England und Europa im Jahre des Herrn 2011

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Mr Knowitall
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Re: England und Europa im Jahre des Herrn 2011

Beitragvon Mr Knowitall » Fr 12. Aug 2011, 13:09

(der sich beruflich veränderte ;-) )


:laughter:

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Cat Carlo
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Re: England und Europa im Jahre des Herrn 2011

Beitragvon Cat Carlo » Fr 12. Aug 2011, 20:11

Mr Knowitall hat geschrieben:Fast überall in diesem Land werden die Noten nach oben korrigiert, dass es einem schwindlig wird, zuletzt bspw. beim G8 Abitur in Bayern oder in auch Hamburg.
http://www.abendblatt.de/region/norddeu ... en-an.html

Geheimtip:
Die Wirtschaft braucht Fachkräfte, keine Künstler mit Selbstwertgefühl, die sich selbst als erfolgreich erleben, sondern fleißige Bienen mit wenig Selbstwertgefühl, die eine innere Leere zu füllen haben und tatsächlich erfolgreich arbeiten - und das für möglichst wenig Geld.
Nicht die Schule ist unmenschlich...

http://www.spiegel.de/unispiegel/studiu ... 92,00.html

Das Bildungsdilemma endet ja nicht in der Schule:
Ein Freund von mir hat mir ein paar Wochen erzählt, dass er letztens eine Nachholklausur der angehenden Chemiker korrigiert hat. Ergebnis: der Beste hatte 35 von 100 Punkten. Alle wären durchgefallen. Der Professor war etwas verzweifelt, da das natürlich nicht geht, dass alle durchfallen. Gleichzeitig kann er die Leute aber auch nicht durchkommen lassen, wenn sie überhaupt keine Ahnung haben. Letztendlich haben sie dann doch etwas nachgeholfen. Steter Tropfen höhlt nicht nur den Stein, sondern auch den Schädel...

Ich halte diese verstärkte Förderung der Kreativität für den falschen Weg. Kreativität kommt von ganz allein, die kann man nicht lernen. Was man lernen kann, sind Fähigkeiten und Kenntnisse. Und das gibt dann auch ein entsprechendes Selbstwertgefühl. Was aber weh tut, ist, wenn man selbstüberschätzt kreativ auf jemanden trifft, der sich eine Menge Fähigkeiten und Kenntnisse erarbeitet hat. Ich glaube, in diesem Forum brauche ich das keinem weiter zu erklären! :mrgreen:

Back to the topic, ach, da jibt's ja einen Smili dafür: :ontopic:

Heute früh kam die Meldung, dass in Europa 20% der Jugendlichen arbeitslos sind. Wäre man ohne England auch darauf gekommen oder hätte darüber diskutiert? Auch wenn die dortigen Jugendlichen evtl. ganz unpolitisch motiviert und einfach nur kriminell waren. Einfach mal so ein Gedanke.

Gruß vom Kater

Tom

Re: England und Europa im Jahre des Herrn 2011

Beitragvon Tom » Fr 12. Aug 2011, 22:50

Kennt jemand von euch den Film "Treibhäuser der Zukunft"?

Tom

Re: England und Europa im Jahre des Herrn 2011

Beitragvon Tom » Fr 12. Aug 2011, 23:25

War eigentlich klar, daß hier so viel Abwehr daherkommt, wenn ich den Finger in unsere Wunden lege . . .

. . . . bin draussen, hab grad genug Ärger.

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Aldaron
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Re: England und Europa im Jahre des Herrn 2011

Beitragvon Aldaron » Fr 12. Aug 2011, 23:58

Kinder brauchen Werte. Wenn die Eltern nicht in der Lage sind, diese zu vermitteln, schauts halt düster aus. Kinder brauchen Grenzen. Und Vorbilder.

Tom, deine Forderung klingt sehr schön. Aber die Realität im Erwachsenenleben liegt wohl tatsächlich eher bei dem, was Brena geschrieben hatte. Kreativität ist in Germanien was fürs Hobby. Du kennst doch sicher auch den Spruch "Und, was machen sie beruflich?" Das ist einfach sehr schade.

Ein Freund war auch mal Lehrer. Hat das auch hingeschmissen, weil er damals (vor 25 Jahren) keine Lust hatte, Kinder zu erziehen statt ihnen etwas beizubringen.

Basslümmel

Re: England und Europa im Jahre des Herrn 2011

Beitragvon Basslümmel » Sa 13. Aug 2011, 00:40

Tom hat geschrieben:Kennt jemand von euch den Film "Treibhäuser der Zukunft"?



Jetzt ja.

Meine Meinung dazu. Immer mehr Eltern wollen ihren Erziehungsauftrag an die Schule abgeben. Die sollen richten, was sie zu Hause nicht schaffen. Kommt mir vor wie eine Fördergesellschaft. Was ich in unserer Welt vermisse ist, das Kinder willkommen sind. Wenn sie da sind, gewollt, oder ungewollt, dann werden sie an der richtigen Stelle eingebaut, im Selbstverwrklichungsplan der Eltern.

Jede Elterngenearation hat die Kinder, die sie verdient und wenn was schief geht, sind die Lehrkräfte die Prügelknaben der Nation. Doch wo verbringt der Nachwuchs die meiste Zeit? Zu Hause!!!!! Und da beginnt dann die beste Erziehung alller Erziehungen. Vor der Glotze, am Computer, I Phone, oder I Pad u.s.w.

Viele Gewalt und Verwahrlosungsprobleme hängen nicht mehr mit autoritären, schlagenden, sondern mit schwachen, abweseneden, weichen, konturlosen Vätern und Müttern zusammen, die nicht mehr in der Lage sind, Normen und Gesetze zu setzen und Orientierung zu bieten.

Was sollen denn die Kinder davon halten, wenn sie zur Tagesschau Triaden über unsere faulen Politiker hören, aber am nächsten Morgen mit den Worten zur Schule geschickt werden, pass auf, benimm Dich anständig und lerne was, damit aus dir was ordentliches wird.

Treibhaus hin, Treibhaus her. Defizite im Elternhaus können in der Schule nicht ausgeglichen werden. Diese verlogene 68iger Kuschel und Betroffenheitspädagodik finde ich zum :vomit: Lehrer die nicht enschreiten zu wagen, weil sie sonst selbst Opfer werden können.

Irgendwie geil, was man hier so für Meinungen zu England lesen kann. Erinnert sich denn noch jemand an Erfurt 2002?
Meine Güte in England werden Läden geplündert, Häuser abgebrannt und leider sind 5 Todesopfer zu beklagen. Immerhin weniger als in Erfurt. :dontknow:

In der westlichen Zivilisation gelten Kinder, neben den Alten als unkalkulierbares Kostenrisiko. Beide sind eher Ausgabe, als Aufgabe. Alle modernen Lebensformen sind doch immer gescheitert, aber eine funktionierende Famile ist immer noch die beste Lebensform. Sie allein vermittelt Liebe, Glück und Geborgenheit. Kinder zu haben und zu erziehen mit Liebe, ist spannender als jeder Job der Welt.

Watt sollst, die nächste, oder übernächste Generation wird sich nach Kindern sehnen, wegen der zunehmenden Vergreisung in unserer westlichen Gesellschaft.

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Mr Knowitall
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Re: England und Europa im Jahre des Herrn 2011

Beitragvon Mr Knowitall » Sa 13. Aug 2011, 10:08

Cat Carlo hat geschrieben:Ich halte diese verstärkte Förderung der Kreativität für den falschen Weg. Kreativität kommt von ganz allein, die kann man nicht lernen. Was man lernen kann, sind Fähigkeiten und Kenntnisse. Und das gibt dann auch ein entsprechendes Selbstwertgefühl. Was aber weh tut, ist, wenn man selbstüberschätzt kreativ auf jemanden trifft, der sich eine Menge Fähigkeiten und Kenntnisse erarbeitet hat. Ich glaube, in diesem Forum brauche ich das keinem weiter zu erklären! :mrgreen:

Back to the topic, ach, da jibt's ja einen Smili dafür: :ontopic:

Heute früh kam die Meldung, dass in Europa 20% der Jugendlichen arbeitslos sind. Wäre man ohne England auch darauf gekommen oder hätte darüber diskutiert? Auch wenn die dortigen Jugendlichen evtl. ganz unpolitisch motiviert und einfach nur kriminell waren. Einfach mal so ein Gedanke.

Gruß vom Kater


Das Selbstwertgefühl sollte von innen kommen und eben nicht von Leistung oder besonderen Fähigkeiten abhängen. Das ist meist nicht gegeben, was zu schweren Deformationen führt, die einen Menschen ein Leben lang begleiten. Wie obige Forderung widerspruchsfrei mit der Leistungsgesellschaft zu vereinbaren ist, kann ich nicht sagen. Solange diesem einfachen Grundsatz keine Beachtung geschenkt wird, werden die Leute sich gegenseitig übertrumpfen und umbringen.
Vielleicht ist die Leistungsgesellschaft und der Wahn des modernen Menschen, alles kontrollieren und beherrschen zu wollen, ein Irrweg...
Vielleicht gerät deshalb alles erst außer Kontrolle.
Zuletzt geändert von Mr Knowitall am Sa 13. Aug 2011, 11:16, insgesamt 1-mal geändert.

Dregen

Re: England und Europa im Jahre des Herrn 2011

Beitragvon Dregen » Sa 13. Aug 2011, 11:14

Basslümmel hat geschrieben:.... Alle modernen Lebensformen sind doch immer gescheitert, aber eine funktionierende Famile ist immer noch die beste Lebensform. Sie allein vermittelt Liebe, Glück und Geborgenheit. Kinder zu haben und zu erziehen mit Liebe, ist spannender als jeder Job der Welt.


Stammt das wirklich aus Deiner Tastatur, oder hat jemand Deinen nick gehackt? :scratch:

buttrock

Re: England und Europa im Jahre des Herrn 2011

Beitragvon buttrock » Sa 13. Aug 2011, 11:27

Dieses Erziehungsblabla geht doch am Ausloeser dieses Threads total vorbei. Wie in Frankreich zu sehen war gibt es doch relativ eindeutige soziale Parameter die ein Stadtviertel zu nem Pulverfass machen. Verfehlte Integrationspolitik in Verbindung mit wirtschaftlich und sozial prekaeren Situationen. In den Verhaeltnissen ist zu wenig Geld fuer Schulen da, und die Eltern sind schon so lange von der uebriegen Gesellschaft abgehaengt, dass sie zu "Erziehung" wie "wir" es in "unserer" komfortablen Mittelschichtssituation wuenschen gar nicht in der Lage sind. In Tottenham brennen doch nicht Kaufhaeuser weil Eltern nicht auf ihre Kinder aufpassen und das Abitur in Deutschland zu leicht ist. Das sind doch alles Scheindebatten. Der Punkt ist, dass das "System" einen gewissen Ausschuss an Menschen auspuckt, egal wie sich die Leute anstrengen, und dieser Ausschuss muss befriedet werden. Wenn das irgendwann nicht mehr gelingt dann knallt es.

Josef K

Re: England und Europa im Jahre des Herrn 2011

Beitragvon Josef K » Sa 13. Aug 2011, 12:58

Richtig!

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Cat Carlo
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Re: England und Europa im Jahre des Herrn 2011

Beitragvon Cat Carlo » Sa 13. Aug 2011, 13:11

buttrock hat geschrieben: Der Punkt ist, dass das "System" einen gewissen Ausschuss an Menschen auspuckt, egal wie sich die Leute anstrengen, und dieser Ausschuss muss befriedet werden. Wenn das irgendwann nicht mehr gelingt dann knallt es.


Es sieht wohl so aus. Dabei will ich auch gar nicht mal Absicht unterstellen, eher Bequemlichkeit oder Unfähigkeit bei denen, die man dafür für verantwortlich hält. Vielleicht sind wir uns mit unserem System auch selber über den Kopf gewachsen.

Gruß vom Kater

Basslümmel

Re: England und Europa im Jahre des Herrn 2011

Beitragvon Basslümmel » Sa 13. Aug 2011, 13:15

Dregen hat geschrieben:
Basslümmel hat geschrieben:.... Alle modernen Lebensformen sind doch immer gescheitert, aber eine funktionierende Famile ist immer noch die beste Lebensform. Sie allein vermittelt Liebe, Glück und Geborgenheit. Kinder zu haben und zu erziehen mit Liebe, ist spannender als jeder Job der Welt.


Stammt das wirklich aus Deiner Tastatur, oder hat jemand Deinen nick gehackt? :scratch:



Hast Du Dich schon mal gefragt, warum meine Kinder mich vergöttern? Gefragt warum meine Kinder anders sind als als meine Neffen und Nichten? Nicht besser, nicht intilligenter und nicht reicher. Anders halt, weil wir ihnen das vorgelebt haben, was wir ihnen vemittelt haben.

Was sagte letztens ein User aus dem Forum hier zu mir gesagt, als er meine Kinder kennengelernt hatte? Mit denen kann man sich blicken lassen, die Wissen sich zu benehmen. :-) :up: Sie sind nichts besonderes mein lieber Dregen, doch eines haben sie immer gespürt, sie waren Willkommen und wir haben ihnen Zeit geschenkt. Kinder liebt man weil sie da sind und nicht wie sie sich im Dasein verhalten.

buttrock hat geschrieben:Verfehlte Integrationspolitik in Verbindung mit wirtschaftlich und sozial prekaeren Situationen. In den Verhaeltnissen ist zu wenig Geld fuer Schulen da, und die Eltern sind schon so lange von der uebriegen Gesellschaft abgehaengt, dass sie zu "Erziehung" wie "wir" es in "unserer" komfortablen Mittelschichtssituation wuenschen gar nicht in der Lage sind.


Sorry das ist mir irgendwie nur auf das rein Materielle beschränkt. Die Frage ist doch, was vererben wir den Kindern jenseits materieller Werte. Die reichste Generation aller Zeiten, ist doch zur Zeit in dieser Frage bettelarm. Ich persönlich finde es schon merkwürdig, dass Kneipen und Kinos voller sind, als die Kirchen und das es Leute gibt, die Franz Kafka für den Erfinder von Fix und Foxi halten. :facepalm:

Ich mache mir keine Sorgen um den Zustand "unseres" Planeten, ich fide es spanned was auf ihm passiert. Honk schreibt in seiner Signatur "Fürchtet Euch".......Dabei heisst es doch "Fürchtet Euch nicht." :Geheimtipp:

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Mr Knowitall
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Re: England und Europa im Jahre des Herrn 2011

Beitragvon Mr Knowitall » Sa 13. Aug 2011, 13:28

buttrock hat geschrieben:Dieses Erziehungsblabla geht doch am Ausloeser dieses Threads total vorbei. Wie in Frankreich zu sehen war gibt es doch relativ eindeutige soziale Parameter die ein Stadtviertel zu nem Pulverfass machen. Verfehlte Integrationspolitik in Verbindung mit wirtschaftlich und sozial prekaeren Situationen. In den Verhaeltnissen ist zu wenig Geld fuer Schulen da, und die Eltern sind schon so lange von der uebriegen Gesellschaft abgehaengt, dass sie zu "Erziehung" wie "wir" es in "unserer" komfortablen Mittelschichtssituation wuenschen gar nicht in der Lage sind. In Tottenham brennen doch nicht Kaufhaeuser weil Eltern nicht auf ihre Kinder aufpassen und das Abitur in Deutschland zu leicht ist. Das sind doch alles Scheindebatten. Der Punkt ist, dass das "System" einen gewissen Ausschuss an Menschen auspuckt, egal wie sich die Leute anstrengen, und dieser Ausschuss muss befriedet werden. Wenn das irgendwann nicht mehr gelingt dann knallt es.


Diese Menschen wird es in diesem System immer geben. Irgendjemand ist immer der Letzte: in der Formel 1, aber auch beim Schneckenrennen.
Nur in einer Gemeinschaft, nicht Gesellschaft!, wo das Leben kein rat race jeder gegen jeden ist, kann man dieser Entwicklung Einhalt gebieten. Die 5% Psychopathen usw. werden bei primitiven Völkern einfach ausgestoßen, bei uns kommen die in Führungspositionen!

Und wir wundern uns, wieso da was aus dem Ruder läuft! Da lach ich nur.

Die Führungselite ist doch OHNE NOT 100x kaltblütiger, berechnender, unmoralischer und krimineller als diese Vandalen.

Tom

Re: England und Europa im Jahre des Herrn 2011

Beitragvon Tom » Sa 13. Aug 2011, 13:38

Josef K hat geschrieben:Richtig!

jezfallDUmirnichinrückn! :-)

Tom

Re: England und Europa im Jahre des Herrn 2011

Beitragvon Tom » Sa 13. Aug 2011, 13:43

@Lümmel: :bravo: mit Einschränkungen
@Rest: ihr habts überhaupt nicht gscheit gelesen was I gschrim hob; jetzt bin ich halt in der sich-von-Traumata-freimalen-Schublade.
Ich streich mich jetzt mit Ringelblumensalbe ein und nehme ein Beinwell-Fußbad.
Dann schlupf ich in meine Birkenstock, dreh mir eine selber und dazu ein Kännchen Tee, dann tut mir wenigstens keiner mehr weh, ihr geistigen BMW Fahrer und gefühlten Les Paul Spieler.


So.

Josef K

Re: England und Europa im Jahre des Herrn 2011

Beitragvon Josef K » Sa 13. Aug 2011, 13:46

Mr Knowitall hat geschrieben: Die 5% Psychopathen usw. werden bei primitiven Völkern einfach ausgestoßen, bei uns kommen die in Führungspositionen!


Finde, dies wäre eine lohnenswerte Diplomarbeit: "Borderline aus Sicht des Deutschen Bundestages"

oder: "Persönlichkeitsstörungen und Bankenwesen"

Wenn's nicht so bitter wäre, würde ich jetzt lachen....... :mad:

buttrock

Re: England und Europa im Jahre des Herrn 2011

Beitragvon buttrock » Sa 13. Aug 2011, 14:10

Wenn die Frage die den Tagesablauf beherrschen diejenigen sind, ob man sich genug Essen fuer die Kinder leisten kann, ob die Kohle fuer ne notwendige Operation reicht, mit wem im Block man sich gutstellen muss um nicht Opfer von nem Raubueberfall zu werden usw, dann sind psychologische und spirituelle Fragen einfach ein Luxus den man sich in den seltensten Faellen leisten kann. Dass die Welt ein besserer Ort waere wenn die Leute netter waeren ist keine so ueberaschende Beobachtung, aber dass erklaert nicht was in England passiert und hilft auch nicht das zu verhindern. Diese Erziehungsdebatte ist relevant wenn es um Realschueler in einer deutschen Kleinstadt geht, die Kiffen und Omas anpoebeln, aber nicht wenns um soziale Ungleichheiten und Zerwuerfnisse in der Dimension von Tottenham geht.

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Re: England und Europa im Jahre des Herrn 2011

Beitragvon Mr Knowitall » Sa 13. Aug 2011, 15:16

Nicht vergessen: die Rahmenbedingungen werden von Menschen geschaffen und erhalten, die auch mal Kinder waren! Die stammen meist nicht aus dem Armenviertel, sind aber mindestens so kaputt in der Birne wie die Vandalen. Warum?
Man sollte dieser Frage mal nach gehen!
Genauso wie der Frage, warum diese Leute am besten geeignet sind, so wichtige Entscheidungen zu treffen.

Es heißt ja, dass die direkte Demokratie ins Chaos führt, weil der Pöbel so dumm ist und nur von 12 bis Mittag denkt.
Mag sein.
Aber könnte er es noch schlechter machen? Vielleicht.
Dann wäre Schluss mit den Ausreden.

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Blues Bird
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Re: England und Europa im Jahre des Herrn 2011

Beitragvon Blues Bird » Sa 13. Aug 2011, 20:11

Schnabelrock hat geschrieben:England war mal eine stolze Industrie- und Handelsnation mit einer ebenso stolzen Arbeiterklasse. Heute ist das Land weitgehend de-industrialisiert, die Bildungschancen der Non-Eliten sind minimal, Teile der Städte sind verwahrlost.

Das System der Ausbeutung hat sich inzwischen auf Luftnummern wie "Finanzprodukte" spezialisiert und schwindelt so mit staatlicher Duldung dem Mittelstand die Reserven ab.

Der "Rest" schlägt sich so durch, "Dienstleistungsgesellschaft" = Job an der Kasse bei Tesco, 4 Pfund die Stunde brutto, jederzeit kündbar.

Aber im Grunde ist England einfach nur zwei Schritte weiter auf dem Weg, auf dem man auch uns gerade steuert.

"Unsere" Regierungen machen nicht die Fehler Maos, Castros oder Mubaraks. Sie bespitzeln keinen und sie liquidieren niemanden. Warum auch? Was das Volk zu ihren Taten meint, ist ihnen doch scheissegal. Sie ziehen stoisch ihre Auftrag "Umverteilung" durch. Alle paar Jahre lassen sie sich von 50% der 60% Wahlberechtigten wählen, ihre Legitimation beträgt 30%. Die meisten ihrer Wähler stimmen nur noch aus Eigennutz, Dummheit, Hass gegen sich selbst oder andere oder Hiiflosigkeit für sie.

Das ist der Zustand Europas 2011 n. Chr.


Und warum? Weil das Einzige, was noch schlimmer ist, als vom Kapitalismus ausgebeutet zu werden, ist nicht von ihm ausgebeutet zu werden.

Absolut lesenswert:

Bild

Bin etwas in Eile, aber diese Rezension bei Amazon trifft es ganz gut:

Es beginnt damit, dass sich der Müll an den Straßenrändern ansammelt, dann werden Fensterscheiben eingeschlagen, Passanten angegriffen, Autos angezündet, Geschäfte geplündert, geraubt, gemordet, vergewaltigt. "Sie haben schon alles kaputt gemacht, die Briefkästen, die Türen, die Treppenhäuser," berichtet ein Sozialarbeiter in den frühen Neunziger Jahren (!) aus den Banlieus von Paris. "Die Poliklinik, wo ihre kleinen Brüder und Schwestern gratis behandelt werden, haben sie demoliert und geplündert. Sie erkennen keinerlei Regeln an, sie schlagen Arzt- und Zahnarztpraxen kurz und klein und zerstören ihre Schulen. Wenn man ihnen einen Fußballplatz einrichtet, sägen sie die Torpfosten ab." Doch es sind nicht nur die Migranten in den Vorstädten von Paris, die Rechtsradikalen in Hoyerswerda oder die Autonomen in Kreuzberg, überall in den Metropolen der Welt entwickeln sich Hass und Gewalt zu immer unerträglicheren Formen eines "molekularen" Bürgerkrieges. Seine Protagonisten sind keinerlei Weltanschauung verpflichtet, "auf einen Führer können sie verzichten. Der Hass genügt." (S.30)
Soweit Enzensbergers Befund aus den frühen Neunziger Jahren, den man heute, wegen seiner fast prophetischen Hellsichtigkeit nur mit Stauen lesen kann. Was aber sind die Ursachen dieser Gewalt? Natürlich spielen nach Enzensberger die Medien eine verhängnisvolle Rolle, denn sie verwandeln die Menschen in Voyeure und "machen Propaganda für die Tat, über die sie berichten". Aber sie sind nur doch nur Katalysator, nicht Verursacher dieser Entwicklung. Auch die "kommunistischen und faschistischen Lumpenintellektuellen", die sich vor allem dadurch hervortaten, die Großgruppen von Menschen zu definieren, die ausgerottet werden sollten, gehören ausnahmsweise mal nicht auf die Anklagebank, denn die Gewalt des molekularen Bürgerkrieges ist nicht gruppenspezifisch sondern allgemein. Problematischer mutet da schon die Rolle des Staates an, der sich gegenüber der ausufernden Gewalt eigenartig gleichgültig verhält und immer mehr rechtsfreie Räume anerkennt. Er ist schon längst nicht mehr in der Lage, seinen Bürger Sicherheit zu gewährleisten, womit er nach Enzensberger im strengen Hobbesschen Sinne seine Existenzberechtigung verloren hat. Es ist auch nicht die pure Not, die die Massen der Verlierer in den Hass treibt, denn dazu ist die sozialstaatliche Alimentierung großer Gruppen der jugendlichen Gewalttäter doch zu üppig. Enzensbergers Erklärung für den Aufstieg des molekularen Bürgerkrieges ist so fundamental wie allgemein. ENZENSBERGER definiert den Menschen im anthropologischen Sinne und in Anlehnung an Hegel als ein Wesen, das nach Sichtbarkeit und Anerkennung strebt - ein Streben, das in den urbanen Massengesellschaften unserer Zeit unerfüllt bleiben muss und die Menschen in die Sinnlosigkeit und die Gewalt treibt - nach dem Motto: wenn mich schon niemand beachtet, dann zünde ich einfach mal ein Auto an. Hass und Verbrechen, verbunden mit den atavistischen Genüssen der Gewalt, erscheinen so als die letzten barbarischen Ausdrucksformen entzivilisierter Erdbewohner.
Nach einer derart nieder schmetternden Diagnose, deren Realitätsgehalt niemand wird bezweifeln können, fragt man natürlich nach der Therapie. Menschenrechtsuniversalismus, wie er heute wohlfeil aus allen Lautsprechern tönt, scheidet natürlich aus, denn er ist nichts weiter als eine Einladung zur Heuchelei - ebenso das für Enzensberger unerträgliche Gutmenschengetue, das in jedem Täter ein Opfer sieht und alles entschuldigt. Stattdessen empfiehlt ENZENSBERGER nach dem Vorbild der französischen Triage die Konzentration auf das, was noch zu retten ist. Die Bürgerkriege und die Gewalt in Angola und Afghanistan können wir nicht beseitigen, aber bei uns ist vielleicht noch nicht alles verloren. Nicht Kaschmir und Sri Lanka, sondern Möllln und Solingen, sind unsre Probleme, schreibt Enzensberger. Aber ist es nicht auch hier schon zu spät? möchte man fragen. Nein, verkündet ENZENSBERGER, denn "Nicht alle laufen Amok" ( S. 91), und außerdem gibt es Phasen der Erschpfung nach den Exzessen des molekularen Bürgerkrieges, es gibt "vorläufige Wunder"!, erzeugt von Menschen, die trotz aller Gewalt immer wieder anfangen, Ordnung und Verlässlichkeit neu zu begründen - für ENZENSBERGER ein wenig wie Sisyphos, der der Stein immer wieder den Berg hochschiebt, ohne das Werk ( "den Frieden") jemals vollenden zu können.
Fast 15 Jahre nach seiner Veröffentlichung hat Enzensberger Essay nichts von seiner Aktualität verloren, im Gegenteil: wieder brennen in den französischen Vorstädten die Autos, und ganze Teile deutscher Städte versinken im Strudel der Jugendgewalt, die im wesentlichen von Jugendlichen getragen wird, die in ihren Gastgesellschaften nicht heimisch werden wollen oder können. Der Staat als Ordnungsmacht hat längst kapituliert, das Staatsgebiet wird von immer mehr No-Go Areas durchsetzt, und als wäre das nicht genug, beseitigt die EU gegen den entschiedenen Protest von Polizei und Bürgern alle Grenzkontrollen zu Osteuropa. Der islamische Fundamentalismus, die wahrscheinlich gefährlichste Frucht dieses Hasses, bewegt sich in den europäischen Gesellschaften wie der viel zitierte Fisch im Wasser. Trübe Aussichten für Sisyphos, denn es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis sich gegen diese katastrophalen Zustände eine gesellschaftliche Gegenbewegung organisieren wird, die dann mit Demokratie wenig am Hut haben und auch ihrerseits auf Hass und Gewalt nicht verzichten wird. Dann geht der Bürgerkrieg erst richtig los.

buttrock

Re: England und Europa im Jahre des Herrn 2011

Beitragvon buttrock » Sa 13. Aug 2011, 21:38

so richtig hier manche Beobachtung ist: Augenscheinlich funktioniert es nicht die Zornigen, Armen und nicht Integrierten in Stadteile zu sperren, aber solange man sie zumindest aus Europa raushaelt ist alle in Butter? Osteuropaeische, asiatische, afrikanische Maerkte und Rohstoffe aber bitte keine Menschen von dort, es sei denn sie stechen den Spargel oder schreiben clevere Software?


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