wie macht der das

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Reinhardt
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Re: wie macht der das

Beitragvon Reinhardt » Mi 9. Apr 2014, 14:37

Zakk hat geschrieben:Wenn Eloquenz und Sachverstand so schön zusammentreffen (bei beiden Diskutanten), dann sollte man sich eigentlich nicht einmischen.

Was ich nicht verstehe ist, die grundlegende Ablehnung vieler Autodidakten/Blueser usw. gegenüber Therie- und Notenkenntnissen. Ich habe mich ja oft genug darüber ausgelassen.

Dann noch eine Feststellung in Richtung Multi......

Das Tolle an Gesetzen (bzw. schwächer Theorien) ist: Man kann sie in beide Richtungen anwenden.

Man kann im Nachhinein erklären, warum dieses und jenes so und so klingt.

Man kann aber in der Anwendung auch etwas vorhersagen. Spiele ich auf den und den Pedalton den und den Akkord, dann klingt es so und so. Und da hat man plötzlich ein Werkzeug für die Kreativität..... Ich finde das gut!!!

My 50Ct.

Icn würde sogar noch weiter gehen und behaupten, eigentlicher Sinn einer halbwegs wissenschaftlichen Theorie oder Gesetzmäßigkeit ist die Vorhersage und nicht die Analyse.
Gut, hier handelt es sich um keine naturwissenschaftliche Theorie im engeren Sinn, aber um eine ganz anständige. Meiner Beobachtung nach machen das aber die wenigsten so wie Du, im Normalfall wird Vorhandenes seziert und der Komponist staunt dann im Nachhinein, wie komplex seine Komposition war. Gab es nicht mal so eine Anekdote von einem Instinktjazzer, dem man seine eigenen Leadsheets vorlegte und er verweigerte, das könne er nicht spielen, das sei viel zu kompliziert? Nett. Wer war das nochmal?
Ich will mal so sagen: Gute Theoriekenntnisse sind sicherlich nicht hinderlich. Manche schaffen es aber auch ohne. ;-)
Und das ist nicht vom Genre abhängig. Wir reden also nicht nur über Stevie Ray Vaughan, sondern auch über Wes Montgomery.
;-)

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Zakk
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Re: wie macht der das

Beitragvon Zakk » Mi 9. Apr 2014, 15:03

Der großartige Joe Pass sagte mal so ungefähr, dass er nur nach maj (7), minor (7), dom 7 und dom 7 -b9 usw. unterscheide.

Einfach alles einfach halten. Je vorgerückter der Spieler, desto einfacher anscheinend die Denkkategorien....

Tom

Re: wie macht der das

Beitragvon Tom » Mi 9. Apr 2014, 15:07

Es bleibt wahrscheinlich eine Frage der Codierung der Inhalte und die Frage der Wechselwirkung zwischen Codierung und Inhalt.
Also Foucault?

Jedenfalls: "Funktionsharmonik" ist nur eine Art der Codierung.

Siehe Holdsworth.
http://www.youtube.com/watch?v=4JjBdnGDuYM
ab Minute 23:11 erklärt er seine Codierung.
Definitiv keine funktionsharmonische Herangehensweise, aber mit fast deckungsgleichen Ergebnissen wie diese.

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Reinhardt
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Re: wie macht der das

Beitragvon Reinhardt » Mi 9. Apr 2014, 15:48

Tom hat geschrieben:Es bleibt wahrscheinlich eine Frage der Codierung der Inhalte und die Frage der Wechselwirkung zwischen Codierung und Inhalt.
Also Foucault?

Jedenfalls: "Funktionsharmonik" ist nur eine Art der Codierung.

Siehe Holdsworth.
http://www.youtube.com/watch?v=4JjBdnGDuYM
ab Minute 23:11 erklärt er seine Codierung.
Definitiv keine funktionsharmonische Herangehensweise, aber mit fast deckungsgleichen Ergebnissen wie diese.


Das ist ja das Verblüffende. So ähnlich oder fast noch krasser ist das in meinem Pat-Martino-Beispiel.
Ich mag einfache Methoden, die zum gleichen komplizierten Ergebnis führen. ;-) Es lebe das Rezept. Dieses Aha-Erlebnis hatte ich erstmals, als ich damals das Fusion-Guitar-Workbook durcharbeitete. Wie weit man eigentlich mit einer Pentatonik kommen kann, wenn man sich nur clever anstellt und ein paar Grundregeln anwendet. Das hatte mit Funktionsharmonik aber so was von wenig zu tun ...
In der stressigen Praxis ungewohnter Spielsituationen brauchst Du einfache Konzepte, das Gehirn ist ja schon beschäftigt. Vielleicht etwas konkreter als "Geht's raus und spielts Fußball", aber gerade nicht unbedingt die Taktikanalyse auf der Trainertagung.

Ja und was Joe Pass angeht ... ich wüsste jetzt nicht, mit welchem Gesicht ich nach der Ansprache in seinem Workshop den Saal verlassen hätte. Vielleicht mit einem Ja-wenn-das-so-ist-Gesicht.

buttrock

Re: wie macht der das

Beitragvon buttrock » Mi 9. Apr 2014, 19:38

Auch wenns von mir jetzt komisch klingt aber wenn's die Zeit erlaubt schaff ich mir j durchaus immer mal wieder ein paar theoretische Aspekte meistens aus der Funktionsharmonik drauf. Das ist zwar alles recht weit von meiner "musikalischen Praxis" wech, aber beweglich bleiben kann ja nicht schaden. Ich seh den ganzen Theoriekram in erster Linie als eine Sammlung von "Best Practices", dh ein Erfahrungsschatz der Art: Spiel ich Töne aus eine Menge X über Akkord Y ist dieser oder jener Klang zu erwarten. Lass ich auf Akkord a einen Akkord b folgen, dann hab ich einen Effekt der Ruhe/Spannung etc...
Man muss nicht alles selbst probieren wenn man ein paar Sachen weiss nebenbei beweg ich da ja ausserhalb meine comfortzone und komm hin wieder auf ne neue Idee.
An so einem Rahmen entlang künstlerische Masstäbe zu entwickeln, find ich ganz wie man es von mir erwartet natürlich albern.

Schnabelrock

Re: wie macht der das

Beitragvon Schnabelrock » Fr 11. Apr 2014, 21:56

Multitone hat geschrieben:Ich hatte vor Urzeiten auch mal das Thema kurz angerissen und bin dankbar, dass es mal wieder auftaucht.
Ich finde es auch kompositorisch interessant. Fooled Again ist ein gutes Beispiel.
Aber auch Faith hat ein paar Kniffe, die der normale Funktionsharmonikkreationist normalerweise nicht anbieten kann, weil sie außerhalb seines songwriterischen Horizontes sind.
Er verwendet halt auch gerne Sus-Akkorde, respektive Slahs-Chords mit der II im Bass.
Das gemixt mit etlichen maj-Akkorden gibt dieses offene Feeling.


1. Er spielt - wo immer möglich - Akkorde mit offen Saiten, nicht nur wandergitarrenmäßig, sondern oft mit gegriffenen Saiten zwischen Bund 5 und 12.

2. Er verläßt sich auf die Rhythmusgruppe, setzt aus und wieder ein, wie er möchte, läßt weg, fügt hinzu, betont oder nimmt zurück.

3. Natürlich kombiniert er intensiv Akkorde mit single lines.


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