Rückwärtsgewandheit in der Popmusik
Rückwärtsgewandheit in der Popmusik
Herr Reynolds hat ja grad sein Buch geschrieben
http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,15 ... 08,00.html
wir müssen auch hier drüber reden.
Tom sagt: Rückwärtsgewandheit ist die logische Konsequenz unserer narzistischen Popkultur, die im Wesen konservativ und avantgardefeindlich ist. Sie steht damit in linearem Zusammenhang mit der Romantik und ihrem Narzismus.
Streitet mit mir.
http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,15 ... 08,00.html
wir müssen auch hier drüber reden.
Tom sagt: Rückwärtsgewandheit ist die logische Konsequenz unserer narzistischen Popkultur, die im Wesen konservativ und avantgardefeindlich ist. Sie steht damit in linearem Zusammenhang mit der Romantik und ihrem Narzismus.
Streitet mit mir.
- Blues Bird
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Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik
"Was geschehen ist, wird wieder geschehen, was man getan hat, wird man wieder tun: Es gibt nichts Neues unter der Sonne."
Prediger 1,9 (Einheitsübersetzung)
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Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik
@Tom
und neu is an der These, dass...
@Bluesbird
seh ich anders
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@Bluesbird
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Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik
sein Buch zu Postpunk hab ich aufm Gruenen schon empfohlen hat keine Sau gejuckt, gab zu der Zeit glaub ich grad nen 300Euro Overdrive der die Diskurshoheit hatte oder so 

- Bassfuss
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Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik
Moin,
ich bin auf dem Gebiet sicherlich nicht sehr redegewand, aber ist es denn tatsächlich rückwärtsgewand, wenn man ältere Musikstile neu auflegt? Meist sind sie ja schon allein durch Produktion und/oder Instrumentierung klanglich doch irgendwie anders. Und auch die vermischung mit aktuellen Stlistiken ist ja zu erwähnen.
Nimmt man Instrumente aus den 70ern (Beispiel seien einmal Spock´s Beard, die ein Mellotron verwenden), ist dies nicht vielleicht sogar entgegengesetzt sogar auch progressiv? Nur so ein Gedanke.
Das Pflegen eines Stils unter Zusetzung verschiedener Gewürze.
Grüße, Frank
ich bin auf dem Gebiet sicherlich nicht sehr redegewand, aber ist es denn tatsächlich rückwärtsgewand, wenn man ältere Musikstile neu auflegt? Meist sind sie ja schon allein durch Produktion und/oder Instrumentierung klanglich doch irgendwie anders. Und auch die vermischung mit aktuellen Stlistiken ist ja zu erwähnen.
Nimmt man Instrumente aus den 70ern (Beispiel seien einmal Spock´s Beard, die ein Mellotron verwenden), ist dies nicht vielleicht sogar entgegengesetzt sogar auch progressiv? Nur so ein Gedanke.
Das Pflegen eines Stils unter Zusetzung verschiedener Gewürze.
Grüße, Frank
Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik
Das Pflegen eines gewissen Stils ist ja nichts schlechtes an sich. Aber in gewissem Sinne eben rueckwaertsgewandt. Das ist erstmal nicht schlimm. Die Kritik betrifft ja auch ehr die Situation, dass es NUR noch diesen Bezug zu frueher gibt und dass nichtmal der Versuch unternommen wird etwas anderes zu machen. Es ist ueberigens nicht so, dass dies gar nicht passiert, aber eben in immer kleinerem Umfang. Die Kuenstler die progressiv und kommerziell erfolgreich oder zumindest auf einer breiteren Basis relevant sind verschwinden immer mehr.
Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik
buttrock hat geschrieben:Die Kuenstler die progressiv und kommerziell erfolgreich oder zumindest auf einer breiteren Basis relevant sind verschwinden immer mehr.
Hat auch damit zu tun, dass die großen Plattenfirmen äußerst konservativ agieren, nachdem sie seit einigen Jahren deutlich weniger Gewinn einfahren als früher. Da werden dann weniger Experimente gemacht und Künstler deren kommerzieller Erfolg als fraglich eingestuft wird nicht mehr so leicht gefördert und einer breiten Masse zugänglich gemacht.
Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik
@butt: Stimmt, die innovativen Künstler genießen nicht mehr die gleiche Aufmerksamkeit wie früher. Ich glaube, es liegt aber eher daran, dass Musik sich gegen Facebook, Musiker-Foren et cetera nicht unbedingt durchsetzt, es gibt einfach zuviel Ablenkung anderer Art - erheblich mehr als früher, wo Musik in der Jugendkultur wirklich im Zentrum stand.
Ansonsten bin ich eher bei Blues Bird. Sowas richtig Neues dürfte zumindest in der Pop-Musik kaum möglich sein.
Ansonsten bin ich eher bei Blues Bird. Sowas richtig Neues dürfte zumindest in der Pop-Musik kaum möglich sein.
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Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik
Ohne das Buch gelesen zu haben. Das ist für mich ein kunsttheoretischer Ansatz, den man der Pop-Kultur aufpfropft. Pop-Kultur ist wie Werbung (und umgekehrt). Hatte schon Warhol erkannt. D.h. künstlerische Bemühungen haben eigentlich in der Werbung nix zu suchen. Wird eine Ästhetik nicht mehr gebraucht, kommt sie ins Archiv (u. da holt man sie bei Bedarf wieder hervor. Siehe Afri-Cola...). Und bei Pop-Musik ist es das Gleiche. Es wird solange wiederholt, solange es Kunden ertragen und noch einen Reiz spüren. Dazu gehört das Darbieten von Altem in leicht variierter Form.
Die Retro-Welle im Rock ist eigentlich erst seit Ende der 80er "aktuell". Davor gab es das nicht in der Form. Ich sehe da nichts Verwerfliches und für mich "Konservativen" ist zuviel Neues überhaupt nicht erträglich. Unsere ganze Gesellschaft ist im Übrigen infantilisiert. Narzismus ist im Grunde ne andere Form von Infantilität.
Die Retro-Welle im Rock ist eigentlich erst seit Ende der 80er "aktuell". Davor gab es das nicht in der Form. Ich sehe da nichts Verwerfliches und für mich "Konservativen" ist zuviel Neues überhaupt nicht erträglich. Unsere ganze Gesellschaft ist im Übrigen infantilisiert. Narzismus ist im Grunde ne andere Form von Infantilität.
Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik
Na ich denke so: ich werde wütend vor allem dadurch: etwas wird als neu angepriesen , daß sich Gestrigem
in einer Weise nicht nur bedient, sondern auch noch das Gestrige auf bloße Manierismen und Geschmackskonformitäten reduziert.
Da wird dann allerdings das Gestrige dann wieder überaus "modern".
Beispiele:
Beethoven; Epigonen (in Teilbereichen !) wie Lizt, Chopin, etc. reduzieren das Individuelle eher auf die Virtuosität.
Wynton Marsalis und sein Hintergrund versucht "Jazz" zu konservieren;
etc. pp
mir fällt schon noch mehr ein
in einer Weise nicht nur bedient, sondern auch noch das Gestrige auf bloße Manierismen und Geschmackskonformitäten reduziert.
Da wird dann allerdings das Gestrige dann wieder überaus "modern".
Beispiele:
Beethoven; Epigonen (in Teilbereichen !) wie Lizt, Chopin, etc. reduzieren das Individuelle eher auf die Virtuosität.
Wynton Marsalis und sein Hintergrund versucht "Jazz" zu konservieren;
etc. pp
mir fällt schon noch mehr ein
Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik
Ist es nicht scheissegal ob es neu, oder alt ist? Hauptsache es ist gut gemacht.
Mit der Aussage Reynolds "Pop war Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger am fortschrittlichsten." kann ich mich anfreunden. Weil ich sicher zu den wenigen im Forum gehöre, die das bewusst erlebt und mitgelebt haben. Rory Gallgeher, Fleetwodd Mac, John Mayll, ect. waren zu der Zeit progressive Rockmusik. Daher gibt es nichts neues mehr für mich, vielleicht noch andere Sounds, aber musikalisch schliesse ich mich dem Prediger an. Nichts neues unter der Sonne.
Man kann auch verkrampfen, bei der Suche Neues entdecken zu wollen. Eine Kartoffel ist mir bis heute noch nicht langweilig geworden und so ist es bei mir auch mit der Musik. Was nützt mir eine neue Kartoffel, wenn ich finde sie schmeckt scheisse.
Mit der Aussage Reynolds "Pop war Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger am fortschrittlichsten." kann ich mich anfreunden. Weil ich sicher zu den wenigen im Forum gehöre, die das bewusst erlebt und mitgelebt haben. Rory Gallgeher, Fleetwodd Mac, John Mayll, ect. waren zu der Zeit progressive Rockmusik. Daher gibt es nichts neues mehr für mich, vielleicht noch andere Sounds, aber musikalisch schliesse ich mich dem Prediger an. Nichts neues unter der Sonne.
Man kann auch verkrampfen, bei der Suche Neues entdecken zu wollen. Eine Kartoffel ist mir bis heute noch nicht langweilig geworden und so ist es bei mir auch mit der Musik. Was nützt mir eine neue Kartoffel, wenn ich finde sie schmeckt scheisse.
Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik
Die neuen Sachen finden wohl einfach nicht mehr auf so grosser Buehne wie in den 60er/70ern statt. 

Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik
buttrock hat geschrieben:Die neuen Sachen finden wohl einfach nicht mehr auf so grosser Buehne wie in den 60er/70ern statt.
Bestimmt mit ein Grund. Heute bekommst jeden Mist auf Knopfdruck ins Wohnzimmer. MTV Zeitalter halt. Den Leuten fehlt der Hunger.

Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik
Ich behaupte mal, die Kombinationsmöglichkeiten einzelner Noten und Instrumente sind relativ ausgeschöpft.
Willst Du harmonisch? Gibt's von Orchestern, Rappern, Schlagerfuzzis, Elektronikern, und jeder erdenklichen Kombination derselben. Willst Du dissonant? Genau das gleiche. Laut, leise, mehr beatorientiert, oder auch ganz ohne, Digeridoo und House, Metal und Symphonieorchester, Gesang und Percussion, Musik aufgrund mathematischer Gleichungen, Bilder in Musik umgewandelt, alles schon mal da gewesen.
Trotzdem gelingt es immer wieder jemandem, eine "neue" Melodie, oder Atmosphäre zu schaffen. Noch nie konnten so viele problemlos Musik machen, und weitergeben, bzw. konsumieren.
Dazu kommt, daß der "Durchschnittsmensch" es gerne simpel hat.
Warum wird denn Toto's "Rosanna" nie bis zum Ende gespielt? Kannst Du dem Durschnittskonsumenten doch gar nicht zumuten, obwohl es ja nun musikalisch nicht wirklich kompliziert ist, das bis zum Ende zu hören. Warum sind denn die Resteverwerter (siehe hier) so erfolgreich? Weil sie die schönen Teile eines Stückes nehmen, und die als "sperrig" empfundenen wegschmeissen, auf daß der Tag im Büro mit NDR2, Antenne, und Harmony Radio, erträglich bleibe.
Und, wie hier im Forum ja immer wieder mal gepostet wird, es gibt auch andere Sachen, nur muss man heute danach suchen, da sie im Grundrauschen des Beliebigen untergehen.
Aber es gibt sie, und im Gegensatz zu früher kann man sie heute sogar bekommen, etwa auf der Internetseite des Musikers. Das gab's damals nicht.
Das Problem sehe ich darin, daß wir immer noch nicht wirklich gelernt haben, radikal den "Scheissefilter" einzuschalten, wobei jedem selbst überlassen bleibt, wie der aussehen mag.
Ich stelle bei mir auch fest, daß ich einzelnen Bands, oder deren einzelnen Platten nicht mehr genug Zeit gebe, auf mich zu wirken. Wo früher eine Platte im Laden gekauft wurde, bestelle ich heute 5 CD's online, und kann sie gar nicht so hören, wie sie es eigentlich verdient hätten.
Zum Glück sitze ich oft im Bus, auf dem Weg zum, oder vom Hotel, da hab ich schon so manche Band, bzw. Platte neu entdeckt, und lieben gelernt.
Als ich damals ELO's "Time" das erste Mal hörte, fand ich sie depressiv, und schlecht. Einige Durchgänge später war sie auf Heavy Rotation, und ist bis heute einer meine Lieblingsscheiben.
Willst Du harmonisch? Gibt's von Orchestern, Rappern, Schlagerfuzzis, Elektronikern, und jeder erdenklichen Kombination derselben. Willst Du dissonant? Genau das gleiche. Laut, leise, mehr beatorientiert, oder auch ganz ohne, Digeridoo und House, Metal und Symphonieorchester, Gesang und Percussion, Musik aufgrund mathematischer Gleichungen, Bilder in Musik umgewandelt, alles schon mal da gewesen.
Trotzdem gelingt es immer wieder jemandem, eine "neue" Melodie, oder Atmosphäre zu schaffen. Noch nie konnten so viele problemlos Musik machen, und weitergeben, bzw. konsumieren.
Dazu kommt, daß der "Durchschnittsmensch" es gerne simpel hat.
Warum wird denn Toto's "Rosanna" nie bis zum Ende gespielt? Kannst Du dem Durschnittskonsumenten doch gar nicht zumuten, obwohl es ja nun musikalisch nicht wirklich kompliziert ist, das bis zum Ende zu hören. Warum sind denn die Resteverwerter (siehe hier) so erfolgreich? Weil sie die schönen Teile eines Stückes nehmen, und die als "sperrig" empfundenen wegschmeissen, auf daß der Tag im Büro mit NDR2, Antenne, und Harmony Radio, erträglich bleibe.
Und, wie hier im Forum ja immer wieder mal gepostet wird, es gibt auch andere Sachen, nur muss man heute danach suchen, da sie im Grundrauschen des Beliebigen untergehen.
Aber es gibt sie, und im Gegensatz zu früher kann man sie heute sogar bekommen, etwa auf der Internetseite des Musikers. Das gab's damals nicht.
Das Problem sehe ich darin, daß wir immer noch nicht wirklich gelernt haben, radikal den "Scheissefilter" einzuschalten, wobei jedem selbst überlassen bleibt, wie der aussehen mag.
Ich stelle bei mir auch fest, daß ich einzelnen Bands, oder deren einzelnen Platten nicht mehr genug Zeit gebe, auf mich zu wirken. Wo früher eine Platte im Laden gekauft wurde, bestelle ich heute 5 CD's online, und kann sie gar nicht so hören, wie sie es eigentlich verdient hätten.
Zum Glück sitze ich oft im Bus, auf dem Weg zum, oder vom Hotel, da hab ich schon so manche Band, bzw. Platte neu entdeckt, und lieben gelernt.
Als ich damals ELO's "Time" das erste Mal hörte, fand ich sie depressiv, und schlecht. Einige Durchgänge später war sie auf Heavy Rotation, und ist bis heute einer meine Lieblingsscheiben.
- Bassfuss
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Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik
buttrock hat geschrieben:Das Pflegen eines gewissen Stils ist ja nichts schlechtes an sich. Aber in gewissem Sinne eben rueckwaertsgewandt. Das ist erstmal nicht schlimm. Die Kritik betrifft ja auch ehr die Situation, dass es NUR noch diesen Bezug zu frueher gibt und dass nichtmal der Versuch unternommen wird etwas anderes zu machen. Es ist ueberigens nicht so, dass dies gar nicht passiert, aber eben in immer kleinerem Umfang. Die Kuenstler die progressiv und kommerziell erfolgreich oder zumindest auf einer breiteren Basis relevant sind verschwinden immer mehr.
Okay, stimmt schon. Bei manchen Bands und Künstlern denke ich auch: na, da höre ich mir lieber das Original an. Aber ein weiterer Aspekt kommt hinzu, meine ich. Nämlich der, daß jede Generation seinen Punk hat, jede Generation seinen Stil XY u.s.w. Als z. B. die neuere Punkwelle aufkam, sagten Leute meines Alters und älter eher, daß das ja alles schon mal da war. Wie in der Mode auch. Da wird regelmäßig verteufelt und regelmäßig genau das, was verteufelt wurde, wieder trendy.
Deswegen vielleicht wiederkehrend und nicht rückwärtsgewand?
Verstehen kann ich Tom, wenn sich Musik nur alter Sachen bedient. Beispiel aus dem Hardrock seien Graveyard, die irgendwie im falschen Jahrzehnt leben. Das finde ich z. B. auch nicht irgendwie besonders kreativ.
Grüße, Frank
- Großmutter
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Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik
...Popmusik an sich ist NICHT rückwärtsgewandt, sie funktioniert nur zyklisch...
- Bassfuss
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Re: Rückwärtsgewandheit in der Popmusik
Großmutter hat geschrieben:...Popmusik an sich ist NICHT rückwärtsgewandt, sie funktioniert nur zyklisch...
...das meinte ich.

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