Eine Rezension aus dem Hamburger Abendblatt:
"Im Foyer der Laeiszhalle schiebt ein alter Mann mit einem Cowboyhut seinen Rollator in Richtung der holzverschnörkelten Saaltüren. Seine bedächtigen Schritte wirken wie ein Menetekel des folgenden Auftritts von Kris Kristofferson. Das Konzert des 77Jahre alten Countrysängers und Schauspielers schleppt sich über 100 Minuten im Gehhilfen-Tempo dahin, musikalisch ist es eine Zumutung.
Kristofferson bestreitet den Abend allein mit akustischer Gitarre und Mundharmonika. Das Gitarrespielen klappt nicht mehr, die Saiten klirren und sirren fast durchgängig, denn er greift nicht sauber. Bereits als dritten Song singt er seinen berühmtesten Song, "Me And Bobby McGee", diese ergreifende Ballade, die Janis Joplin zum Klassiker gemacht hat. Ohne Emphase nuschelt er sich durch den Text, von dem Aufbruch in eine neue Freiheit ist hier nichts zu spüren.
"Me And Bobby McGee" ist später noch ein paarmal zu hören. Eigentlich heißen die Songs "Jody And The Kid", "Pilgrim Chapter 33" und "Sunday Mornin' Coming Down", doch mit zunehmender Dauer gerät Kristofferson in eine verheerende Schleife, bei der sich die Melodien mehr und mehr ähneln, nur anhand der Texte ist noch zu unterscheiden, um welchen Song es sich handelt. "Feeling Mortal" hat Kristofferson sein im vergangenen Jahr erschienenes Album noch selbstironisch betitelt und in Interviews verkündet, wie sehr er noch im Saft stehe. Davon ist in der Laeiszhalle nichts zu spüren. Der Sänger mit dem immer noch vollen grauen Haar scheint zu ahnen, dass er tatsächlich von der Form früherer Tage weit entfernt ist. Als er seinen Hit "Help Me Make It Through The Night" ankündigt, sagt er "tonight" statt "the night". Hilfe hat er an diesem Abend dringend nötig.
Das Publikum, das Kartenpreise von mehr als 80 Euro für diese "Show" bezahlt hat, klatscht trotz der müden Vorstellung fleißig. Eine Zugabe ist integriert, ohne dass Kristofferson dafür die Bühne verlassen müsste. Selten hat man sich gefreut, dass eine Vorgruppe noch einmal aus der Garderobe auf die Bühne kommt, wie an diesem denkwürdig miserablen Konzertabend. Rocket To Stardom, eine Kristofferson-Tribute-Band, hat zwar auch nur die Qualität einer Stadtfest-Combo, doch drei Songs lang wird ansatzweise mit Tempo musiziert.
Kris Kristofferson Konzert, musikalisch eine Zumutung
- Reinhardt
- Beiträge: 7934
- Registriert: Sa 30. Okt 2010, 10:47
Re: Kris Kristofferson Konzert, musikalisch eine Zumutung
der Begriff "Stadtfest-Combo" gefällt mir.
Warst Du selbst dort? Deine Meinung würde mich dann eher interessieren. (Außer, Du bist der Autor dieses Artikels.
)
Die Frage ist nämlich auch immer bei solchen Renzensionen, ob der Autor auch dort war. Und welches Konzert er gesehen hat.
Vielleicht war es scheiße. Vielleicht war es gut. Vielleicht war es scheiße, aber anders scheiße.
Ich habe selber selten bei besuchten Konzerten eine Deckungsgleichheit zwischen meinen Empfindungen und nachträglichen Rezensionen anderer feststellen können. Um nicht zu sagen, manchmal enttarnt man recht gut, dass der Autor nach drei Nummern zum nächsten Termin musste und sich die Restinfos dann aus dem Netz, aus vorherigen Konzerten des Künstlers oder vom Hörensagen zusammenklaubte.
Warst Du selbst dort? Deine Meinung würde mich dann eher interessieren. (Außer, Du bist der Autor dieses Artikels.

Die Frage ist nämlich auch immer bei solchen Renzensionen, ob der Autor auch dort war. Und welches Konzert er gesehen hat.
Vielleicht war es scheiße. Vielleicht war es gut. Vielleicht war es scheiße, aber anders scheiße.
Ich habe selber selten bei besuchten Konzerten eine Deckungsgleichheit zwischen meinen Empfindungen und nachträglichen Rezensionen anderer feststellen können. Um nicht zu sagen, manchmal enttarnt man recht gut, dass der Autor nach drei Nummern zum nächsten Termin musste und sich die Restinfos dann aus dem Netz, aus vorherigen Konzerten des Künstlers oder vom Hörensagen zusammenklaubte.
Re: Kris Kristofferson Konzert, musikalisch eine Zumutung
Kris Kristofferson ist nicht meine Baustelle. Verstehe aber Deine Erfahrungen, weil ich selbiges ab und an auch schon anders gefühlt habe.
Hier noch mal eine anderer Artikel, mit Leserkommentaren.
Hier noch mal eine anderer Artikel, mit Leserkommentaren.
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Re: Kris Kristofferson Konzert, musikalisch eine Zumutung
Ein rechts-Nationaler im Hippiegewand 

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