Diabolik des Geldes
- Mr Knowitall
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- Blues Bird
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Re: Diabolik des Geldes
Na, ich weiß nicht. Erinnert mich so ein bisschen an dieses Theaterstück "Ich war's nicht, Adolf Hitler war's!" -Schuld sind immer die Anderen.
Der Mensch an sich ist ja ein ganz ein lieber, aber das Geld ist voll böse und macht, dass wir alten Omas nicht mehr über die Strasse helfen, sondern in ghettoisierten "Fickzellen" (Heiner Müller) über's Internet Tiefkühlpizza bestellen. Überhaupt, das Internet: Wo bleibt das den in diesem Artikel - ist das nicht auch an allen schuld?
"Sehen Sie, Geld verbindet uns nicht nur, es trennt uns auch – es bringt das, was eigentlich auseinander ist, in einer künstlichen Form wieder zusammen, das ist seine Symbolik, und es reißt auseinander, was natürlich gewachsen ist. Es bringt zwei Boxer in den Ring, die sich dafür vermöbeln; und es bringt Familien auseinander, die sich um eine Erbschaft streiten. Das ist die Diabolik des Geldes."
Das haben wir doch schon alles -wenngleich auch etwas sperriger formuliert - bei Kalle Marx gelesen:
"Wir sahen, wie schon in dem einfachsten Wertausdruck, x Ware A = y Ware B, das Ding, worin die Wertgröße eines andren Dings dargestellt wird, seine Äquivalentform unabhängig von dieser Beziehung als gesellschaftliche Natureigenschaft zu besitzen scheint. Wir verfolgten die Befestigung dieses falschen Scheins. Er ist vollendet, sobald die allgemeine Äquivalentform mit der Naturalform einer besondren Warenart verwachsen oder zur Geldform kristallisiert ist. Eine Ware scheint nicht erst Geld zu werden, weil die andren Waren allseitig ihre Werte in ihr darstellen, sondern sie scheinen umgekehrt allgemein ihre Werte in ihr darzustellen, weil sie Geld ist. Die vermittelnde Bewegung verschwindet in ihrem eignen Resultat und läßt keine Spur zurück. Ohne ihr Zutun finden die Waren ihre eigne Wertgestalt fertig vor als einen außer und neben ihnen existierenden Warenkörper. Diese Dinge, Gold und Silber, wie sie aus den Eingeweiden der Erde herauskommen, sind zugleich die unmittelbare Inkarnation aller menschlichen Arbeit. Daher die Magie des Geldes. Das bloß atomistische Verhalten der Menschen in ihrem gesellschaftlichen Produktionsprozeß und daher die von ihrer Kontrolle und ihrem bewußten individuellen Tun unabhängige, sachliche Gestalt ihrer eignen Produktionsverhältnisse erscheinen zunächst darin, daß ihre Arbeitsprodukte allgemein die Warenform annehmen. Das Rätsel des Geldfetischs ist daher nur das sichtbar gewordne, die Augen blendende Rätsel des Warenfetischs." Kapital, Bd. I, Kapitel 2
Und dann das: "In diesem Kapitalismus, der fast kein Realwachstum mehr zustande bringen kann..." Hallo? In 2010 betrug das Wirtschaftswachstum in China rd. 10% und in Indien über 7%...
Und natürlich dürfen auch Ödipus und Narziß in einem so fluffigen Aufsatz nicht fehlen,wobei ich meine, dass Ödipus mit ein wenig mehr Taschengeld vielleicht auch andere Frauen hätte kennenlernen können...
Also, I am not convinced. Und wenn schon Antike, dann doch lieber das Orakel von Delphi mit seinem "Erkenne Dich selbst" bzw. dem daraus von Rilke abegeleiteten Imperativ: "Du mußt dein Leben ändern":
Archaischer Torso Apollos
Wir kannten nicht sein unerhörtes Haupt,
darin die Augenäpfel reiften. Aber
sein Torso glüht noch wie ein Kandelaber,
in dem sein Schauen, nur zurückgeschraubt,
sich hält und glänzt. Sonst könnte nicht der Bug
der Brust dich blenden, und im leisen Drehen
der Lenden könnte nicht ein Lächeln gehen
zu jener Mitte, die die Zeugung trug.
Sonst stünde dieser Stein entstellt und kurz
unter der Schultern durchsichtigem Sturz
und flimmerte nicht so wie Raubtierfelle;
und bräche nicht aus allen seinen Rändern
aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle,
die dich nicht sieht. Du mußt dein Leben ändern.
Der Mensch an sich ist ja ein ganz ein lieber, aber das Geld ist voll böse und macht, dass wir alten Omas nicht mehr über die Strasse helfen, sondern in ghettoisierten "Fickzellen" (Heiner Müller) über's Internet Tiefkühlpizza bestellen. Überhaupt, das Internet: Wo bleibt das den in diesem Artikel - ist das nicht auch an allen schuld?
"Sehen Sie, Geld verbindet uns nicht nur, es trennt uns auch – es bringt das, was eigentlich auseinander ist, in einer künstlichen Form wieder zusammen, das ist seine Symbolik, und es reißt auseinander, was natürlich gewachsen ist. Es bringt zwei Boxer in den Ring, die sich dafür vermöbeln; und es bringt Familien auseinander, die sich um eine Erbschaft streiten. Das ist die Diabolik des Geldes."
Das haben wir doch schon alles -wenngleich auch etwas sperriger formuliert - bei Kalle Marx gelesen:
"Wir sahen, wie schon in dem einfachsten Wertausdruck, x Ware A = y Ware B, das Ding, worin die Wertgröße eines andren Dings dargestellt wird, seine Äquivalentform unabhängig von dieser Beziehung als gesellschaftliche Natureigenschaft zu besitzen scheint. Wir verfolgten die Befestigung dieses falschen Scheins. Er ist vollendet, sobald die allgemeine Äquivalentform mit der Naturalform einer besondren Warenart verwachsen oder zur Geldform kristallisiert ist. Eine Ware scheint nicht erst Geld zu werden, weil die andren Waren allseitig ihre Werte in ihr darstellen, sondern sie scheinen umgekehrt allgemein ihre Werte in ihr darzustellen, weil sie Geld ist. Die vermittelnde Bewegung verschwindet in ihrem eignen Resultat und läßt keine Spur zurück. Ohne ihr Zutun finden die Waren ihre eigne Wertgestalt fertig vor als einen außer und neben ihnen existierenden Warenkörper. Diese Dinge, Gold und Silber, wie sie aus den Eingeweiden der Erde herauskommen, sind zugleich die unmittelbare Inkarnation aller menschlichen Arbeit. Daher die Magie des Geldes. Das bloß atomistische Verhalten der Menschen in ihrem gesellschaftlichen Produktionsprozeß und daher die von ihrer Kontrolle und ihrem bewußten individuellen Tun unabhängige, sachliche Gestalt ihrer eignen Produktionsverhältnisse erscheinen zunächst darin, daß ihre Arbeitsprodukte allgemein die Warenform annehmen. Das Rätsel des Geldfetischs ist daher nur das sichtbar gewordne, die Augen blendende Rätsel des Warenfetischs." Kapital, Bd. I, Kapitel 2
Und dann das: "In diesem Kapitalismus, der fast kein Realwachstum mehr zustande bringen kann..." Hallo? In 2010 betrug das Wirtschaftswachstum in China rd. 10% und in Indien über 7%...
Und natürlich dürfen auch Ödipus und Narziß in einem so fluffigen Aufsatz nicht fehlen,wobei ich meine, dass Ödipus mit ein wenig mehr Taschengeld vielleicht auch andere Frauen hätte kennenlernen können...
Also, I am not convinced. Und wenn schon Antike, dann doch lieber das Orakel von Delphi mit seinem "Erkenne Dich selbst" bzw. dem daraus von Rilke abegeleiteten Imperativ: "Du mußt dein Leben ändern":
Archaischer Torso Apollos
Wir kannten nicht sein unerhörtes Haupt,
darin die Augenäpfel reiften. Aber
sein Torso glüht noch wie ein Kandelaber,
in dem sein Schauen, nur zurückgeschraubt,
sich hält und glänzt. Sonst könnte nicht der Bug
der Brust dich blenden, und im leisen Drehen
der Lenden könnte nicht ein Lächeln gehen
zu jener Mitte, die die Zeugung trug.
Sonst stünde dieser Stein entstellt und kurz
unter der Schultern durchsichtigem Sturz
und flimmerte nicht so wie Raubtierfelle;
und bräche nicht aus allen seinen Rändern
aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle,
die dich nicht sieht. Du mußt dein Leben ändern.
Zuletzt geändert von Blues Bird am Mi 31. Aug 2011, 15:15, insgesamt 1-mal geändert.
- Mr Knowitall
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Re: Diabolik des Geldes
Und dann das: "In diesem Kapitalismus, der fast kein Realwachstum mehr zustande bringen kann..." Hallo? In 2010 betrug das Wirtschaftswachstum in China rd. 10% und in Indien über 7%...
O meiomei

- Blues Bird
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Re: Diabolik des Geldes
Mr Knowitall hat geschrieben:Und dann das: "In diesem Kapitalismus, der fast kein Realwachstum mehr zustande bringen kann..." Hallo? In 2010 betrug das Wirtschaftswachstum in China rd. 10% und in Indien über 7%...
O meiomei
Ich finde es nicht unelegant, wenn man im Diskurs versucht, die Fakten einerseits und deren Bewertung andererseits möglichst auseinanderzuhalten, oder?
- Mr Knowitall
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Re: Diabolik des Geldes
Ich muss dir wohl nicht erklären, dass der Begriff Wachstum in diesem Zusammenhang schon eine Interpretation darstellt, die zudem auf zynische Art und Weise die wahre Natur der Dinge verzerrt.
Re: Diabolik des Geldes
Das hier
ist jedenfalls amüsant und nachdenkenswert.
Blues Bird hat geschrieben:Der Mensch an sich ist ja ein ganz ein lieber, aber das Geld ist voll böse und macht, dass wir alten Omas nicht mehr über die Strasse helfen, sondern in ghettoisierten "Fickzellen" (Heiner Müller) über's Internet Tiefkühlpizza bestellen.
ist jedenfalls amüsant und nachdenkenswert.
- Blues Bird
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Re: Diabolik des Geldes
Mr Knowitall hat geschrieben:Ich muss dir wohl nicht erklären, dass der Begriff Wachstum in diesem Zusammenhang schon eine Interpretation darstellt, die zudem auf zynische Art und Weise die wahre Natur der Dinge verzerrt.
Gerne stimme ich Josef hier zu: Doch, mußt Du!
Haesler schrieb, das der gegenwärtige Kapitalismus "fast kein Realwachstum" (wie immer er das auch definiert - vermutlich BIP Wachstum ohne den Anteil des Finanzsektors) mehr zustandebringt. Das mag auf Westeuropa, die USA und Japan zutreffen (habe es nicht überprüft), auf andere Länder aber nicht. China und Indien haben ein kapitalistisches Wirtschaftssytem, beide Volkswirtschaften wachsen (noch?) stark im realwirtschaftlichen Sektor. Also stimmt Haesler Aussage so nicht. Wie man dieses Wachstum bewertet ist eine ganz andere Frage....
Aber wo ist Hecky - der kann das wahrscheinlich viel besser erklären als ich...
Re: Diabolik des Geldes
Es gibt kein "Wachstum" in einer endlichen Welt. Außer in Form von Meteoriten, die die Erdmasse erhöhen....
- Mr Knowitall
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Re: Diabolik des Geldes
Doch, gibt es!
Klingeltöne zum Runterladen. Das ist auch das BIP.
Klingeltöne zum Runterladen. Das ist auch das BIP.

Re: Diabolik des Geldes
Nein, die Welt ist eine Scheibe. Digitale Inhalte zählen nicht.......
Re: Diabolik des Geldes
Blues Bird hat geschrieben:Mr Knowitall hat geschrieben:Ich muss dir wohl nicht erklären, dass der Begriff Wachstum in diesem Zusammenhang schon eine Interpretation darstellt, die zudem auf zynische Art und Weise die wahre Natur der Dinge verzerrt.
Gerne stimme ich Josef hier zu: Doch, mußt Du!
Haesler schrieb, das der gegenwärtige Kapitalismus "fast kein Realwachstum" (wie immer er das auch definiert - vermutlich BIP Wachstum ohne den Anteil des Finanzsektors) mehr zustandebringt. Das mag auf Westeuropa, die USA und Japan zutreffen (habe es nicht überprüft), auf andere Länder aber nicht. China und Indien haben ein kapitalistisches Wirtschaftssytem, beide Volkswirtschaften wachsen (noch?) stark im realwirtschaftlichen Sektor. Also stimmt Haesler Aussage so nicht. Wie man dieses Wachstum bewertet ist eine ganz andere Frage....
Aber wo ist Hecky - der kann das wahrscheinlich viel besser erklären als ich...
Nun, Wachstum ist die Zunahme einer bestimmten Messgröße im Zeitverlauf, die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung ist da noch das Standardwerk in der Ökonomie, sie versucht in einem konsistentem Gesamtsystem Einkommensenstehung, Einkommensverteilung und Einkommensverwendung in einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum darzustellen, sie beruht auf der statistischen Erfassung von in Währungseinheiten bewerteten wirtschaftlichen Vorgängen. Sie verzichtet bewusst aus Praktikabilitätsgründen auf die Einbeziehung unbezahlter Arbeit und anderer wohlfahrtsrelevanter Elemente, neuerdings wird versucht, das Menschheitsglück durch Nachhaltigkeitsindikatoren u.ä. zu vervollständigen, ist aber (noch?) mit vielen Fragezeichen zu versehen.
- Blues Bird
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Re: Diabolik des Geldes
Hecky hat geschrieben:[quote="Blues BirdGerne stimme ich Josef hier zu: Doch, mußt Du!
Haesler schrieb, das der gegenwärtige Kapitalismus "fast kein Realwachstum" (wie immer er das auch definiert - vermutlich BIP Wachstum ohne den Anteil des Finanzsektors) mehr zustandebringt. Das mag auf Westeuropa, die USA und Japan zutreffen (habe es nicht überprüft), auf andere Länder aber nicht. China und Indien haben ein kapitalistisches Wirtschaftssytem, beide Volkswirtschaften wachsen (noch?) stark im realwirtschaftlichen Sektor. Also stimmt Haesler Aussage so nicht. Wie man dieses Wachstum bewertet ist eine ganz andere Frage....
Aber wo ist Hecky - der kann das wahrscheinlich viel besser erklären als ich..
Nun, Wachstum ist die Zunahme einer bestimmten Messgröße im Zeitverlauf, die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung ist da noch das Standardwerk in der Ökonomie, sie versucht in einem konsistentem Gesamtsystem Einkommensenstehung, Einkommensverteilung und Einkommensverwendung in einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum darzustellen, sie beruht auf der statistischen Erfassung von in Währungseinheiten bewerteten wirtschaftlichen Vorgängen. Sie verzichtet bewusst aus Praktikabilitätsgründen auf die Einbeziehung unbezahlter Arbeit und anderer wohlfahrtsrelevanter Elemente, neuerdings wird versucht, das Menschheitsglück durch Nachhaltigkeitsindikatoren u.ä. zu vervollständigen, ist aber (noch?) mit vielen Fragezeichen zu versehen.
Danke.
Btw, was muß ich tun, damit Du endlich Deinen Avatar änderst?
Re: Diabolik des Geldes
Nun, gib mir Gelegenheit und Anlass dies freiwillig zu tun ...
Re: Diabolik des Geldes
Wir schicken den Avatar seiner Frau, soll sie sich um sein Unbewusstes kümmern.
Re: Diabolik des Geldes
Nun, meine Frau hat den für mich ausgesucht, das kann ja heiter werden ...
-
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Re: Diabolik des Geldes
Vom Tellerwäscher zum Millionär, so gehts:
http://le-bohemien.net/2011/09/09/wie-b ... ld-machen/
http://le-bohemien.net/2011/09/09/wie-b ... ld-machen/
- Blues Bird
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Re: Diabolik des Geldes
Läster Paul hat geschrieben:Vom Tellerwäscher zum Millionär, so gehts:
http://le-bohemien.net/2011/09/09/wie-b ... ld-machen/
Leider nur eine krude Ansammlung von Halbwahrheiten. Wenn Dich das Thema wirklich interessiert, greife lieber zu einem vernünftigen VWL Lehrbuch...
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