Zur Zeit nehmen wir bei mir eine CD mit meiner Rockband auf (einen Ausschnitt gab es schon hier im Forum zu hören).
Wir nehmen gerade den Gesang auf. Die Sängerin kann sehr gut singen und trifft fast jeden Ton genau.
Wenn mal ein Ton schief ist, überlegen wir, ob wir
1. nur den Ton noch mal neu aufnehmen
2. die gesamte Strophe noch mal neu, woraus aus den besten Teilen eine Strophe zusammengeschnitten wird
3. ein schiefer Ton wird manuell nach oben oder unten korrigiert
Meistens entscheidet sich die Band für die zweite Version, wonach die ganze Arbeit an mir hängen bleibt. Der Gesang wird eingeträllert und dann heißt es "mach mal".

Die 4. Möglichkeit, das pitch correction plugin zu nehmen, kommt für uns nicht in Frage, weil das unnatürlich klingt. Es geht im Prinzip nur um wenige Töne im Song, da macht es keinen Sinn, mit der groben Sense drüber zu gehen. Das würde man nur bei einem Sänger machen, der überhaupt keinen Ton trifft. Der Gesang bei uns ist aber so gut, dass man mit dem pitch Programm mehr verschlechtert als verbessert.
Das aus der Sicht des Laien. Professionelle Produzenten sind da anderer Meinung. Beispiel:
Ich habe heute Bruno Mars "Just The Way You Are" transkribiert. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Gesangsslides exakt die Halbtonschritte treffen. Dadurch bekommt der Song einen ziemlich progressiven touch.

1. Obwohl Bruno Mars sicherlich singen kann, wird trotzdem noch mal Autotune drübergebügelt, obwohl das bestimmt nicht nötig gewesen wäre.
2. Der Produzent weiß nicht, in welcher Tonart das Stück steht, er hat einfach "alle Halbtonschritte" (default Einstellung) eingegeben.
3. Der Produzent hat sich nicht die Mühe gemacht, sich alle Töne einzeln anzuhören und auf schräge Halbtonschritt slides zu prüfen.
Nein, ich vermute eher, dass er die Fehler im Autotune gehört hat, aber keinen Nerv hatte, die Sache manuell zu korrigieren. Das sind halt Profis, die mit möglichst wenig Zeitaufwand viel Geld verdienen wollen.
Damit ist auch meine Frage beantwortet, die ich mir immer stelle, wenn ich hier stundenlang sitze und jede Silbe in versch. Versionen anhöre und zurechtschneide. Würde ich das professionell machen, hätte ich die Zeit nicht. Dafür würde sich Bruno Mars besser anhören, wenn ich ihn produziert hätte. Ob sich das dann verkauft, ist eine andere Geschichte.