Lebenserwartung

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Reinhardt
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Lebenserwartung

Beitragvon Reinhardt » Do 29. Aug 2024, 13:20

Kommt es mir nur so vor, oder haben Amp-Techniker leider eine recht unterdurchschnittiche Lebenserwartung (Löten?)?
Bernd Meiser, Tube Thomsen, der Tonehunter, Lupo Fischinger, Ken Fischer und etliche andere ... ich finde das recht auffällig, obwohl das natürlich noch keine statistisch seriöse Einschätzung ist.

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Matt 66
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Re: Lebenserwartung

Beitragvon Matt 66 » Do 29. Aug 2024, 14:57

Witzig (natürlich nicht der Inhalt), aber ich bin gerade erst gestern beim Einkaufen nach langer, langer Zeit mal wieder in die Zeitschriftenabteilung gelatscht, um in den Musikerblättchen rumzustöbern (es ist schließlich Urlaubszeit...). Ich kaufe die G&B und Artverwandtes schon seit vielen Jahren nicht mehr. Und just da sprang mir die Sache mit Bernd Meiser (markant auf dem Cover platziert) ins Auge. Und jetzt kommst Du daher...

Ich kenne die anderen überhaupt nicht, den Bernd zumindest noch von früher aus der G&B. Und ohne jetzt pietätlos sein zu wollen - Du hast schließlich gefragt - ich fand allein anhand der wenigen Fotos, die ich jemals von ihm gesehen habe, dass er schon immer irgendwie "ungesund" aussah. Keine Ahnung, was er hatte, aber ich glaube nicht, dass es primär mit seinem Job zu tun hat (im Sinne von giftiger Dämpfe oder sowas). Vielleicht wird andersrum ein Schuh draus, dass "nerdige Freaks" gerne mal rauchen und ein bewegungsarmes und ernährungstechnisch suboptimales Leben führen. Deshalb sind sie ja erst die bekannten Nerds geworden. Gerade in der PC / Gamer-Szene wimmelt es ja nur so von solchen Leuten. Pizzabringdienst abends um 23:30... Aber wie gesagt, ich weiss nicht, was er und die anderen Genannten hatten. Das ist reine Spe(c)kulation...

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Matt 66
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Re: Lebenserwartung

Beitragvon Matt 66 » Do 29. Aug 2024, 15:08

Ach und noch was... vorgestern habe ich einen meiner Onkel besucht. Er wird im Dezember 84, liegt seit Jahren nur noch im Bett und möchte eigentlich nur noch sterben, um seinen Mitmenschen, v.a. aber auch sich selbst nicht mehr zur Last zu fallen. Es ist echt grausam, sich mit ihm am Bett zu unterhalten (er wohnt etwas weiter weg, wir telefonieren nur sporadisch). So möchte niemand enden. Aber er wird weiterhin mit regelmäßigen Blutauffrischungen, Operationen und schweineteuren Medikamenten (die die Solidargemeinschaft ja indirekt mitbezahlt) am Leben gehalten. Ich weiss nicht, wer von den beiden den kürzeren Strohhalm gezogen hat.

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Reinhardt
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Re: Lebenserwartung

Beitragvon Reinhardt » Do 29. Aug 2024, 18:29

Da ist auch wieder was dran.

Was die Lebensweise angeht: Das Interessante ist ja, das müsste dann ja auch für Musiker im Allgemeinen und auch Gitarrenbauer gelten.
Da liest man aber nie: tritt mit 61 ab. Das ist gerade bei der Lötkolbenfraktion schon irgendwie augenfällig.
Beim Meiser war es wohl auch Krebs. Gut, von manchen, wie Lupo, da weiß man vom echten R&R-Leben, aber beim Tube Thomsen, da hörte man nie was von exzessivem Rumtreibereien, abgesehen vom Arbeiten bis zum Umfallen natürlich.
Aber wie gesagt, andere Selbständige arbeiten auch bis zum Umfallen, landen aber dann doch selten endgültig auf diesem Gleis ... da ist es ja dann eh meist eher Herz/Kreislauf.

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Großmutter
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Re: Lebenserwartung

Beitragvon Großmutter » Do 29. Aug 2024, 19:04

...ich trauere um Bernd Meiser!!! Seine Treblebooster haben mein Leben verändert. Seit 2011 benutze ich was die Gitarre angeht nichts anderes mehr, also entweder einen BSM Majestic (da hab ich auch noch einen weiteren in einer Custom-Ausführung) oder einen BSM Spectrum - und sonst nix weiteres mehr. Grandiose Teile, die genauso klingen und reagieren, wie ich mir das immer gewünscht habe. Ich hatte ihn auch ein paar mal am Telefon und stand in Kontakt via e-mail, das war ein ebenso Kompetenter wie Netter. Bin wirklich betrübt ...

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Re: Lebenserwartung

Beitragvon Großmutter » Do 10. Okt 2024, 20:14

...es war zu erwarten, aber ich finde es trotzdem widerlich: Kaum ist Bernd Meiser tot, gibt's auf z.B. e-bay keinen gebrauchen BSM-Booster mehr unter 350 Tacken. Eine fiese Welt ...

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Re: Lebenserwartung

Beitragvon Reinhardt » Fr 11. Okt 2024, 08:00

So ist, sie, die neoliberale Marktwirtschaft!
:flower:

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Re: Lebenserwartung

Beitragvon Bassfuss » Fr 11. Okt 2024, 21:48

Großmutter hat geschrieben:...ich trauere um Bernd Meiser!!! Seine Treblebooster haben mein Leben verändert. Seit 2011 benutze ich was die Gitarre angeht nichts anderes mehr, also entweder einen BSM Majestic (da hab ich auch noch einen weiteren in einer Custom-Ausführung) oder einen BSM Spectrum - und sonst nix weiteres mehr. Grandiose Teile, die genauso klingen und reagieren, wie ich mir das immer gewünscht habe. Ich hatte ihn auch ein paar mal am Telefon und stand in Kontakt via e-mail, das war ein ebenso Kompetenter wie Netter. Bin wirklich betrübt ...


Frage vom Laien: ist ein Treble-Booster etwas Anderes als mehr Höhen reinzudrehen? Was macht das?

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Re: Lebenserwartung

Beitragvon Großmutter » Fr 11. Okt 2024, 23:44


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Re: Lebenserwartung

Beitragvon Bassfuss » Sa 12. Okt 2024, 12:10

...danke! Macht also quasi den Sound mächtiger, wenn man so will?

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Re: Lebenserwartung

Beitragvon Großmutter » Sa 12. Okt 2024, 16:25

...na ja, bringt halt so'n bestimmten, in meinen Ohren großartigen und halt klassischen Sound. Die alte Schule halt, speziell die britische, von Gallagher, Blackmore, Iommi, May bis Bolan - und so ziemlich jedem englischen Guitarhero, der zwischen 1966 bis etwa 1975 in die Saiten gelangt hat. SInd aber eben auch speziell: Klingen am besten mit archaischen Röhren-Einkanalern, mögen am liebsten Singlecoils, oder Humbucker mit niedrigem Output, funktionieren eher nicht so dolle in langen Signalketten (wo sie auch zum echtem Risikofaktor für nachfolgende Geräte werden können - die Dinger können einen Mörderoutput entwickeln) und deswegen sind sie auch weitgehend ausgestorben. Und sie werden heute auch meistens falsch verstanden, nämlich als "Effektgeräte". Das sind sie aber eben nicht, nach alter Väter Sitte bleiben die Teile nämlich immer angeschaltet. Man stellt sich sein Gainmaximum bei voll aufgedrehten Gitarrenvolume ein und dann wird munter am Gitarrenpoti geregelt - und da geht viel mehr als ohne Treblebooster. Das ganze System reagiert viel dynamischer und von (Pseudo-)Clean bis Leadsound ist alles intuitiv, spontan und on the fly machbar bei vergleichsweise homogener Lautstärke und die Höhen bleiben auch weitgehend erhalten. Ist ein ganz anderer Schnack, als seine Zerrsounds via entsprechenden Pedalen quasi als Presets abzurufen. Ich hatte ja auch mal meine Pedalboard-Phase, da drehte sich dann praktisch alles um Overdrives, Distortions, Fuzzes und Booster und hach war das toll mit den all den Möglichkeiten und urghs war das frustrierend, weil ständig irgendwas noch "Besseres" im GAS-Universum spukte. Diese Phase wurde 2010 schlagartig von einem Tag auf den anderen beendet, als ich den BSM-Spektrum (den mir damals Forums-Tom für'n Appel und'n Ei verschachert hat) im Ü-Raum angetestet habe - und was die Gitarre angeht, war's das - endgültig. Was den Bass angeht, ist das natürlich eine andere Geschichte ...

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Re: Lebenserwartung

Beitragvon Bassfuss » Sa 12. Okt 2024, 23:13

...nochmals danke! Da habe ich das mit Treble wohl einfach falsch eingeordnet. Man verwaltet mit dem Treble Booster also eine Art Sturm, den man über die Gitarre abrufen kann. Ich versuche immer, mir das quasi bildlich zu veranschaulichen. Was speziell Blackmore angeht, so liebe ich erst einmal seinen Sound, aber eben auch seinen Ton. Du kannst 100 Gitarristen antreten lassen, aber Blackmore erkennst Du. Rainbow mit Dio oder WASTED SUNSETS vom Perfect Strangers Album (und natürlich viele andere zurück bis Anfang der 70er. Großartig!). Der Song ist einfach geil.
https://www.youtube.com/watch?v=2nAb9CfR8pE
Hat mir sehr weitergeholfen! Danke!

Viele Grüße, Frank

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Re: Lebenserwartung

Beitragvon Großmutter » So 13. Okt 2024, 01:37

...die Bezeichnung "Treble Booster" haben die Dinger damals abgekriegt, weil viele Amps in den 60ern (z.B. der Vox AC30) die Eigenschaft hatten, dass die Bässe sehr korpulent und schwammig werden konnten, wenn man sie via Volume in die Übersteuerung gefahren hat. Ein Treble Booster macht die Bässe schön straff (nicht dünn), wirkt aber vor allem in den (Hoch)Mitten und gibt auch (je nach Model und Ausführung) einen schönen Höhenbiss mit. Mit richtig höhenlastigen Amps kann das auch kritisch werden. Außerdem gehört ein TB nicht vor einen ganz cleanen Amp (Röhre ist wie bereits erwähnt Pflicht), sondern der Verstärker sollte so am Breakup arbeiten, oder schon bisschen zerren. Höhen kann man dann sparsam verwenden, Presence (falls vorhanden) braucht man so gut wie gar nicht. Und dann geht das ab! Die Dinger machen übrigens auch einen fetten Punch und der Sound wird generell viel durchsetzungsfähiger und präsenter - und lauter! Ich will mir gar nicht vorstellen, was da so z.B. vor einem alten Marshall Super Lead plus Boxen abgehen könnte (oder eben früher abging). Ich hab mir jedenfalls nie Freunde beim natürlichen Feind des Rockmusikers, dem FOH-Live-Engineer, gemacht - und ich spiele einen 20-Watt-Combo mit einem 12er Speaker. Nun denn, ich bin immer noch so verliebt wie beim ersten Mal und hab seit 2012 (glaube ich) kein Gitarrenpedal mehr erworben - auch keinen TB, die paar, die habe reichen vollkommen ...

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Re: Lebenserwartung

Beitragvon Reinhardt » So 13. Okt 2024, 13:35

Ehrenhalber sollte man auch erwähnen, dass zur Hoch-Zeit dieser Signalkette auch weitgehend noch ganz andere Saiten am Start waren, Pure Nickels oder gar Monel haben eine ganz anderen, viel wärmeren Sound und auch eine andere Beeinflussung der Pickupmagnete als die heute üblichen Saiten.
Ab Ende 70er mit dem Aufkommen der Hifi-Welle wollte man Höhen und Output, da kamen ja dann diese ganzen schrecklichen Marshall-Sounds auf ...

Eine interessante Variante ist übrigens die schmale Nische der "Fuzzy-Nut"-Schaltkreise wie etwa im Mythos Golden Fleece etc.
Die Pedale habe nur ein Poti, das nicht das Gain regelt, sondern die End-Masterlautstärke. Der Schaltkreis selbst liefert einen festgelegten maximalen Gainfaktor, so eine Mischung aus Fuzz und Treble Booster. Heißt, das Gitarrenvolume regelt sozusagen alles, wenn das Pedal mal fix nach Gusto eingestellt ist.

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Re: Lebenserwartung

Beitragvon Großmutter » So 13. Okt 2024, 21:11

...einer meiner BSMs ist 'ne Customversion. Ein Majestic völlig ohne jegliche Regler! Gain (also auch Lautstärke) sind bei etwa 2/3 des Maximums der regulären Ausführung fixiert und 'nen Fußschalter hat das Ding auch nicht, es ist einfach immer on, wenn angesteckt - LED fehlt sowieso. Also nur die blanke Kiste mit In und Output, ich liebe diesen Minimalismus. Und klingt tatsächlich noch ein Quäntchen "offener" als das Serienmodel. Tolles Ding ...

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Re: Lebenserwartung

Beitragvon Reinhardt » Mo 14. Okt 2024, 07:05

So was Ähnliches hatte ich auch mal, den "Morley Just Distortion". Das riss irgendwie komplett den Vorhang auf ... habe ich dummerweise verkauft.

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Re: Lebenserwartung

Beitragvon Bassfuss » Mo 14. Okt 2024, 11:00

...was meint "schreckliche Marshall-Sounds?"

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Re: Lebenserwartung

Beitragvon Reinhardt » Mo 14. Okt 2024, 12:32

Alles ab Einführung des Master-Volume, streng genommen.
Aber heute bin ich großzügig und sage nur ab JCM 800.

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Re: Lebenserwartung

Beitragvon Reinhardt » Mo 14. Okt 2024, 12:34

Zusammen mit verhallten gegateten Drumsounds gepaart mit DX7-Keyboards über beamende 80er-PA-Türme eine Garantie für einen veritablen Hörsturz oder eine Psychose. Oder beides.

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Re: Lebenserwartung

Beitragvon Großmutter » Mo 14. Okt 2024, 15:42

...ich mochte den JMC800. Hatte den mal als 50-Watt-Combo. Kam im damaligen Kontext (mit 'ner Firebird) schön bissig und fett. Wär heute aber auch nix mehr für mich ...


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