G3: Jetzt ist es soweit!

[Markus]

Wir alle müssen der Tatsache ins Auge blicken: Das Leben verläuft in Phasen! Und ich bin gestern Abend definitiv in eine neue Phase meines Daseins eingetreten: Ich bin reif für den Musikantenstadl!!!

Den Weg der Erleuchtung haben mir die Herren Govan, Vai und Satriani mit ihrem G3-Konzert gestern in Bonn geöffnet. Der erste Set mit Guthrie Govan bescherte mir schon eine gewisse Vorahnung. Ich stand vor der Bühne und wartete die ganze Zeit auf den Moment, an dem für mein Gefühl die Musik beginnt - nur der kam bei all dem Gefrickel nicht. Ganz schlimm wurde es dann bei Steve Vai. Beim dritten Song - also nach gefühlten 30 Minuten Gesäge - beschloss ich, mir eine Bockwurst im Foyer zu besorgen. Den Rest der Vai-Schlacht habe ich dann vor der Tür verfolgt. Und ich verspürte Erleichterung.

Ich bin ein mutiger Mann und deshalb stellte ich mich der Herausforderung Joe Satriani. Ich bin ein tapferer Mann - ich habe es geschafft, den kompletten Set im Saal zu verbringen. Nur: Es war nicht schön! Nein genauer: Ich fand es nicht schön, ich fand es ermüdend, langweilig, laut, abtörnend und öde. Viel zu viele (Ober-) Töne, viel zu viele Sounds, viel zu viel Tremolo-Hebel, viel zu viel Gepose.

Ich brauche das alles nicht mehr. Ich liebe Gitarrenmusik, ich liebe Gitarrenspiel, ich liebe es, anderen Musikern zuzuhören. Aber dieses Konzert hat mir den Rest gegeben: Wenn das Gitarrenmusik war, dann steige ich auf Blasmusik um; wenn das Gitarrenspiel war, dann krame ich meine alte Blockflöte wieder aus dem Schrank; wenn es das war, was mir andere Musiker zumuten wollen, dann nehme ich die Batterien aus dem Hörgerät. Ich bin reif für den Musikantenstadl. Mein Leben nimmt eine neue Richtung - dank G3! Ich bin ein Überlebender!

[Spanish Tony]

Das hat sich doch in den vergangenen 20 Jahren nicht verändert. Scheinbar hast du dich aber verändert. Sei froh!

[Markus]

Das hat sich doch in den vergangenen 20 Jahren nicht verändert. Scheinbar hast du dich aber verändert. Sei froh!

Danke für den rettenden Strohhalm nach diesem ernüchternden Konzerterlebnis

[spanking the plank]

Am liebsten höre ich einen guten Song mit einem schönen Intro, einer interessanten Hookline, gutem Gesang, einem guten Refrain mit einem (auch selbstironischen) gescheiten Text.


Deshalb mag ich auch eine ganze Reihe von Country-Pickern viel lieber als solche Shredder. Brad Paisley, Keith Urban und Vince Gill können nämlich nicht nur eine Knaller-Gitarre spielen, sondern auch noch gute Songs schreiben UND gut singen. DAS sind Musiker. Das andere sind Gitarristen.

[spanking the plank]

Ich habe das "Markus-Erlebnis" bei einem Aufritt von Mike Stern in Dresden gehabt.
Da bin ich dann wirklich aus dem Saal gegangen, um meine "Ernüchterung" an der Bar-Theke zu ersäufen!

[Matt 66]

So ist das eben, wenn man alt wird.
Ich habe bei den genannten Herren hundert Mal mehr Spaß als bei den Kostproben, die ich bislang von Dir zu hören bekam.
Möchtest Du darüber reden?

[Markus]

So ist das eben, wenn man alt wird.
Ich habe bei den genannten Herren hundert Mal mehr Spaß als bei den Kostproben, die ich bislang von Dir zu hören bekam.
Möchtest Du darüber reden?

Ich kann erst darüber reden, wenn der Satriani-bedingte Tinnitus nachgelassen hat. Dann jederzeit gerne!

[spanking the plank]

Man muss das auch differenziert sehen:

Joe Satriani, Steve Vai und Eric Johnson habe ich vor langer Zeit in den Endachtzigern oder Anfangneunzigern auch als G 3 live gesehen.

Steve Vai nochmal 2006 bei "Zappa meets Zappa".

Beide Konzerte waren virtuos und gut. Beim 2006er Konzert wurden nur Zappa-Stücke gespielt.

Beim G3 Konzert wurden eigene Stücke der drei, aber auch Stücke von Hendrix (Red House), Zappa (My Guitar wants to kill Your Mama) von Freddie King/Jeff Beck (Going Down) gespielt.

Wobei letztere Version die wohl beste ist, die jemals danach auch live auf Platte veröffentlich wurde. Von dieser G 3 Tour gibt es eine tolle Live-CD und -DVD.

Steve Vai hat auch bei David Lee Roth die Platten durch sein Spiel veredelt.

Die können schon alles spielen. Wenn sie wollen. Manchmal wollen sie halt shredden.

[Tom]

Hey Markus. Du weißt doch ganz genau und haarklein, für was die Herren stehen.
Somit hast du ohne große telephatische Fähigkeiten voraussehen können wie der Abend läuft.
Warum bist du denn dann hingegangen?
Nur um vor dir selbst bestätigen zu können, daß es in Ordnung ist, das mit dem Üben an den Nagel gehängt zu haben; sieht man ja wohin das führt?

[Markus]

Hey Markus. Du weißt doch ganz genau und haarklein, für was die Herren stehen.
Somit hast du ohne große telephatische Fähigkeiten voraussehen können wie der Abend läuft.
Warum bist du denn dann hingegangen?
Nur um vor dir selbst bestätigen zu können, daß es in Ordnung ist, das mit dem Üben an den Nagel gehängt zu haben; sieht man ja wohin das führt?

Ne, mein Lieber, so kannst Du mir nicht kommen, so nicht! Erst einmal: Ich gehöre zu den richtig viel übenden Musikern, ganz einfach, weil ich über die Maßen gerne Gitarre spiele. Ich schätze, dass ich jeden Tag eineinhalb bis zwei Stunden Gitarre spiele und dabei auch gezielt übe. Es mag ja bei Euch nicht ankommen, wie und was ich auf der Gitarre fabriziere, aber das kann ich leider nicht ändern und ich bin darüber auch erhaben. Aber das nur am Rand!

Ich muss leider gestehen, dass mich meine telephatischen Fähigkeiten bei der Buchung des G3-Abends irgendwie im Stich gelassen haben. Eigentlich hatte ich große Stücke auf das Set mit Guthrie Govan gesetzt, den ich wirklich für einen sensationellen Musiker halte. Vielleicht hatte ich auch nur meine Tage, jedenfalls hat keiner der drei Virtuosen mein musikalisches Herz berührt. Dass es dieses Herz aber definitiv noch gibt, habe ich vor ein paar Wochen beim zum Heulen schönen Konzert von Bonnie Raitt in der Alten Oper in Frankfurt gespürt. Ein Freund hat mir mal prophezeit, irgendwann Mitte 50 würde man sentimental. Anfang Juni bin ich 55 geworden. Vielleicht ist die Prophezeiung eingetreten und die G3-Protagonisten sind nur die Ersten, die es ausbaden müssen...

[Reinhardt]

Das, was Du da schilderst, nennt man Geschmack.
Das tut nicht, weh, man gewöhnt sich dran. Ist halt nur lästig beim Konsum, macht alles komplizierter.

[Matt 66]

Ich gehe im November zu Hilary Hahn. Wenn da nicht mindestens 4 Marshall Full Stacks auf der Bühne stehen, verlange ich mein Geld zurück!

[Reinhardt]

Zu jung für Dich ...

[Matt 66]

Zu jung gibt es nicht!

[Keef]

…Wenn da nicht mindestens 4 Marshall Full Stacks auf der Bühne stehen, verlange ich mein Geld zurück!

Für die Geige?

[Spanish Tony]

Ich war kürzlich im Ballett und habe dort FAUST gesehen. Fantastisch!
Vielleicht wäre das ja auch für dich passender

[Reinhardt]

https://www.youtube.com/watch?v=wHerBCYRtNM

[Spanish Tony]

Ich meine natürlich Faust von Goethe, du Banause

[Markus]

Ich war kürzlich im Ballett und habe dort FAUST gesehen. Fantastisch!
Vielleicht wäre das ja auch für dich passender

Käme natürlich auf einen Versuch an. Aber ich sag mal: Ballett ist nicht so meins! Ich bin eben ein Banause und ein ignoranter, oller Zausel...

[Cat Carlo]

Wenn Du das meinst:

https://www.youtube.com/watch?v=_z_d0_GhnC4

Bin ich ganz bei Dir. Ohne Ohrstöpsel wahrscheinlich schmerzfrei nicht zu ertragen und mit so langweilig, dass ich einschlafen würde. Ohne jetzt auf Einzelheiten einzugehen.

Da Du übst, kommt wahrscheilich ein weiterer Aspekt dazu: Alles, was kann oder fast kann, sieht man kritischer. Dann fehlt plötzlich die Bewunderung, weil, das ist ja 08/15. Und man hört kritischer, hört die kleinen Fehler. Das nervt dann.