Rückwärtsgewandheit in der Popmusik

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Cat Carlo
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Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik

Beitragvon Cat Carlo » Mi 24. Aug 2011, 19:51

Pop Musik ist nicht tot. Sie riecht nur etwas muffig.

Tom

Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik

Beitragvon Tom » Mi 24. Aug 2011, 22:12

buttrock hat geschrieben:Das Pflegen eines gewissen Stils ist ja nichts schlechtes an sich. Aber in gewissem Sinne eben rueckwaertsgewandt. Das ist erstmal nicht schlimm. Die Kritik betrifft ja auch ehr die Situation, dass es NUR noch diesen Bezug zu frueher gibt und dass nichtmal der Versuch unternommen wird etwas anderes zu machen. Es ist ueberigens nicht so, dass dies gar nicht passiert, aber eben in immer kleinerem Umfang. Die Kuenstler die progressiv und kommerziell erfolgreich oder zumindest auf einer breiteren Basis relevant sind verschwinden immer mehr.


Ich würde momentan (bin da im Grunde unsicher) mal so weit gehen:
Mit dem Anspruch des dialektischen Avantgardisten wäre "Stil" auch im Pop konservativ und der Stagnation verdächtig.
Der postmoderne Achselzucker mag ihn im Diskurs untereinander, gemeint ist mit anderen "Stilen" reizvoll finden.

Mir reicht das nicht. Ich finde, auch Popmusik ist "anspruchsvoll" im abendländisch-nabelschau-mäßigem Sinn; also beschrieben mit den Werkzeugen der Semantik, der Dialektik usw. - ich bin nicht Adorno, der gegen alles groovige misstrauisch war.

Warum misstraue ich der Postmoderne?
Weil ich sie schlimmstenfalls für Beliebigkeit und fehlende Leidenschaft verantwortlich mache.

Und das zyklische an der Popmusik regt mich voll auf.

toptears

Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik

Beitragvon toptears » Mi 24. Aug 2011, 22:57

Boah, meine Fresse.

Also das hat mich im Urlaub begleitet und ich finde es erfrischend: http://www.youtube.com/watch?v=_7NsyxBzd8c

Mein Kind findet es Scheiße!

Analysiert ihr wirklich jeden Song?

Die Musik an sich?

Dachte, ich wäre ein Spießer, aber......................

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Aldaron
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Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik

Beitragvon Aldaron » Mi 24. Aug 2011, 23:02

Mein Lieblingsfilmzitat an dieser Stelle: "Nicht so viel denken, mehl fühlen!" (Last Samurai. Ja, mit TOM CRIUSE! Und wisst ihr, wer den Soundtrack gemacht hat? Also zumindest ihn in Auftrag gegeben hat?? NA? JA GENAU! HANS ZIMMER!)

Ne ernsthaft, schließe mich da toptears Post an. Muss man denn tatsächlich jede Ecke seines Seins total ausdiskutiert haben? Hattet ihr schonmal Burnout?

buttrock

Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik

Beitragvon buttrock » Mi 24. Aug 2011, 23:07

Tom hat geschrieben:
buttrock hat geschrieben:Das Pflegen eines gewissen Stils ist ja nichts schlechtes an sich. Aber in gewissem Sinne eben rueckwaertsgewandt. Das ist erstmal nicht schlimm. Die Kritik betrifft ja auch ehr die Situation, dass es NUR noch diesen Bezug zu frueher gibt und dass nichtmal der Versuch unternommen wird etwas anderes zu machen. Es ist ueberigens nicht so, dass dies gar nicht passiert, aber eben in immer kleinerem Umfang. Die Kuenstler die progressiv und kommerziell erfolgreich oder zumindest auf einer breiteren Basis relevant sind verschwinden immer mehr.


Ich würde momentan (bin da im Grunde unsicher) mal so weit gehen:
Mit dem Anspruch des dialektischen Avantgardisten wäre "Stil" auch im Pop konservativ und der Stagnation verdächtig.
Der postmoderne Achselzucker mag ihn im Diskurs untereinander, gemeint ist mit anderen "Stilen" reizvoll finden.

Ich finde ja ehr die Dialektik ueberbewertet, aber verstehe deinen Punkt.
Tom hat geschrieben:Mir reicht das nicht. Ich finde, auch Popmusik ist "anspruchsvoll" im abendländisch-nabelschau-mäßigem Sinn; also beschrieben mit den Werkzeugen der Semantik, der Dialektik usw. - ich bin nicht Adorno, der gegen alles groovige misstrauisch war.

die es aber nicht an sich gibt. Die Festlegung und Legitmierung einer Solchen ist ja das eigentlich spannende.
Tom hat geschrieben:Warum misstraue ich der Postmoderne?
Weil ich sie schlimmstenfalls für Beliebigkeit und fehlende Leidenschaft verantwortlich mache.

Jo aber nur wenn sie als halbverdaute Karikatur dessen was eigntlich gemeint ist daherkommt.
Tom hat geschrieben:Und das zyklische an der Popmusik regt mich voll auf.

Jep

buttrock

Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik

Beitragvon buttrock » Mi 24. Aug 2011, 23:09

Aldaron hat geschrieben:Mein Lieblingsfilmzitat an dieser Stelle: "Nicht so viel denken, mehl fühlen!" (Last Samurai. Ja, mit TOM CRIUSE! Und wisst ihr, wer den Soundtrack gemacht hat? Also zumindest ihn in Auftrag gegeben hat?? NA? JA GENAU! HANS ZIMMER!)

Ne ernsthaft, schließe mich da toptears Post an. Muss man denn tatsächlich jede Ecke seines Seins total ausdiskutiert haben? Hattet ihr schonmal Burnout?


Ueber sowas nachzudenken macht mir Spass. So aehnlich wie ein gutes Essen, ein Spaziergang in der Sonne,Sport kucken mit Kumpels :dontknow:

toptears

Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik

Beitragvon toptears » Mi 24. Aug 2011, 23:20

Nochmal ein kurzes: boah, m.............


Das Zykli...............

Irre!

@aldi: ist das ein Berner oder ein Schweizer?

Wir hatten mal den ersten Berner SH hier, ca. 30 Jahre her, war ein Wahnsinnshund, leider haben mein Kind und die Frau Allergie, sonst..........

Wo wir in der Unsaisonzeit unseren Wohnwagen unterstellen "bewacht" ein großer Schweizer den Hof, klasse Hund.

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Aldaron
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Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik

Beitragvon Aldaron » Mi 24. Aug 2011, 23:32

@butt: naja gut. Mir gibt das nichts geht mir aber auch bei meinen Kumpels so. Hab z.b. einen, der spult wegen jedem 5 töne lauf zurück und sagt "boa hörst du das? Wie der das spielt? Total irre." mich juckt dieses analysieren halt gar nicht. Musik ist teil meines Fühlens. An manchen tagen kickt das, an anderen tagen jenes.

@ toptears: ist ein Berner. So einen hätte ich gern mal. Total liebe Hunde. Richtige Bären.

toptears

Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik

Beitragvon toptears » Do 25. Aug 2011, 08:02

Auf jeden Fall! Unser war so eine 60 kg-Maschine, hat alles weggewälzt:-)

Und hatte Muffe vor Fremden:-)

Tom

Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik

Beitragvon Tom » Do 25. Aug 2011, 11:06

Ich mach das Schreiben über Musik im Forum nur aus Spaß. :up:

Deinem Freund, Albrecht, geht halt einer ab, wenn er was geiles hört - das ist doch nix analytisches! Er will den Kick halt nochmal haben und spult deswegen zurück. Das IST Fühlen!
Daran gibts nix zu analysieren.

Tom

Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik

Beitragvon Tom » Do 25. Aug 2011, 11:29

buttrock hat geschrieben:
Tom hat geschrieben:Und das zyklische an der Popmusik regt mich voll auf.

Jep


Weil (nicht nur) dadurch die vielen guten Sachen, die nicht von der Industrie gehyped werden zum Untergang verdammt sind, oder die Leute, die diese Musik unter erschwerten Lebens- und Wirtschaftsbedingungen machen nicht genug Zeit für ihre Inspiration haben.

Deswegen sind butt und damals auch kai (wer sich noch an ihn erinnert) und auch andere hier im Forum
(trage deinen Namen hier . . . . . . . . ein) in diesem Sinne Samariter der geknechteten und verleugneten Musikunterschicht, weil sie mir und dir immer wieder etwas auf die Ohren geben - in ihrem Geschmacksrange: geschenkt.

Nun kommt aber das Argument: wenn die Qualität der "neuen" Musik hoch genug wäre, würde sie sich auch im einem Markt voller Haifische und Clive Davise durchsetzen.

Man könnte darauf dann antworten: die Massen werden durch die Industrie aber manipuliert und gelenkt; nur wer sich nicht über die Gehypten in die Sicherheit der Masse einkauft, nur wer von der Stärke der Gemeinschaft der im Grunde Kommerzhörigen unabhängig sein kann, dem erschliessen sich die Perlen weit ab der Musikindustrie.

Gibt es aber eine zwingende inhaltliche Beziehung von musikalischer Qualität oder Substanz und Entferntheit vom Kommerz?

Und was ist dann mit den aus Trotz, aus Reaktion auf die Industrie entstandenen Stilen, die sich nur im Bezug auf den Kommerz und seinen Symbolträgern wie z.B. Virtuosität im klassizistischen Sinn (am Instrument, beim Songwriting, bei der Tontechnik, beim Arrangement undundundund . .) erschliessen (mir zumindest): ist das dann Postmoderne? Da muss doch noch was sein.

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Aldaron
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Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik

Beitragvon Aldaron » Do 25. Aug 2011, 12:34

Meine bescheidene Meinung zum Thema: Der Unterhaltungsindustrie allgemein geht langsam die Puste aus. Was innerhalb der letzten 50-60 Jahre allein zum Thema Musik passiert ist und das in Vergleich zu der Menge die Jahrhunderte davor... Vergleiche allein mal Radiomusik 2011 und 1990. Wo sind denn die wirklich guten Hits? Und die "Hits" heutzutage sind im nächsten Sommer wieder vergessen. Wo ist das Feeling hin? Und das gibts aber überall. Egal ob Literatur oder Film. Im Westen nichts Neues. Die meisten neuen Sachen sind ziemlich öde und langweilig. Meine Meinung. Man wendet sich halt zu alten Erfolgen zurück, weil da die Bandbreite an Hits einfach wesentlich größer war.

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Mr Knowitall
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Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik

Beitragvon Mr Knowitall » Do 25. Aug 2011, 12:43

Das stimmt. Ich kann mir keine Filme mehr anschauen. Das ist alles so vorhersehbar und teilweise saublöd, dass es mich beutelt.
Cowboys - Aliens.

What the hell? :facepalm:

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Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik

Beitragvon Zakk_Wylde » Do 25. Aug 2011, 12:46

Da muss doch noch was sein.


Das jeder Kunst innewohnende nicht Erklärliche: Warum etwas einen Reiz hat. Und warum trotz aller Vermarktungsstrategien Raum für das nicht Erklärliche ist. Es ist übrigens identisch mit der Nichterklärlichkeit menschlichen Bewusstseins (das Unbewusste eingeschlossen). Der Reiz wohnt nicht dem Stück inne. Er entsteht erst in den Synapsen. Und warum ein Akkord, ein Phrase, ein Klang bei dem Einen Gänsehaut usw. auslöst und beim Anderen nicht, ist nicht erklärlich. Es ist die Unerklärlichkeit der menschlichen Natur.

Das Verdammen von Style, Fashion, RTL ist kein wirksamer Filter. Selbst die letzten Kommerzrocker der 70er und 80er Jahre mit SAT1-Konzertmitschnitt und Bravo-Starschnitt (M. Jackson, Genesis, Pink Floyd) können berührende Stücke verfasst haben. Das gilt für aktuelle (gehypte) Interpreten genau so. Das Problem dabei ist die Ausschließlichkeit und die Verdrängungswettbewerb. Durch die mediale Verwurstungskette kann man sich nicht dem nicht entziehen, es sei denn, man negiert bestimmte Medien gänzlich (z.B. Radio). Es war früher nicht alles besser. Die Agressivität der Vermarktung hat zugenommen. Und es gibt eine geschmackliche Diktatur des Proletariats (Folge der Quote als Maßstab). In den 70ern gab es dieses Regime noch nicht. Da konnten Radio-Moderatoren noch ihren eigenen Geschmack bedienen (NDR2-Musik für junge Leute, Der Club usw.) Als Teenager habe ich die Vorlieben legendärer Moderatoren kennen lernen dürfen (oder müssen). Van Morrison, Jackson Browne, Ry Cooder. Was die Intellektuellen in Eppendorf usw. eben gut fanden. Einmal die Woche lief die Hitparade im Club (mit Wolf-Dieter Stubel oder Günter Fink?).

chili

Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik

Beitragvon chili » Do 25. Aug 2011, 12:56

Tom hat geschrieben:Nun kommt aber das Argument: wenn die Qualität der "neuen" Musik hoch genug wäre, würde sie sich auch im einem Markt voller Haifische und Clive Davise durchsetzen.


das glaube ich auch. Popmusik ist als Maßstab für Qualität sowieso scheiße, weil es sich hierbei nur noch um ein industrielles Produkt handelt, dass möglichst schnell und viel Gewinn abwerfen soll. Deswegen freue ich mich auch, wenn es der "Musikindustrie" schlecht geht.

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Aldaron
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Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik

Beitragvon Aldaron » Do 25. Aug 2011, 13:10

chili hat geschrieben:
Tom hat geschrieben:Nun kommt aber das Argument: wenn die Qualität der "neuen" Musik hoch genug wäre, würde sie sich auch im einem Markt voller Haifische und Clive Davise durchsetzen.


das glaube ich auch. Popmusik ist als Maßstab für Qualität sowieso scheiße, weil es sich hierbei nur noch um ein industrielles Produkt handelt, dass möglichst schnell und viel Gewinn abwerfen soll. Deswegen freue ich mich auch, wenn es der "Musikindustrie" schlecht geht.


Absolut. Vielleicht kollabiert dieses Monster ja irgendwann und aus deren Asche entsteht wieder Kunst?

Basslümmel

Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik

Beitragvon Basslümmel » Do 25. Aug 2011, 13:54

chili hat geschrieben:
Tom hat geschrieben:Nun kommt aber das Argument: wenn die Qualität der "neuen" Musik hoch genug wäre, würde sie sich auch im einem Markt voller Haifische und Clive Davise durchsetzen.


das glaube ich auch. Popmusik ist als Maßstab für Qualität sowieso scheiße, weil es sich hierbei nur noch um ein industrielles Produkt handelt, dass möglichst schnell und viel Gewinn abwerfen soll. Deswegen freue ich mich auch, wenn es der "Musikindustrie" schlecht geht.


Darf ich das so interpretieren, dass Abba qualtitativ scheisse gewesen sind? Oder, dass das Songwriting von Elton John unter aller Sau ist? :scratch:

chili

Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik

Beitragvon chili » Do 25. Aug 2011, 14:47

Basslümmel hat geschrieben:Darf ich das so interpretieren, dass Abba qualtitativ scheisse gewesen sind? Oder, dass das Songwriting von Elton John unter aller Sau ist? :scratch:


gibt immer ein paar Ausnahmen. Aber die Genannten haben ihre besten Zeiten auch schon etwas länger hinter sich ;-)

chili

Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik

Beitragvon chili » Do 25. Aug 2011, 14:51

Aldaron hat geschrieben:Absolut. Vielleicht kollabiert dieses Monster ja irgendwann und aus deren Asche entsteht wieder Kunst?


Kunst gibt es ja weiterhin. ich glaube nur, dass sich Kommerz und Kunst vielleicht nicht gänzlich ausschließen, aber die Sache ohne Kommerzdruck erheblich kreativer abläuft.

Basslümmel

Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik

Beitragvon Basslümmel » Do 25. Aug 2011, 15:21

chili hat geschrieben:
Basslümmel hat geschrieben:Darf ich das so interpretieren, dass Abba qualtitativ scheisse gewesen sind? Oder, dass das Songwriting von Elton John unter aller Sau ist? :scratch:


gibt immer ein paar Ausnahmen. Aber die Genannten haben ihre besten Zeiten auch schon etwas länger hinter sich ;-)


Die haben Du und ich auch schon hinter uns. ;-) :laughter: :dr01:


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