Beitragvon Nicknack » Mi 17. Jul 2013, 19:24
Ich versuche mal grundsätzlich, miene Sicht der Dinge darzulegen:
Wisse, was Du tun willst,
wisse, wie Du arbeiten willst,
wisse, was Du brauchst,
wisse, was Du wirklich für das komplette System ausgeben kannst und willst.
1. "Würde ungern am Ende nen Haufen Kohle in Quatsch investiert haben."
Wirst Du sowieso. So ist das bei Home-Recording eben. Leb damit.
2. Man überlege bitte, ob man als Amateur-Home-User wirklich meint, mit Superduper-Profi-Zeugs arbeiten zu müssen.
Mir ist ein 16-Kanal-Recording-Setup, dass ich schnell und einfach bedienen kann, viel lieber als ein 256-Kanal-Multieffekt-Plugin-Monster, wo ich bei jedem dritten Handgriff ins Manual oder die Hilfe gucken muss.
3. Microsoft haut wahrgenommen unfertige Produkte heraus.
Tatsächlich handelt es sich meist um Probleme mit bestimmten Treibern oder Hardware-Komponenten, die oft einfach noch zu neu oder zu speziell sind, um in der aktuellen Windows-Distribution entsprechend berücksichtigt zu sein.
Apple haut in realitas veraltete und immer proprietärer werdende Technologien zu Wahnsinnspreisen raus (z.B. kein USB3 in aktuellen Rechnern? Kein "Save as..." mehr als betriebssytemstandard?
Das kann ja wohl nur ein Witz sein).
Ein unfertiges Produkt kann reifen.
Veraltete Technologie bleibt veraltet, proprietäre bleibt proprietär.
ABER: Veraltete und proprietäre Technologie, die ihren Job macht, wäre mir lieber als topmodernes, superoffenes Zeug, das immer herumzickt.
4. Windows hatte immer schon die Herausforderung zu meistern, auf einer unübersehbaren Vielfalt von Hardwarekonfigurationen "laufen zu müssen".
Apple hatte immer schon en Vorteil, Hardware und Betriebssystem aus einer Hand anzubieten, was der Betriebssicherheit naturgemäß gut tut.
Ich benutze im (Berufs-)Alltag nach wie vor Windows XP Professional und bin nach wie vor begeistert - das beste Windows, dass ich seit 1992 gesehen und benutzt habe. Die folgenden Windows Versionen konnten alle _nichts_ Neues, was ich gebraucht hätte und nichts besser als XP.
Das alte Mac OS 9 habe ich ebenfalls geliebt.
Mit Mac OS X fing der Apple an, für mich immer uninteressanter zu werden, weil das eben nicht mehr "einfach immer lief".
5. Apples lassen sich nur bedingt und begrenzt upgraden und auf einen bestimmten Einsatzzeck hin optimieren. Das ist bei PCs kein Problem.
Zudem sind die Upgrade-Kosten bei Macs deutlich höher als beim PC
Da gilt wieder: Wisse, was Du brauchst.
6. Es lohnt sich nicht nur preislich, sich im OpenSource/Linux-Feld umzusehen. Das spricht für die PC-Plattform.
7. Eine Audio-Rechner würde ich grundsätzlich genadenlos auf seinen einzigen Einsatzzweck, nämlich Audio, hin optimieren.
Mein Audio-Rechner beispielsweise hat zwar eine Netzwerkkarte, weil sie fest eingebaut ist. Aber sie ist dekonfiguriert, also betriebssystemtechnisch inexistent.
Denn ich brauche kein Netzwerk für Audiogeschichten und den Zeitfresser und Virenherd Internet schon mal gleich gar nicht.
Auf den Rechner befindet sich keine Software und kein Programm, welches nicht definitiv für die Audiogeschichten erforderlich ist.
Und wenn das System einmal so läuft, wie es laufen soll:
No Updates, no upgrades - never change a running system.
Ich habe für meinen Audio-Rechner eine zweite Festplatte, die ihn zum "normalen" Rechner mit Office, Datenbanken, Internet und wasweissich macht.
Andere Platte einstöpseln, einmal neu booten, und fertig ist die Laube.
Viren? Versehentliches Löschen? Speicherplatzprobleme? Resourcenkonflikte? Da sagt mein Audio-System: Kennichnich.
8. Reales ist immer besser als virtuelles:
Realer Arbeitsspeicher ist besser als RAM-Disks oder Swapspace.
Weniger reale Prozessorkerne sind besser als viele emulierte.
Reale Bus-Bandbreiten sind besser als Kompressionsalgorhytnmen.
Et cetera.
Denn alles, was softwareseitig emuliert werden muss, frisst Arbeitsspeicher und Prozessorleistung.
Also soviel RAM wie möglich (hier hatte der PC die Nase immer schon weit vor dem Apple), die schnellste und leisteste Platte, die bezahlbar ist (dass heisst heute immer SSD), und den schnellsten Prozessor, der noch bei vertretbaren Lautstärken kühlbar ist.
9. Betriebslautstärke: Jeder überprüfe für sich, ob der Rechner selbst nicht außerhalb des Aufnahmeraumes untergebracht werden kann. Die Peripherie (Monitore, Maus, Tastatur) würde dann entweder mit langen Kabeln angeschlossen oder man arbeitet mit einem Kleinstrechner im Aufnahmeraum, der nur als Remotedesktop den großen Jockel steuert.
Das ist oft einfacher, billiger und effizienter als aufwendige Schalldämmung.
10. Denkt auch hard- und softwaremäßig an Backup und Recovery.
Bevor ihr mit den ersten richtigen Aufnahmen anfangt, macht von dem einwandfrei laufenden System zunächst einmal ein Festplatten-Abbild. Überprüft dann, ob ihr das problemlos auf eine neue Platte aufgespielt bekommt (für den Fall eines Festplattenschadens).
Sichert Arbeitsdaten regelmäßig auf einem anderen Plattensystem weg - idealerweise nach JEDER Aufnahme- oder Mixingsession.
Nutzt offene, non-proprietäre Dateiformate, wo immer möglich.
Soweit die Basics, wie ich sie sehe.
Was die Laptop vs. Desktop-Frage angeht:
Ein Laptop ist geil, weil's mobil ist - nicht die Musik kommt zum Rechner, der Rechner geht zur Musik, wie es eigentlich sein sollte.
Aber geringe Bildschrimgröße, mangelnde und/oder teure Erweiterungsmöglchkeiten sowie oft geringere Performance im Vergleich zu Desktops sowie der höhere Preis sind stichhaltige Argumente dagegen.
Meine Thinkpads konnten schon 1992 "Dual head", also zwei verschiedene Bilder auf dem internen und einem externen Bildschirm anzeigen.
Für Mixing ist Multi-head sehr gut, weil effizient, für's Tracking nett, aber nicht so wichtig.
Tja, Windows oder Mac?
Mein Audio-Rechner ist ein G5-Mac, den ich geschenkt bekommen habe.
Billiger geht's nicht. Er tut's.
Müsste ich heute einen neuen Audio-Rechner anschaffen, wäre es ein PC.
Höchstvermutlich mit LINUX und OpenSource-Software.
Oder XP Pro.
Ich sehe es nicht ein, für ein bombastisches Marketing, veraltete und immer proprietärer werdende Technologie die Apple-Preise zu zahlen.
Schicker aussehen tut das Zeug, keine Frage.
Aber ich kann PCs montieren und konfigurieren.
Da weiss ich wenigstens genau(er), was ich da habe.
Und wer schuld ist, wenn's crasht - in aller Regel nämlich ich.
Cheers,
Nick