Tom hat geschrieben:Multitone hat geschrieben:Einfacher: Gibt es gemeinhin anerkannte "gute" Gitarristen, die eines der Kriterien oder mehrere nicht erfüllen?
Diese Frage impliziert eines oder mehrere Auschlusskriterien . Etwa: "wenn Gitarrist XY so geile Riffs spielt, kann er garnicht virtuos sein." Diese Limitierungen gilt es auszumerzen.
1. Technische Virtuosität: nicht notwendig. Trifft ja voll in das allgemeine Klischee von Gitarristen.
Auch in technischer Hinsicht ist z.B. Keith Richards virtuos. Sein Stil ist technisch anspruchsvoll, wenn man das Kriterium heranzieht, daß es genau so klingen soll wie bei ihm. Virtuosität wird hier eng, einseitig und eingeschränkt diskutiert. Im Grunde wird meist bloße Geschwindigkeit als Virtuosität verstanden. Das ist natürlich ein Riesenschmarrn und mühelos zu widerlegen.
2. Erfinden von Riffs: Es geht fast immer auch ohne. 1:0 für Holdsworth gegen Page.
Holdsworth spielt Riffs, allerdings auf einer anderen Ebene als Page.
3. "schöne" Soli spielen: Schwierig. Sprachlich zu unpräzise, aber eher nein? Sind Scofield-Soli schön? Was ist schön? Was ist Kunst? Muss Kunst weh tun? Darf sie es? Muss sie es?
Genau.
t.b.c.
Oh, völliges Missverständnis. Mir ging es darum, auf welche Eigenschaft auf KEINEN Fall verzichtet werden kann, wenn es um das Konstrukt "guter Gitarrist" geht. Es ging also NICHT um Ausschlusskriterien! Das ist ja nicht dasselbe.
Fakt ist, es gibt wohl als gute Gitarristen bezeichnete Spieler, die nicht virtuos sind, auch nicht in dem von Dir dargestellten weiteren Sinne. Womit dieses Kriterium weiterhin als konstruktstiftend nicht zählen würde.
(Wobei es aus meiner Sicht ein Zirkelschluss ist zu sagen, Keith ist deshalb virtuos, weil er so klingen will, wie er klingt und das auch hinkriegt. Das ist ja wenig überraschend. Das trifft auf jeden anderen Gitarristen, auch absolute Anfänger, dann ebenso zu, wenn man ihn frei nach Schnauze spielen lässt.)
Dass Du auf die Provokation mit Holdsworth und Page anspringen würdest, darauf habe ich schon gestern vor meinem geistigen Auge einen Fuffi gegen mich gewonnen.

Wenn ich genau drüber nachdenke, ist Humor bei guten Gitarristen übrigens auch wichtig. Frickler wie Mattias Eklundh und Kaputtspieler wie Zappa als zwei Extrembeispiele sind ja nur deshalb Künstler und nicht unerträgliche Fiedler, weil sie versuch(t)en, ihre und die Grenzen des Publikums auszuloten und sich, die Musik und die Welt dabei nicht zu ernst zu nehmen.