Alle stehen sie ratlos da wie der Ochs vorm Berg, aber der Gauck is hellwach: Psychotherapeuten und Theaterwissenschaftler richten uns zugrunde mit ihrem mangelnden technischen Sachverstand.
http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... igenz.html
Und:
"Fortschrittsprobleme kann man also nur mit Fortschritt lösen? Genau."
Aha.
Gauck hats rausgefunden
- Mr Knowitall
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Re: Gauck hats rausgefunden
Der Artikel läßt mich ratlos zurück. Hatte dem bisher mehr Verstand zugetraut..... 

- Blues Bird
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Re: Gauck hats rausgefunden
Danke für den Link. Gauck ist ein kluger Kopf.
Was findet ihr falschen an diesen Einschätzungen:
"Diesen Rückfall in eine Ideologie, die so tut, als sei „der Kapitalismus“ die Ursache aller Entfremdungsprozesse, halte ich für historisch längst erledigt. Dieses marxistische Mantra ist von der Geschichte widerlegt. Haben wir doch im Kommunismus gesehen, dass die Absolutsetzung der Macht der wenigen und die perpetuierte Ohnmacht der vielen zu weit größerer Entfremdung geführt haben als in der Sphäre des sogenannten Kapitalismus."
"Wir Deutsche vergleichen unsere Existenz aber selten mit dem Vergleichbaren. Das Vorhandene wird stattdessen mit dem Gewünschten verglichen. Und das Gewünschte trägt oft Züge vom Himmelreich, gern auch ohne Gott. Es soll vollkommen sein. Seit der deutschen Romantik herrscht eine gewisse Verachtung dessen, was wir vorfinden. Das ist eine besondere Gefahr."
"Sehr interessante Frage, weil ja seit vielen Jahren ein Sub-Diskurs geführt wird, ob der Europäisierungsprozess nicht ein Prozess schleichender Entdemokratisierung ist. Mit der Globalisierung war auch eine Globalisierung der Politik verbunden. Viele Menschen können das nicht mehr verarbeiten. Als Laie bin ich doch zum Beispiel bei der Beurteilung der Finanzpolitik auf Experten angewiesen. Letztlich bleibt mir nichts anderes übrig, als ihnen zu vertrauen, weil ich die Sachverhalte nicht mehr eigenständig bewerten kann. Das ist ein Notbehelf der Bürger.
Insofern kommt es zur Bildung einer Funktions- und Führungselite, die Mitwirkungsmöglichkeiten von Bürgern sehr schwer macht – zweifellos eine der Gefahren, die aus den modernen Demokratien erwachsen. Auf dem Papier stimmt noch alles, die Instanzen, die Gremien. Doch in der Realität herrscht eine Minorität der Akteure. Wenn deren Fachwissen aber von anderen nicht mehr geteilt werden kann, wird es problematisch. Dann können wir Demokratie auch ohne Diktatoren verlieren.
Die Elite muss ihren Wissensvorsprung deshalb demokratisieren. Sie muss kommunizieren, was schwer zu verstehen ist. Wir haben aber erlebt, wie bei komplexen Sachverhalten, etwa dem Einsatz der Armee im Ausland, dem Umbau des Sozialstaats oder der Euro-Krise von der Politik eine verminderte Kommunikation geübt worden ist. "
Was findet ihr falschen an diesen Einschätzungen:
"Diesen Rückfall in eine Ideologie, die so tut, als sei „der Kapitalismus“ die Ursache aller Entfremdungsprozesse, halte ich für historisch längst erledigt. Dieses marxistische Mantra ist von der Geschichte widerlegt. Haben wir doch im Kommunismus gesehen, dass die Absolutsetzung der Macht der wenigen und die perpetuierte Ohnmacht der vielen zu weit größerer Entfremdung geführt haben als in der Sphäre des sogenannten Kapitalismus."
"Wir Deutsche vergleichen unsere Existenz aber selten mit dem Vergleichbaren. Das Vorhandene wird stattdessen mit dem Gewünschten verglichen. Und das Gewünschte trägt oft Züge vom Himmelreich, gern auch ohne Gott. Es soll vollkommen sein. Seit der deutschen Romantik herrscht eine gewisse Verachtung dessen, was wir vorfinden. Das ist eine besondere Gefahr."
"Sehr interessante Frage, weil ja seit vielen Jahren ein Sub-Diskurs geführt wird, ob der Europäisierungsprozess nicht ein Prozess schleichender Entdemokratisierung ist. Mit der Globalisierung war auch eine Globalisierung der Politik verbunden. Viele Menschen können das nicht mehr verarbeiten. Als Laie bin ich doch zum Beispiel bei der Beurteilung der Finanzpolitik auf Experten angewiesen. Letztlich bleibt mir nichts anderes übrig, als ihnen zu vertrauen, weil ich die Sachverhalte nicht mehr eigenständig bewerten kann. Das ist ein Notbehelf der Bürger.
Insofern kommt es zur Bildung einer Funktions- und Führungselite, die Mitwirkungsmöglichkeiten von Bürgern sehr schwer macht – zweifellos eine der Gefahren, die aus den modernen Demokratien erwachsen. Auf dem Papier stimmt noch alles, die Instanzen, die Gremien. Doch in der Realität herrscht eine Minorität der Akteure. Wenn deren Fachwissen aber von anderen nicht mehr geteilt werden kann, wird es problematisch. Dann können wir Demokratie auch ohne Diktatoren verlieren.
Die Elite muss ihren Wissensvorsprung deshalb demokratisieren. Sie muss kommunizieren, was schwer zu verstehen ist. Wir haben aber erlebt, wie bei komplexen Sachverhalten, etwa dem Einsatz der Armee im Ausland, dem Umbau des Sozialstaats oder der Euro-Krise von der Politik eine verminderte Kommunikation geübt worden ist. "
Re: Gauck hats rausgefunden
Blues Bird hat geschrieben:Was findet ihr falschen an diesen Einschätzungen:
"Diesen Rückfall in eine Ideologie, die so tut, als sei „der Kapitalismus“ die Ursache aller Entfremdungsprozesse, halte ich für historisch längst erledigt. Dieses marxistische Mantra ist von der Geschichte widerlegt. Haben wir doch im Kommunismus gesehen, dass die Absolutsetzung der Macht der wenigen und die perpetuierte Ohnmacht der vielen zu weit größerer Entfremdung geführt haben als in der Sphäre des sogenannten Kapitalismus."
Fettgedruckt: das ist doch genau das, wogegen Marx und Engels so angestrengt nachgedacht haben. Aufgrund des Feudalsystems, das die Ausbeutung und das Leid der Industrialisierung hervorgebracht hat. Dass sich die Machtstrukturen nicht erst in der französischen Revolution bei den Umstürzlern so gut wie immer unmittelbar, fatal und reaktionär sofort wiederhergestellt haben, halte ich für eine der zentralen Gesichtspunkte in der historischen Dialektik. Anna Freud (ja die Tochter): "die revolutionärsten Kinder sind immer die angepasstesten".
Und diese Dialektik darf man gerade zur Stunde nicht als Gegenargument gegenüber einer völlig berechtigten Kapitalismuskritik ins Feld führen. Meiner Ansicht nach.
"Wir Deutsche vergleichen unsere Existenz aber selten mit dem Vergleichbaren. Das Vorhandene wird stattdessen mit dem Gewünschten verglichen. Und das Gewünschte trägt oft Züge vom Himmelreich, gern auch ohne Gott. Es soll vollkommen sein. Seit der deutschen Romantik herrscht eine gewisse Verachtung dessen, was wir vorfinden. Das ist eine besondere Gefahr."
Gut! Die Gefahr der narzistischen Störung des Romantikers auf eine neue Art beschrieben. Ist aber eigentlich eh klar. Weiter von hier aus würde es ja gehen, aber schon Margarete Mitscherlichs Analyse der Unfähigkeit zu trauern ging der deutschen Seele zu weit.
"Sehr interessante Frage, weil ja seit vielen Jahren ein Sub-Diskurs geführt wird, ob der Europäisierungsprozess nicht ein Prozess schleichender Entdemokratisierung ist. Mit der Globalisierung war auch eine Globalisierung der Politik verbunden. Viele Menschen können das nicht mehr verarbeiten. Als Laie bin ich doch zum Beispiel bei der Beurteilung der Finanzpolitik auf Experten angewiesen. Letztlich bleibt mir nichts anderes übrig, als ihnen zu vertrauen, weil ich die Sachverhalte nicht mehr eigenständig bewerten kann. Das ist ein Notbehelf der Bürger.
[i][i]Wenn ich selber aus meinem Geld auf dem Finanzmärkten noch mehr Geld machen will, also [/i]als Teil des Systems bin ich klar auf Experten angewiesen. Dieses gestörte Spiel von aussen zu beschreiben muss man aber m.E. nach kein Finanzexperte sein.
Insofern kommt es zur Bildung einer Funktions- und Führungselite, die Mitwirkungsmöglichkeiten von Bürgern sehr schwer macht – zweifellos eine der Gefahren, die aus den modernen Demokratien erwachsen. Auf dem Papier stimmt noch alles, die Instanzen, die Gremien. Doch in der Realität herrscht eine Minorität der Akteure. Wenn deren Fachwissen aber von anderen nicht mehr geteilt werden kann, wird es problematisch. Dann können wir Demokratie auch ohne Diktatoren verlieren.
Die unmittelbare Mitwirkung der Bürger - das ist doch schon gefühlte 20 Jahre - ich sag mal mit Birne und durch Birne - ein Ammenmärchen.
Die Elite muss ihren Wissensvorsprung deshalb demokratisieren. Sie muss kommunizieren, was schwer zu verstehen ist. Wir haben aber erlebt, wie bei komplexen Sachverhalten, etwa dem Einsatz der Armee im Ausland, dem Umbau des Sozialstaats oder der Euro-Krise von der Politik eine verminderte Kommunikation geübt worden ist.
Diese Elite seh ich nicht. Eine Elite ist dadurch eine, indem sie sich von der Masse abgrenzt. Mehr Bildungschancen würde die Gesellschaft besser demokratisieren. Auch komplexe Sachverhalte werden von Massen verstanden. So blöd sind die Leute nicht, wenn man sie informiert. Gaucks Einstellung ist hier ziemlich arrogant.
- Blues Bird
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Re: Gauck hats rausgefunden
Blues Bird hat geschrieben:Danke für den Link. Gauck ist ein kluger Kopf.
Was findet ihr falschen an diesen Einschätzungen:
"Diesen Rückfall in eine Ideologie, die so tut, als sei „der Kapitalismus“ die Ursache aller Entfremdungsprozesse, halte ich für historisch längst erledigt. Dieses marxistische Mantra ist von der Geschichte widerlegt. Haben wir doch im Kommunismus gesehen, dass die Absolutsetzung der Macht der wenigen und die perpetuierte Ohnmacht der vielen zu weit größerer Entfremdung geführt haben als in der Sphäre des sogenannten Kapitalismus."
"Wir Deutsche vergleichen unsere Existenz aber selten mit dem Vergleichbaren. Das Vorhandene wird stattdessen mit dem Gewünschten verglichen. Und das Gewünschte trägt oft Züge vom Himmelreich, gern auch ohne Gott. Es soll vollkommen sein. Seit der deutschen Romantik herrscht eine gewisse Verachtung dessen, was wir vorfinden. Das ist eine besondere Gefahr."
"Sehr interessante Frage, weil ja seit vielen Jahren ein Sub-Diskurs geführt wird, ob der Europäisierungsprozess nicht ein Prozess schleichender Entdemokratisierung ist. Mit der Globalisierung war auch eine Globalisierung der Politik verbunden. Viele Menschen können das nicht mehr verarbeiten. Als Laie bin ich doch zum Beispiel bei der Beurteilung der Finanzpolitik auf Experten angewiesen. Letztlich bleibt mir nichts anderes übrig, als ihnen zu vertrauen, weil ich die Sachverhalte nicht mehr eigenständig bewerten kann. Das ist ein Notbehelf der Bürger.
Insofern kommt es zur Bildung einer Funktions- und Führungselite, die Mitwirkungsmöglichkeiten von Bürgern sehr schwer macht – zweifellos eine der Gefahren, die aus den modernen Demokratien erwachsen. Auf dem Papier stimmt noch alles, die Instanzen, die Gremien. Doch in der Realität herrscht eine Minorität der Akteure. Wenn deren Fachwissen aber von anderen nicht mehr geteilt werden kann, wird es problematisch. Dann können wir Demokratie auch ohne Diktatoren verlieren.
Die Elite muss ihren Wissensvorsprung deshalb demokratisieren. Sie muss kommunizieren, was schwer zu verstehen ist. Wir haben aber erlebt, wie bei komplexen Sachverhalten, etwa dem Einsatz der Armee im Ausland, dem Umbau des Sozialstaats oder der Euro-Krise von der Politik eine verminderte Kommunikation geübt worden ist. "
Dank für diese differenzierte und reflektierte Antwort. Damit kann ich etwas anfangen.

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Re: Gauck hats rausgefunden
Josef K hat geschrieben:Der Artikel läßt mich ratlos zurück. Hatte dem bisher mehr Verstand zugetraut.....
Ich nicht, aber ich bin ja auch ein Alleswisser.
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