Ich kaufe. Ich leihe auch nix. Nicht mal Bücher. (Und verleihe nix. Da es nur Ärger bringt. Pflegliches Behandeln und so. Jedenfalls die paar Male, die ich's versehentlich doch tat. Egal ob Bücher, Fahrräder, Heckenscheren, Gitarren oder Teleskope. Da verschenke ich's lieber. Dann macht derjenige wenigstens sein neues Eigentum kaputt und nicht meines.)

Mir ist unbegreiflich, wie man ein gutes Album, das man hören will, nicht besitzen WILL, sondern nur HÖREN. Das ist noch absurder als elektronische Bücher, die plötzlich vom Kindle verschwinden oder ihren Wortlaut ändern.

Aber ich weiß, das sind Dinosauriergedanken und der Asteroid kommt bald.

Ist aber alles eine Frage der Sozialisation. Mein Nachwuchs kennt es nicht anders und findet daher das, obwohl quasi 40 Jahre jünger, was die eigene Generation treibt, gleichfalls merkwürdig. Und gilt daher unter seinesgleichen als verschroben.

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Re: Urheberrecht im 21. Jh. - Rick Beato ist angepisst

Beitragvon Speed » Di 9. Feb 2021, 19:51

Han Solo hat geschrieben:Dann muss er sich halt ein anderes Geschäftsmodell suchen, das nicht auf Urheberrechtsverletzungen basiert, auch wenn ein Haufen Internetkinder wieder Zensur schreien. Aber klar, schuld sind immer die anderen.


Ich finde, Du springst da etwas kurz bzw. scherst vieles über einen Kamm, was dort nicht zusammen hingehört.

Auch ich bin der Meinung, dass geistiges Eigentum geschützt gehört (wäre ja auch schön blöd, wenn ich das als Musiker anders sehen würde).
Nein, ich will nicht alles umsonst (Internetkinder, die es nicht anders kennen) und rufe daher auch nicht "Zensur".

Ich würde Deinen Ausspruch auch 100%ig unterschreiben, wenn es z. B. um das Verwenden von Samples im HipHop geht.

Aber wo genau liegt die Urheberrechtsverletzung im vorliegenden Fall? Die juristische Argumentation würde mich echt interessieren.
Das, was Rick Beato macht, ist doch im Grunde genommen ein audio-visuelles Feuilleton.
Hinterher dürfte man bei einer Buchrezension auch nichts mehr zitieren aus dem Werk.
Wo liegt die Grenze?

Als Livemucker muss ich die Urheber nicht um Erlaubnis fragen, wenn ich ihre Songs spiele, bezahle sie aber über GEMA und Co.
Warum lässt sich so ein Modell nicht im vorliegenden Fall anwenden?

Fragt interessiert der
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Re: Urheberrecht im 21. Jh. - Rick Beato ist angepisst

Beitragvon Matt 66 » Di 9. Feb 2021, 20:42

Da müßte man jetzt weiter ausholen. Das geht ja schon damit los, dass Urheberrechte in der Musik im wesentlichen Ländersache sind. Wir in D haben eben das Urheberrecht der Musik, in den USA gibt es in dem Bereich das Copyright. Das ist nicht dasselbe!!! Dann nimm Länder wie Brasilien oder Indien... :dizzy: Im Internet - das dürfte sich inzwischen rumgesprochen haben - ist aber nun mal jeder mit jedem verbunden.
Vor ein paar Jahren hatten wir doch das Ding, dass bei vielen YT Videos nur die Einblendung kam "GEMA bla bla, kann nicht gezeigt werden". Dann ist man halt über einen Proxy im Ausland auf die Seite gegangen und schon ging es. Ich bin in der Sache nicht mehr ganz auf dem Laufenden, aber ich glaube, es gibt doch zwischen GEMA und YT eine Vereinbarung, was die Vergütung betrifft. Das Problem: YT muss nachweisen, welches Video wie oft von wo angeklickt wurde und das dann der GEMA melden. Angesichts der rieseigen Datenflut ein ziemlich unmögliches Unterfangen.

Ein weiterer Punkt: kommerzieller Zweck oder Bildung? Wir kennen das aus den Schulbüchern: "mit freundlicher Genehmigung von..." Ist ein Notenbeispiel Teil des Bildungsauftrags im Fach Musik, kriegt der Rechteinhaber so gut wie nüscht. Spiel ich einen aktuellen Hit im Bierzelt, rollt dagegen der Rubel. Und ich vermute, das ist im Beato Fall der Knackpunkt. Macht er "Bildungs-TV" oder verdient er mit seinem Kanal richtig Asche? Ich würde sagen, beides! :mrgreen: Und das macht die Sache so problematisch. Denn er nutzt ja das geistige Eigentum anderer, um sich seine Gitarrensammlung zu finanzieren. Wir reden hier ja nicht über ein paar hundert Klicks. Der hat sich da ja richtig was aufgebaut im Laufe der Jahre.

Schwierige Sache. Aus Sicht der Künstler würde ich auch sagen: "Hey, kostenlose Werbung für uns. Tolle Sache, weiter so!" Aus Sicht des Geschäftsmanns bzw. Musikmanagers würde ich sagen: "der verdient mit seinem Gelaber nur Geld, weil er unsere Songs vorstellt. Ohne unsere Songs würde der gar kein Geld verdienen. Also muss er uns entsprechend daran beteiligen!"

Warten wir es ab...

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Re: Urheberrecht im 21. Jh. - Rick Beato ist angepisst

Beitragvon Speed » Di 9. Feb 2021, 22:06

Matt 66 hat geschrieben: Macht er "Bildungs-TV" oder verdient er mit seinem Kanal richtig Asche? Ich würde sagen, beides! :mrgreen: Und das macht die Sache so problematisch. D

Wirklich? Er macht Werbung und verdient damit noch Geld. Wo ist das wirkliche Problem?
De facto ist es eine win-win-Situation, oder würden die Urheber mehr verdienen, wenn Beato sein Business nicht betriebe? Das ist m. E. die entscheidende Frage.
Es wäre doch nicht weniger Urheberrechtsverletzung, wenn er nichts verdiente. Oder etwa doch?
Die von Dir genannte Beteiligung wäre dann ja die Lösung des "Problems".

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Re: Urheberrecht im 21. Jh. - Rick Beato ist angepisst

Beitragvon Matt 66 » Mi 10. Feb 2021, 09:06

Es ist im Grunde dasselbe, wie bei den Stones, die der Merkel 2005 oder wann verbieten wollten, "Angie" bei Wahlveranstaltungen der CDU zu spielen. Die haben auch nicht gesagt: "Hey cool, die Merkel macht Werbung für unsere Songs." Es bleibt immer noch das geistige Eigentum des Komponisten. Welche Nutzungsrechte an wen erteilt werden, ist die Frage. Als Mitglied der GEMA habe ich da sogar womöglich schlechtere Karten, etwas zu unterbinden. Je nachdem, was ich da halt unterschrieben habe. Aber noch mal: das amerikanische Copyright funktioniert ein bisschen anders. Man muss das wörtlich nehmen! Es sind ja dann vermutlich gar nicht mal die Künstler selbst, die sich beschweren, sondern die Labels, bei denen sie unterschrieben haben. Man kennt doch die ganzen Geschichten von Künstlern, die ihre Seele an ein bestimmtes Label verkauft haben und dann nur schwer aus dem Vertrag kommen oder halt noch 2 Alben machen müssen, obwohl sie gar keinen Bock mehr haben, usw.

Das ist aber auch gar nicht der Punkt. Es ist eher so: nur weil 80 bis 90 Prozent der Autofahrer innerorts mehr als 50 fahren, ist das deswegen noch lange nicht legal. Ersetze Autofahrer durch YT-er und Geschwindigkeitsbeschränkung durch Urheberrecht bzw. Copyright.

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Re: Urheberrecht im 21. Jh. - Rick Beato ist angepisst

Beitragvon Reinhardt » Mi 10. Feb 2021, 12:14

Ich muss hier auch noch hinzufügen, dass die "Schulbuchgeschichte" nicht ganz so pauschal gilt.
Bei uns im Verlag z. B. geht die meiste Zeit und das meiste Geld für die Rechtebeschaffung drauf, VG Wort, Bildrechte, Urheberrecht, GEMA.
Was von den Verwertungsgesellschaften letztendlich wieder beim Urheber landet, das natürlich ist wieder eine andere Geschichte, ich wollte es nur vorgangstechnisch präzisieren.

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Re: Urheberrecht im 21. Jh. - Rick Beato ist angepisst

Beitragvon Han Solo » Mi 10. Feb 2021, 12:23

Speed hat geschrieben:
Han Solo hat geschrieben:Dann muss er sich halt ein anderes Geschäftsmodell suchen, das nicht auf Urheberrechtsverletzungen basiert, auch wenn ein Haufen Internetkinder wieder Zensur schreien. Aber klar, schuld sind immer die anderen.

Aber wo genau liegt die Urheberrechtsverletzung im vorliegenden Fall? Die juristische Argumentation würde mich echt interessieren.
Das, was Rick Beato macht, ist doch im Grunde genommen ein audio-visuelles Feuilleton.
Hinterher dürfte man bei einer Buchrezension auch nichts mehr zitieren aus dem Werk.
Wo liegt die Grenze?

Ich gehe mal vorliegend der Einfachheit halber von der deutschen Rechtslage aus.
Er vervielfältigt die Werke und macht sie öffentlich zugänglich. Das sind urheberrechtliche Benutzungshandlungen gem. §§ 16, 19a UrhG. Dafür braucht er entweder von den Rechteinhabern Nutzungsrechte oder aber diese Handlungen sind gesetzlich erlaubt, weil sie Urheberrechtsschranken unterliegen. Das Zitatrecht ist in § 51 UrhG geregelt und hier offenbsichtlich nicht einschlägig.
Als Livemucker muss ich die Urheber nicht um Erlaubnis fragen, wenn ich ihre Songs spiele, bezahle sie aber über GEMA und Co.
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Das Problem ist, dass das Urheberrecht veraltet ist. Diese Diskussion ist nicht neu und gibt es schon seit Jahrzehnten. Die Urheberrechtsreformen kommen der Rechtswirklichkeit im Internet nicht hinterher. Hinzu kommt eine weitgehend europarechtliche Harmonisierung. M.a.W.: Das geltende Urheberrecht hat keine passende Antworten für neuere Geschäftsmodelle, die diese abbildet und einen vernünftigen Interessenausgleich zwischen den Beteiligten schafft. Was in diesem Fall "vernünftig" ist, ist rechtspolitisch höchst umstritten, zwischen Urhebern, Nutzern und "Technikbetreibern". Auch deshalb ist der Prozess so langwierig. ABER: Trotz veraltetem Urheberrecht ist es nun mal geltendes Recht. Und daran muss man sich halten.
De facto ist es eine win-win-Situation, oder würden die Urheber mehr verdienen, wenn Beato sein Business nicht betriebe? Das ist m. E. die entscheidende Frage.

Darum gehts nicht. Das ist ein grundsätzlich vorherrschendes Unverständnis im Umgang mit Immaterialgüterrechten. Die Frage ist, was der Urheber mehr verdienen würde, wenn die Nutzungshandlung angemessen vergütet werden würde. Regelungen, die ein angemessenes Nutzungsentgelt vorsehen (§§ 32 ff. UrhG) gibt es nicht zum Spaß. Und ja, wenn der Inhaber eines Immaterialgüterrechts die kommerzielle, rechtswidrige Verwertung seines Guts nicht möchte, bestehen Unterlassungsansprüche. Dann muss sich der rechtswidrige Nutzer ein anderes Geschäftsfeld suchen.

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Re: Urheberrecht im 21. Jh. - Rick Beato ist angepisst

Beitragvon Matt 66 » Mi 10. Feb 2021, 12:29

Latürnich! Aber es gelten doch wohl völlig andere Tarife als bei rein kommerzieller Verwertung, oder nicht?
Ich habe auch noch sowas im Hinterkopf, dass man z.B. als Urheber auch nicht verhindern kann, dass sein Werk im Schulbuch veröffentlicht wird, wenn es vorher auch schon woanders veröffentlicht wurde. Wenn es also dem Bildungszwecke dient, gelten andere Regeln, als wenn ein Song einfach nur im Radio läuft.
Ist aber schon lange her, dass ich mich mit sowas beschäftigt habe. Keine Ahnung, wie das heute genau ist, gerade in Zeiten von EU-Vereinheitlichung. Da hat sich sicher was getan inzwischen. Ich erinnere mich gerne an italienische Schwarzpressungen aus den 80ern zurück... :mrgreen:

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Re: Urheberrecht im 21. Jh. - Rick Beato ist angepisst

Beitragvon Matt 66 » Mi 10. Feb 2021, 12:30

Oops... ich bezog mich hier gerade auf Reini!

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Re: Urheberrecht im 21. Jh. - Rick Beato ist angepisst

Beitragvon Reinhardt » Mi 10. Feb 2021, 13:43

Schön wäre es ... das ist faktisch eine kommerzielle Nutzung, da ein Verlag, auch ein Bildungsmedienverlag, damit Geschäfte macht wie jeder andere. Das hat mit "Bildungsauftrag" etc.pp. nichts zu tun. Den hat ein Verlag auch nicht, außer, er untersteht einer Behörde oder dem Bundesland, sprich, es sind kultuseigene Schriften bzw. Produkte wie Handreichungen, Formelsammlungen etc. Dann ist es ja aber keine GmbH.
Wir zahlen also für einen Song oder ein Zitat genauso wie Disney oder Karstadt. Was nicht heißt, dass wir nicht mit bestimmten Agenturen bestimmte Rahmenverträge hätten, damit es im Gesamtsüppchen billiger wird. Das gilt aber großteils nur für Bildagenturen und nur selten für Musik/Audio und für Text ohnehin nicht.

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Re: Urheberrecht im 21. Jh. - Rick Beato ist angepisst

Beitragvon Matt 66 » Mi 10. Feb 2021, 15:55

Ja schon, natürlich will ein Verlag auch Geld machen. Aber es geht ihm doch mehr um seine Lehrbücher als Ganzes als um die darin nur beispielhaft abgebildeten Notenschnipsel. Bei reinen Notenausgaben sieht die Sache wieder anders aus, klar.

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Re: Urheberrecht im 21. Jh. - Rick Beato ist angepisst

Beitragvon Reinhardt » Mi 10. Feb 2021, 19:29

Wir zahlen für jeden als geistige Leistung erkennbaren Schnipsel. :22:

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Re: Urheberrecht im 21. Jh. - Rick Beato ist angepisst

Beitragvon spanking the plank » Do 11. Feb 2021, 15:31

Reinhardt hat geschrieben:Wir zahlen für jeden als geistige Leistung erkennbaren Schnipsel. :22:


Dann müssten wir hier alle mit unseren genialen Beiträgen unendlich Kohle verdienen :mrgreen:


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