Kann Dir jetzt leider nicht sagen, wer das war, aber das Thema Tempo ist natürlich so ein Ding in der E-Musik-Welt. Es gibt ja so Leute, die behaupten, wir spielen heute alles viel zu schnell, weil die Metronomangaben (sofern überhaupt vorhanden) anders interpretiert werden müßten. Im Grunde müßte man alles nur halb so schnell spielen. Schau mal bei wellermusik nach, da gibt's ne Menge Ansätze und Ideen zum Tempo Giusto.
Ich glaube schon auch, dass da psychologische Elemente mitspielen. Unsere Gesellschaft ist ja ständig schnelllebiger geworden. Warum sollte das nicht auch Einflüsse auf die Musik haben? Wenn man mal nur die Rockmusik nimmt - da können wir ja die Aufnahmen heranziehen und müssen nichts deuten - Elvis, Chuck und Co waren ja mal richtig aggressiv und laut, schnell, usw. Einem Slayer-Fan der 80er erscheint das eher wie Fahrstuhlmusik in der Geriatrie. Ein Meshuggah-Hörer empfindet Slayer womöglich als "harmlos". Da ist ja eine gewisse Entwicklung unübersehbar. (Hardrock der 70er, Klassischer Metal der 80er usw.) Es wird immer schneller, lauter, aggressiver, energetischer, whatever...
Ähnlich ist es im Jazz. Was war der gute Louis für ein Haudrauf in seiner frühen Zeit! Ein paar Jahrzehnte später Ornette Coleman... öhm... Sie wissen ja...
Wenn man diese Gedanken jetzt auf der Zeitachse "rückwärts rechnet", kann man schon zu dem Ergebnis kommen, dass Bach und Mozart damals wesentlich langsamer gespielt wurden. Klar gab und gibt es immer diese Virtuosenmusik. So schnell wie es halt gerade noch geht. Wenn ich jetzt mal unterstelle, dass es auch Parallelen zum Sport gibt (die Leute rennen heute ja auch schneller als vor hundert oder zweihundert Jahren), dann war z.B. Paganini aus heutiger Sicht vielleicht gar nicht so wahnsinnig flott unterwegs.
Ich halte es gerade in der E-Musik schon auch damit, dass man die Stücke immer wieder neu interpretieren muss. Es gibt nicht DIE ultimative Aufnahme von irgendwas. Musik als "gesellschaftliches Ereignis" sollte immer auch Kommunikation zwischen Spieler und Hörer sein. Historische Aufführungspraxis ist ja schön und gut, hat aber eher musealen Charme für mich, nach dem Motto: "So war das damals wohl gemeint." Ich bevorzuge den Moment der Gegenwart. Je nach Anlass oder Publikum spiele ich das gleiche Stück unterschiedlich schnell. Eben so wie es IN DEM MOMENT gefühlt wird.
Versteht irgendjemand, was ich meine...? Ich spüre noch den Ouzo von gestern abend...