Risse in der Gitarrendecke...?

docL

Risse in der Gitarrendecke...?

Beitragvon docL » Mi 29. Feb 2012, 20:30

Hallo zusammen,

ich hätte da mal ein Frage. Ich habe eine, schon etwas ältere Gibson Akustik-Gitarre (TYP J-30). Die Gitarre stammt aus den 90er Jahren und klingt ausserordentlich gut.
Nun haben sich (der Alptraum eines jeden Gitarrenbesitzers) diesen Winter Risse um den Steg gebildet.
Diese liegen ober- und unterhalb des Steges und machen einen leichten Bogen um den Steg herum. Sie gehen also nicht entlang der Maserung.
Die Gitarre hat jetzt ein paar Wochen lang kein "Tageslicht" gesehen, ich habe sie gut verschlossen mit dem entsprechenden Befeuchter mit leicht entspannten Saiten im Koffer gelagert.
Nun sind diese Risse da.
Ich höre definitiv keine Unterschied zu früher, die Gitarre klingt und schwingt und klingt nach wie vor gut.
Wenn ich mit dem Fingernagel über die entsprechenden Stellen kratze, spüre ich diese ca8 cm langen "gebogenen" Risse ganz deutlich.

Ist es möglich, dass die Risse nur im Lack sind?
Wer hat Erfahrungen diesbezüglich oder hat eine Idee, wie ich es selber checken kann, bevor ich zum Gitarrenbauer damit gehe.... :dontknow:

Danke für eure Hinweise....

Zakk_Wylde
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Re: Risse in der Gitarrendecke...?

Beitragvon Zakk_Wylde » Mi 29. Feb 2012, 20:36

Mit Daumen kräftig auf die Decke drücken entlang der Risse. Wenn das Holz knirscht und sich ein Spalt öffnet, weißt Du: Es war nicht nur der Lack!

docL

Re: Risse in der Gitarrendecke...?

Beitragvon docL » Mi 29. Feb 2012, 20:56

Das habe ich sogar schon gemacht... war mir nur nicht sicher, ob dass alleine als "Beweis" reicht...
Danke für den Hinweis... Da tut sich gar nichts, da knirscht nichts und auch der Riss "öffnet" sich nicht...
Das beruhigt mich schon ein wenig....

Zakk_Wylde
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Re: Risse in der Gitarrendecke...?

Beitragvon Zakk_Wylde » Mi 29. Feb 2012, 21:03

Mann!! Ich wollt Dich verkackeiern.!!

Ich würde da gar nicht rumdrücken. Wird nicht besser dadurch. Zu 99% ist das der Lack. Ein Gitarrenbauer träufelt da sehr flüssigen (Sekunden-)Kleber rein und gut ist.

docL

Re: Risse in der Gitarrendecke...?

Beitragvon docL » Mi 29. Feb 2012, 21:06

Aaaah so.....
nee ernsthaft.... Ich habe tatsächlich EXAKT das gemacht, was Du geschrieben hast.... Der Unruhe wegen....
Allerdings dann schon mit Gefühl....
Ich kann das....
Wie war das? Nach fest kommt lose...????
Aber da bewegt sich, wie gesagt NÜSCHT.....

linus
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Re: Risse in der Gitarrendecke...?

Beitragvon linus » Mi 29. Feb 2012, 21:53

Zakk´s "Drück-Methode" ist in der Tat die, mit der man feststellt, ob der Riß auch im Holz ist...!
Das man dann evtl. Sekundenkleber reinträufelt, um diese Risse zu verschließen, habe ich noch bei keinem Gitarrenbauer erlebt - der sollte sich dann auch nicht so nennen ! Gegen diese Risse hilft nur Neulackieren - kostet unfaßbar viel, da aufwendig, und deshalb macht das kaum jemand (ist wie beim Auto, wenn jemand vorschlägt, dicke Kratzer "kurz wegzupolieren": es funktioniert nicht, sieht scheiße aus; es ist absolut aufwendig und teuer, wenn man es richtig machen will).

Den Flüssigkeitsspender bräuchtest Du in den Alpen, wenn das Zimmer konstant mit einem Holzofen befeuert wird - für unsere Breitengerade überflüssig. Wir hatten zwar jetzt hier in der Eifel auch wochenlang ca. 23 % Luftfeuchte (was lt. Lehrbuch "tödlich" für Akustik-Gitarren/Lacke ist), aber dann müßten meine Gitarren seit Jahren Lackrisse zeigen: die kommen nach dem Spielen in den Koffer, ohne "Be-Entfeuchter" drin, nothing has ever happened (Gitarren die 10-30 Jahre alt sind, vollmassiv, Nitrolack etc.).

Jetzt verlaufen die Risse auch noch "kreisförmig" um den Steg herum... Trockenrisse verlaufen jedoch mit der Maserung, da die Saitenspannung parallel zu dieser verläuft (Exkurs: Zugkraft eines 012er Satzes ca. 75kg, 011er ca. 68 kg, 010er ca. 61 kg !!!) So wie Doc das Riß-Bild beschreibt, könnte es vielleicht sein, daß ein Gegenstand darauf gefallen ist ? Habe ich oft genug erlebt, daß dann die Frau/Kinder kleinlaut danebenstanden - das aber nur als evtl. Möglichkeit :flower:

Und da eine Korpus-Lackierung schnell mal 500,- Euro kostet - dieses auch evtl. den Sound verändert - würde ich es nicht machen - wenn definitiv feststeht, daß die Decke bzw. Leisten nicht gerissen sind.

Linus
(der es ebenfalls haßt, wenn etwas mit seinem Zeuch ist :mad: )

UniCut

Re: Risse in der Gitarrendecke...?

Beitragvon UniCut » Do 1. Mär 2012, 08:38

hi doc,

da kann ich linus nur beipflichten. so wie du das beschreibst, ist das "nur" der lack.
diese drückmethode würde ich auch nur ohne saiten durchführen, wenn überhaupt.
die kreisförmigen risse deuten aber wirklich auf gerissenen lack hin. die spannungen treten um den steg kreisförmig auch. hier wird die decke durch den zug der saiten nach oben und etwas richtung hals gezogen. die größte verformung findet links und rechts neben dem steg statt, da hier die kraft senkrecht auf den jahrringverlauf trifft. in dieser richtung kann holz einer kraft am wenigsten entgegensetzen. vor und hinter dem steg tritt das meist nicht so auf, da die kräfte hier parallel in die holzfasern abgeleitet werden. bei dir in diesem fall schon. hmmm!
da würde ich die beleistung mal untersuchen lassen.
und: wenn es dich optisch nicht stört, dann würde ich es lassen. und diese sekundenkleberlösung ist auch so eine sache. kann funktionieren, tut es aber nicht immer. und bei so einer teuren gitarre :nono:

poste doch mal ein detailfoto!

gruß, flo

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Reinhardt
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Re: Risse in der Gitarrendecke...?

Beitragvon Reinhardt » Do 1. Mär 2012, 09:12

ich reihe mcih auch ein und sage, das ist der Lack. Da der ziemlich gearbeitet haben muss, dürfte die Gitarre jetzt besser klingen. Bloß nicht neulackieren.
Florian Jäger verlangt Tausende dafür, dass er den Lack für Vintage-Replicas genau so hinbekommt.


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