Computer beim Musikmachen - Fluch oder Segen?

tortitch

Computer beim Musikmachen - Fluch oder Segen?

Beitragvon tortitch » Sa 7. Mai 2011, 10:37

Einerseits:
Ich lade mir einen Jamtrack runter, stöpsle die Git in die Soundkarte, Ampsimulationssoftware an, Kopfhörer auf und ich kann mitten in der Nacht in der Mietwohnung rumdudeln, ohne dass irgendein Keyboarder findet, dass mein Solo zu lang wird.

Andererseits:
Cubase schmiert ab, die neue Soundkarte will nicht mit Vista laufen, der Computer will nicht mit XP laufen, Latenzen nerven, auf der Festplatte häuft sich der Datenschrott von irgendwann mal begonnenen und längst vergessenen Projekten, man ist auf der Jagd nach dem immer noch geileren Hall-Plugins (als hätte man als Gitarrist nicht schon mit der Jagd nach dem immer noch geileren Verstärker nicht schon genug zu tun), man mausschraubt Stunde um Stunde an Kompressor- und EQ-Einstellungen herum und verliert sich in Klangdimensionsdifferenzen, die nie ein Mensch jemals wahrnehmen wird (außer einem selbst natürlich), bis man leer und ausgehöhlt in den frühen Morgenstunden ins Bett fällt, um nach drei, vier Stunden vom Wecker aus digitalen Alpträumen gerissen zu werden und gedanklich geknebelt zur Arbeit zu gehen, nervös und unruhig und übermüdet auf deren Ende zu warten, um schließlich sysiphosisch das Spiel von vorn zu beginnen ...

Der sanfte Ribot

Re: Computer beim Musikmachen - Fluch oder Segen?

Beitragvon Der sanfte Ribot » Sa 7. Mai 2011, 14:19

RME + PC = Lovestory!
Da nichts sparen!
Latenzen sind mit AIO oder 9632 nicht!!! spürbar
Gruß
Kai

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lady starlight
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Re: Computer beim Musikmachen - Fluch oder Segen?

Beitragvon lady starlight » Sa 7. Mai 2011, 17:14

RME und Mac...meine Lovestory...


lgls

tortitch

Re: Computer beim Musikmachen - Fluch oder Segen?

Beitragvon tortitch » Sa 7. Mai 2011, 19:28

Wünscht ihr euch denn nicht manchmal ins prädigitale Zeitalter zurück?

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Magg
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Re: Computer beim Musikmachen - Fluch oder Segen?

Beitragvon Magg » Sa 7. Mai 2011, 21:18

tortitch hat geschrieben:Wünscht ihr euch denn nicht manchmal ins prädigitale Zeitalter zurück?


Um Gottes Willen, "Nein"!

Is ja wie Kranksein ohne Antibiotika.

Nicknack

Re: Computer beim Musikmachen - Fluch oder Segen?

Beitragvon Nicknack » Sa 7. Mai 2011, 21:57

tortitch hat geschrieben:Wünscht ihr euch denn nicht manchmal ins prädigitale Zeitalter zurück?

Nein.
Allerdings habe ich nur einen kurzen Ausflug ins digitale Recording gemacht.
Denn meiner Meinung nach muss man Musik im Kopf haben, sonst entsteht auch keine im Computer.

Was dies angeht:
... Cubase schmiert ab, die neue Soundkarte will nicht mit Vista laufen, der Computer will nicht mit XP laufen, Latenzen nerven, ...
,
so hart es klingt:
Alles PBKAC - problems between keyboard and chair.

Setze Dir mit Bedacht, vorheriger Recherche und möglicherweise kompetentem Rat einen funktionstüchtigen Audio-Rechner auf.
Installiere mit Bedacht die Software, die Du brauchst - mehr als ein Hall-Plugin brauchen nur professionelle Studios oder Hardcore-DA-User.
Dann lass das System in Ruhe, scheiss auf die Updates und Bugfixes, solange das Ding tut, was Du willst.
Lerne, damit umzugehen.
Und konzentriere Dich auf das, was Du damit tun willst:
Nämlich Musik aufnehmen.

Der Datenschrott aus unbeendeten Projekten tut doch nicht weh, Festplatten kosten ja nix mehr.
Und man kann derlei zur Not auch einfach löschen - mindetsens mal die 37 Gitarrenspuren, die sowieso nichts geworden sind.

Vielleicht willst Du aber auch eigentlich genau dies:
auf die "Jagd nach dem immer noch geileren Hall-Plugins ..., man mausschraubt Stunde um Stunde an Kompressor- und EQ-Einstellungen herum und verliert sich in Klangdimensionsdifferenzen, die nie ein Mensch jemals wahrnehmen wird (außer einem selbst natürlich), bis man leer und ausgehöhlt in den frühen Morgenstunden ins Bett fällt, um nach drei, vier Stunden vom Wecker aus digitalen Alpträumen gerissen zu werden und gedanklich geknebelt zur Arbeit zu gehen, nervös und unruhig und übermüdet auf deren Ende zu warten, um schließlich sysiphosisch das Spiel von vorn zu beginnen ..."
Das ist auch OK, aber dann beschwere Dich nicht über die Technologie.

Oder was würdest Du sagen, wenn sich jemand darüber beschweren würde, dass es mit "Hänschen klein" auf der Gitarre immer noch nicht klappen würde, man käme ja auch gar nicht zum Üben, weil ständig neue Pickups, neue Tremolos, Kondenatoren o.ä. eingebaut werden müssten?

Cheers,

Nick

tortitch

Re: Computer beim Musikmachen - Fluch oder Segen?

Beitragvon tortitch » Sa 7. Mai 2011, 23:01

Nicknack hat geschrieben:
Was dies angeht:
... Cubase schmiert ab, die neue Soundkarte will nicht mit Vista laufen, der Computer will nicht mit XP laufen, Latenzen nerven, ...
,
so hart es klingt:
Alles PBKAC - problems between keyboard and chair.



Verzeih, aber das ist hoffnungslos naiv. Du selbst schreibst von "Bugfixes". Wozu die, wenn das Problem immer nur beim Benutzer läge? Mein jüngstes Beispiel: Ein Freund kauft ein USB-Audiointerface, installiert die Software, alles scheint zu klappen, aber da stellt sich heraus, dass nun plötzlich eines von zwei DVD-Laufwerken beim Abspielen knackt und knistert. Wirklich nur PBKAC?

Nicknack hat geschrieben:Vielleicht willst Du aber auch eigentlich genau dies:
auf die "Jagd nach dem immer noch geileren Hall-Plugins ..., man mausschraubt Stunde um Stunde an Kompressor- und EQ-Einstellungen herum und verliert sich in Klangdimensionsdifferenzen, die nie ein Mensch jemals wahrnehmen wird (außer einem selbst natürlich), bis man leer und ausgehöhlt in den frühen Morgenstunden ins Bett fällt, um nach drei, vier Stunden vom Wecker aus digitalen Alpträumen gerissen zu werden und gedanklich geknebelt zur Arbeit zu gehen, nervös und unruhig und übermüdet auf deren Ende zu warten, um schließlich sysiphosisch das Spiel von vorn zu beginnen ..."
Das ist auch OK, aber dann beschwere Dich nicht über die Technologie.

Oder was würdest Du sagen, wenn sich jemand darüber beschweren würde, dass es mit "Hänschen klein" auf der Gitarre immer noch nicht klappen würde, man käme ja auch gar nicht zum Üben, weil ständig neue Pickups, neue Tremolos, Kondenatoren o.ä. eingebaut werden müssten?
Nick


Eine erwägenswerte Argumentation. Meine Annahme ist allerdings, dass die Entscheidungsfreiheit, die die Grundlage deines Arguments ist, gerade vom PC ... na, sagen wir, geschwächt wird. Was ich beschrieben habe, ist ja im Grunde das Verhalten eines Süchtigen. Und würdest zu einem Drogenabhängigen sagen: "Ey, wenn du Drogen nimmst, dann ist es wohl das, was du auch willst. Also beschwere dich nicht über die Drogen?" Oder anders: Kennst du das nicht, dass du an dir Verhaltensweisen entdeckst, die dir eigentlich nicht gefallen, und dennoch gelingt es dir nicht, sie einfach abzulegen?
Und noch zur Analogie mit der Gitarrenbastelei: Ich glaube, dass es Dinge, insbesondere technische Geräte (prominentestes Beispiel ist vielleicht immer noch das Fernsehen) gibt, die "etwas mit mir machen", die meine Aufmerksamkeit ansaugen, nicht ich konzentriere mich darauf, sondern ich werde konzentriert. Die Gitarrenbastelei verlangt von mir ein viel höheres Maß an Aktivität. Kurz um, in diesem einen, aber in meinem Augen entscheidenden Punkt stimmt die Analogie nicht.

Vielen Dank für den ausführlichen Kommentar
und Gruß
T.

Tom

Re: Computer beim Musikmachen - Fluch oder Segen?

Beitragvon Tom » So 8. Mai 2011, 11:22

Es ist eine Frage der Disziplin.
Und eine Frage von Erwartungshaltungen.

Man kann an sich arbeiten.
Es kann gelingen, den Rechner als reines Aufnahmemedium zu behandeln.

Im Moment der Inspiration darf der Rechner als technische Umgebung nicht im Weg stehen.
Man muss sich aus ihm, dem Rechner, keine Ideen erwarten wie etwa ein Maler es tun kann - aus der Wahl des Materials, der Leinwand, der Farben, der Pinsel. Das vermeintliche Werkzeug, der Rechner lenkt hier eher ab.

Um auf den Moment der Inspiration gut vorbereitet zu sein, muss man eine reibungslose Arbeitsumgebung schaffen.
Das sollte eine unleidenschaftliche, sachliche und kühle Sache sein. Schnell und zuverlässig soll mans haben. Einschalten, Loslegen.

Zu viele Möglichkeiten verstellen den Blick auf die Musik, die man gerade aufnehmen wollte.
Der Rechner eignet sich leider sehr, die eigene Ideenlosigkeit zu überspielen, zu vergessen.

Die Ideen sind aber da. Die Frage ist, wie man an sie rankommt.

Mit dem Rechner NICHT.

Am Instrument, beim Singen, beim Musikmachen schon eher.
Am und mit dem Rechner kann ich keine für mich befriedigende Musik machen.
Ich kann sie nur mit dem Rechner aufnehmen.

Andere (z.B. Thomas Jenkinson aka squarepusher) erheben sich über das Material, sie lassen sich von ihrer Vision nicht abbringen
trotz der vielen Möglichkeiten.
Zuletzt geändert von Tom am So 8. Mai 2011, 17:12, insgesamt 1-mal geändert.

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Cat Carlo
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Re: Computer beim Musikmachen - Fluch oder Segen?

Beitragvon Cat Carlo » So 8. Mai 2011, 12:43

Nicknack hat geschrieben:Dann lass das System in Ruhe, scheiss auf die Updates und Bugfixes, solange das Ding tut, was Du willst.


tortitch hat geschrieben:Verzeih, aber das ist hoffnungslos naiv. Du selbst schreibst von "Bugfixes". Wozu die, wenn das Problem immer nur beim Benutzer läge?


Sicher sind Bugfixers normalerweise dazu da, bestehende Prgrammierfehler zu berichtigen und damit Probleme zu beseitigen. Aber so ganz unrecht hat auch Nick nicht. Ich erinnere mich an eine alte Konfigurtaion, irgendein Sequenzer Programm (logic oder so, ich weiß es nicht mehr) und einer Terratec Soundkarte MT-88. Alles im grünen bereich, alles lief, besser spielen konnt' ich damit natürlich auch nicht. Dann, ghasst sei der Kundendienst, kam 'ne Mail von Terratec: Neuer Version von de Treiber. Na ey, klar, gleich einbauen. Da war's dann. Nix lief mehr. Ich Dussel (wir sind doch alle irgendwie unbelehrtbar) habe dann die Abende einer Woche verplempert mit rumschrauben. Bis ich dann wieder den alten Treiber installiert habe. Dann jings wieder.

Sowas meinte wahrscheinlich Nick.

tortitch hat geschrieben:Eine erwägenswerte Argumentation. Meine Annahme ist allerdings, dass die Entscheidungsfreiheit, die die Grundlage deines Arguments ist, gerade vom PC ... na, sagen wir, geschwächt wird. Was ich beschrieben habe, ist ja im Grunde das Verhalten eines Süchtigen. Und würdest zu einem Drogenabhängigen sagen: "Ey, wenn du Drogen nimmst, dann ist es wohl das, was du auch willst. Also beschwere dich nicht über die Drogen?" Oder anders: Kennst du das nicht, dass du an dir Verhaltensweisen entdeckst, die dir eigentlich nicht gefallen, und dennoch gelingt es dir nicht, sie einfach abzulegen?


Genau das ist das richtige Verhalten. Wer sich führsorglich um Junkies, Alks und andere abgestürzte aus der Suchtszene kümmert, ist sicher alles andere als ein schlechter Mensch. Aber allerdings auch ein sehr unerfahrener. Das einzige, was denen wirklich hilft: Na Alter, wieder auf die Fresse gefallen? Hat Spaß gemacht? Willste nochmal?

P.S.: Ich bin in einem Alkoholiker-Haushalt aufgewachsen.


So, und nu: :ontopic:

Als sich vor mittlerweile gut 45 Jahren meine Berufswünsche artikulierten, war es mein innigster Wunsch, irgendwas mit Computern zu machen. Ich habe meinen Ing. in Automatisierungtechnik gemacht, habe mit 30 nochmal nebenbei eine Vorlesung zur Erlernung der Maschinensprache gemacht, arbeite sehr gern mit Datenbanken und habe natürlich auch diesen Klumbatsch zum "Musik-Produzieren" (Schauder, Musik produziert man nicht) auf einem extra Rechner. Und im Beruf läuft natürlich auch alles über Rechner. Der witzige (eher traurige) Effekt dabei: Es wird alles komplizierter, aufwendiger. Der Personalbedarf ist um ein mehrfaches gewachsen, die Projektlaufzeiten natürlich auch. Der Datenmüll erschlägt einfach alles. Dazu kommen natürlich auch hier die kleinen "Probleme" mit der Software. Immer öfter der Gedanke: Jetzt mit einem Softie (Programmierer) zusammen in einem kleinen gekachelten Raum gesprerrt. Einziger Augang nur ein Abfluß mit grobem Sieb. Nach einer Weile wäre ich alleine in dem Raum. :mrgreen: Meiner Meinung stehen wir in der Technik vor einem Kollaps, der der Bankenkrise nicht unähnlich ist.

Tja, nu noch mal ganz speziell zu Deinem Problem: Man kann sich verrennen in den Gedanken, dass die Technik den Klang macht. Das ist aber nicht so. Spieltechnik, Komposition und Arrangement sind die entscheidenden Faktoren. Alles andere sind Schmankerln, die eh keiner hört. Dazu gibt es mehr als genug Beweise:

1. die meisten Amp-Fans trauen auch hier sich nicht mehr zu, bei einen Blindtest zwischen verschiedenen Amps etwas rauszuhören. Die meisten müssen den Amp hinter sich sehen und dann selber spielen, da merkt man dann den Unterschied. Vielleicht, weil man ihn unbewußt merken will?

2. Die Schwesterzeitschrift "Keyboards" eines hier verpönnten Fachblattes veröffentlichte mal Soundbeispiele von diversen Synthezisern welche sich alle in der Tonerzeugung unterschieden. Die Leser sollten nun anhand ihrer ach so professionellen Ohren die Synthies raushören. Ähm, das Ergebniss war sogar schlechter als es das Wahrscheinlichkeitsgesetz bei blindem Raten hätte erwarten lassen. :laughter:

Fazit: Technik nur als Hilfmittel, ich z.B. nehme auf um zu kontrollieren, ob ich etwas ausreichend gut kann. Wenn mir beim Aufnehmen die Nerven durchgehen und ich mich mal wieder verspiele, dann muß ich halt noch weiterüben bis das fehlerfrei in einem Stück bei der Aufnahme läuft. Und dann sich das Ergebniss anhören und Vergleichen mit professionellen Aufnahmen, wo sich das Unterscheidet. Und zwar vor allem in den oben genannten Themen Spieltechnik und Arrangement.

Na dann erstmal schönen Gruß vom Kater der mal wieder viel zu viel geschrieben hat anstatt zu üben. :guitar2:

Nicknack

Re: Computer beim Musikmachen - Fluch oder Segen?

Beitragvon Nicknack » So 8. Mai 2011, 15:51

Verzeih, aber das ist hoffnungslos naiv. Du selbst schreibst von "Bugfixes". Wozu die, wenn das Problem immer nur beim Benutzer läge?

"Immer nur" war nicht das, was ich ausdrücken wollte.

Ich finde es jedoch befremdlich, wenn mir dieser ganze "Cubase schmiert ab, die neue Soundkarte will nicht mit Vista laufen, der Computer will nicht mit XP laufen, Latenzen nerven, ..."-Ärger als rein technisches Problem verkauft werden soll.
Siehe oben, sauberes, zweckorientiertes Systemdesign.

Plus:
- Neues USB-AudioInterface also. Welches? Sprich, ist bei dem Preis, den es gekostet hat, realistischerweise zu erwarten, dass Treiber auf Anhieb auch nur in der Mehrzahl der Fälle sauber laufen (sprich sauber programmiert und richtig getestet wurden)?
Die Argumentation "Wenn dies das verkaufen, muss das funktionieren." ist naiv.
Allein die möglichen Permutationen aus Mainboard und Komponenten für einen Windows-PC machen es unmöglich, einwandfreie Funktion einer Komponente zu garantieren. Man kann lediglich eine saubere Basis legen und dann per Treiberupdates hart am Markt bleiben.
Das kostet aber viel Geld und wird daher nur von wenigen Herstellern ernsthaft betrieben. Und deren Produkte sind dann eben meist nicht für EUR 89,00 beim Mailorder-Händler zu haben.
Ist eben so.

- Hat Dein Freund vorher recherchiert, wie sich dieses USB-Teil mit den anderen Kompenenten seines(!) Rechners verhält?
- Und OK, der Treiber des USB-Teil hat im bestehenden System Fehler verursacht (dann, und nur dann würde ich ein Update erwägen, was interessieren mich Fixes für Bugs, die bei mir nicht auftreten?).
Option 1 also:
Treiberupdate, Sache von 5 Minuten, mit den von Carlo beschriebenen Risiken. Ggf. eben Downgrade des Treibers.
Option 2: Überlegung, ob ich das zweite DVD-Laufwerk in dem Rechner eigentlich brauche?

Letzte Frage: Warum hat er sich ein neues USB-Interface gekauft?
Vermutlich bessere Wandler, mehr Kanäle, das Versprechen von weniger Latenzen.
Kann ich nachvollziehen, aber:
Im Sinne der maximalen Produktivität kauft man sich das Interface einmal entsprechend der Anforderungen, die man eben hat.
Dann arbeitet bzw. spielt man.
Und wenn sich das Interface dann als nicht hinreichend erweist, muss man eben in den sauren Apfel beißen und ggf. das ganze System revisionieren.

Bitte bedenken:
Audio-Verarbeitung ist nach Filmschnitt und 3D-Rendering die höchste Anforderungsklasse produktiver Natur, die man an ein Computersystem stellen kann.
Was heute mit einem PC plus Peripherie und Software schon ohne lange Konfigurationsarien technisch möglich ist, übersteigt die Möglichkeiten, die noch vor 40 Jahren in den besten Studios für die bestverdiendenen Musik-Superstars verfügbar waren.
Ich lese gerade in den Erinnerungen von Geoff Emerick, der viele der Beatles-Geschichten in Abbey Road engineered hat - das sind Geschichten aus einer anderen Welt.
Selbst mein angestaubter G4 mit einem 2005er Cubasis (das war 'ne Lightversion für EUR 120,00, kastriert auf "nur" 20 Audiokanäle) bietet mehr funktoinierende Aufnahme und Edit-Möglichkeiten, als Emerick damals hatte.

Noch was:
Ich habe gestern mit einem einzelnen Mikro ganz einfache Aufnahmen mt meinem (Office-)Laptop gemacht.
Und dabei festgestellt, dass -egal, welchen Raum, welches Mikro und welche Audiosoftware ich benutze- gewisse Kammfiltereffekte bzw. Phasenauslöschungen auftreten: ein dezenter Phaser in der Ausklingphase längerer Töne.
Scheint am Mic-Preamp der eingebauten Soundkarte zu liegen.

Ich habe keine Ahnung, warum das so ist - mein älteres Laptop desselben Herstellers (anderes Soundinterface) hat dieses Problem nicht.
Nicht schön, nervt etwas, aber was soll's?
Das Ding ist mein Büro-Rechner und den Job macht er hervorragend.

Wie auch immer.
Den zweiten Teil Deines Posts finde ich klasse, denn das trifft den Nagel auf den Kopf. Genau das kann Homerecording sein:
Wie eine Sucht, ein sehr absorbierendes Spiel.
Ich finde es sehr sympathisch und total in Ordung, wenn sich jemand in so etwas verliert.
"Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt." (Schiller)
Und im Ernst sollten wir normales Homerecording m.E. nicht mit ernsthaften, gesundheitlich schädlichen Süchten (insbesondere den Substanzbasierten) vergleichen.

Zum Spiel-Ansatz passt dann aber m.E. die ernsthafte Beschwerde nicht, das Ganze sei musikalisch gesehen nicht produktiv.
Ein Spiel muss und soll nicht produktiv sein.
Wenn Dein Spiel eher diese technische Ecke ist, finde ich das auch ok.
Wenn Du aber in die musikalisch Spielecke willst, musst Du Dir ein System aufbauen, das läuft (das ist möglich, machen 10.000e User weltweit vor) und Dich auf den musikalischen Teil des Spiels konzentrieren.

Ich kann den Reiz des "infiniten Spiels mit Tönen und Aufnahme(technike)n" sehr gut nachvollziehen.
Ich habe das Homerecording-Virus sozusagen zweimal durch - einmal analog mit Vier-Spur-Cassette bzw. 8-Spur-Open-Reel und einmal in ganz kleiner Ausprägung digital.
Musikalisch ist dabei kaum was herausgekommen.

Dafür diese Erkenntnis:
Der technische Aspekt ist schwierig und vielschichtig. Und selbst wenn man den meistern würde, hätte man immer noch keine tolle Musik.
Damit habe ich es bewenden lassen.
Wenn es mich packt (mal einen mehrstimmigen Satzgesang oder ein kleines Arrangement auszubaldowern), schalte ich den alten Audioapple an und habe mehr Möglichkeiten, als ich brauche.
OK, definitiv keine CD-Qualität, aber das ist ja auch nicht das Ziel.
Wer will denn bitte eine CD mit meinem Murks hören?

Und ich schätze (hoffe), ich bin kurz davor, dieselbe Lektion bzgl. Gitarren, Amps und so weiter abzuschließen.
Auf jeden Fall spiele ich in den letzten Wochen viel mehr, als ich herumteste. Bekommt mir gut.

Cheers,

Nick

buttrock

Re: Computer beim Musikmachen - Fluch oder Segen?

Beitragvon buttrock » So 8. Mai 2011, 15:58

Ich spiele Gitarre und Laptop.

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Blues Bird
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Re: Computer beim Musikmachen - Fluch oder Segen?

Beitragvon Blues Bird » So 8. Mai 2011, 16:31

Tom hat geschrieben:Es ist eine Frage der Disziplin.
Und eine Frage von Erwartungshaltungen.

Man kann an sich arbeiten.
Es kann gelingen, den Rechner als reines Aufnahmemedium zu behandeln.

Im Moment der Inspiration darf der Rechner als technische Umgebung nicht im Weg stehen.
Man muss sich aus ihm, dem Rechner, keine Ideen erwarten wie etwa ein Maler es tun kann - aus der Wahl des Materials, der Leinwand, der Farben, der Pinsel. Das vermeintliche Werkzeug, der Rechner lenkt hier eher ab.

Um auf den Moment der Inspiration gut vorbereitet zu sein, muss man ein reibungslose Arbeitsumgebung schaffen.
Eine unleidenschaftliche, sachliche und kühle Sache. Schnell und zuverlässig. Einschalten, Loslegen.

Zu viele Möglichkeiten verstellen den Blick auf die Musik, die man gerade aufnehmen wollte.
Der Rechner eignet sich leider sehr, die eigene Ideenlosigkeit zu überspielen, zu vergessen.

Die Ideen sind aber da. Die Frage ist aber, wie man an sie rankommt.

Mit dem Rechner NICHT.

Am Instrument, beim Singen, beim Musikmachen schon eher.
Am und mit dem Rechner kann ich keine für mich befriedigende Musik machen.
Ich kann sie nur mit dem Rechner aufnehmen.

Andere (z.B. Thomas Jenkinson aka squarepusher) erheben sich über das Material, sie lassen sich von ihrer Vision nicht abbringen
trotz der vielen Möglichkeiten.


Sehr schön auf den Punkt gebracht. Danke. :flower: :up:

gorch

Re: Computer beim Musikmachen - Fluch oder Segen?

Beitragvon gorch » Mo 9. Mai 2011, 13:57

Kreativität her oder hin. Wenn am Hammer der Stil bricht, dann muss ein neuer her. Hammer oder Stil, ist Eure Entscheidung. Passieren kann es allemal.

Für einen altgedienten IT-ler gibt es da ein paar Grundregeln.

1. Never touch a running system
2. Jedes Feature will auch gepflegt/verwaltet werden.

Frei nach dem Motto, "In der Kürze liegt die Würze" und "Weniger ist manchmal mehr".

Jedes mal, wenn ich die Rechner von Hobby-IT-lern sehe und die Klagen höre, die Kiste sei so langsam, dann schaue ich unten rechts in die Kleine Symbolleiste und sehe die Hundertschaft kleiner unnützer Tools, die aus der letzten PC-Zeitungs-CD heraus installiert wurden. Auf meiner Kiste findet sich kein einziges derartiges Symbol und klaut mir die Rechner- und Lebenszeit. Im Gegenteil, ich kann mich nicht erinnern, wann und ob mir mal ein Rechner abgeraucht ist. Meine Rechner halten in der Regel sehr lange.

Einmal und nur mit dem notwendigsten installiert kommt man in der Regel über Jahre mit der Rechnerkonfiguration aus und muss auch nichts fürchten. Beim Einsatz zusätzlicher Karten/Geräte und den für den Betrieb notwendigen Treiber kann es immer mal passieren, das beim Streit um die Systemressourcen während der Installation ein Treiber die Funktion verweigert. Das passiert auch schon mal trotz guter Planung.

Aber habt Ihr das einmal hinter Euch, dann lasst die Kiste um Himmels Willen einfach laufen. Am besten über viele Jahre. Ihr habt ja auch nichts dagegen eine 30 Jahre alte Klampfe zu spielen oder einen Vintage Amp. Überlegt auch bitte dreimal, ob Ihr unbedingt ein Software-Update von XY-Soundsoftware benötigt. Neben der Zeit für die Einarbeitung in die neuen Features, von denen ohnehin die wenigsten wirklich gebraucht werden, besteht immer mal die Möglichkeit, das das Software-Update schief geht. Den Mist wieder gerade zu rücken ist Euer Job! Nicht der des Anbieters. Ich mache seit 1984 IT. Da ist alles schon mal da gewesen.

Das gilt generell und im Besonderen für einen speziellen Audiorechner.

Tom

Re: Computer beim Musikmachen - Fluch oder Segen?

Beitragvon Tom » Mo 9. Mai 2011, 14:42

gorch hat geschrieben:Never touch a running system
Einmal und nur mit dem notwendigsten installiert kommt man in der Regel über Jahre mit der Rechnerkonfiguration aus und muss auch nichts fürchten.
Aber habt Ihr das einmal hinter Euch, dann lasst die Kiste um Himmels Willen einfach laufen. Am besten über viele Jahre.


Das find ich nun wieder auf den Punkt gebracht . . danke! :up:

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Reinhardt
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Re: Computer beim Musikmachen - Fluch oder Segen?

Beitragvon Reinhardt » Mo 9. Mai 2011, 15:32

tortitch hat geschrieben:Einerseits:
Ich lade mir einen Jamtrack runter, stöpsle die Git in die Soundkarte, Ampsimulationssoftware an, Kopfhörer auf und ich kann mitten in der Nacht in der Mietwohnung rumdudeln, ohne dass irgendein Keyboarder findet, dass mein Solo zu lang wird.

Andererseits:
Cubase schmiert ab, die neue Soundkarte will nicht mit Vista laufen, der Computer will nicht mit XP laufen, Latenzen nerven, auf der Festplatte häuft sich der Datenschrott von irgendwann mal begonnenen und längst vergessenen Projekten, man ist auf der Jagd nach dem immer noch geileren Hall-Plugins (als hätte man als Gitarrist nicht schon mit der Jagd nach dem immer noch geileren Verstärker nicht schon genug zu tun), man mausschraubt Stunde um Stunde an Kompressor- und EQ-Einstellungen herum und verliert sich in Klangdimensionsdifferenzen, die nie ein Mensch jemals wahrnehmen wird (außer einem selbst natürlich), bis man leer und ausgehöhlt in den frühen Morgenstunden ins Bett fällt, um nach drei, vier Stunden vom Wecker aus digitalen Alpträumen gerissen zu werden und gedanklich geknebelt zur Arbeit zu gehen, nervös und unruhig und übermüdet auf deren Ende zu warten, um schließlich sysiphosisch das Spiel von vorn zu beginnen ...

Fluch. Fluch. Fluch.

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Re: Computer beim Musikmachen - Fluch oder Segen?

Beitragvon Reinhardt » Mo 9. Mai 2011, 15:36

Tom hat geschrieben:
Am und mit dem Rechner kann ich keine für mich befriedigende Musik machen.
Ich kann sie nur mit dem Rechner aufnehmen.


Einrahmen. Aufhängen.

buttrock

Re: Computer beim Musikmachen - Fluch oder Segen?

Beitragvon buttrock » Mo 9. Mai 2011, 16:12

:dontknow:

Tom

Re: Computer beim Musikmachen - Fluch oder Segen?

Beitragvon Tom » Mo 9. Mai 2011, 18:14

Ich glaub ernsthaft, daß das für dich anders ist butt. Ohne Wertung.
Was deine Musik betrifft, die du mir vorgespielt hast - die find ich wirklich inspiriert!

Ich sag ja: Squarepusher, Aphex Twin und sehr viele mehr - ich kann keine Eintönigkeit ausmachen, die ich vorurteilshalber spontan gern unterstellen würde.
Man muss keine Frippertronics beherrschen, um Samples benutzen zu dürfen.
Man muss nicht erst jahrelang Disketten in den E III geladen haben, um mit einem Sequencerprogramm Audiodateien anzuordnen.

USW.

Allerdings: Drumcomputer grooven anders als Cubase.
Atari groovt anders als ein 64 bit Prozessor . .

ich weiß doch auch nicht.

Les grad die Vermessung der Welt von Daniel Kehlmann; es geht um Gauß und Humbold. Wahnsinnig gutes Buch.

Vielleicht steht da was drin . . . . . .

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Matt 66
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Re: Computer beim Musikmachen - Fluch oder Segen?

Beitragvon Matt 66 » Mo 9. Mai 2011, 20:26

Tom hat geschrieben:
Les grad die Vermessung der Welt von Daniel Kehlmann; es geht um Gauß und Humbold. Wahnsinnig gutes Buch.

Vielleicht steht da was drin . . . . . .



Jo, cooles Buch! Hab ich vor ca. 3 Jahren geschenkt bekommen. Bin ja eigentlich gar kein großer Lesefreund, aber das ist ein Buch, das ich sicher irgendwann noch mal lesen werde. Saulustig. Zu Homerecording steht allerdings recht wenig drin. Soviel sei schon jetzt verraten...

buttrock

Re: Computer beim Musikmachen - Fluch oder Segen?

Beitragvon buttrock » Mo 9. Mai 2011, 21:42

@Tom
ist ja auch ein anderer Sport. Wenn ich Gitarre spiele ist der Rechner nur Werkzeug zum aufnehmen und die Gefahr dass all die Optionen ablenken ist durchaus bei mir relevant. Aber andererseits laesst sich mit dem Computer an sich eben auch Musik machen und wie oben irgendwo bemerkt sehr spielerisch und offen.
Deswegen ist Fragestellung im Thread verfehlt. Computer beim Gitarrespielen ist richtiger.

Klugscheissend euer butt, der gleich ein paar Drumbreaks zerschnippeln wird :mrgreen:


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