Früher gab es ja sogar noch so etwas wie Schlaggitarren. Dagegen ist alles andere Pussy-Gear, oder wie Tony das nennt.
Und ich finde, das hört man halbwegs fortgeschrittenen E-Spielern oft an, ob sie ausschließlich den leichten Weg gegangen sind oder nicht. Bzw. man hört einem erfahrenen Schlaggitarristen deutlich an, dass er vor nichts und niemand Angst hat, wenn er ins Licht tritt.
Dem mag ich schon deshalb nicht widersprechen, weil ich selbst quasi die Karikatur genau so eines Gitarristen bin.
Ok, ich sag mal, was ich wirklich als Unterschiede erlebe:
1. Leute, die von der Akustik her kommen, haben eher ein total entspanntes Verhältnis zum Begleiten. Die sind es gewohnt, nicht zu solieren. Die können eher auch andere (Menschen und Instrumente) "strahlen" lassen.
Die können potentiell auch besser ihren Mitmusikern zuhören udn sich daran freuen, was die machen.
Ich erinnere das von meinen ersten richtigen Bands.
Ich bin der mit dem Peter-Bursch-Notabitur, habe für mich allein immer viel Folk und Nicht-Gitarrenhelden-Pop gehört und gespielt.
Die anderen Gitarristen kamen meist von der Klassik und haben dann direkt E-Gitarre gelernt, und waren immer sowas von geil auf Solo-Spielen. Das konnten die meist auch besser als ich, dafür hatten die meist Probleme mit Rhythm-Parts.
Einerseits rein spieltechnisch, andererseits mental ("Öh, das ist mir zu langweilig ...")
2. Leute, die viel Akustik gespielt haben, denken und spielen eher in Songs, song-dienlich. Nicht in Licks, Skalen und "Mätzchen".
Die kennen auch eher Songs.
Und wenn sie den speziellen Song nicht kennen, dann finden sie da schneller hinein, weil sie eine Idee davon haben, wie ein Song "funktioniert".
Das fällt mir bei Sessions immer wieder auf.
Ich führe das auf das (auch hier) viel belächelte Spielen mit dem Songbook, dem Blatt mit Text und Akkorden vor der Nase zurück.
3. Leute, die von der Akustischen kommen, haben meist eine niedrigere Hemmschwelle, zu singen. Das finde ich immer gut - schon deshalb, weil ich instrumentale Musik auf Dauer langweilig finde (Klassik und klassischen Jazz ausgenommen).
Wie gesagt, ich glaube, man kann sehr davon profitieren, wenn man sich an der Akustischen versucht.
Aber man muss das nicht machen.
Und schon gar nicht ist die Akustik die Benchmark dafür, ob ein Gitarrist was taugt oder nicht.
Cheers,
Nick