Kalt und leer

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Aldaron
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Re: Kalt und leer

Beitragvon Aldaron » Di 12. Jan 2016, 07:10

Es gibt auch in der Radiomusik einen Haufen ziemlich cooler Songs.

Mich schüttelts, aber ich empfinde es so. An meinem jetzigen Arbeitsplatz läuft im Hintergrund oft Radio (nein, ich habe nicht auf Friseur umgeschult) und manche Songs machen einfach Spaß. Es ist nichts Revolutionäres dabei (Prog mag ja niemand :wave:), aber Spaß macht es. In den 60ern gab es aber schließlich auch keine zweiten Beethovens. Man nahm auch nur, was schon da war.

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Markus
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Re: Kalt und leer

Beitragvon Markus » Di 12. Jan 2016, 09:45

Mir geht es eigentlich gar nicht um die Qualität der Musik. Aber ich sehe mich noch auf dem Schulhof stehen neben dem ersten Kumpel, der die "Made in Japan" von Deep Purple besaß. Da hatte Musik noch etwas wirklich Verbindendes, etwas wirklich Sozialisierendes. Ich weiß noch, wie ich das erste Mal zusammen mit ein paar weiteren pubertären Buddies die "Irish Tour" von Rory Gallagher gehört habe. Wir waren tagelang geflasht und wollten auch so spielen können wie der betrunkene Ire. Auf den Partys haben wir mit 12,13 Jahren Klammer-Blues getanzt zu den Songs von Simon and Garfunkel. Und am Lagerfeuer bei den Pfadfindern haben wir Stücke von den Beatles und den Stones in Grund und Boden geschrammelt. Ich glaube nicht, dass man Songs von Katie Perry am Lagerfeuer spielt. Abgesehen davon, dass Kinder heute kein Lagerfeuer mehr machen dürfen, weil es viel zu gefährlich ist. Mit dem Abgang von Bowie und Konsorten ist in jedem Fall sehr viel mehr verbunden, als nur ein Verlust musikalischer Innovatoren!

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Aldaron
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Re: Kalt und leer

Beitragvon Aldaron » Di 12. Jan 2016, 09:48

Den sozialen Faktor kenne ich so durchaus noch aus dem Metal und noch mehr aus dem Prog. :dontknow:

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Reinhardt
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Re: Kalt und leer

Beitragvon Reinhardt » Di 12. Jan 2016, 09:49

Das Problem ist doch, dass es den Inhalt des Begriffes Subkultur nicht mehr gibt, weil alles und nichts erlaubt ist, womit per se eine Grenzziehung zwischen Generationen und eine Ablösung von der Vorgeneration nicht mehr über die eigene gelebte Peer-Group-Kultur ausgelebt werden kann. Musik, Bildende Kunst, Literatur und Mode (oder was manche dafür halten) sind ein Spiegel davon.

buttrock

Re: Kalt und leer

Beitragvon buttrock » Di 12. Jan 2016, 09:54

Nope es gibt halt viel mehr Subkulturen. Bei mir wars Hardcore/Punk/Metal, kenne viele Leute bei denen war/ist es HipHop. Bei Techno,Drum and Bass etc gibts das auch. Was sich vielleicht geaendert hat, ist dass es halt mehr Optionen gibt und die Aufmerksamkeit der Musiknerds sich auf mehr Kuenstler verteilt und es die grossen Konsens Typen nicht mehr gibt, als zu Zeiten in denen halt Pop/Rock noch nicht so ausdifferenziert war.

Tom

Re: Kalt und leer

Beitragvon Tom » Di 12. Jan 2016, 09:56

Das mit den Peer-Groups, den verbindenden Erlebnissen unterschreib ich, aber "Subkultur"?
Die angesprochenen Superstars (Stones/Led Zep etc.) wurden doch früher oder später von der Mainstreamindustrie inhaliert
oder haben sich ihr selbstregulierend unterworfen.

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Aldaron
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Re: Kalt und leer

Beitragvon Aldaron » Di 12. Jan 2016, 10:02

buttrock hat geschrieben:Nope es gibt halt viel mehr Subkulturen. Bei mir wars Hardcore/Punk/Metal, kenne viele Leute bei denen war/ist es HipHop. Bei Techno,Drum and Bass etc gibts das auch. Was sich vielleicht geaendert hat, ist dass es halt mehr Optionen gibt und die Aufmerksamkeit der Musiknerds sich auf mehr Kuenstler verteilt und es die grossen Konsens Typen nicht mehr gibt, als zu Zeiten in denen halt Pop/Rock noch nicht so ausdifferenziert war.


:thumbup:

Frau und ich waren letzdings auf nem Progfestival. Guthrie war auch da, allerdings leider am Vortag. Da laufen die Typen total entspannt im Publikum rum und es ist einfach eine geile Athmosphäre. Dieses Heldentum finde ich eher befremdlich. Ich will wissen, wie der Typ seine Musik macht und nicht, welchen Kaugummi er geil findet.

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Reinhardt
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Re: Kalt und leer

Beitragvon Reinhardt » Di 12. Jan 2016, 11:12

Tom hat geschrieben:Das mit den Peer-Groups, den verbindenden Erlebnissen unterschreib ich, aber "Subkultur"?
Die angesprochenen Superstars (Stones/Led Zep etc.) wurden doch früher oder später von der Mainstreamindustrie inhaliert
oder haben sich ihr selbstregulierend unterworfen.


Ja aber das ist doch der Punkt, heute unterwirft sich die "Subkultur" gar nicht mehr dem Mainstream (was für sich ja schon alleine ein tragischer vielleicht zwangsläufiger Mechanismus ist, wenn man alleine mal nur die Metal-, Hippie- und Rap-Kultur betrachtet), sondern ist nur ein Marketingtrick des Mainstreams und war und ist es von vorneherein bei der Geburt.
Was nicht ausschließt, dass es noch echte Subkulturen gibt. Nur lassen sie sich von unechten nur von Fachleuten unterscheiden.

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Aldaron
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Re: Kalt und leer

Beitragvon Aldaron » Di 12. Jan 2016, 11:19

Multitone hat geschrieben:Nur lassen sie sich von unechten nur von Fachleuten unterscheiden.


Ich kann dir nur ein gediegenes Prog-Konzert empfehlen, da erkennst du es ganz schnell. ;)

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Re: Kalt und leer

Beitragvon spanking the plank » Di 12. Jan 2016, 11:30

Ganz so kulturpessimistisch wie Markus, Linus und Andere sehe ich das gar nicht. Meine Tochter ist jetzt 22; ein "Sandkastenfreund" von ihr ebenfalls 22. Die haben heute noch, obwohl sie weit weg voneinander wohnen und studieren, Kontakt. Was hören die gerne: Beatles, Rolling Stones, The Kinks (!), The Who. Meine Tochter mag auch Bachman Turner Overdrive. Und vor allen Dingen mögen sie Jump, Jive & Wail. Louis Jordan & Co. Das, was Led Zeppelin unter dem Pseudonym "The Honeydrippers" mit Jeff Beck und Studiomusikern (Blechbläsern) "Good Rockin´At Midnight", "She´s A Woman" gemacht haben. Also schwarze Tanzmusik der 40er und 50er bis Ray Charles. Und Soul natürlich. Not too bad....

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Re: Kalt und leer

Beitragvon Markus » Di 12. Jan 2016, 11:38

spanking the plank hat geschrieben:Ganz so kulturpessimistisch wie Markus, Linus und Andere sehe ich das gar nicht.


Mit der Aufzählung der Lieblingsbands Deiner Tochter untermauerst Du meinen Kulturpessimismus noch weiter. Denn was hört Deine Tochter gerne? Alten Kram! Nix von Taylor Swift oder Silbermond... :nea:

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spanking the plank
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Re: Kalt und leer

Beitragvon spanking the plank » Di 12. Jan 2016, 12:01

Markus hat geschrieben:
spanking the plank hat geschrieben:Ganz so kulturpessimistisch wie Markus, Linus und Andere sehe ich das gar nicht.


Mit der Aufzählung der Lieblingsbands Deiner Tochter untermauerst Du meinen Kulturpessimismus noch weiter. Denn was hört Deine Tochter gerne? Alten Kram! Nix von Taylor Swift oder Silbermond... :nea:


Ich weiß ja, wie Du das meinst. Aber mal "a weng" ernsthaft, es geht doch nicht um "alt" oder "neu", sondern um "gute, nachhaltige" Musik.
Für mich ist es kein Wunder, dass z. B. die Musik der Beatles auch heute noch Generationen jüngerer Hörer begeistert. Einfach gute Musik.

Tom

Re: Kalt und leer

Beitragvon Tom » Di 12. Jan 2016, 12:39

Was macht "gute, nachhaltige Musik" in euren Augen denn aus?
Vielleicht habt ihr Lust das mal zu beschreiben. Da wäre ich ohne Hintergedanken wirklich interessiert dran.

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Re: Kalt und leer

Beitragvon Reinhardt » Di 12. Jan 2016, 12:42

Dass man merkt, dass sich jemand Mühe gibt, weil es ihm wichtig ist, Musik zu machen.
Notwendig, aber nicht hinreichend, aber immerhin mal eine Teildefinition für mich.

Tom

Re: Kalt und leer

Beitragvon Tom » Di 12. Jan 2016, 12:45

Woran merkt das dein Geschmack?
Das kann doch nicht funktionieren. Es gibt so viele Musik da draussen, bei der sich jemand wirklich größte Mühe gegeben hat, mit Herzblut, Zeitaufwand, Geld und was weiß ich - - und die mich völlig kalt lässt. gehts dir da nicht so?

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Re: Kalt und leer

Beitragvon Markus » Di 12. Jan 2016, 13:31

Das mit der "nachhaltigen Musik" ist wahrscheinlich das, worum es mir geht. Weil heute alles aus einer riesigen, superschnellen Marketingmaschine herausgeschossen wird, gibt es vielleicht gar keine nachhaltige Musik mehr. Musik ist nur noch auf einen kurzen Wirkungszeitraum hin getrimmt und soll nicht mehr "für die Ewigkeit" sein. Schließlich kommen ja schon sehr bald die nächsten "Musik-Produkte" und da würde es nur stören, wenn - bildlich gesprochen - noch die vorhergehenden Produkte im Regal lägen.

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Re: Kalt und leer

Beitragvon Reinhardt » Di 12. Jan 2016, 13:41

Tom hat geschrieben:Woran merkt das dein Geschmack?
Das kann doch nicht funktionieren. Es gibt so viele Musik da draussen, bei der sich jemand wirklich größte Mühe gegeben hat, mit Herzblut, Zeitaufwand, Geld und was weiß ich - - und die mich völlig kalt lässt. gehts dir da nicht so?


Gute Frage. Ich habe keine Ahnung, das ist nur ein Gefühl. Das kann trügen. Wobei ich denke, Alterserfahrung macht die Treffsicherheit sicher besser. Ich hoffe, dessen auch halbwegs gewahr zu sein, wenn mich die Musik selbst kalt lässt. Ich habe eher das umgekehrte Problem, dass ich womöglich irrelevanter Musik, die mich emotional aus welchen Gründen auch immer packt, zu viel Bedeutung zumesse.

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Re: Kalt und leer

Beitragvon spanking the plank » Di 12. Jan 2016, 14:01

Nachhaltige Musik ist die, die nicht totzukriegen ist, weil sie - bitte nur bildhaft verstehen, von Generation zu Generation weitergegeben wird.

Bestes Beispiel klassische Musik: Bach, Mozart, Beethoven, Verdi.

Im Bereich der Rock und Popmusik gibt es das auch: Chuck Berry, Elvis Presley, Buddy Holly, The Beatles, The Rolling Stones, Led Zeppelin etc.

Im Bereich der Pop/Rockmusik sind das DIE "Stilmacher". Simple Beispiele: Ohne Beatles kein Oasis; ohne Chuck Berry keine Rolling Stones; ohne Led Zeppelin keine Aerosmith, Great White usw.

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Re: Kalt und leer

Beitragvon spanking the plank » Di 12. Jan 2016, 14:07

und der beste Beweis für meine These ist doch: Was war die Lieblingsband des kürzlich verstorbenen Lemmy: Ja, die Beatles und Lieblingsbassist: Paul McCartney

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Re: Kalt und leer

Beitragvon Zakk_Wylde » Di 12. Jan 2016, 14:20

Ohne alles gelesen zu haben....

Das "Früher-war-alles-besser" Ding find ich ziemlich geronto-mäßig. Du wirst nicht gehört haben, dass David so abging. Der wird neugierig bis zum Schluss gewesen sein.


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