Amateure und Komposition

Gamma

Re: Amateure und Komposition

Beitragvon Gamma » Di 26. Feb 2013, 17:52

Ich denke schon! Denn das was man in einem Genre macht, oder nicht macht bestimmt es bis zu einem bestimmten Grad! Wenn in einem Reggae-Song der Bass auf der eins einsetzt, gilt das als Spielfehler! ;-)

tortitch

Re: Amateure und Komposition

Beitragvon tortitch » Di 26. Feb 2013, 18:09

Gamma hat geschrieben:Ich denke schon! Denn das was man in einem Genre macht, oder nicht macht bestimmt es bis zu einem bestimmten Grad! Wenn in einem Reggae-Song der Bass auf der eins einsetzt, gilt das als Spielfehler! ;-)


Was mich gedanklich dabei eigentlich bewegt, ist die Frage, ob man auf der Abstraktionsleiter noch eine Stufe weiter nach oben darf: Ohne Regeln keine Musik.
Tom und Butt zum Beispiel sind, wenn ich mich nicht irre, der Auffassung, dass es auf DIESER Ebene keine Regeln mehr gibt. Sie möchten jede von Menschen organisierte Abfolge von Geräuschen als Musik gelten lassen (insofern die Produzenten oder die Rezipienten diese Geräuschabfolge intentional als Musik erfassen).
Ich teile diese Auffassung nicht ganz.

Gamma

Re: Amateure und Komposition

Beitragvon Gamma » Di 26. Feb 2013, 18:17

Wenn man so metaphysisch wird, gilt natürlich: "Ohne Regeln keine Musik!" Das gilt auch für Literatur, Filme, Mode etc.! Der Punkt ist, dass die Regeln sich im Laufe der Zeit ändern, was das Kunstwerk in seinen Kontext setzt!

Nicknack

Re: Amateure und Komposition

Beitragvon Nicknack » Di 26. Feb 2013, 18:24

Tom hat geschrieben:
Großmutter hat geschrieben:"Songs" entstehen eigentlich schon immer völlig spontan und zufällig wenn ich mal ein wenig auf der Klampfe zur Entspannung rumdaddel - meistens auf der Couch wenn der Fernseher läuft. Ehrlich, wenn ich versuche mich hinzusetzen und etwas zu "schreiben", passiert gar nichts. Die interessantesten Sachen passieren fast immer so nebenbei, also wenn ich selber als Musiker oder Komponist eigentlich gar nicht anwesend bin, wenn ich überhaupt keine Intention habe irgendetwas zu "schreiben". Mit den Texten verhält es sich im Prinzip genauso. Und "gut" finde ich einen eigenen Song prinzipiell schon mal, wenn ich ihn am nächsten Tag nicht vergessen habe. Und damit bin ich (für mich) eigentlich immer ganz gut gefahren ...ehrlich ...


Jetzt hast du gerade ausführlich eine Regel formuliert . . . :flower:


Danke, Tom.

@Großmutter: :cuddle:

Tom

Re: Amateure und Komposition

Beitragvon Tom » Di 26. Feb 2013, 18:28

Die Regel ist doch nur als individuelle überhaupt zulässig - mit dem Anspruch (ich sags jetzt mal eso): Ich suche meine Stimme. Ich machs grad so, wie es mir daherkommt.

Seine Stimme zu finden und aus ihr heraus die Seelen anderer zu berühren (ich mein das ganz praktisch :flower: )
- oder übersetzt es "von einer geilen Drecksau wie Malcolm Young oder Little Richard gekickt zu werden" (ist für mich e x a k t dasselbe)
ist der verbindende Anspruch. Spaß haben. Abgehen.

Zu was sonst soll objektivierbares Regelwerk gut sein als sich daran zu reiben und seinen Weg in dieser Reibung zu gehen.

Wobei man den Regeln um sich an Ihnen zu reiben schon mitunter sehr nahe kommen . . . . . darf.

"Überspringen sie alle Felder und gehen sie auf LOS, wenn sich der Weg mühelos vor ihren Augen bahnt" . . gilt natürlich immer.

Tom

Re: Amateure und Komposition

Beitragvon Tom » Di 26. Feb 2013, 18:32

tortitch hat geschrieben:Was mich gedanklich dabei eigentlich bewegt, ist die Frage, ob man auf der Abstraktionsleiter noch eine Stufe weiter nach oben darf: Ohne Regeln keine Musik.
Tom und Butt zum Beispiel sind, wenn ich mich nicht irre, der Auffassung, dass es auf DIESER Ebene keine Regeln mehr gibt.

Gaa nich waaaah! (was mich betrifft).
Ist das Thema nicht das Spannungsfeld, ja die Dialektik zwischen Individuum und Konformität?
Und vorallem: wo schwimmt da jetzt jeder von uns so rum?
In Ufernähe?
Mit den Haien?
Sinkend wie ein Stein? (der war für dich, A.)

Also, als Tonpoet gedacht.

tortitch

Re: Amateure und Komposition

Beitragvon tortitch » Di 26. Feb 2013, 18:33

Tom hat geschrieben:Die Regel ist doch nur als individuelle überhaupt zulässig - mit dem Anspruch (ich sags jetzt mal eso): Ich suche meine Stimme. Ich machs grad so, wie es mir daherkommt.

Seine Stimme zu finden und aus ihr heraus die Seelen anderer zu berühren (ich mein das ganz praktisch :flower: )
- oder übersetzt es "von einer geilen Drecksau wie Malcolm Young oder Little Richard gekickt zu werden" (ist für mich e x a k t dasselbe)
ist der verbindende Anspruch. Spaß haben. Abgehen.

Zu was sonst soll objektivierbares Regelwerk gut sein als sich daran zu reiben und seinen Weg in dieser Reibung zu gehen.

Wobei man den Regeln um sich an Ihnen zu reiben schon mitunter sehr nahe kommen . . . . . darf.

"Überspringen sie alle Felder und gehen sie auf LOS, wenn sich der Weg mühelos vor ihren Augen bahnt" . . gilt natürlich immer.


Na ja, zumindest machst du dich damit nicht der Differenzierung verdächtig.

buttrock

Re: Amateure und Komposition

Beitragvon buttrock » Di 26. Feb 2013, 18:36

tortitch hat geschrieben:
buttrock hat geschrieben:Ich sag das ja ungern, aber zumindest sowas wie ne "Best Practice" gibts doch schon, zumindes wenn man sich auf bestimmte Genres mal beschraenkt. Wenn ich ne Punknummer mit 11 verschiedenen Riffs und Tempi schreibe wird das im Allgemeinen nicht so zuenden. Bei ner "Powerballade" lass ich die Strophen zu lange laufen und steiger mich im Refrain nicht: Fail. usw und so fort. Es gibt halt sehr unterschiedliche Musik die sehr unterschiedlichen Gepflogenheiten und Erwartungen beim Hoerer unterworfen ist, dass ich das nicht wirklich als Einschraenkung empfinde. Bewusstes Experimentieren oder gar "Avantgarde" mal aussen vor.


Darf man das so zusammenfassen: Ohne Regeln keine Genres?

Darauf wollt ich nicht wirklich raus, ehr darauf was ich unter diesen ominösen "Regeln" verstehe. Nämlich sowas wie tradierte Anhaltspunkte was funktionieren könnte und was nicht. Die Genres hab ich nur ins spiel gebracht umdeutlich zu machen wie sehr diese "Regeln" vom Kontext abhängig sind.

tortitch

Re: Amateure und Komposition

Beitragvon tortitch » Di 26. Feb 2013, 18:39

buttrock hat geschrieben:
Darf man das so zusammenfassen: Ohne Regeln keine Genres?

Darauf wollt ich nicht wirklich raus, ehr darauf was ich unter diesen ominösen "Regeln" verstehe. Nämlich sowas wie tradierte Anhaltspunkte was funktionieren könnte und was nicht. Die Genres hab ich nur ins spiel gebracht umdeutlich zu machen wie sehr diese "Regeln" vom Kontext abhängig sind.[/quote]

Genau.

Nicknack

Re: Amateure und Komposition

Beitragvon Nicknack » Di 26. Feb 2013, 18:46

Multitone hat geschrieben:... Keine Ahnung von sonstwas können sich aber nur Leute erlauben, die ihr Genre quasi selbstreferenziell erfunden haben, wie AC/DC, Clapton, Stones und Konsorten. Gerade die haben aber trotzdem alles drauf, was zwischen 1930 und 1970 zwischen Chicago und London je gespielt wurde.


Also, sorry, das die genannten Künstler ihr Genre selbst erfunden haben, kannst Du ja wohl nicht wirklich glauben oder meinen.

Und das die "alles drauf haben", wage ich ebenfalls zu bezweifeln.
Gehört haben sie's, logo, und teils dreist kopiert (was ich ok finde).
Aber spielen können die bei weitem nicht alles.
Wozu auch?

Wo Du m.E. Recht hast, die Leute kennen Songs und haben gelernt, wie Songs funktionieren.
Aber sowas von.

Cheers,

Nick

buttrock

Re: Amateure und Komposition

Beitragvon buttrock » Di 26. Feb 2013, 18:46

tortitch hat geschrieben:
Gamma hat geschrieben:Ich denke schon! Denn das was man in einem Genre macht, oder nicht macht bestimmt es bis zu einem bestimmten Grad! Wenn in einem Reggae-Song der Bass auf der eins einsetzt, gilt das als Spielfehler! ;-)


Was mich gedanklich dabei eigentlich bewegt, ist die Frage, ob man auf der Abstraktionsleiter noch eine Stufe weiter nach oben darf: Ohne Regeln keine Musik.
Tom und Butt zum Beispiel sind, wenn ich mich nicht irre, der Auffassung, dass es auf DIESER Ebene keine Regeln mehr gibt. Sie möchten jede von Menschen organisierte Abfolge von Geräuschen als Musik gelten lassen (insofern die Produzenten oder die Rezipienten diese Geräuschabfolge intentional als Musik erfassen).
Ich teile diese Auffassung nicht ganz.


Ich meine nicht das keine Regeln mehr gibt. Wenn es dieser Situation kommt dass da Produzenten und Rezipienten sich darüber einig sind, dass da Musik gemacht wurde, haben sich in dieser Situation gewisse Regeln oder Merkmale manifestiert. Der Produzent hat ja die Geräusche organisiert nach irgendwelchen Prinzipien und der Hörer hat das als etwas wahrgenommen was nicht nur Zufällig ist. Ob diese Regeln jetzt "Kontrapunkt" oder "ich will dazu tanzen" oder "es fickt das system" heissen, bleibt bei mir offen und wertfrei.
Zuletzt geändert von buttrock am Di 26. Feb 2013, 18:47, insgesamt 1-mal geändert.

Gamma

Re: Amateure und Komposition

Beitragvon Gamma » Di 26. Feb 2013, 18:47

Ach, Nick! Heute ist Dienstag, gelle?

Nicknack

Re: Amateure und Komposition

Beitragvon Nicknack » Di 26. Feb 2013, 18:57

Gamma hat geschrieben:Ach, Nick! Heute ist Dienstag, gelle?

Bei mir schon.

Nicknack

Re: Amateure und Komposition

Beitragvon Nicknack » Di 26. Feb 2013, 19:03

Regeln und Genres?
So
Post-feminism-grindcore?
Deconstruction-grunge-funk?
Neo-Gothic-Waste-Metal?
Psychedelic-emo-polka?
:mrgreen:

Wenn keine cleane Fender chickenpickt und der Bass nicht root-fifth-t, isses auch kein Country?

Genres sind für Kritiker, Journalisten, Plattengesellschaften, Schallplattenläden (immer wieder geil, was die wo hin sortieren), feiges Publikum und Coverbands.
Mit der eigentlichen Musik haben Genres m.E. nix zu tun.

Cheers,

Nick

tortitch

Re: Amateure und Komposition

Beitragvon tortitch » Di 26. Feb 2013, 19:08

@Butt
Ich dachte mir das so:
Es gibt Regeln, die Genres voneinander abgrenzen. Das sind sehr "weiche" Regeln und diese Regeln ändern sich mit der Zeit, dennoch kann ich, wenn ich ein bestimmtes Genre bedienen möchte, nicht alles machen, was ich will. Das hast du beschrieben.

Nun könnte man verallgemeinern: Es gibt Regeln, die Musik von Nicht-Musik abgrenzen. Und ich dachte, dass du SOLCHE Regeln ablehnst.

tortitch

Re: Amateure und Komposition

Beitragvon tortitch » Di 26. Feb 2013, 19:15

Nicknack hat geschrieben:Mit der eigentlichen Musik haben Genres m.E. nix zu tun.


Nick


Das halte ich für einen Mythos. Schau dir - z.B. hier im Forum - an, wie Genres mit bestimmten Soundvorstellungen verknüft sind. Schau dir mal die Distribution von Powerchords und "Jazzakkorden" (der Name allein schon!) auf die Genres an. Schau dir die Kleiderordnung in Wacken an (die AUF der Bühne). Das reicht sogar bis in Gear-Fragen: Welcher Amp für welches Genre...
Die Mär vom "guten" (sprich: den Genre-Zwängen den Arsch entgegenreckenden)Musiker und vom "bösen" (sprich: genre-bornierten) Musik-Verwerter, Journalisten, Plattenladeninhaber etc. ist ein Schmarrn.

buttrock

Re: Amateure und Komposition

Beitragvon buttrock » Di 26. Feb 2013, 19:38

tortitch hat geschrieben:@Butt
Ich dachte mir das so:
Es gibt Regeln, die Genres voneinander abgrenzen. Das sind sehr "weiche" Regeln und diese Regeln ändern sich mit der Zeit, dennoch kann ich, wenn ich ein bestimmtes Genre bedienen möchte, nicht alles machen, was ich will. Das hast du beschrieben.

Nun könnte man verallgemeinern: Es gibt Regeln, die Musik von Nicht-Musik abgrenzen. Und ich dachte, dass du SOLCHE Regeln ablehnst.

Den ersten Teil kann man so stehen lassen.
Die Frage was nun Musik oder Nicht-Musik ist, ist für mich halt nicht mit Regeln zu beantworten. Das geht in den Fällen, bei denen die Frage relevant wird, da nämlich wo das nicht so direkt entscheidbar ist nicht über Regeln sondern für mich nur über einen Prozess. Nenn es von mir aus Diskurs oder Dialektik oder sonstwas. Bei den meisten Sachen sind wir uns doch eigentlich einig, dass es Musik ist. Die Aussage zB "Free Jazz/Techno/Volksmusik ist doch keine Musik" wird doch meistens nur als krasse Negativ-Wertung verwendet und das lehne ich tatsächlich entschieden ab.

Nicknack

Re: Amateure und Komposition

Beitragvon Nicknack » Di 26. Feb 2013, 19:40

tortitch hat geschrieben:
Nicknack hat geschrieben:Mit der eigentlichen Musik haben Genres m.E. nix zu tun.


Das halte ich für einen Mythos. Schau dir - z.B. hier im Forum - an, wie Genres mit bestimmten Soundvorstellungen verknüft sind. Schau dir mal die Distribution von Powerchords und "Jazzakkorden" (der Name allein schon!) auf die Genres an. Schau dir die Kleiderordnung in Wacken an (die AUF der Bühne). Das reicht sogar bis in Gear-Fragen: Welcher Amp für welches Genre...

Na eben - danke für die schönen Beispiele.
:laughter:
Und was hat das nun wirklich und ernsthaft mit Musik zu tun?
Sicherlich erleichtern Genre-Begriffe mtunter sinnvoll eingesetzt die Kommunikation über Musik.
Man kan auch fein mit so etwas spielen (warum schleiche ich wohl seit Jahrzehnten um ein Shure SH 55 herum?)
Aber beim Musikmachen finde ich derlei eher hinderlich.

Die Mär vom "guten" (sprich: den Genre-Zwängen den Arsch entgegenreckenden)Musiker und vom "bösen" (sprich: genre-bornierten) Musik-Verwerter, Journalisten, Plattenladeninhaber etc. ist ein Schmarrn.

Von gut und böse habe ich nicht gesprochen.
;)

Mich belustigt diese Genre-Kram, wenn er ernsthaft und exzessiv betrieben wird, lediglich.
Das halte ich nämlich letztlich für Muckerpolizei und/oder die pubertäre (und in diesem Alter entwicklungspsychologisch sinnvolle) Abgrenzung von oder Affirmation zu bestimmten Gruppen über kulturelle Phänomene (Dresscodes, Labels, Marken, Musik, Filme, Bücher etc.).

Könnte ja beispielsweise sein, dass ich nach Wacken fahren würde (als Gast oder um zu spielen).
Aber mit Sicherheit würde ich dort nicht mit bloßem Oberkörper, oder im Mucle-Shirt oder Camouflage-Cargo-Bermudas herumlaufen, weil ich so eine Kluft nun mal nicht mag, nicht schön finde.

Cheers,

Nick

tortitch

Re: Amateure und Komposition

Beitragvon tortitch » Di 26. Feb 2013, 20:27

Nicknack hat geschrieben:Von gut und böse habe ich nicht gesprochen.

Hand auf's Herz - wie soll man das hier sonst verstehen?:

Genres sind für Kritiker, Journalisten, Plattengesellschaften, Schallplattenläden (immer wieder geil, was die wo hin sortieren), feiges Publikum und Coverbands.
Mit der eigentlichen Musik haben Genres m.E. nix zu tun.

Lieben Gruß und gute Nacht für heute.

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Re: Amateure und Komposition

Beitragvon Spanish Tony » Di 26. Feb 2013, 21:05

Gute Nacht, Jim-Bob!


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