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Es lebe die Schallplatte!
Verfasst: Fr 11. Sep 2020, 13:34
von Markus
Re: Es lebe die Schallplatte!
Verfasst: Fr 11. Sep 2020, 20:13
von Reinhardt
30 Jahre habe ich auf diesen Triumph gewartet.
Es ist ein wenig, wie mit festverzinslichen Wertpapieren dem Jahr 2008 entgegenzuharren.
Langer Atem ist alles.
Re: Es lebe die Schallplatte!
Verfasst: Mi 16. Sep 2020, 15:16
von spanking the plank
Gut, ich besitze noch jede Menge LPs und auch Singles (!).
Aber ich höre sie mir kaum noch an. Mich nervt bereits das erforderliche Umdrehen. Ich sitze im Sommer nachmittags bei gutem Wetter draußen im Garten (Innenhof) und höre bei geöffnetem Fenster meines Zimmers im ersten Stock recht laute Rockmusik bei einem bis 4,5 Bierchen

Wenn ich da alle 20 Minuten nach oben laufen müsste, um so eine Platte umzudrehen, nee danke, in der Zeit hab ich was Besseres zu tun. Dann bin ich auch nicht der "Soundgourmet", der sich bei einer echten Havanna und einem Rotwein (Flasche für 5oo Euro) freudestrahlend bzw. tränengerührt die original LP von "Weißdergeier" auf seinem 2500 Euro teuren Plattenspieler anhört. Rockmusik muss roh klingen, am besten wie im Proberaum oder "Live", denn Musik ist Unterhaltung, um in bessere Stimmung nach nem in der Regel Scheißarbeitstag zu kommen. Dazu gibt´s Arbeiterbrause (= Bier). So läuft das bei mir. Deshalb muss auf einem Tonträger mal Minimum gegen 1 Stunde ohne Pause drauf sein, vastehst, in der Zeit kann ich 2 -3 Bier trinken und zwar ohne Scheiß-Umdrehunterbrechung

Re: Es lebe die Schallplatte!
Verfasst: Mi 16. Sep 2020, 15:36
von spanking the plank
Heute hör ich mir z. B. erst nochmal die Brussels Affair mit den Mick Taylor Stones an Live anno 1973. Dann folgt Humble Pie Rockin´The Filmore Live 1971. Sodann James Gang Live mit einem gewissen Joe Walsh Gitarre, Gesang & Orgel in The Carnegie Hall 1971.
Dann höre ich mir die Stones Live anno 1965 mit Brian Jones zum Vergleich an. Dann die Georgia Satellites Live 1987 At The Ritz. Wenn ich dann noch Bier haben sollte

Aerosmith live in Vegas.
In diesem Sinne Walk This Way, Talk This Way

Re: Es lebe die Schallplatte!
Verfasst: Mi 16. Sep 2020, 16:06
von Reinhardt
Ich glaube, Deine beiden letzten Beiträge sind zueinander dezent ambivalent.

Re: Es lebe die Schallplatte!
Verfasst: Mi 16. Sep 2020, 16:08
von spanking the plank
Versteh ich nicht. Erkläre Dich

Re: Es lebe die Schallplatte!
Verfasst: Mi 16. Sep 2020, 16:09
von spanking the plank
Das sind ALLES CDs, falls Du etwas anderes dachtest

Re: Es lebe die Schallplatte!
Verfasst: Mi 16. Sep 2020, 16:17
von Han Solo
Reinhardt hat geschrieben:30 Jahre habe ich auf diesen Triumph gewartet.
Es ist ein wenig, wie mit festverzinslichen Wertpapieren dem Jahr 2008 entgegenzuharren.
Langer Atem ist alles.
Es werden kaum noch Schallplatten verkauft, aber jetzt werden eben sogar noch weniger CDs verkauft. Was daran ein Triumph sein soll, versteh ich nicht. Es zeigt einfach nur die traurige Realität, dass Musik in der heutigen Gesellschaft keinen wirklichen Stellenwert mehr hat.
Re: Es lebe die Schallplatte!
Verfasst: Mi 16. Sep 2020, 16:21
von spanking the plank
Nur noch alte Säcke geben ihr sauer verdientes Geld für Tonträger jeglicher Art aus.
Sie haben die Kohle und das Wissen um gescheite Musik

Re: Es lebe die Schallplatte!
Verfasst: Mi 16. Sep 2020, 21:43
von Großmutter
...in den Kemenaten meines Mädchens und mir stapeln sich grob geschätzt gut 2.000 Schallplatten. Wir besitzen auch insgesamt vier Plattenspieler, die alle in Betrieb sind, darunter ein klassisches Two-Decks-Technics-System samt Mischpult im Wohnzimmer. Wir hören nichts anderes und legen auch nichts anderes auf und vor Corona haben wir auch regelmäßig (mal zusammen, mal auch nicht) in diversen Münchener Kultkneipen wie dem Baader Café, der Favorit Bar oder diesem Laden in den Kammerspielen aufgelegt. Ich hoffe das kommt bald wieder. Ist 'ne Lebenseinstellung ...ich nenne es "Kultur" ...und das hat für mich nix mit Nostalgie zu tun, sondern eher mit bewusstem Genuss ...oder so ...Und außerdem haben wir uns über die Jahre tatsächlich, zumindest die Grundzügen, die Kunst des DJing angeeignet, also die quasi die "Erschaffung" von neuen "Kompositionen" aus zwei simultan laufenden Schallplatten-Tracks mit Echtzeit-Hilfe der Pitch-Funktion undsoweiter samt Scratching wenn's denn passt. Ich scratche nicht gut, aber auch gar nicht schlecht. Schallplattenspieler können ebnso gut Musikinstrumente sein wie Gitarren oder Sonstwas. Ich kann es nur empfehlen ...von wegen musikalischem Horizont und so ...
Re: Es lebe die Schallplatte!
Verfasst: Do 17. Sep 2020, 06:47
von spanking the plank
Ich bin schon so alt. Schallplatten waren halt früher was Normales. Heute wird daraus m. E. weniger Kultur, als ein "Kult" gemacht. Man ist "hipp", wenn man LPs oder auch Singles (?!) hört. Das geht mir am Arsch vorbei. Mir kommt es nicht auf den Tonträger, sondern auf den Inhalt an. Scheißmusik bleibt Scheißmusik, egal, ob sie über Schallplatte, CD oder USB-Stick abläuft. Ich hab z. B. noch uralte Small Faces und Them (mit Van Morrison),alte MC 5, Blue Cheer, Stooges Schallplatten, die ich hüte wie meinen Augapfel, alte Stones und Beatles LPs sowieso.
Nur hör ich mir das aus bereits gesagten Gründen lieber auf Tonträgern an, wo mehr Zeitvolumen vorhanden ist. Ich habe mir nahezu alle meine LPs im Laufe der Zeit nochmal als CD gekauft oder in den Fällen, wo es keine Cds gibt, z. B. von der Yellow Dog LP, diese digitalisiert. Ich habe drei Plattenspieler, einen uralten Dual, einen neueren Dual mit Digitalisierungsmöglichkeit und einen Technics. Das schöne an meinen Platten ist, dass ich bereits vorher weiß, wann der Knack und andere Störgeräusche kommen

Auf diese Art Romantik verzichte ich aber gerne.
Re: Es lebe die Schallplatte!
Verfasst: Do 17. Sep 2020, 07:08
von spanking the plank
Andere Frage, wer von Euch hat noch alte Maxi-Singles. Sehen aus wie ne LP, sind aber im Regelfall nur 1-2 Stücke pro Seite drauf. Die gab es teilweise auch als Promo-Scheiben für die Rundfunkanstalten.
Re: Es lebe die Schallplatte!
Verfasst: Do 17. Sep 2020, 10:29
von Großmutter
...Maxis sind super ...klingen großartig ...wir haben so einige ...
Re: Es lebe die Schallplatte!
Verfasst: Do 17. Sep 2020, 10:52
von Matt 66
Ich habe jede Menge Maxis aus den 80ern. Und ich habe auch einen Plattenspieler, aber der ist verräumt und wird nur zu besonderen Anlässen rausgekramt und angeschlossen. Wenn ich mich an meine Jugend erinnere, dann war das tatsächlich noch so, dass man eine Platte "zelebriert" hat, also sorgsam aufgelegt, die Lautstärke angepasst, hingesetzt und gelauscht ohne irgendwas anderes nebenher zu machen. Dafür fehlt mir heute schlicht die Zeit. Wenn ich heute CDs kaufe, die ich mir zum ersten Mal aufmerksam anhören will, staube ich nebenher die Regale ab oder sortiere Papier usw. Die volle Konzentration liefere ich nur noch in ganz seltenen Fällen. Da sitze ich dann aber wirklich da wie im Konzert.
Der Spiegelbericht ist ja nur so halb richtig. Was den Umsatz betrifft mag das ja stimmen, aber das gilt nicht unbedingt für die Anzahl Tonträger. Es wird ja suggeriert, dass mehr physische Tonträger auf Vinyl als auf CD verkauft würden, aber das bezweifle ich. Vinyl ist einfach nur teurer, deshalb wird da auch mehr Umsatz gemacht. Die Firmen haben größtes Interesse am "unphysischen" Verkauf von Musik, sprich Streams / Downloads. Und da sind wir halt inzwischen auch angekommen. Dieses Vinyl Revival ist nur ein "kultiger Trend", wo die Firmen gemerkt haben, dass man da noch mal Geld abgreifen kann. Das gibt sich wieder. Irgendwann ist die Vinyl-Hörer-Generation ausgestorben bzw. nicht mehr marktrelevant. Dann war's das endgültig. Dann bleibt nur noch die Liebhaberei und der Antiquitätenmarkt. Kutschen und Röhrenradios laufen ja auch schon eine ganze Weile nicht mehr so gut, was man so hört...
Re: Es lebe die Schallplatte!
Verfasst: Do 17. Sep 2020, 10:57
von Keef
spanking the plank hat geschrieben:…ch sitze im Sommer nachmittags bei gutem Wetter draußen im Garten (Innenhof) und höre bei geöffnetem Fenster meines Zimmers im ersten Stock recht laute Rockmusik bei einem bis 4,5 Bierchen

…
In dem Fall verständlich. Wenn ich auf der Terasse sitz läuft auch der Mp3-Player über den Marschall-Kilburn.
spanking the plank hat geschrieben:…Mich nervt bereits das erforderliche Umdrehen. …Dann bin ich auch nicht der "Soundgourmet", der sich bei einer echten Havanna und einem Rotwein (Flasche für 5oo Euro) freudestrahlend bzw. tränengerührt die original LP von "Weißdergeier" auf seinem 2500 Euro teuren Plattenspieler anhört. …
Du weisst nicht was dir entgeht
Das gehört zum gepflegten Musikgenuss dazu.
Und wenn die Musik, wie du schreibst klingt wie Live oder Proberaum bei der Aufnahme macht's auch nix.

spanking the plank hat geschrieben:…Scheiß-Umdrehunterbrechung

Wie die heutigen Teenies…
"Ach du lieber Gott, Schallplatten umdrehen - was ist das denn?"Bei der Tochter der Besten läuft die Mukke auch über's Handy mit mit kleiner Bose-Box - aber das nenne ich
NICHT "Musik hören"
Aber jeder nach seinem Gustus

Re: Es lebe die Schallplatte!
Verfasst: Do 17. Sep 2020, 20:47
von Cat Carlo
Die 30 cn Platte mit 45 Umdr/min (Maxi Single) war die ursprünglich angedachte Ausführung für Vinyl. Und die klingt auch erheblich besser als die Sparversion mit 33 1/3 Umdr/min. Bei Wikipedia kann man mehr nachlesen.
Re: Es lebe die Schallplatte!
Verfasst: Do 17. Sep 2020, 22:48
von Matt 66
"erheblich" sei mal dahingestellt, aber die Physik lügt nicht, das ist wahr.
Ich habe heute mein Video zum ersten Mal auf einem Smartphone gehört. Ich war doch sehr überrascht über die Basswiedergabe. Das Ding haute mehr Bässe raus und hatte ein deutlich aufgeräumteres Klangbild als mein Lenovo Laptop. Und das bei quasi nicht ernstzunehmendem Speakerdurchmesser. Wie die das genau technisch machen, weiss ich nicht, aber ich war doch einigermaßen beeindruckt. War, glaube ich, ein Galaxy 10. Wobei ich mit Bässe nicht meine, dass die Wände wackelten, aber es waren insbesondere beim Akkordspiel plötzlich auch die Basssaiten der Gitarre zu hören, die ich sonst nur erahnen konnte.
Was ich damit sagen will: die Digitaltechnik mit all ihren Filtern und psychoakustischen Tricks ermöglicht halt doch so einiges, das auf analogem Wege - zumindest für den Hausgebrauch - kaum bis gar nicht zu realisieren ist.
Re: Es lebe die Schallplatte!
Verfasst: Fr 18. Sep 2020, 07:24
von spanking the plank
Keef hat geschrieben:spanking the plank hat geschrieben:…ch sitze im Sommer nachmittags bei gutem Wetter draußen im Garten (Innenhof) und höre bei geöffnetem Fenster meines Zimmers im ersten Stock recht laute Rockmusik bei einem bis 4,5 Bierchen

…
In dem Fall verständlich. Wenn ich auf der Terasse sitz läuft auch der Mp3-Player über den Marschall-Kilburn.
spanking the plank hat geschrieben:…Mich nervt bereits das erforderliche Umdrehen. …Dann bin ich auch nicht der "Soundgourmet", der sich bei einer echten Havanna und einem Rotwein (Flasche für 5oo Euro) freudestrahlend bzw. tränengerührt die original LP von "Weißdergeier" auf seinem 2500 Euro teuren Plattenspieler anhört. …
Du weisst nicht was dir entgeht
Das gehört zum gepflegten Musikgenuss dazu.
Und wenn die Musik, wie du schreibst klingt wie Live oder Proberaum bei der Aufnahme macht's auch nix.

spanking the plank hat geschrieben:…Scheiß-Umdrehunterbrechung

Wie die heutigen Teenies…
"Ach du lieber Gott, Schallplatten umdrehen - was ist das denn?"Bei der Tochter der Besten läuft die Mukke auch über's Handy mit mit kleiner Bose-Box - aber das nenne ich
NICHT "Musik hören"
Aber jeder nach seinem Gustus

Ich hör Musik nicht übers Handy, lieber Keef, sondern über eine coole Sony/Teac/Canton (=Boxen) Anlage mit 2 X 100 Watt
Re: Es lebe die Schallplatte!
Verfasst: Fr 18. Sep 2020, 07:33
von spanking the plank
Außerdem hab ich ja alle Tools, um meine Platten noch zu hören. Aber wenn dann der erste Knacks und das Knistern, Rauschen kommt, ist es bei mir mit der Romanze mit der LP gegessen.
Ich hab meine Frau auch nicht allein wegen ihrer schönen blauen Augen geheiratet, if you know what I mean

Re: Es lebe die Schallplatte!
Verfasst: Fr 18. Sep 2020, 20:14
von Reinhardt
Was Großmutter meint, dass zum Akt des Musikhörens nicht nur das Musikhören gehört.
Sondern so eine Art Vorspiel als Schärfung der Zuwendung.
Und der ganz wichtige Aspekt, dass bei jedem Hören der Platte die Platte eine Spur kaputter wird.
Der Hör-Akt gewinnt so seine Bedeutung aus der Unwiederbringlichkeit.